Frühere Gemeinde, KapG der KG Zellerfeld, ab 1996 der KG Altenau | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Petrus | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Schriftlich ist der Schulenberg erstmals 1517 als Schulenbarch belegt.1 Das Gebiet gehörte zum welfischen Teilfsm. Braunschweig-Wolfenbüttel. Der Ort Schulenberg mit seinen drei Teilen Ober-, Mittel- und Unterschulenberg entstand im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Bergbaus in der Region in den 1530er Jahren. Von 1635 bis 1788/89 zählte Schulenberg zum Kommunionharz, der unter der gemeinsamen Verwaltung der welfischen Herzöge stand; Sitz des Kommunionbergamtes war in Zellerfeld.2 Seit der weitgehenden Auflösung des Kommunionharzes 1789 gehörte Schulenberg zum Kfm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). In französischer Zeit war Schulenberg von 1807 bis 1813/14 Teil des Kantons Zellerfeld im Distrikt Osterode des Harzdepartements im Kgr. Westphalen. Seit 1815 gehörte der Ort zum Kgr. Hannover und unterstand seit 1823 der Berghauptmannschaft Clausthal, einem „bergwirtschaftlichen Sonderverwaltungsgebiet“ außerhalb der Struktur der Landdrosteien.3 Im Jahr 1842 kam Schulenberg zum neuen Amt Zellerfeld. Seit der Annexion des Kgr. Hannover 1866 zählte der Ort zum Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Schulenberg zum Lkr. Zellerfeld und 1972 zum Lkr. Goslar. 2015 wurde Schulenberg in die neu gebildeten Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld eingemeindet. Die 1702 eröffnete Schulenberger Hütte wurde 1802 geschlossen, die letzte Grube schloss 1904.4 Zur Sozialstruktur der KapG Schulenberg schrieb der Ortspastor 1958: „Meist Waldarbeiter; ungefähr zur Hälfte Heimatvertriebene“.5 Wegen des Baus der Okertalsperre mussten Unterschulenberg und ein Teil von Mittelschulenberg 1954 aufgegeben werden; die Bevölkerung übersiedelte in das seit 1953 auf dem Kleinen Wiesenberg errichtete Neu-Schulenberg, oberhalb der ursprünglichen Ortslage.6 Um 1810 lebten etwa 115 Menschen in Schulenberg, 1905 knapp 290, 1950 gut 400 und 2018 gut 290.
Kirchlich gehörte Schulenberg zur KG Zellerfeld. Wie auch in der Stadt Zellerfeld, stammten die Schulenberger Bergleute aus dem sächsischen Erzgebirge und waren im Gegensatz zum kath. Landesherrn Hzg. Heinrich II. zu Braunschweig-Wolfenbüttel (amt. 1514–1568), ev. Glaubens.7 Eine eigene Kapelle besaß Schulenberg nicht, zum Gottesdienst mussten sich die Einwohner nach Zellerfeld aufmachen.
Im Jahr 1891 wurde im Schulhaus Mittelschulenberg ein Betsaal eingerichtet.8 Zwei Jahre später, zum 10. November 1893, gründete das Konsistorium in Hannover die KapG Schulenberg, zu der neben Ober-, Mittel- und Unterschulenberg auch Festenburg und das Forsthaus Ahrendsberg zählten. Für die pfarramtliche Versorgung der neuen KapG war der zweite Zellerfelder Pastor zuständig, der auch den Vorsitz im KapV hatte.9 Der 1895 angestellte Kantor Heinrich Kippenberg war neben dem Schulunterricht auch für die sonntägliche Betstunde zuständig. In den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs fanden im Schulhaus Mittelschulenberg jährlich fünf Predigtgottesdienste statt, gehalten von den Zellerfelder Pastoren.
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich die Zahl der Gemeindeglieder in Schulenberg und P. Fritz Harries (amt. 1927–1949) führte daher einmal monatliche Gottesdienst ein.10 1952 lag die Gemeindegliederzahl bei 350.
Der Bau der Okertalsperre führte letztlich dazu, dass die KapG Schulenberg gut 60 Jahre nach ihrer Gründung ein eigenes Kapellengebäude erhielt. Während der Planung Neu-Schulenbergs hatte sich der KapV zunächst dafür ausgesprochen, erneut im Schulgebäude einen Kapellenraum einzurichten. Allerdings sei dieses Ansinnen „von der Regierung in Hildesheim mit dem Hinweis abgelehnt worden, daß Schule und Kirche grundsätzlich zu trennen seien“, wie der KapV dem LKA Hannover im November 1950 mitteilte.11 Nachdem die Dorfbevölkerung 1954 in das neue Schulenberg am Kleinen Wiesenberg umgezogen war, begann daher noch im gleichen Jahr der Bau der Kapelle St. Petrus.12 Die Harzwasserwerke hatten der KapG das Baugrundstück geschenkt und übernahmen einen Teil der Baukosten. Am 6. November 1955 versammelte sich die Gemeinde zum ersten Gottesdienst in ihrem neuen Gotteshaus. In der Kapelle fand alle zwei Wochen ein Gottesdienst statt und in seinen Antworten auf die Visitationsfragen 1958 schrieb P. Hans Grünewald (amt. 1956–1960), die „Gemeinde erfährt erst seit Einweihung der Kapelle etwas davon, was Kirche, Kirchenjahr im Gemeindeleben bedeuten“.13 Später kamen regelmäßige Gottesdienste im Eisenbahnererholungsheim Festenburg hinzu.14 Ein zeitweise geplanter Bau eines Pfarrhauses wurde nicht verwirklicht.
