Sprengel Stade, KK Verden | Patrozinium: Petrus (seit 1989)1 | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Schriftlich ist der Ort erstmals 1204 in einer Urkunde Ebf. Hartwigs II. von Bremen als villa, que dicitur Oite nachgewiesen (Dorf, das Oite genannt wird).2 Oyten lag im sächsischen Gau Wigmodi, der im 11. Jh. an das Hochstift Bremen kam; hier zählte Oyten im späten Mittelalter zum Gogericht Achim. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Hochstift Bremen säkularisiert und kam zusammen mit dem ebenfalls säkularisierten Erzstift Verden unter schwedische Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die beiden Herzogtümer und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die Hzm. Bremen und Verden erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit gehörte Oyten kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und war dann bis 1813 Teil des Kantons Achim im Arrondissement Bremen des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach kam Oyten, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Gogericht Achim (ab 1852: Amt Achim). Mit der Annexion des Kgr. Hannover wurde Oyten 1866 preußisch. Bei Einführung der Kreisverfassung kam der Ort zum Kr. Achim, der 1932 im Lkr. Verden aufging. 1963 schlossen sich Bockhorst, Meyerdamm, Oyten, Oyterdamm und Sagehorn zur neuen Gemeinde Oyten zusammen; 1968 wurde Schaphusen eingemeindet und 1972 Bassen. Besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jh. wandelte sich das dörfliche Oyten zu einem Pendlerort, dessen Bevölkerung überwiegend in Bremen arbeitet. Im Gebiet des 1862 gegründeten Kirchspiels Oyten lebten 1821 rund 1.770 Menschen, 1905 gut 3.300, 1950 etwa 6.720 und 2019 rund 15.860.
Kirchlich gehörten die Dörfer des heutigen Kirchspiels Oyten zu Achim. Bassen soll eine Kapelle besessen haben, die 1602 abgebrochen wurde. Oyten soll 1712 eine Kapelle erhalten haben, die 1786 wieder abbrannte und an die heute der Flurname Kapellenberg erinnert.3 Am Anfang der Geschichte des eigenständigen Kirchspiels Oyten stand in der zweiten Hälfte des 19. Jh. der Streit über den Standort der zu errichtenden Kirche: Die Einwohner Bassens waren mit dem vorgeschlagenen Platz in Oyten nicht einverstanden und plädierten stattdessen für einen Bauplatz etwa auf halbem Wege zwischen Oyten und Bassen. Oytener Bauern entschieden den Streit für sich indem sie der Kirche das notwendige Land für den Kirchbau schenkten.4 Am 20. Juli 1862 konnte das Gotteshaus eingeweiht werden und gleichzeitig wurde mit P. Karl Thomforde (amt. 1862–1882) der erste Pastor des neuen Kirchspiels eingeführt.5 Neben den sonntäglichen Gottesdiensten in Oyten lud P. Thomforde sowohl in Oyten als auch in Bassen zu Bibelstunden ein. Nachdem das Stader Konsistorium in Stade ihn 1882 entlassen hatte (er war „dem König Alkohol zum Opfer gefallen“, wie P. Harms später in der Pfarrchronik schrieb), zog sich die Neubesetzung der Pfarrstelle wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Oyten und Bassen drei Jahre hin.6 Erst mit P. Karl Ludwig Fitschen (amt. 1885–1900) erhielt die Gemeinde wieder einen Pastor.
Zusammen mit dem KV stellte P. Gregor Harms (amt. 1904–1914) im Jahr 1907 eine Gemeindeschwester an. Sie war für die Pflege der Alten und Kranken im Kirchspiel zuständig, arbeitete aber auch in der „weiblichen Jugendpflege (Jungfrauenverein)“ mit, wie P. Harms in der 1909 angelegten Pfarrchronik formulierte.7 Zur Mitfinanzierung der Schwesternstation gründete die KG einen Krankenpflegeverein. Auf Initiative von P. Christian Möller (amt. 1915–1932) gründete sich 1920 ein Posaunenchor.
