KapG der KG Basse | Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Johannes der Täufer | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist das Dorf erstmals als Personenname belegt: In der Zeugenliste einer Urkunde Bf. Siegfrieds von Hildesheim aus dem Jahr 1221 ist ein Wicboldus de Metelen genannt.1 Im Hoyer Lehnsregister, entstanden um 1300, sind der Zehnte in den Dörfern Metel und Scharrel erwähnt (decima in villa Metelen et in villa Scherle) sowie zwei Häuser in Metel (duas domos in Metelo).2 1313 schenkte Gf. Otto von Hoya den Zehnten in Methelen und Scherle dem Kloster Loccum.3 Das Dorf Metel gehörte im Spätmittelalter zum Herrschaftsgebiet der Gf. von Wölpe. Wohl 1301 veräußerte Gf. Otto von Wölpe die Grafschaft an Gf. Otto von Oldenburg-Delmenhorst, der sie 1302 weiter verkaufte an den Welfen Otto II., Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg. Seit 1432 gehörte Metel zum welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und zählte dort zum Amt Neustadt a. Rbge. (Vogtei Basse).4 Von 1810 bis 1813/14 war Metel Teil des Kantons Bissendorf im Distrikt Celle des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Neustadt. Mit der Annexion Hannovers fiel Metel 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte das Dorf zum Kr. Neustadt am Rübenberge (1939: Lkr.), der 1974 weitgehend im Lkr. Hannover aufging (2001 mit Stadt Hannover fusioniert zu Region Hannover). 1974 wurde Metel nach Neustadt a. Rbge. eingemeindet. Um 1812 lebten gut 150 Menschen in Metel, 1895 rund 180, 1950 etwa 295 und 2020 knapp 520.

Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1960

Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1960

Über die vorref. Kirchengeschichte Metels sind keine Einzelheiten bekannt. Schriftlich ist die Kapelle in Metel erstmals 1543 in den Protokollen der ersten protestantischen Kirchenvisitation erwähnt; sie gehörte zum Kirchspiel Basse und im Besitz der Kapelle befanden sich „1 klein silbern kelch, 1 Mißgewandt“.5 Zusammen mit ihrer Muttergemeinde Basse war die filia Metel spätestens zur luth. Lehre gewechselt, als Hzgn Elisabeth von Calenberg-Göttingen die Reformation im Fsm. Calenberg eingeführt hatte: 1542 setzte Hzgn. Elisabeth die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden des Fürstentums visitieren.6 Allerdings soll der Basser P. Dietrich Meyer (amt. 1539–1571) schon seit 1539 luth. Gottesdienste in seinem Kirchspiel gehalten haben. Das Patrozinium der Kapelle ist in einem 1594 beginnenden Rechnungsbuch überliefert, das überschrieben ist mit „Si Johannis Baptistae capellen Register tho mettel“.7 Das Rechnungsbuch nennt für 1594 die Meteler Olderlude Hinrich Lüring und Hans Lesebarg.
Ähnlich wie in Suttorf und Empede werden in der Meteler Kapelle wohl viermal im Jahr Gottesdienste stattgefunden haben. Während des Dreißigjährigen Krieges wohnte der Basser P. Theodor Flebbe (amt. 1627–1667) die ersten Jahre seiner Amtszeit in Metel (bis 1631). Um 1626 verlor die Kapelle ihre Glocke; erst nach Ende des Krieges ließ die Gemeinde 1650 in Hannover eine neue gießen, die bis heute zum Gottesdienst ruft.8 Gut ein Jahrzehnt später folgte eine Instandsetzung der Kapelle. Im Jahr 1892 beschloss der KapV, keine weiteren Reparaturen an der Kapelle vorzunehmen und sie auf Abbruch zu verkaufen, sobald ihre Nutzung unmöglich geworden sei.9
Während der NS-Zeit hatte P. Paul Voß (amt. 1932–1945) das Pfarramt Basse inne; von 1921 bis 1928 Mitglied des Preußischen Landtags (DNVP, ab 1924 NSFB) trat er 1931 in die NSDAP ein und stand kirchenpolitisch seit 1933 aufseiten der DC.10 Ende der 1940er Jahre war der Verfall der Kapelle so weit fortgeschritten, dass „sie für jede Benutzung nicht mehr zu gebrauchen ist“; der letzte Gottesdienst in der Kapelle hatte im Mai 1946 stattgefunden.11 Seither versammelte sich die Gemeinde im monatlichen Wechsel in den Schulen von Scharrel und Metel zum Gottesdienst.12 Zum Abriss der Kapelle kam es jedoch nicht; vielmehr wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und 1951/52 instandgesetzt. Das Dorf Scharrel verließ die KapG Metel zum 1. April 1951.13
Im Jahr 2007 gründete sich der „Freundeskreis der Johannes-Kapelle Metel e. V.“, der sich zusammen mit der KG Basse um die grundlegende Restaurierung der Kapelle kümmerte (2012) und den Erhalt des Gebäudes auch in Zukunft sichern will.14 Seit Anfang des 21. Jh. unterstützt die „Gemeindestiftung im Kirchspiel Basse“ das kirchengemeindliche Leben in der KG Basse und ihren KapG Suttorf und Metel. 2019 trat das Kirchspiel Basse dem „Ev.-luth. KGV Neustadt-Nord“. bei.15

