Sprengel Lüneburg, KK Winsen (Luhe) | Patrozinium: Sixtus und Sinnitius (Sinicius)1 | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist der Ort erstmals 937 als Rhamaslahun erwähnt.2 Bei den vermeintlich älteren Nennungen – 842 als Hromesloa und 864 als Romesloa – handelt es sich um Fälschungen aus der Zeit um 1010.3 Das Dorf Ramelsloh zählte zum 1235 gegründeten Hzm. Braunschweig-Lüneburg. Bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 kam es zum Fsm. Lüneburg (ab 1705 Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).4 Im Fsm. Lüneburg gehörte Ramelsloh zur Großvogtei Winsen (vormals Großvogtei Lüneburg, Sitz wohl um 1371 nach Winsen verlegt), aus der später das Amt Winsen an der Luhe hervorging (1503 genannt).5 Von 1810 bis 1813 gehörte Ramelsloh zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Winsen, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt Winsen, kam 1852 zum kurzlebigen Amt Pattensen, das 1859 wieder im Amt Winsen aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Ramelsloh 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Kr. Winsen, der 1932 im Lkr. Harburg aufging. 1972 wurde Ramelsloh in die Gemeinde Seevetal eingemeindet. Zur Struktur des Kirchspiels schrieb der Ortspfarrer 1961: „Soziale Differenzen sind kaum noch vorhanden, weder zwischen großen und kleinen Bauern, noch zwischen Einheimischen und Vertriebenen.“6 Um 1810 lebten knapp 235 Menschen in Ramelsloh, 1909 etwa 645, 1946 fast 1.045 und 2022 gut 2.045.
Mitte des 9. Jh. soll Ebf. Ansgar von Hamburg-Bremen (amt. 831/48–865) auf dem Besitz der matrona Ikia im Wald Hramesloa ein Stift gegründet haben. Bei den urkundlichen Belegen dafür handelt es sich jedoch um Fälschungen, die aus dem frühen 11. Jh. stammen.7 In der Lebensbeschreibung Ansgars, der zwischen 865 und 876 verfassten Vita Anskarii, sind weder die Dame Ikia noch das Stift Ramelsloh erwähnt.8 Ausgeschlossen werden kann eine Gründung durch Ansgar jedoch nicht. Urkundlich nachweisbar ist das Stift erstmals im Jahr 937; es lag im Bistum Verden, unterstand jedoch dem Bremer Erzbischof. Pfarrrechte besaß die Stiftskirche nicht; das Dorf Ramelsloh war nach Pattensen (Winsen) eingepfarrt. In der Kirche lassen sich in vorref. Zeit mehrere Nebenaltäre und zehn Vikarien nachweisen.9 Im 15. Jh. zählte das Stiftskollegium insgesamt 13 Mitglieder, nicht alle der Stiftsherren wohnten jedoch in Ramelsloh. Die residierenden Stiftskanoniker (und die Vikare) lebten in Wohngebäuden (Kurien) rund um die Stiftskirche und führten jeweils einen eigenen Haushalt.10 Zur Zeit der Reformation existierten fünf Kanoniker- und sechs Vikarshäuser im Stift Ramelsloh. Ältestes erhaltenes Ausstattungsstück ist eine Glocke, die der Ramelsloher Stiftsherr Johann Sasse 1427 gestiftet hat. Etwas jünger sind die drei mit Glasmalereien geschmückten Chorfenster, die aus dem Jahr 1488 stammen. Sie sind „die bedeutendsten Kunstwerke der Kirche und gelten hinsichtlich ihrer Farbenpracht und künstlerischen Gestaltung als einmalig“.11 Das mittlere Fenster zeigt die Kirchenpatrone St. Sixtus, St. Sinicius und St. Ansgar.