Während der NS-Zeit hatte P. Christian Janssen (amt. 1933–1956) das Pfarramt Oyten inne. Kirchenpolitisch gehörte er zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, wie er 1946 im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab.8 Bei der Wahl des Kirchenvorstandes 1933 habe die NSDAP „den Rücktritt einiger Kirchenvorsteher“ erzwungen und Parteimitglieder an ihre Stelle gesetzt, die sich „aber in der Folgezeit aller politischen Einmischung in kirchliche Angelegenheiten enthielten“.9 Die Schwesternstation der Kirchengemeinde übernahm die NSV; im Mai 1946 kam die Station – zusammen mit jener in Bassen – wieder in kirchliche Trägerschaft (1983 aufgegangen in der Diakoniesozialstation in Bassen, seit 1998 in Oyten).10
In der Nachkriegszeit war die Einwohnerzahl des Kirchspiels stark angestiegen: 1946 setzte sich die Bevölkerung aus etwa 4.000 Einheimischen und rund 2.500 Geflüchteten zusammen.11 Die Nähe zu Bremen ließ die Einwohnerzahl auch in den Folgejahren weiter. Der Sup. des KK Verden beschrieb Oyten 1954 einerseits als „Vorstadt von Bremen“, betonte jedoch, dass die Gemeinde andererseits „aufs Ganze gesehen kirchlich“ sei.12 Das fortgesetzte Wachstum der Gemeinde führt 1957 zu Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle, die als erster P. Edmund Hoppe (amt. 1957/58–1961, anfangs als Hilfsgeistlicher) übernahm.13
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich auch die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung in den Kirchspieldörfern verändert. Die kath. Gemeinde, die 1948 etwa 250 Gemeindeglieder zählte, nutzte seit Sommer 1946 alle zwei Wochen die ev. Kirche.14 1955/56 wurde die kath. St. Matthiaskirche in Achim eingeweiht und vier Jahrzehnte später erhielt 1996 auch Oyten mit der St. Paulus Kirche ein kath. Gotteshaus (gemeinsames Pfarramt mit Achim).15 Überdies bestand in Bassen in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine freikirchliche ev. Gemeinde. In der dortigen Schule hatte der „Pastor einer luth. Freikirche aus dem Osten“ Ende der 1940er Jahre alle vier bis sechs Wochen zum Gottesdienst eingeladen; nach Einschätzung von P. Christian Janssen übte er besonders wegen der „Ausgabe von Kleidern und Paketen“ große Anziehungskraft auf die Geflüchteten aus.16 Mit Unterstützung der Wisconsin-Synode konnte die „Ev. luth. Bekenntniskirche in der Diaspora“ 1954 eine kleine Kapelle in Bassen einweihen; die Zahl der Gemeindeglieder nahm in den folgenden Jahren jedoch stetig ab.17
Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklungen hatte der KV 1952 den Bau einer Kapelle in Bassen ins Auge gefasst, blieb jedoch gleichzeitig zögerlich, da er eine Spaltung des Kirchspiels befürchtete. Würden in einer zukünftigen Kapelle regelmäßig Gottesdienste gefeiert, wäre „Bassen für alle Zeiten nicht von der Gemeinde, aber von der Kirche in Oyten getrennt“.18 In der alten Schule richtete die Gemeinde 1964 schließlich provisorische Gemeinderäume ein. 1967 schlug der KV nun selbst die Gründung einer eigenständigen KG Bassen mit einer eigenen Pfarrstelle vor. Mittlerweile habe sich eine lokale Gemeindearbeit etabliert: „Konfirmandenunterricht, Frauen- und