Umfang

Metel, bis 1951 auch Scharrel.16

Kapellenbau

Kleiner Rechteckiger Fachwerkbau mit Satteldach. Dunkles Fachwerk Ausfachung aus Ziegeln (Ost-, Süd- und Westseite) und verputztem Lehmflechtwerk (Nordseite); Giebeldreiecke mit vertikaler Verschalung; nach Norden ein, nach Süden zwei rechteckige Sprossenfenster mit Fensterläden; nach Süden hölzerner Windfang mit Eingangstür; nach Westen auskragender Glockenstuhl mit Giebeldach, Balken mit Inschrift: „Ano 1662. Christoffer Schlmer M. Hinrich Garbers. Hans Lvrrin“. Im Innern flache Balkendecke. 1618 Dacherneuerung. 1661/62 Reparatur. 1951/52 Instandsetzung. 1983 Innenrenovierung. 2012 grundlegende Sanierung (u. a. schadhaftes Fachwerk ersetzt, Ausfachung erneuert bzw. saniert, Dach erneuert, neuer Windfang).

Turm

Über dem Ostgiebel offener Dachreiter mit Satteldach, bekrönt mit Kreuz, errichtet 1955.

Kapelle, Blick zum Altar, um 1960

Kapelle, Blick zum Altar, um 1960

Ausstattung

Blockartiger Altar, Sandsteinmensa mit fünf Weihekreuzen auf gemauertem Stipes; barockes Altarretabel, verziert mit floralen Ornamenten und seitlichem Rankenwerk mit Engelsköpfen (wohl um 1688/89), in der Mitte Kreuzigungsbild flankiert von zwei gedrehten Säulen auf hohen Sockeln mit Inschriften: „Trincket alle denn das isst mein Blut“ und „Nehmet hin und esset das ist mein Leib“, geflügelter Engelskopf vor dem Gebälk, oberhalb des Gebälks halten zwei Engel ein Inschriftenmedaillon „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seyd ich wil euch erquicken“; Altar 1878 aus der Kirche in Basse übernommen und für die Meteler Kapelle verkleinert (u. a. Predella mit Abendmahlsbild entfernt; hing zeitweise an Nordwand). – Taufe aus Holzpfeiler und Zinnschale (1829). – Lesepult. – Außen: Grabstein der Catarina Hachmeister († 1661), Inschrift: „Hennires Meyer nahgelasen Witwe Catarina Hachmeister A[nn]o 1551 Iahr ist avf diese Welt gebohren vnd A[nn]o 1661 Iahr ist in Gott selih entschlaffen vnd haben gezevget 3 Tochter. Ihres Altters hvnder vnd 10 Iahr“.

Orgel

1953 Harmonium angeschafft. Einmanualige Elektronenorgel, erbaut 1978 von Firma Lipp (1990 defekt).

Geläut

Eine LG as’’ (Bronze, Gj. 1650, Ludolf Siegfried, Hannover), Inschrift: „H[err] Theodorus Flebbe, Pastor zu Basse, Hans Kale, Diederich Luhringk, Altaristen zu Metel. Engelke Garbers, Voiget zu Scharle, haben mich nebenst Zulage der Gemeinde Metel und Scharle giessen lassen. Lobet ihn mit hellen Cymbelen, Lobet ihn mit wohlklingenden Cymbelen. Ps 150.“ und „M[eister] Lvdolf Siegfriedt hat mich in Hannover gegossen Anno 1650“. Glocke bis 1955 im Glockenstuhl vor dem Westgiebel, seitdem im Dachreiter; 2012 restauriert (Glockenschweißwerk Lachenmeyer, Nördlingen). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), während des Dreißigjährigen Krieges geraubt („Es ist durch das Kriegßvolck vorhin die Capelle ihrer Klocken beraubt worden, da die Tillyschen vor der Neustadt gelegen“).17

Friedhof

Kirchlicher Friedhof südöstlich des Ortskerns, bis 1978 kommunal, FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 693 (Pfarroffizialsachen); S 2 Witt Nr. 04 (Fotosammlung); S 11a Nr. 7218a (Findbuch PfA).

Literatur & Links

A: 400 Jahre KK Neustadt, S. 38; Gemeindebuch KK Neustadt a. Rbge., S. 14; Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, S. 6; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 391–392; Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 126–128.
B: Heinrich Kühnhold: Basse. Gohgrafschaft – Vogtei – Kirchspiel, Neustadt a. Rbge. 1909, bes. S. 172–180.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Altar; Website des Freundeskreises der Johannes-Kapelle Metel e. V.


Fußnoten

  1. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land I, Nr. 35.
  2. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land I, Nr. 160
  3. Cal. UB III, Loccum, Nr. 640. UB Loccum I, Nr. 721–723, 725, 729–731.
  4. Bühler u. a., Heimatchronik Neustadt, S. 74.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 397.
  6. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  7. Zit. bei Kühnhold, S. 173, Original im PfA Basse.
  8. Kühnhold, S. 175.
  9. 400 Jahre KK Neustadt, S. 38; Kühnhold, S. 171.
  10. LkAH, S 1 H III Nr. 115, Bl. 4.
  11. LkAH, L 5a, Nr. 83 (Visitation 1948).
  12. LkAH, L 5a, Nr. 83 (Visitation 1948).
  13. KABl. 1951, S. 54.
  14. Siehe: http://kapelle-metel.de/, 04.05.2021.
  15. KABl. 2017, S. 13 ff.; KABl. 2019, S. 58.
  16. KABl. 1951, S. 54.
  17. Kapellenrechnungen, zit. bei Kühnhold, S. 175. Siehe auch: http://kapelle-metel.de/geschichte, 31.01.2022.