Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | Patrozinium: Frieden | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Dorf erstmals als Merschen in einem Tafelgutverzeichnis des Bf. von Verden erwähnt, das vermutlich zwischen 1237 und 1246 zusammengestellt wurde.1 Die Lehnrolle der Gf. von Schwerin, niedergeschrieben wohl um 1296/97, führt den decimam in Merschene (Zehnte in Maschen) auf.2 Maschen gehörte zur Vogtei bzw. Amt Winsen an der Luhe im welfischen Teilfsm. Lüneburg (1705: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Von 1810 bis 1813 gehörte Maschen zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Winsen, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Winsen an der Luhe und war ab 1852 Teil des kurzlebigen Amtes Pattensen, das 1859 wieder im Amt Winsen aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Maschen 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Kr. Winsen, der 1932 in den Kr. Harburg eingegliedert wurde. Seit 1972 ist Maschen Teil der neugegründeten Gemeinde Seevetal. Seit 1901 besitzt Maschen einen Bahnhof (Strecke Lehrte–Hamburg-Harburg). Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1967: „Vom Millionär bis zum Sozialhilfeempfänger. Durchschnittlich in der Lage, eigenes Haus zu bauen und zu erhalten.“3 Um 1810 lebten gut 300 Menschen in Maschen, 1910 etwa 620, 1949 ungefähr 2.500 und 2022 fast 8.975.

Maschen, Kirche, Außenansicht

Kirche, Ansicht von Südwesten, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1952

Kirchlich gehörte Maschen bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Kirchspiel Hittfeld. 1671 ist eine Schule in Maschen nachweisbar.4 Seit den 1930er Jahren hielt P. Ernst Arfken (amt. 1930–1952), Inhaber der zweiten Hittfelder Pfarrstelle Bibelstunden und Gottesdienste in der Maschener Schule.5 1931 erhielt Maschen einen eigenen Friedhof, den P. Arfken bei der Einweihung als „Grundstein zu einer späteren selbständigen Kirchengemeinde Maschen“ bezeichnete.6 Zum 1. April 1948 richtete das LKA Hannover innerhalb der KG Hittfeld die KapG Maschen ein, zu der seit 1950 auch die Orte Horst und Hörsten zählten.7 Nach Entwürfen des Konsistorialbaumeisters Ernst Witt (Hannover) errichtete die Gemeinde in der Mitte zwischen den Ortsteilen Maschen-Heide und Maschen-Dorf eine eigene Kirche. Am 17. August 1952 weihte die Gemeinde Maschen zusammen mit LSup. Johann Feltrup (amt. 1936–1954) ihr neues Gotteshaus ein. Es erhielt den Namen Friedenskirche. Architekt Ernst Witt hatte, wie der Orgelrevisor einige Jahre später schrieb, „für die Kirche in Maschen alle Einzelteile bis zum Tür- und Fensterhaken persönlich gezeichnet […], weil alles in der Kirche zueinander passen sollte“.8

Maschen, Kirche, Außenansicht

Kirche, Ansicht von Südosten, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1952

Zum 1. April 1953 schließlich erhob das LKA Hannover die bisherige KapG Maschen zu einer eigenständigen Kirchengemeinde und richtete eine Pfarrstelle ein.9 Erster Geistlicher der neuen Gemeinde wurde Pfv. Rudolf Rondthaler (amt. 1953–1965). Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1955 bei 2.905.10 Die KG Maschen hatte von ihrer Muttergemeinde eine Gemeindeschwesternstation übernommen, die mit einer Diakonisse aus dem Amalie-Sieveking-Mutterhaus in Hamburg-Volksdorf besetzt war (die Schwesternstation ging in den 1980er Jahren in einer Diakoniestation auf).11 In der ev. Friedenskirche fanden in den 1950er und 1960er Jahren auch alle drei Wochen kath. Nachmittagsgottesdienste statt.12

Maschen, Kirche, Pfarrhaus, Außenansicht

Kirche und Pfarrhaus, Ansicht von Westen, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juli 1956