Altenkreis, Passionsgottesdienste, Bibelwoche, Gemeindeabende, alle 14 Tage sonntägl[icher] Kindergottesdienst“.19 Überdies seien allein für Oyten zwei Pfarrstellen notwendig. Diese Pläne wurden nicht verwirklicht, wozu wohl auch die Gebietsreform beitrug, aus der 1972 eine politische Gemeinde Oyten hervorging, die deckungsgleich mit dem seit 1862 bestehenden Kirchspiel war. Die 1967 vom KV geforderte dritte Pfarrstelle, deren Notwendigkeit der Sup. nach der Visitation 1973 noch einmal unterstrichen hatte, wurde 1976 eingerichtet und mit P. Werner Barkey (amt. 1977–1996) besetzt.20
Nachdem die politische Gemeinde der KG 1978 das Grundstück der alten Schule in Bassen geschenkt hatte, wurde hier schließlich 1982 ein Gemeindezentrum errichtet.21 Gleichzeitig mit den Gottesdiensten in Oyten lud die Gemeinde fortan einmal im Monat zum Gottesdienst nach Bassen ein. Seit dem Jahr 2000 findet an den Sonntagen des Bassener Gottesdienstes in Oyten der Abendgottesdienst „2nach6“ statt, so dass ein Parallelangebot vermieden wird.22
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Landeskirchen Hannovers und Sachsens unterhält die KG Oyten seit 1959 Kontakte zur Himmelfahrtskirchgemeinde in Dresden-Leuben.23 1987 kam eine Partnerschaft mit der südafrikanischen KG Ekuhlengeni in Swart Mfolozi hinzu (KK Vryheid der ELCSA). Im Jahr 1972 eröffnete die KG Oyten einen ev. Kindergarten, der 2012 in die Trägerschaft des neugegründeten „Ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes Rotenburg-Verden“ überging.24 Neben den drei Gemeindepfarrstellen bestand zeitweise – von 2004 bis 2013 – eine weitere, vom Kirchenkreis getragene Pfarrstelle zur Seelsorge in den zahlreichen Seniorenheimen im Gebiet des Kirchspiels (1980 rund 40 Einrichtungen mit 700 Plätzen, 2014 insgesamt 16 mit fast 600 Plätzen).
Im Jahr 2002 erarbeite der KV der Gemeinde Oyten, die seit 1989 den Namen St.-Petri-Kirchengemeinde trägt, ein Leitbild mit dem Kernsatz „Wir hören gemeinsam Gottes gute Nachricht, erleben und gestalten christliche Gemeinschaft, entdecken unsere Gaben und geben davon weiter“.25 Um das gemeindliche Leben zu unterstützen gründete sich 2005/06 der Förderverein „Kirche mitten im Ort“, der seit 2009 zur Finanzierung einer Diakonenstelle für die Jugendarbeit beiträgt.26 Im gleichen Jahr richtete der Verein die gemeinnützige Wigmodi-Stiftung ein, um die kirchliche Arbeit in Oyten langfristig zu sichern. Um trotz sinkender Gemeindegliederzahlen auch das Gemeindezentrum in Bassen erhalten zu können, gründete die KG 2018 den Trägerverein „Gemeindezentrum Bassen e. V.“, der in Zukunft die Baulast des Gebäudes übernehmen soll und eine breitere Nutzung der Räumlichkeiten koordiniert (u. a. beherbergt das Gemeindezentrum mittlerweile den „Familienraum Bassen“).
Pfarrstellen
I: 1862–2010, 2010 neu aus II.27 – II: 1957–2010, 2010 neu aus III.28 – III: 1976–2010.29 Neu errichtet 2014 (halbe Stelle, zur Hälfte für Altenseelsorge), 2017 umgewidmet zur Finanzierung Diakonenstelle.
Umfang
Das Gebiet der Einheitsgemeinde Oyten (1972) mit den Ortschaften Bassen, Bockhorst, Oyten, Oyterdamm, Meyerdamm, Saghorn und Schaphusen.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1862 zur Insp. Verden (1924: KK).