Im Fsm. Lüneburg betrieb Hzg. Ernst I. († 1546), später der Bekenner genannt, seit 1527 die Einführung der luth. Lehre. Das in diesem Jahr gedruckte Artikelbuch diente dabei, obwohl die Landstände es abgelehnt hatten, als Leitfaden.12 Im Jahr 1529 besuchte Hzg. Ernst das Stift Ramelsloh und ordnete an, einen luth. Prediger einzusetzen.13 Das Stift weigerte sich, den Prediger zu bezahlen und der Herzog beschlagnahmte daher einen Teil der Stiftseinkünfte. Das Lüneburger Pfründenregister von 1534 listet die Namen der Stiftsherren – unter ihnen der Reformator Gottschalk Kruse (um 1499–1540) als Thesaurar – und der Vikare auf, nennt jedoch keinen Prediger.14 1540 legten beide Seiten den Streit bei und schlossen einen Rezess, der das Verhältnis zwischen dem nun luth. Stift und dem Landesherrn regelte.15 Er galt bis zur Aufhebung des Stifts im Jahr 1863.16 Der Rezess legte u. a. fest, dass der Landesherr nach dem Tod aller 1540 lebenden Kanoniker allein über die Vergabe der Stiftspfründen entscheiden könne. Hinsichtlich des Ramelsloher Predigers heißt es, er solle vorerst aus den Einkünften des nächsten freiwerdenden Kanonikats bezahlt werden und mittelfristig solle das Kapitel seinen Unterhalt übernehmen.17 Erster namentlich bekannter luth. Prediger des Stifts war P. Conradus Bergius (amt. 1543–1546). Das Dorf Ramelsloh blieb weiterhin nach Pattensen (Winsen) eingepfarrt. Das Protokoll der Generalvisitation 1568 nennt P. Wesel Biesterfeld (amt. 1554–1578) als Stiftspfarrer; er sei äußerst gebildet und sein Leben und sein Charakter ließen nichts vermissen (Apprime doctus et in cuius vita ac moribus nihil desideretur). Über sein Kirchspiel klagte er nicht, weil „es fast in die kirchmawr geschlossen leichtlich ist beschicket“.18 Das Schiff der Stiftskirche stürzte Ende des 16. Jh. ein und wurde neu errichtet. Aus dem Jahr 1630 hat sich eine Zeichnung der Kirche erhalten.19
Beginnend mit P. Martin Baumgarten (amt. 1624–1664) ist die Reihe der Ramelsloher Pastoren lückenlos bekannt. Seit P. Conrad Balthasar Volckmann (amt. 1664–1709) waren sie jeweils Mitglied des Stiftskapitels (seit 1699 als Subsenior).20 In P. Volckmanns lange Amtszeit fiel 1684 auch der Wechsel des Dorfes Ramelsloh aus der Parochie Pattensen (Winsen) zur Parochie der Stiftskirche; im gleichen Jahr setzen die Kirchenbücher ein.21 Sein Epitaph findet sich noch heute in der Ramelsloher Kirche. Justus Johann Kelp, Stiftsherr in Ramelsloh von 1695 bis 1720, „schuf sich einen Namen als Historiker, dessen Interesse vor allem dem Sammeln und Bewahren von Quellen zur Geschichte der Herzogtümer Bremen und Verden galt“.22 Der in vorref. Zeit gegründete Ramelsloher Kaland (Bruderschaft) hieß nach der Reformation Gilde. Gegen einen Jahresbeitrag übernahm die Gilde seit 1658 die Bestattungen; um 1800 gehörten ihr „alle Hauswirte des Ortes mit ihren Frauen an“.23
