KapG der KG Abbensen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Peine | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf wird erstmals als Olerdessen1 in einer Urkunde aus dem Jahr 1307 schriftlich erwähnt. Rotger von Gustedt übertrug dem Kloster Wienhausen mit dieser Urkunde den Ort Oelerse, den das Kloster bereits von Rotgers Vater zu Lehen erhalten hatte. Das Dorf blieb bis in die Reformationszeit in klösterlichem Besitz. 1528 eignete sich Ernst der Bekenner, Fs. von Lüneburg, die Güter des Klosters an.2 Das Dorf gehörte zum Amt Meinersen im Fsm. Lüneburg und war von 1810 bis 1813 Teil des Kantons Uetze im Distrikt Celle des Departements Aller im Kgr. Westphalen. Dann gehörte Oelerse wieder zum Amt Meinersen, nun im Kgr. Hannover, kam 1852 ins Amt Burgdorf und wurde nach der Annexion Hannovers 1866 preußisch. Ab 1885 war Oelerse Teil des neuen Lkr. Burgdorf, 1974 wurde der Ort nach Edemissen eingemeindet. Oelerse hatte 1811 gut 180 Einwohner und 1905 insgesamt 270. Mehrere Neubaugebiete ließen die Einwohnerzahl bis 2015 auf etwa 550 steigen.

Kapelle, Ansicht von Süden

Kapelle, Ansicht von Süden

Im Lüneburgischen Pfründenregister von 1534 wird unter den Kapellen, die zum Kirchspiel Sievershausen gehörten, auch die Capelle tho Olres erwähnt.3 Bei der Visitation 1543 zählt allerdings der Pfarrer von Brelingen Einkünfte aus der Capellen tho Ollerse auf, da dort „nha gelegenheit der tith werd Godes wordt geprediget“.4 Diese Verbindung war anscheinend nicht von langer Dauer und später waren wieder die Pfarrer von Sievershausen für die Kapelle in Oelerse zuständig. P. Magister Johannes Vahlenkamp (amt. 1663–1695) ließ 1694 eine Schule in Oelerse bauen. Das heutige KapGb ist nach der Inschrift über der Tür 1773 errichtet worden, der vorref. Flügelaltar und auch die Kanzel von 1710 sind also aus der Vorgängerkapelle übernommen worden. Seit 1814 war der Inhaber der zweiten Pfarrstelle in Sievershausen für Oelerse zuständig. Zum 1. Januar 1976 wurde die KapG Oelerse zur KG Abbensen umgegliedert.5 An jedem ersten Sonntag des Monats lud die KG nun zum GD in die Kapelle Oelerse ein und der Pfarrer merkte bei der Visitation 1979 an, dass die KapG „die bessere kirchliche Versorgung gegenüber früher dankbar“6 anerkenne.

Umfang

Das Dorf Oelerse.

Kapellenbau

Rechteckiger Fachwerksaalbau mit westlicher Bruchsteinwand, flachbogigen Fenstern und Walmdach, errichtet 1773, verlängert 1921. Ursprünglich mit dreiseitigem Chorschluss im Osten, 1921 entfernt und stattdessen vier Gefache und gerade Ostwand angefügt. Ziegelanbau mit Pultdach an Nordseite (Leichenhalle). Im Innern Balkendecke. Renoviert 1974/75.

Kapelle, Blick zum Altar

Kapelle, Blick zum Altar

Turm

Verkupferter Dachreiter mit Pyramidenhelm im Westen, bis in die 1960er Jahre verschiefert, bis 1921 mit Satteldach.

Vorgängerbau

1534 erwähnt.

Ausstattung

Schlichte Mensa mit seitlichen Schranken. – Spätgotischer Flügelaltar mit geschnitzten Figuren aus unterschiedlichen Altären: im Mittelfeld Darstellung der Gregorsmesse, flankiert von vier Heiligenfiguren in schmalen, zweigeschossigen Seitenfeldern (um 1520, möglicherweise Arbeit des Isenhagener Meisters); in den zweigeschossigen Seitenflügeln Figuren der zwölf Apostel (um 1430); 1921 in neue Ostwand eingemauert, 1955 wieder ausgebaut und restauriert, ursprüngliche Farbgebung nicht erhalten. – Hölzernes Kruzifix (wohl 15./16. Jh.) – Holzkanzel mit Gemälden der vier Evangelisten an den Wandungen, verziert mit geschnitzten Girlanden und Puttenköpfen (1710).

Orgel

Elektrische Orgel der Firma Ahlborn (Dransfeld) aus dem Jahr 2015.

Geläut

Eine LG, a’’ (Bronze, Gj. 1846).7

Friedhof

In der Mitte des Dorfes gelegen (Dorf’s Acker), im Eigentum der KG. Erste Bestattung 1868.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 9 Nr. 2131–2139 (Visitationen); D 14 (EphA Sievershausen); D 52 (EphA Burgdorf); S 11a Nr. 7877 (Findbuch PfA Sievershausen).

Literatur

A: Kirchen KK Peine, S. 32 f.; Boetticher, Ortsverzeichnis Lkr. Peine, S. 168 f.; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1012; Wolff, KD Kr. Burgdorf und Fallingbostel, S. 77.
B: Johannes Sommer: Der gotische Flügelalter in Oelerse. Bemerkungen zu der Restaurierung des Altars, in: Unser Kreis. Heimatblätter für den Kreis Burgdorf 8 (1956), Nr. 4; Johannes Sommer: Die Marienfigur vom Altar in Oelerse, in: Unser Kreis. Heimatblätter für den Kreis Burgdorf 7 (1955), Nr. 26; Verein der Heimatgeschichte Edemissen (Hg.): Die Gemeinde Edemissen (Die Reihe Archivbilder), Erfurt 2007, S. 67–72.


Fußnoten

  1. Boetticher Ortsverzeichnis Lkr. Peine, S. 168.
  2. Dolle, Klosterbuch III, S. 1522.
  3. Salfeld, Pfründenregister, S. 95.
  4. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 494.
  5. KABl. 1976, S. 4.
  6. LkAH, L 5h, unverz., Abbensen, Visitation 1979.
  7. LkAH, L 5d, unverz., Sievershausen, Visitation 1975. Gießer unbekannt.