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau – St. Petri Oyten
Kreuzförmiger Backsteinbau mit niedrigerer, fünfseitiger Apsis, leicht ostnordöstlich ausgerichtet, erbaut 1861 (Ausführung: Maurermeister Campe, Verden). Flache Satteldächer, Apsis mit Walmdach. Mauerwerk gegliedert durch Ecklisenen und Trauffriesen. Hohe, rundbogige Gusseisenfenster am Schiff; kleine hochliegende Rundbogenfenster an Apsis; an den Giebelseiten der Querhausarme jeweils hohe Rundbogennische mit zwei Rechteckportalen, zwei Rundbogenfenstern und schlichtem Blendmaßwerk im Bogenfeld, über den Portalen Inschriftentafeln mit Bibelversen. Innenraum durch u-förmige Emporenanlage dreischiffig gegliedert, Holzstützen der Emporen bis zur Decke; flache, holzverschalte Decken über den Seitenemporen, in der Mitte trapezförmige, holzverschalte Decke; Apsis mit Dekormalerei, darüber aufgemalte Steinquader, Säulen, Gewölberippen sowie Sternenhimmel; rundbogiger Triumphbogen zwischen Apsis und Schiff, aufgemalte Steinquader und zwei gemalte Wappen (Lutherrose, Hzm. Bremen-Verden), Seitenwände bis zu einer Höhe von anderthalb Metern mit aufgemalten Steinquadern. 1912 Neuausmalung Chorraum. 1958–60 Instandsetzung (u. a. Erneuerung Dachstuhl, hölzernes Tonnengewölbe durch trapezförmige Decke ersetzt). 1986/87 Sanierung (u. a. Mauerwerkssanierung Turm, Ausmalung wiederhergestellt). 2015 Außensanierung.
Fenster
Farbige Apsisfenster, das mittlere figürlich gestaltet (1960, Ferdy Horrmeyer, Hannover), dargestellt ist der segnende Christus mit einer Schlange zu seinen Füßen.
Turm
Westturm mit zwei seitlichen Anbauten. Verkupferter Turmhelm mit quadratischem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterhahn. Backsteinmauerwerk gegliedert durch Ecklisenen und mehrere Friese; im Glockengeschoss rundbogige Schallöffnungen, darüber Uhrziffernblätter; nach Westen hohe Rundbogennische mit Rechteckportal und Fenster, darüber gemauerte Inschrift „1861“, darüber Rundfenster; an den seitlichen Anbauten je drei kleine Rundbogenfenster nach Westen. 1946 Turmhelm repariert (1945 Schäden durch „Artillerievolltrefer“).30 Vor Bau der Kirche stand auf dem Kapellenberg ein Glockenturm (1694 bei Sturm zerstört, 1695 neu errichtet, 1702 bei Sturm zerstört, 1703 neu errichtet).
Ausstattung
Schlichter, hölzerner Blockaltar. – Hohe, hölzerne Kanzel. – Taufständer (1939, Entwurf: Gustav Ulrich, Bremen), quadratischer, gestufter Fuß; runder Schaft mit vier vorgestellten Säulen, nach oben trichterförmig erweitert, quadratische Deckplatte mit Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“. – Gemälde „Der sinkende Petrus“ (Karl Vinnen, Worpswede), 1887 erworben und als Altarbild verwendet, ab 1960 in der Turmhalle, ab 1988 wieder Altarbild, seit 2005 an der Nordseite des Schiffs. – Ehemalige Ausstattung: Mittelalterliche Sandsteintaufe, runder Schaft mit vier vorgestellten Säulen, halbkugelförmiges Becken; wohl ursprünglich in der Kirche in Achim, 1850 verkauft an Küster Rosenbrock (Achim), von diesem 1861 der Kirche Oyten geschenkt; 1939 an die KG Achim verkauft.31 – Altarretabel mit seitlichen Pfeilern und Dreiecksgiebel; auf den Pfeilern jeweils Nische mit Schnitzfigur, in der Predella Inschrift „Herr, hilf mir! Ev. Matth. 14,30“, im Mittelfeld Gemälde, 1960 entfernt. – Rundbogiges Altarretabel mit Gemälde, in der Predella Inschrift: „Herr, hilf mir!“, 2005 entfernt, da es das figürliche Ostfenster teilweise verdeckte.
