Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Petrus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstand in Springe nördlich der Bahnlinie Hannover–Altenbecken ein neues Wohngebiet am Ebersberg. Die St.-Andreas-KG Springe erwarb hier 1964 an der Ecke Kurzer Ging/Johann-Heinrich-Schröder-Straße ein Grundstück, um ein Gemeindezentrum für den neuen Stadtteil zu erbauen. Die Planungen sahen Pfarrhaus, Gemeindehaus und Kirche mit Turm vor.1 Die Bauarbeiten an Gemeinde- und Pfarrhaus begannen 1969 und im gleichen Jahr errichtete das LKA Hannover eine dritte Pfarrstelle in Springe, die P. Heinz Bettauer (amt. 1970–1988) übernahm.2 Er war für das Wohngebiet am Ebersberg zuständig.
Zum 1. Januar 1971 trennte sich der Pfarrbezirk von der Muttergemeinde St. Andreas und das Landeskirchenamt errichtete die eigenständige „Ev.-luth. St.-Petrus-KG Springe“, auch genannt „St. Petrus am Berge“; von ihrer Muttergemeinde übernahm sie die 1969 errichtete dritte Pfarrstelle.3 Am Sonntag Misericordias Domini 1971 (25. April) weihte die neue Gemeinde ihr Gemeindehaus ein. Der Bau der geplanten Kirche konnte aus finanziellen Gründen zunächst nicht verwirklicht werden. Die Petrusgemeinde zählte bei ihrer Gründung rund 3.500 Gemeindeglieder. 1978 begründete das Landeskirchenamt eine zweite Pfarrstelle, die P. Ulrich Kusche (amt. 1978–1981) übernahm.4 Mit dem Pfarr- und Gemeindehaus Spenner Brink, erbaut 1980, entstand im Süden des Gemeindegebiets ein zweites Zentrum der Gemeindearbeit. Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle war seit 1996 auch für die vakante KG Altenhagen I zuständig.5
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die Petrusgemeinde Springe Kontakte zur Kirchgemeinde Briesnitz in Dresden; erste gemeinsame Treffen fanden 1986 statt.6 Im Jahr 1988 gründete sich der Kinder- und Jugendchor St. Petrus, der u. a. mit mehreren Musiktheaterprojekten überregional bekannt wurde (1992: Krabat, 1996 Farmer Giles of Ham, 1998: Cupid and Death, 2000: Savonarola) und mehrere internationale Konzertreisen übernahm. 2005 übernahm der Verein Quilisma die Trägerschaft des Chors.7 Seit 1990 war die St.-Petrusgemeinde Trägerin des Kinderhorts Rote Schule, der 2000 zur Kindertagesstätte erweitert wurde; um 2014/15 übernahm die Stadt Springe die Trägerschaft der Einrichtung.
In seinem Bescheid zur Visitation der Gemeinde im Jahr 1993 schrieb der LSup. des Sprengels Calenberg-Hoya: „Eine ungewöhnlich große Zahl von ehrenamtlichen Mitarbeitern engagiert sich für die Gemeinde. Die sozialen Belange des Stadtviertels sind im Blick. […] Eine erstaunliche Entwicklung hat der Kinder- und Jugendchor unter den beiden Kirchenmusikern genommen. Die Reihe ließe sich fortsetzen.“8 Im Jahr 1991 hatten KV und Gemeinde entschieden, mit Planungen zum Bau einer Kirche zu beginnen.9 Nach der Grundsteinlegung Ende Mai 1999 konnte die Gemeinde am 21. Mai 2000 ihre neue Kirche, einen zylindrischen Bau, einweihen. 2017 folgte der Bau eines neuen Gemeindehauses, das sich östlich an die Kirche anschließt. Das bisherige Gemeindehaus wurde im gleichen Jahr abgebrochen.
Gemeinsam mit der St.-Andreas-KG eröffnete die St.-Petrus-KG 2012 den Nachbarschaftsladen Doppelpunkt und etablierte damit ein gemeinwesenorientiertes, diakonisches Angebot in Springe: im Rahmen der Arbeit mit Geflüchteten entstanden 2017 beim Nachbarschaftsladen eine Handarbeitswerkstatt und eine Fahrradwerkstatt. Seit 2017 sind die beiden Springer Gemeinden St. Petrus und St. Andreas sowie die St.-Vincenz-KG Altenhagen I pfarramtlich verbunden.

Pfarrstellen

I: 1971 (übernommen von der St.-Andreas-KG Springe).10 – II: 1978–2017.11

Umfang

Springe nördlich der Bahnlinie.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1971 zum KK Springe. Bei Auflösung des KK Springe 2001 zum KK Laatzen-Springe.12

Kirchenbau

Zylindrischer Kirchenbau, nach Nordwesten und Süden Wandsegmente nach außen gerückt, ausgerichtet nach Nordwesten, erbaut 1999/2000 (Architekten: Muth + von der Lage, Hannover); nach Osten schließt sich das Gemeindezentrum an, erbaut 2017. Über dem Kirchenbau Flachdach mit umlaufendem Oberlichtband, Außenwände verklinkert, nach Südwesten bekrönt mit Kreuz. Herausgerückte Wandsegmente mit vertikalen Fensterbändern und Oberlichtern; an der Nordseite große Fensterfläche. Im Innern Wände mit Kalkstein verkleidet, weiß gestrichen; Orgelempore im Osten.

Fenster

Abstraktes Buntglasfenster nach Norden.

Ausstattung

Schlichter Altartisch, weiß. – Lesepultartige Kanzel, weiß.

Orgel

1971 gebrauchte Orgel erworben, erbaut 1960 von Karl Schuke (Berlin), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument vorher als Leihpositiv in Zellerfeld. 2000 Änderung der Disposition und in den neuen Kirchsaal versetzt, Franz Rietzsch (Hiddestorf). 2014 Überarbeitung und Änderung der Disposition, Emil Hammer Orgelbau (Hannover).

Geläut

Kein Geläut.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Bj. 1970). – Pfarr- und Gemeindehaus II, Spenner Brink (Bj. 1979/80). – Gemeindezentrum (Bj. 1971, Architektengemeinschaft Kruschewsky & Hegenscheidt, Hannover), südlich des heutigen Kirchengebäudes, 2017 abgebrochen.

Friedhof

Kommunaler Waldfriedhof Sophienhöhe (Friedhof III).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5a Nr. 348 (LSup. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 2047 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Jäger, Orgeln, S. 137.

B: Karla Ertel (Red.): Festschrift 40 Jahre St. Petrus. 1971–2011, Springe 2011; Andreas Lilge: Ortschronik Springe, Stadtoldendorf 2002, bes. S. 267–288.


Fußnoten

  1. Ertel, S. 8 f.
  2. KABl. 1969, S. 157.
  3. KABl. 1971, S. 11 f.; Ertel, S. 9.
  4. KABl. 1978, S. 7.
  5. Ertel, S. 15.
  6. Ertel, S. 19. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  7. Ertel, S. 24 f.
  8. LkAH, L 5a, unverz., St. Petrus Springe, Visitation 1993.
  9. Ertel, S. 29 ff.
  10. KABl. 1971, S. 11 f.
  11. KABl. 1978, S. 7.
  12. KABl. 2001, S. 141.