Seit 1836 lag die Aufsicht über das Stift bei der Klosterkammer Hannover, die mit Aufhebung des Stifts 1863 auch Eigentümerin der Stiftskirche wurde.24 Letzter Stiftsprediger war P. Albrecht Wilhelm Christoph Meyer (amt. 1830–1877). 1865 bat der KV Ramelsloh um die Instandsetzung der baufälligen Kirche, ab 1877 war ein Neubau im Gespräch.25 1887 schließlich ließ die Klosterkammer das alte Kirchenschiff abbrechen und einen neugotischen Neubau mit Westturm errichten; auch die Sakristei wurde abgetragen und neu erbaut, ebenso das Chorgewölbe. Allein die Chormauern blieben erhalten. Während der Bauzeit diente die Pfarrscheune als Interimskirche (erster Gottesdienst dort: 3. Oktober 1886). Am Ersten Advent 1889 weihte die Gemeinde zusammen mit P. Karl Rudolf Woltmann (amt. 1878–1895) ihre neue Kirche ein. Mit gut 570 Gemeindegliedern war Ramelsloh die kleinste Gemeinde in der Insp. Winsen (Luhe).26
Nach der Emeritierung von P. Johann Heinrich August Freund (amt. 1895–1929) blieb die Pfarrstelle Ramelsloh vakant; P. Freund wohnte weiterhin im Pfarrhaus. Die pfarramtliche Versorgung übernahm der Pfarrer der KapG Stelle (zweite Pfarrstelle der KG Pattensen (Winsen)), zudem wirkten mehrere Prädikanten in der Gemeinde. Gottesdienste fanden alle zwei Wochen statt. Über den Anfang der NS-Zeit neu gewählten KV in Ramelsloh heißt es im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ knapp: „Hat äußerlich seine Pflichten getan, ging aber innerlich wenig mit.“27
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 640 im Jahr 1942 auf rund 1.070 im Jahr 1949 an. Gleichzeitig war auch eine kleine kath. Gemeinde entstanden (1949: 70 Gemeindeglieder, 1961: monatlich zwei kath. Messen in der ev. Kirche Ramelsloh).28 Mit dem Ostgeistlichen Karlheinz Merkel (amt. 1945–1950) erhielt Ramelsloh wieder einen eigenen Geistlichen (Versehungsauftrag). Von 1948 bis 1950 unterhielt die Gemeinde kurzzeitig eine Gemeindeschwesternstation, die mit einer Diakonisse aus dem Mutterhaus Bethanien (Lötzen) besetzt war.29 Vor 1960 richtete Ramelsloh eine gemeinsame Schwesternstation mit der KG Hanstedt (Nordheide) ein.
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Ramelsloh Kontakte zur Kirchgemeinde Blankenstein (westlich von Wilsdruff) sowie den Nachbargemeinden Tanneberg und Helbigsdorf.30 Nach der Visitation 1955 schrieb der Winsener Sup., auch wenn die Gemeinde nur 910 Seelen zähle, dürfe ihr auf „gar keinen Fall […] jemals das Pfarramt entzogen werden. Dafür herrscht hier ein viel zu reges kirchliches und gemeindliches Leben“. Überdies entstünde „mit seiner uralten zentralen Bedeutung hier eine kirchliche Lücke, wenn Ramelsloh nicht Kirchdorf bliebe“.31 Stattdessen regte er an, alte Überlegungen wieder aufzugreifen, Ohlendorf nach Ramelsloh umzupfarren; erste Bestrebungen dazu lassen sich bereits 1840 belegen. Nach einer Gemeindebefragung wechselte Ohlendorf zum 1. Juni 1957 tatsächlich von Pattensen (Winsen) nach Ramelsloh.32 1961 lag die Zahl der Gemeindeglieder bei 1.435 (850 Ramelsloh, 635 Ohlendorf), 1973 bei 2.200.33 Anders als die ehemalige Stiftsgemeinde war Ohlendorf von der Hermannsburger Erweckungsbewegung des 19. Jh. geprägt; der Ohlendorfer Posaunenchor gründete sich 1875.34 Zudem bestand hier eine Gruppe der Landeskirchlichen Gemeinschaft (1962 Gemeinschaftshaus erbaut), die auch die gemeindliche Jugendarbeit übernahm. In Ramelsloh lag die Jugendarbeit in der Hand der „Ev. Jungenschaft Tyrker“.35