Orgel
Neubau 1862/63, ausgeführt von Firma Gebrüder Schulze (Paulinzella), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, drei weitere Register vakant.32 1963–67 Orgelneubau in zwei Bauabschnitten, Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck), 21 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen; 1963 HW gebaut (8 Register), 1967 BW und Pedal (13 Register).
Geläut
Drei LG, I: fis’, Inschrift: „Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Joh 14,6“; II: a’, Inschrift: „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt und wer da lebt und glaubt an mich der wird nimmermehr sterben. Joh 11,25–26“; III: h’, Inschrift: „Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt. der wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“ (alle Bronze, Gj. 2006, Petit & Edelbrock, Gescher). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), bei Einsturz des Glockenturms 1694 zerstört. Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1695, Friedrich Brinkmann, Bremen). Eine neue LG (Bronze, Gj. 1836). Bronzeglocken im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeben. Neue Glocken 1925 angeschafft. Zwei Glocken (Bronze), 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine LG (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), 1951 zur Mitfinanzierung des neuen Geläuts verkauft.33 Drei LG (Klanggussglocken), I: fisʼ, Inschrift: „Gott tröste Euch. 2 Makkabäer I V. 4.“; II: aʼ; III: hʼ (alle Eisen, Gj. 1951, Firma Weule, Bockenem), 2006 abgenommen und durch Bronzeglocken ersetzt, LG I neben der Kirche aufgestellt.
Kirchenbau – Gemeindezentrum Bassen
Kreuzförmiger, verklinkerter Bau mit leicht erhöhter Vierung („Lichtkuppel“) und schräggestellten Nischenbauten in den Kreuzwinkeln, erbaut 1981/82 (Architektengemeinschaft Friedemann Frank, Celle und Udo Tennigkeit, Oyten). Satteldächer, Vierung mit flachem Pyramidendach und umlaufenden Oberlichtern. Haupteingang nach Nordwesten.
Turm
Nördlich des Gemeindezentrums hölzerner Glockenträger auf dem Friedhof, erbaut 1949.34
Ausstattung
Schlichter, hölzerner Altartisch (1992). – Schlichter, hölzerne Taufe (1992).
Orgel
Im Gemeinderaum in der alten Schule zunächst Harmonium genutzt, Anfang der 1980er Jahre Leihpositiv. 1997 Vorführorgel der Firma Orgelbau Martin ter Haseborg (Südgeorgsfehn) erworben, 6 II/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Eine LG, eʼʼ (Bronze, Gj. 1662), Inschrift: „Vngewiss die Stvnd gewiss der Todt, o Mensch thve Bvss vnd fvrchte Gott 1662“, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und 1949 wieder in Bassen; die Glocke hatte die Dorfschaft Bassen 1830 oder 1834 als Ersatz für eine beschädigte Glocke „von der St. Nikolaigemeinde in Stade billig gekauft“.35 – Früherer Bestand: Eine Glocke (Bronze), vor 1823 geborsten.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1961). – Pfarrhaus II, mit Gemeinderäumen, erworben 1977. – Gemeindehaus (altes Pfarrhaus, Bj. 1860, umgebaut 1983), davor Bibelgarten angelegt (eingeweiht 2004). – Jugendhaus (ehemalige Pfarrscheune, 1927–1971 Schwesternstation, 1973 umgebaut). – Pfarrhaus Bassen (ehemalige Sozialstation, umgebaut 2000).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof in Oyten, angelegt 1826. – Unmittelbar nordöstlich des Gemeindezentrums kirchlicher Friedhof in Bassen, angelegt 1831. – Kommunaler Friedhof am nordöstlichen Ortsrand von Oyten, angelegt 1980, FKap.