Zum 1. Mai 1996 wechselte die KapG Schulenberg von der KG Zellerfeld in die KG Altenau.15 Zum 1. Januar 2009 wurde die St.-Petrus-KapG Schulenberg aufgehoben; ihre Gemeindegliederzahl lag zuletzt bei 150. Rechtsnachfolgerin ist die KG Altenau.16
Umfang
Oberschulenberg, Mittelschulenberg, Unterschulenberg (geflutet) bzw. Neuschulenberg, Festenburg und Ahrendsberg (Forsthaus).
Kirchenbau
Kleiner Rechteckbau mit Anbau an Südostseite, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1954/55 (Architekt: Baurat Paul Münter, Hildesheim). Satteldach mit Dachgauben, Sakristei mit Schleppdach. Ziegelmauerwerk, verblendet mit bossierten Dolomitplatten. An den Längsseiten Rechteckfenster mit Mittelstützen, südwestliche Giebelseite mit flachbogigem Portal und acht kleinen Rechteckfenstern, angeordnet in zwei Reihen. Im Innern flache Balkendecke in Schiff und Altarraum, Südwestempore. Grundstein mit Christusmonogramm und Bauinschrift: „A[nno] D[omini] 22. Okt[ober] 1954“. Im Anbau Sakristei und Konfirmandenraum. Ursprüngliche Schieferdeckung des Daches später durch Ziegeldeckung ersetzt. 2008 Gemeinderaum neben der Orgel eingebaut.
Turm
Nordostturm über dem Altarraum. Satteldach quer zum Schiff, bekrönt mit Kreuz und Wetterfahne, Dachgaube nach Nordosten. Uhrziffernblätter in den Giebeldreiecken, an jeder Seite je zwei hochrechteckige Schallfenster.
Ausstattung
Schlichter, steinerner Tischaltar (1955). – Kupfernes Wandkruzifix hinter dem Altar (1955). – Rechts vor dem Altarraum leicht erhöhte Kanzel mit hölzerner Viertelkreisbrüstung. – Taufstein (1955), obeliskförmiger Steinsockel mit flacher Taufschale aus Messing. – Außen vor der Kirche: alter Entsilberungskessel, umgestaltet zu Brunnen.
Orgel
Zunächst Harmonium. Orgelneubau 1961, ausgeführt von Emil Hammer (Hannover), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1499).17 1977 instandgesetzt und erweitert auf 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG, I: as’, Inschrift: „Christus hat dem Tode die Macht genommen!“; II: b’, Inschrift: „Alle Zungen sollen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei“; III: des’’, Inschrift: „Bereitet dem Herren alle Wege“ (alle Stahl, Gj. 1955, Bochumer Verein).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof in Mittelschulenberg, erste Bestattung 1896, FKap (Bj. 1959).
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 12065 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 965, 967 (Spec. Landeskons.); D 108 (EphA Clausthal-Zellerfeld); S 11a Nr. 7311 (Findbuch PfA).
Literatur
A: Casemir/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Goslar, S. 180–181.
B: Karl Heinz Buchmeier: Schulenberg Chronik (Schulenberg und seine Ortsteile), Neustadt/Hessen 2016, bes. S. 94–100.
GND
10194733-1, Kapellengemeinde (Schulenberg)
Weitere Bilder
Fußnoten
- Casemir/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Goslar, S. 180. Vgl. zudem Buchmeier, S. 16 ff.
- Vgl. Römer, Kommunionharz, S. 27 ff. (mit weiterer Literatur); Kleinau, Ortsverzeichnis Land Braunschweig I, S. 130 f.; Kaufhold, Bergwerksstaat, S. 271 ff.
- Gundermann/Hubatsch, Hannover, S. 357.
- Buchmeier, S. 15 und 17.
- LkAH, L 5h, unverz., Zellerfeld, Visitation 1958.
- Buchmeier, S. 163 ff.
- Buchmeier, S. 50.
- LkAH, B 2 G 9, Nr. 2724, Bl. 5.
- KABl. 1893, S. 75.
- LkAH, L 5h, unverz., Zellerfeld, Visitation 1946.
- LkAH, B 2 G 9, Nr. 2724, Bl. 1 (Schreiben des KapV Schulenberg an das LKA Hannover, 06.11.1950).
- Buchmeier, S. 96 ff.
- LkAH, L 5h, unverz., Zellerfeld, Visitation 1958.
- LkAH, L 5h, unverz., Zellerfeld, Visitation 1964.
- KABl. 1996, S. 123.
- KABl. 2008, S. 249 f.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 166.