Anfang der 1970er Jahr gründete sich ein Aktionskreis in der KG Ramelsloh, um das kirchliche Leben in der Gemeinde zu aktivieren. Im November 1973 veranstaltete er eine „Woche der Kirche“ (Gottesdienste, Theater, Vorträge, Film, Gespräche, Musik), zu deren Auftakt Lbf. i. R. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) predigte.36 Nach der Aktion „Neu anfangen – Christen laden ein zum Gespräch“ im KK Winsen (Luhe) im Jahr 1988 bildete sich in der KG Ramelsloh ein Bibelgesprächskreis (bestand bis 2010). Im Rahmen der jährlichen „Sankt-Ansgar-Woche der kath. Kirche in Hamburg“ lädt die KG Ramelsloh zusammen mit dem kath. Dekanat Hamburg-Harburg seit Anfang der 1990er Jahre zu einem ökumenischen Abendgebet in die ehemalige Stiftskirche Sixtus und Sinicius ein.37 In seinem Bericht über die Visitation 1997 schrieb der Sup. des KK Winsen (Luhe): „Der Kirchenbesuch in Ramelsloh ist auf der oberen Skala im Kirchenkreis anzusiedeln. Eine ansehnliche, interessierte und auch interessante Gemeinde trifft sich sonntäglich zum Gottesdienst.“38
2009 gründete die Gemeinde die „St. Ansgar Stiftung Ramelsloh“; der Grundstock des Stiftungskapitals stammt aus einem Landverkauf. Ziel der Stiftung ist es, die Ramelsloher Pfarrstelle mitzufinanzieren, um sie so als volle Stelle zu erhalten (der Kreiskirchentag hatte eine Kürzung der Stelle um 25 Prozent ab 2010 beschlossen).39 Regional kooperiert die KG Ramelsloh mit den Nachbargemeinden Ashausen, Fliegenberg und Stelle (seit 2024 Ev.-luth. KGV Zwischen Elbe und Seeve).40
Umfang
Ramelsloh (bis 1684 nur Stiftsbezirk, seitdem auch das Dorf). Seit 1957 auch Ohlendorf (bislang KG Pattensen (Winsen)).41
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Salzhausen der Diözese Verden.42 – Nach der Reformation Insp. Bardowick (Sitz seit 1737/38 in Pattensen). 1752/53 zur neuen Insp. Pattensen. 1801/02 zur Insp. Winsen (Luhe). 1822/23 zur Insp. Salzhausen, 1851/52 umbenannt in Insp. Pattensen; 1924 KK Pattensen. 1925 zum KK Winsen (Luhe).43
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Eigentum der Klosterkammer Hannover. Neugotischer Saalbau mit eingezogenem, spätgotischem Chor und zweistöckigem Sakristeianbau an der Nordseite, Chor erbaut etwa in der zweiten Hälfte des 15. Jh., Langhaus und Sakristei 1887–89 (Entwurf: Eduard Leopold, Hannover, Überarbeitung durch Paul Spieker, Berlin). Satteldach, Chordach nach Osten abgewalmt, über der Sakristei Querdach mit Walm nach Norden. Ziegelmauerwerk, gestufte Strebepfeiler an Langhaus, Chor und Sakristei. Am Langhaus zweibahnige Spitzbogenfenster mit schlichtem Ziegelmaßwerk, am Chor dreibahnige; an der Sakristei zweigeschossige Fensteranordnung, nach Norden dreibahnige Spitzbogenfenster, nach Osten schmale Spitzbogenfenster, nach Westen Sakristeieingang. Im Innern flache Holzdecke im Schiff, Kreuzrippengewölbe im Chor, spitzer Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; steinsichtige Wände; spitzbogige Nischen in den Chorwänden; u-förmige Holzempore im Westen, Norden und Süden; Kapitelstube über der Sakristei. 1596 Kirchenschiff eingestürzt.44 1599–1601 Neubau des Kirchenschiffs. 1810 zwölf Strebepfeiler und Sakristei (Fachwerk) angebaut. 1887–89 Kirchenschiff wegen Baufälligkeit abgebrochen und neu errichtet; Sakristei (Fachwerk) abgebrochen und neu errichtet (Ziegel); Chorgewölbe abgetragen und neu errichtet. 1942 Chorfenster ausgebaut und im Turmaufgang untergebracht (mittelalterliche Glasmalereien).45 1947 Fenster wieder eingesetzt. 1988 Außensanierung, Fenster restauriert.