Liste der Pastor*innen
Erste Pfarrstelle 1862–1882 Carl Gustav Tomfohrde. – 1885–1900 Carl Ludwig Fitschen. – 1901–1904 Heinrich Theodor Oskar Wilkens. – 1904–1914 Georg Johannes Harms. – 1915–1932 Hermann Heinrich Christian Möller. – 1933–1956 Christian Rudolf Johannes Janssen. – 1956–1964 Manfred von Holst. – 1965–1978 Walter Busch. – 1978–1985 Hermann Bohlmann. – 1986/88–1998 Thomas Höflich und Andrea Wauer-Höflich. – 1999–2008 Andrea Jandke-Koch. – 2010 aufgehoben und zweite Pfarrstelle in erste umgewandelt: 2010–2012 Joachim Dallmeyer, seit 2012 mit Hilke Bauermeister. – 2013– Hans-Jürgen Strübing.
Zweite Pfarrstelle: 1957–1961 Edmund Hoppe. – 1963–1964 Kurt Hallwaß. – 1964–1966 Martin Köhn. – 1969–1989 Burkhard Peters. – 1989–2010 Joachim Dallmeyer. – 2010 zweite Pfarrstelle in erste umgewandelt und dritte in zweite: 2010–2016 Marcus Piehl. – 2016–2019 Benjamin Will. – 2020– Silke Oestermann.
Dritte Pfarrstelle: 1977–1996 Werner Barkey. – 1997–2010 Detlef Beneke. – 2010 dritte Pfarrstelle umgewandelt in zweite. – 2015 als halbe Stelle neu errichtet: 2015–2017 Anton Lambertus. – 2017 Pfarrstelle umgewidmet zur Finanzierung Diakonenstelle.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 261, ergänzt mit Informationen aus der KG Oyten
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 1238–1246 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 895 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6553–6556 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2574, 2730, 2731, 2732 (Visitationen); A 12g Nr. 10 (GSuptur. Stade); E 9 Nr. 1370–1380 (Amt für Bau- und Kunstpflege); L 5g Nr. 273–274, 440, 858 (LSuptur. Stade); N 79 Nr. 41–42, 138, 161, 166 (Nachlass Ferdy Horrmeyer); S 09 Nr. 1949 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7599 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1842
Trauungen: ab 1842
Begräbnisse: ab 1842
Kommunikanten: ab 1876 (Lücken: 1883, 1884)
Konfirmationen: ab 1863
Literatur
A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1084; Meyer, Pastoren II, S. 261; Osmers, Kirchen, S. 34–39; Topp, Orgelbau Lkr. Verden III, S. 81–84.
B: Walter Busch: Aus der Geschichte der Kirchengemeinde Oyten, in: Heimatkalender für den Kreis Verden 1970, S. 113–115; Karl Buse (Schriftleiter): Oyten. Ein Heimatbuch, Bremen 1979, bes. S. 243–278; Johannes Grote u. a.: 800 Jahre Oyten. Besiedlung und Entwicklung eines Geestdorfes sowie Häuser- und Höfechronik, Fischerhude 2004 [Online-Ausgabe, 22.09.2020]; Georg Harms & Sigurd Schulze: Chronik. 120 Jahre Kirchengemeinde Oyten (Ein Bericht von Georg Harms, Pastor in Oyten 1904–1914, bis in die Gegenwart fortgesetzt von Sigurd Schulze, Kirchenvorsteher in Oyten), Oyten 1981; Bernhard Scheffer (Red.): 150 Jahre ev. luth. St. Petri Kirche zu Oyten. Kirche mitten im Ort, Oyten 2012; Bernhard Scheffer & Johannes Grote: 150 Jahre ev.-luth. Kirche in Oyten. Kirche mitten im Ort, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2013, S. 65–78; Sigurd Schulze: Die ev.-luth. Kirchengemeinde Oyten, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1986, S. 174–190.
