(Bis 2023 KapG der KG Wittenburg) | Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Andreas1 | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist das Dorf im Jahr 1203 als Sutherem erwähnt.2 Damals erwarb das Hildesheimer Stift St. Andreas den Zehnten des Dorfes, den es 1435 dem Kloster Wittenburg verkaufte.3 Sorsum lag im Gogerichtsbezirk Eldagsen.4 Der Go Eldagsen gehörte im 13. Jh. zum Herrschaftsgebiet der Gf. von Hallermund; 1282 erwarben die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg die Hälfte der Hallermundschen Rechte und bis spätestens 1411 waren sie in alleinigem Besitz.5 Seit der welfischen Besitzteilung von 1432 zählte Sorsum zum welfischen Teilfsm. Calenberg (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und gehörten hier zur Vogtei bzw. später Amt Calenberg.6 In französischer Zeit gehörte Sorsum von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Elze, Distrikt Hannover, Departement der Aller). Danach war der Ort, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Amtes Calenberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel er 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte Sorsum zum Lkr. Springe. Nach dessen Auflösung kam das Dorf 1974 an den Lkr. Hildesheim und wurde im gleichen Jahr nach Elze eingemeindet. Um 1813 lebten gut 220 Menschen in Sorsum, 1969 knapp 310 und 2022 rund 250.
Kirchlich gehörte Sorsum bis 1590 zum Kirchspiel Elze. Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist das frühgotische Kirchengebäude, das vielleicht auf das 12. Jh. zurückgeht.7 Zusammen mit seiner Muttergemeinde Elze wechselte Sorsum zur luth. Lehre, als Hzgn. Elisabeth († 1558) die Reformation im Fsm. Calenberg-Göttingen einführte: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.8 Im Protokoll der General-Kirchenvisitation von 1588 ist noch vermerkt, das Sorsheim – genauso wie Boitzum – zur Parochie Elze zählt.9 Zwei Jahre später kamen die beiden Kapellendörfer zum neu errichteten Kirchspiel Wittenburg. Im Calenberger Hausbuch von 1592 heißt es zu Sorsumb: „Die Capelle ist ein filia nach Wittenburg, gehoret dem Dorfe zu und gehoren dabei 8 Morgen Landes“.10 Seit 1618 war das Kirchspiel Wittenburg pfarramtlich mit Wülfinghausen verbunden, Sitz des Pfarramts war in Wülfinghausen (ab 1978 in Holtensen).
In der Sorsumer Kapelle fand vierteljährlich ein Abendmahlsgottesdienst statt, zunächst an einem Wochentag und seit der zweiten Hälfte der 1940er Jahre an einem Sonntag.11 Während der NS-Zeit gab P. Herrmann Herbst (amt. 1933–1970) in den Unterlagen zur Visitation 1940 an, dass in Sorsum „[k]irchenfeindliche Bestrebungen auf politischer Grundlage“ existierten; allerdings seien es insgesamt „nur wenige Personen, die sich in dieser Richtung betätigen“.12
Da die Sorsumer Kapelle seit 1973 auch als Friedhofskapelle genutzt wird, trägt die Stadt Elze seither die Hälfte der Bauunterhaltungskosten.13 Seit 1974 bestand ein ev. Spielkreis in der Gemeinde Sorsum, der Räumlichkeiten in der alten Schule nutzte.14 P. Hans-Christian Müller (amt. 1987–2001) beschrieb ihn 1992 als „eine starke Säule der Gemeindearbeit“.15
Seit 2001 blieb die Pfarrstelle Wülfinghausen-Wittenburg vakant und wurde seit 2003 vom Pfarramt Gestorf mitversehen (zwei halbe Stellen). Die pfarramtlich verbundenen Gemeinden Wittenburg und Wülfinghausen sowie die KapG Boitzum und Sorsum vertieften ihre Zusammenarbeit und gründeten gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft „Klosterdörfer“. 2021/22 strebten die KG Wittenburg und die KapG Sorsum eine Umgliederung in den KK Hildesheimer Land bzw. Hildesheimer Land-Alfeld an, zu der es jedoch nicht kam.16
Seit Juni 2023 gehört die KG Wittenburg zusammen mit ihren KapG Boitzum und Sorsum zur neugegründeten „Ev.-luth. GKG Eldagsen und Finiendörfer“.17 Mit Gründung der Gesamtkirchengemeinde erhielt die KapG Sorsum den Status einer Kirchengemeinde (Ortskirchengemeinde).