Fenster
Im Chor fünf Fenster mit Glasmalereien (1487/88, 1603/04; 1884–88 renoviert und ergänzt, Entwurf: Michael Welter, Köln, Ausführung: Königliches Institut für Glasmalerei, Berlin-Charlottenburg), nach Nordosten Mariä Verkündigung, nach Osten drei Bischöfe (Sixtus, Ansgar und Sinicius), nach Südosten Geburt Christi, darunter jeweils Wappentafeln; in den beiden Südfenstern Wappentafeln; die figürlichen Darstellungen stammen von 1487/88, die Wappentafeln von 1487/88 und von 1603/04.46 Wappenfenster in der Sakristei.
- Weihnachten
- Bischöfe
- Mariä Verkündigung
- Detail
- Detail
- Detail
Turm
Neugotischer Westturm mit flankierenden Treppentürmen, vier Giebeln und achtseitigem Schieferhelm, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn, erbaut 1887–88. Ziegelmauerwerk, verziert Friesen, an den Westecken schräggestellte, gestufte Strebepfeiler. In den Giebeln Uhrziffernblätter, darüber ausgespartes Kreuz. Im Glockengeschoss je ein spitzbogiges Schallfenster nach Norden, Süden und Westen, flankiert von zwei spitzbogigen Blendnischen, nach Osten zwei spitzbogige Blendnischen. Nach Westen spitzbogiges Portal, darüber zweibahniges Spitzbogenfenster mit schlichtem Ziegelmaßwerk, darüber zweiteiliges Spitzbogenfenster. 1988 Turmsanierung. – Westlich der Kirche freistehender Holzglockenturm mit vierseitigem Pyramidenhelm, erbaut im 17. Jh.
Ausstattung
Gemauerter Blockaltar mit neugotischem Holzretabel (1889, Entwurf: Carl Dopmeyer, Hannover), verziert mit krabbenbesetzten Wimpergen und Fialen, in der Mittelnische Kruzifix, in der linken Nische Petrus mit Schwert, in der rechten Johannes mit Kelch. – Hohe, neugotische Holzkanzel mit Schalldeckel (1889, Entwurf: Carl Dopmeyer, Hannover), an den Wandungen des polygonalen Kanzelkorbs spitzbogige Füllungen mit ornamentaler Pflanzenmalerei. – Achteckiger, pokalförmiger Taufstein (um 1900). – Holzrelief, ursprünglich farbig gefasst (um 1450), Auferweckung des Lazarus.47 – Teile des ehemaligen Altarretabels (um 1603/04?), Kreuzigungsgemälde (Öl auf Holz), Auferstehungsszene (Öl auf Holz), Abendmahlsgemälde (Öl auf Holz, Predella), fünf geschnitzte Tugendfiguren (Holz, farbig gefasst).48 – Kanzelkorb der ehemaligen Kanzel, Holz, farbig gefasst (um 1603/04?), an den Wandungen Gemälde der vier Evangelisten.49 – Steinernes Epitaph für den Stiftsherrn Joachim Dageförde († 1579), angefertigt wohl in der ersten Hälfte des 17. Jh.50 – Hölzernes Epitaph für P. Conrad Balthasar Volckmann († 1709), Inschrift: „Herrn Conrad Balthasar Volckmann, Anno 1635 den 8. October gebohren. Anno 1664 den 16. September ins Heylige Predigt-Amt getreten, in die 45 Jahr dannen der Stifts-Kirche als Pastor und Canonicus vorgestanden und dann endlich als Reverendus Capituli und Ministerii Bardovicensis wohlverdienter Senior Anno 1709 den 18. Mai selig im Herrn gestorben, aetatis 73 Jahr 7 Monate 10 Tage“. – Steinerner Grabstein für den Stiftsherrn Justus Johann Kelp († 1720) und seine Ehefrau Elisabeth Dorothea Kelp geb. von Dusterhopen, Inschrift und Allianzwappen. – Grabstein für Dorothea Margaretha