GND
1026874866, Ev.-luth. St.-Petri Gemeinde Oyten; 1026874912, Sankt Petri (Oyten)
Website der Kirchengemeinde (20.08.2020)
Fußnoten
- Scheffer, S. 13.
- Bremisches UB 1, Nr. 96.
- Grote, S. 31 f. Vgl. auch KreisA Ver 19 142, 22.09.2020. Nach Harms & Schulze, S. 4, erhielten Bassen und Oyten in nachref. Zeit Kapellen, die unter schwedischer Herrschaft wieder aufgehoben wurden.
- Scheffer, S. 10; Harms & Schulz, S. 5 f.
- Zwei Zimmergesellen wurden 1861 vom Amtsgericht Achim wegen „Sonntagsschändung“ verurteilt, weil sie „am Sonntage, dem 3. Februar des Jahres [1861] in der Oytener Kirche gearbeitet haben“ (zit. bei Schulze, S. 175). Ein weiterer Handwerker hinterließ unter den Brettern der Empore folgende Notiz: „Eiten [Oyten] ist ein Schlechtes Loch hier muß Man Kostgeld geben Und hungern Das beglaubigt von Heinrich Perkücken Arbeidete hier an diese Kirche 12. August 1861“ (zit. ebd.).
- Harms & Schulze, S. 7 ff.
- Harms & Schulze, S. 10, vgl. auch ebd., S. 29 ff.
- LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 20. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 20. Der KV setzte sich aus „5 Parteigenossen und ausser dem Pastoren 2 Nichtparteigenossen“ zusammen. Bei Harms & Schulze, S. 36, heißt es: „Nach dem Kriege und dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes wurde Pastor Janssen von vielen Bewohnern gebeten, ihnen ein Zeugnis ihrer politischen Harmlosigkeit für ihre Entnazifizierung auszustellen (sogenannte Persilscheine). Wo er es irgend verantworten konnte, hat er hier geholfen – nicht immer wurde es ihm gedankt.“
- Schulze, S. 185 f.
- Harms & Schulze, S. 37.
- LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitation 1954).
- KABl. 1957, S. 51.
- LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 21; LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitation 1948).
- Osmers, Kirchen, S. 40 ff.
- LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitation 1948).
- LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitationen 1954, 1960 und 1967). Harms & Schulze, S. 42, erwähnen für die unmittelbare Nachkriegszeit „Spenden der lutherischen Missouri-Synode“. Die „Ev. luth. Bekenntniskirche in der Diaspora“ eröffnete 1954 auch in Stellenfelde (KG Posthausen) eine Kapelle.
- LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitation 1954).
- LkAH, L 5g, Nr. 273 (Visitation 1967).
- LkAH, L 5g, Nr. 274 (Visitation 1973); KABl. 1976, S. 57.
- Scheffer, S. 18.
- Scheffer, S. 19. Seit 2005 nutzen auch die freikirchlichen „Evangeliums-Christen“ das Gemeindezentrum Bassen.
- Harms & Schulze, S. 53 f. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- Harms & Schulze, S. 49; KABl. 2012, S. 294 ff.
- Scheffer & Grote, S. 77; Scheffer, S. 34.
- Scheffer & Grote, S. 75 f.; Scheffer, S. 30 f.
- KABl. 2010, S. 75.
- KABl. 1957, S. 51; KABl. 2010, S. 75.
- KABl. 1976, S. 57; KABl. 2010, S. 75.
- LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 20v.
- Scheffer & Grote, S. 69 f.
- Zum Folgenden: Topp, Orgelbau Lkr. Verden III, S. 81 ff.
- LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 526, Bl. 6: „Abgeliefert wurden 1942 zwei Glocken. Behalten hat die Kirchengemeinde eine Bronzeglocke, die im Jahr 1925 von der Firma Radler in Hildesheim auf sogenannte ‚dünne Rippe‘ gegossen wurde.“
- Buse, S. 271.
- Harms & Schulze, S. 5 und 18; Buse, S. 271.