Kirchenbau
Kleiner Saalbau mit zweiseitigem Chorschluss, erbaut wohl im 12. Jh. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. An den Längsseiten je zwei rechteckige Sprossenfenster, in den Ostwänden je ein kleines hochrechteckiges Fenster; spitzbogiges Portal nach Süden. Im Westgiebel eingemauerte steinerne Kanonenkugel. Im Innern flache Balkendecke; Westteil als Sargkammer abgeteilt. 1603 Instandsetzung. 1714 Dacherneuerung. 1759 neue Fenster gebrochen. 1952 Renovierung. 1970/71 Renovierung, u. a. Kanzelaltar abgebaut, Orgel abgebaut, im Westteil Sargkammer eingebaut. 1997/98 Neuausmalung Innenraum, neue Ostfenster. 2005 Außensanierung und Dacherneuerung.
Fenster
In der Ostwand zwei Buntglasfenster (1997, Willi Wolter), Kreuz und Lamm sowie Kreuz und Herz.18
Turm
Über dem Westgiebel vierseitiger, kupferverkleideter Dachreiter mit sechsseitiger, geschwungener Haube, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; in der Wetterfahne Jahreszahl 1790. Nach Norden und Süden je ein rechteckiges Schallfenster. 1790 Dachreiter erneuert.
Ausstattung
Mittelalterlicher Altar mit gemauertem Stipes und Sandsteinmensa. – Grabplatte für Sophia Dorothea von Ilten († 1717), Priorin und Äbtissin in Wülfinghausen. – Grabplatte für Ilse Katharina von der Kuhla († 1743), Äbtissin in Wülfinghausen. – Ehemalige Ausstattung: Hölzerne Kanzelaltarwand (17. Jh.), zwischen je zwei Balustern polygonaler Kanzelkorb mit rundbogigen Füllungen an den Wandungen; 1972 abgebaut.19 – Zwei hölzerne Gedenktafeln (um 1920) für zwei im Ersten Weltkrieg getötete Gemeindeglieder, 1971 abgenommen, 2005 auf dem Dachboden gefunden.
Orgel
Orgelneubau 1867/68, ausgeführt von Philipp Furtwängler & Söhne (Elze), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 83); Instrument 1971 abgebaut (Kirchenrenovierung), 1972 in Wittenburg eingelagert; Denkmalorgel. 1973 elektronische Orgel Marke Philcordia erworben, 18 II/P.
Geläut
Eine LG disʼʼ (Bronze, Gj. 1894, Firma Radler, Hildesheim), Inschrift: „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren“.
Friedhof
Ehemaliger Friedhof bei der Kapelle. Neuer kirchlicher Friedhof am Nordostrand des Dorfes, angelegt 1883, Eigentum der Kapellengemeinde (seit 2023 KG).
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1, Nr. 11967–11968 (Pfarroffizialsachen); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen); S 11a Nr. 8035 (Findbuch PfA).
Literatur & Links
A: 450 Jahre Reformation, S. 125; Jäger, Orgeln, S. 117; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 193–194.
B: Werner Beermann und Claus-Dieter Kruse (Hg.): Von düssen Sossenern und Wittenborgern. Historie und Geschichten. ein Entdeckerbuch (= Schriftenreihe des Elzer Heimat- und Geschichtsvereins e. V. 18), Elze 2018.
Internet: Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 134.
- UB HS Hildesheim I, Nr. 577 (vgl. auch ebd., Nr. 726); UB Wittenburg, Nr. 1 (vgl. auch ebd., Nr. 2).
- UB Wittenburg, Nr. 134.
- Spieß, Calenberg, S. 82.
- Spieß, Calenberg, S. 18 ff.
- Zur Teilung von 1432 vgl. Pischke, Landesteilungen, S. 37 ff. Der Name Fsm. Calenberg ist nicht zeitgenössisch, das Gebiet wurde als „Land zwischen Deister und Leine“ bezeichnet.
- Denkmalatlas Niedersachsen, Kapelle Sorsum.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
- Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 228.
- Lathwesen, Calenberger Hausbuch, S. 71.
- LkAH, L 5a, Nr. 403 (Visitation 1949).
- LkAH, L 5a, Nr. 403 (Visitation 1940).
- Beermann & Kruse, S. 88.
- 450 Jahre Reformation, S. 125; LkAH, L 5d, unverz., Wülfinghausen-Wittenburg, Visitation 1981.
- 450 Jahre Reformation, S. 125.
- Gemeindebrief Alferde, Boitzum, Eldagsen, Holtensen, Sorsum, Wittenburg, Wülfinghausen, Frühjahr 2023, S. 21.
- KABl. 2023, S. 43 ff.
- Bei Beermann & Kruse, S. 91, irrtümlich Pferd statt Lamm.
- Beermann & Kruse, S. 87.