Woldeken († 1771). – Hölzerne Chorbank (Ende 15. Jh.), mit mehreren geschnitzten Figuren (Petrus, Paulus, Mose, Christus, Johannes der Täufer) und Gemälden (Kreuztragung, Kundschafter mit Weintrauben, Widder und Vögel); 1889 und 1965 restauriert. – Zwei hölzerne Chorbänke (19. Jh., Entwurf: Carl Dopmeyer, Hannover). – Hölzerner Taufdeckel (18. Jh.), mit geschnitzter Darstellung Jesu Taufe im Jordan sowie zwei Putten; die Inschrift nennt Ilse Catharina Plancke und ihren Ehemann Hans Christoph, Verwandte von P. Conrad Balthasar Volckmann (amt. 1664–1709).
Orgel
Erste Orgel gestiftet von der Familie des Stiftspredigers P. Conrad Balthasar Volckmann (amt. 1664–1709), 7 Reg., Instrument seit Ende des 1780er oder 1790er Jahren unbrauchbar.51 1868 Orgelneubau, ausgeführt von Orgelbauer Martin (Lüneburg), Teile der bisherigen Orgel wiederverwendet. 1889 Instrument instandgesetzt von Orgelbauer (Folkert?) Becker (Hannover) und in die neue Kirche übernommen, 14 Reg. 1912 Orgelneubau, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 18 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 741).52 Zustand 1991: 17 (davon eine Transmission) II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen. 1999 Instandsetzung. – Chororgel, erbaut von Rudolf von Beckerath, 4 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1427), Inschrift: „anno d[omi]ni m cccc xvii in laude[m] b[ea]te marie d[omi]n[u]s i[o]h[ann]es Zassen cano[n]icus h[uius] ec[clesi]e me fundere fecit laus dei“ (Im Jahr des Herrn 1427 hat mich zum Lob der heiligen Maria Herr Johannes Sasse, Kanoniker dieser Kirche, gießen lassen. Lob [sei] Gott), Bild: Relief eines Bischofs (vielleicht St. Ansgar);53 II: h’ (Bronze, Gj. 1969, Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort Jer 22,29“; III: cis’’ (Bronze, Gj. 1969, Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher), Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden. Luk 2,14“. – Früherer Bestand: 1364 Glöckner (campanarius) erwähnt.54 1529 vier Glocken genannt. Um 1850 drei Glocken vorhanden (im hölzernen Glockenturm). Eine kleine Glocke (Bronze, Gj. 1445), Inschrift: „ave maria gracia plena d[omi]n[u]s tecu[m] m cccc in dem xxxxv“ (Sei gegrüßt, Maria, Gnadenreiche, der Herr ist mit dir. 1400 in dem 45. [Jahr])55, Glocke zusammen mit einer zweiten eingeschmolzen und umgegossen zu zwei neuen LG (Bronze, Gj. 1889, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Sursum corda“ und „Pax vobiscum“ sowie „Im Auftrag der Königlichen Klosterkammer Hannover von dem Glockengießern J. J. Radler und Söhne in Hildesheim 1889“ (Empor die Herzen. Friede sei mit Euch).56 Beide Glocken im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917).57 Zwei neue LG (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Ehre sei Gott in der Höhe“ sowie „Und Friede auf Erden“; beide Glocken im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1957/58; Vorgängerbau 1939 abgebrannt). – Gemeindehaus Ramelsloh (Bj. 1979/80). – Pfarrscheune (Bj. um 1810, 1886–89 Interimskirche, 1948–58 Pfarrwohnung, 1988 verkauft).
Friedhof
Ehemaliger Friedhof bei der Kirche, Eigentum der Klosterkammer. Kommunaler Friedhof südlich von Ramelsloh, angelegt 1971, FKap; kommunaler Friedhof im Norden von Ohlendorf, FKap (Bj. 1967); Trägerin der kommunalen Friedhöfe ist die Gemeinde Seevetal.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1543–1546 Conrad Bergius. – 1554–1578 Wesel Biesterfeld. – 1… Heinrich Köken. – 1… Nicolaus Schultz. – 1… Sebastian Brendicher. – 1… Simon Höpfner. – 1624–1664 Martin Baumgarten. – 1664–1709 Conrad Balthasar Volckmann. – 1709–1760 Franz Wilhelm Lamprecht. – 1760–1779 Johann Ulrich Schwenzel. – 1798–1830 Georg Friedrich Franck. – 1830–1877 Albrecht Wilhelm Christoph Meyer. – 1878–1895 Karl Rudolf Woltmann. – 1895–1929 Johann Heinrich August Freund.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 288–289
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 9247–9252 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 6838–6845 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1865, 1866
, 1867
(Visitationen); B 2, G 9 Nr. 2544 (Bauwesen und Baupflege); S 09 rep Nr. 1922 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7256 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1684 (unvollständig: 1766–1777)
Trauungen: ab 1709 (Lücken: 1711, 1712)
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1709 (Lücken: 1710, 1713, 1715, 1717, 1718, 1722, 1724, 1726, 1728, 1729, 1732, 1733, 1735, 1737, 1739, 1743, 1744, 1746, 1750, 1751, 1755, 1757, 1760, 1761, 1763–1781)
Taufen 1642–1669 siehe Pattensen (Winsen)
Literatur & Links
A: Gemeindebuch KK Winsen/Luhe, S. 27–29; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1105; Dolle, Klosterbuch III, S. 1271–1278; Gröll/Schirm, Kirchen und Gemeinden, S. 28–33; Manecke, Beschreibungen I, S. 273–275; Meyer, Pastoren II, S. 288–289; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 228–230; Schlöpke, Chronicon, S. 486–498 [Digitalisat]; Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 45, 55, 73, 93, 249, 364, 365.
B: Arbeitsgemeinschaft 1.150 Jahre Ramelsloh: 1150 Jahre Ramelsloh. 845–1995. Festschrift, 1995; Urs Boeck, Die Kirche in Ramelsloh, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 7 (1967), S. 114–116; Dieter Brosius: Zur Geschichte des Stifts Ramelsloh im Mittelalter, in: Lüneburger Blätter 25/26 (1982), S. 27–70; Dieter Brosius: Urkundenbuch des Stifts Ramelsloh (= Lüneburger Urkundenbuch Abt. 12; = Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter 2; = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen / Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen 37), Hildesheim 1981 [UB Ramelsloh]; Martin Ewald: 300 Jahre Kirchengemeinde Ramelsloh 1684–1984, 1984; Sabine Rambow: Ehemalige Stiftskirche St. Sixtus und Sinnitius zu Ramelsloh 1889–2014. Eine Festschrift der Ev.-luth. Kirchengemeinde Ramelsloh (= Verbesserte und ergänzte Neuauflage der Festschrift „100 Jahre rund um die Stiftskirche“, 1989), Stelle 2014; Sabine Rambow: Die ehemalige Stiftskirche St. Sixtus und Sinnitius zu Seevetal-Ramelsloh (= DKV-Kunstführer 592), München 2001; Gerhard Rieckmann: Die Personennamen der Kirchspiele Hanstedt, Pattensen und Ramelsloh im Landkreise Harburg, mit Berücksichtigung der Hofnamen, Hamburg 1954.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Kirchenanlage, Alter Glockenturm, Pfarrscheune; Wikipedia: St. Sixtus und Sinnitius (Ramelsloh).
GND
10036059-2, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Ramelsloh; 4689711-2, Evangelische Kirche Sankt Sixtus und Sinnitius (Ramelsloh).
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 264.
- MGH DD O I 11 [Digitalisat].
- Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 65.
- Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
- Zum Amt Winsen vgl. Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 6 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitation 1961.
- Vgl. zur Geschichte des Stifts Dolle, Klosterbuch III, S. 1271 ff.; Brosius, Geschichte, S. 27 ff. Siehe auch Niedersächsische Klosterkarte, Artikel Ramelsloh.
- Brosius, Geschichte, S. 28. Siehe auch geschichtsquellen.de/werk/4204.
- Brosius, Geschichte, S. 40.
- Brosius, Geschichte, S. 41 f.
- Rambow, Stiftskirche (2001), S. 15 f.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 484 und 492 ff.; vgl. auch Butt, Kirchenregiment, S. 39 ff. und S. 55 ff.
- Brosius, Geschichte, S. 47 f.
- Salfeld, Pfründenregister, S. 87; Brosius, Geschichte, S. 48 f.
- UB Ramelsloh, Nr. 198.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1273.
- UB Ramelsloh, Nr. 198: „Und damit stets ein gelerter christlicher predicant daselbs moge gehalten werden, so haben sich hochgenanter furst und capittel verglichen, das die nechstfolgende prebenda, sie gefalle in papali oder ordinario mense, soll zu der predicatur verordnet werden, dergetsakt, das das capittel die renthen darvon uffnehmen und den predicanten darvon belohnen und halten solle, das ehr sich darvon erhalten moge; mitler zeit sollen sie inen aber sunst underhalten.“
- Lange, General-Kirchenvisitation, S. 65.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 8.
- Brosius, Geschichte, S. 50.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1274.
- Brosius, Geschichte, S. 52.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1272; Rambow, Stiftskirche (2014), S. 40. Siehe zum Kaland auch Schlöpke, Chronicon, S. 496 ff. [Digitalisat].
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1274.
- Zum Neubau: Rambow, Stiftskirche (2014), S. 11 ff.
- Zur KG Ramelsloh um 1889 vgl. Rambow, Stiftskirche (2014), S. 35 ff.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 620, Bl. 16. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitationen 1942, 1949 und 1961.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 58; LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitation 1949.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitationen 1955 und 1991. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitation 1955.
- KABl. 1957, S. 98. Rambow, Stiftskirche (2014), S. 59.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitationen 1961 und 1973.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 59.
- Etwa: LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitationen 1979 und 1997.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitation 1973.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 65.
- LkAH, L 5e, unverz., Ramelsloh, Visitation 1997.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 65.
- KABl. 2024, S. 145 ff.
- KABl. 1957, S. 98.
- Burchhardt u. a., Bistum Verden, S. 34 f.
- KABl. 1925, S. 52.
- Zur Baugeschichte: Brosius, Geschichte, S. 61 ff.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 55.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 93; Rambow, Stiftskirche (2014), S. 26 ff.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 24: möglicherweise auch Grablegung Christi.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 364.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 365. Nach Rambow, Stiftskirche (2001), S. 14, stammt die Kanzel aus dem Jahr 1584.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 249.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 30.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 124.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 45.
- UB Ramelsloh, Nr. 89.
- Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 55.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S.16.
- Rambow, Stiftskirche (2014), S. 50.