In seinem Bericht zur Visitation 1961 schrieb der Hittfelder Sup., die am kirchlichen Leben teilnehmenden Kreise der Gemeinde seien sehr rege, allerdings habe der KV beklagt, „dass der große in Harburg bezw. Hamburg beschäftigte Teil der Bevölkerung kirchlich so schwer zu erfassen sei, und die Neuhinzuziehenden nur selten den Weg zur Kirche fänden“.13 Neben Friedenskirche und Pfarrhaus ließ die Gemeinde 1969/70 ein Gemeindehaus errichten. Die Zahl der Gemeindeglieder stieg bis 1973 auf rund 5.600 und Maschen erhielt eine zweite Pfarrstelle, die als erster P. Adolf Beecken (amt. 1975–1989) übernahm.14
Im Herbst 1973 eröffnete die Friedensgemeinde einen kirchlichen Kinderspielkreis.15 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Maschen Kontakte zur Kirchgemeinde Störmthal (südöstlich von Leipzig).16 Nach der Visitation 1980 schrieb der Hittfelder Sup., das Gemeindeleben in Maschen habe „einen eindrucksvollen Aufschwung genommen“; die Zahl der Jugend- und Erwachsenengruppen sei ansehnlich und zudem stünden Bibelarbeit und Gottesdienst „nicht am Rande, sondern in der Mitte dieser Gruppenaktivitäten“. Die „Methode des Gemeindeaufbaus“ spreche verschiedene Altersgruppen an und „die eine Arbeitsform dient als Zubringer für die nächste“.17 Das Pfarramt selbst merkte an, dass die Gruppe derer, die „der Kirche distanziert gegenüberstehen oder ihr entfremdet sind“, sehr groß sei und dass „eine volkskirchliche Situation“ nicht mehr gegeben sei. KV, Mitarbeitende und Pfarramt verfolgten in den 1980er Jahren eine „missionarische Doppelstrategie“: zum einen „Verdichtung“ (etwa bibelzentrierte Arbeit in Gruppen und Kreisen), zum anderen „Ausstrahlung zum Rand“ (etwa Streitgespräche zu Glaubensfragen).18
1987 ließ die Gemeinde die Friedenskirche umbauen und vergrößern. Im Jahr 2007 gründete sich die „Stiftung Friedenskirche Maschen“, die das kirchliche Leben in der Gemeinde finanziell unterstützt.19 2012 erhielt die Friedensgemeinde das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“ der Landeskirche Hannovers. 2018 trat die KG Maschen dem 2011 gegründeten „Verband ev.-luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Hittfeld“ bei. Der Verband übernahm die Trägerschaft der „Ev. Kindertagesstätte Maschen“, 2018 hervorgegangen aus dem 1973 gegründeten Kinderspielkreis.20

Pfarrstellen

I: 1953.21 – II: 1973.22

Umfang

Maschen. Seit 1950 auch Horst und Hörsten (zuvor KG Hittfeld).23

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der eigenständigen KG 1953 zum KK Hittfeld.

Kirchenbau
Maschen, Kirche, Außenansicht

Kirche, Ansicht von Südwesten, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1952

Rechteckbau, im Westen leicht verbreitert, späterer Sakristeianbau an der Nordseite, erbaut 1952 (Architekt: Ernst Witt, Hannover). Satteldach, Zwerchhaus im Südosten (Altarraum), Sakristeianbau mit Querdach. Ziegelmauerwerk. An den Längsseiten kleine, hochliegende Rundbogenfenster, Zwerchhaus an der Südseite des Altarraums mit großem, rundbogigem Sprossenfenster; Westgiebel mit mehreren Rundbogenfenstern. Eingang an der Nordwestecke (durch den Verbindungsgang zum Gemeindehaus). Im Innern holzverschaltes Tonnengewölbe; Westempore. 1987 Umbau, u. a. ursprüngliche Sakristei an der Ostseite abgerissen, Kirche nach Osten verlängert, neue Sakristei an Nordseite der Kirche angebaut.

Fenster

Buntglasfenster nach Westen (1952, Markus von Gosen, Prien am Chiemsee), Gottesauge, Kreuz und Reben, Taube; ursprünglich Altarfenster, bei Umbau 1987 nach Westen versetzt.

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger Dachreiter mit vierseitigem Kupferhelm, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Nach Norden, Süden und Westen je zwei rundbogige Schallfenster. 1999/2000 ursprüngliches Satteldach abgebrochen und Turm um kupferverkleideten, vierseitigen Aufsatz und verkupferten Turmhelm erhöht.

Maschen, Kirche, Innenraum, Altar

Kirche, Blick in den Altarraum, 1965

Ausstattung

Hölzerner Altartisch (1987). – Hängendes Altarkreuz. – Ebenerdige Holzkanzel (1987). – Hölzerne Taufe (1987), kreuzförmiger Schaft; quaderförmiges Becken. – Hölzerne Inschriftentafel (1955): „Anno Domini 1952 wurde die ev. lutherische Friedenskirche zu Maschen unter Pastor Ernst Arfken erbaut und am 17. August 1952 zum heiligen Dienst geweiht. Soli Deo Gloria“. – Ehemalige Ausstattung: Hölzerner Altar, Kanzel und Taufe (1952), 1987 an eine KG in der DDR verschenkt.

Orgel

1957/58 Orgelneubau, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1990/91 Instandsetzung und Änderung der Disposition, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: c’’ (Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn); II: g’’ (Bronze, Gj. 1952, Firma Rincker, Sinn); III: b’’ (Bronze, Gj. um 1900, Eduard Korfhage, Buer), Inschrift: „Ed. Korfhage und Soehne, Buer Prov. Hannover“.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I, Horster Landstraße (Bj. 1954). – Pfarrhaus II mit Gemeinderäumen, Eichenallee (Bj. 1982). – Gemeindehaus (Bj. 1969/70).

Friedhof

Kommunaler Waldfriedhof Maschen, angelegt 1931, erweitert 1954, FKap (Bj. 1972/73, Vorgängerbau Bj. 1949), Glockenträger (Bj. 2021) mit einer LG (Bronze, Gj. 2021, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Joh. 14,19“.24

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5507 (Pfarroffizialsachen); B 2 G 9 Nr. 2041–2042 (Bauwesen und Baupflege); S 2 Witt Nr. 11 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 1683 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8150 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1953
Trauungen: ab 1953
Begräbnisse: ab 1953
Kommunikanten: ab 1952
Konfirmationen: ab 1953
Früher siehe Hittfeld.

Literatur & Links

A: 50 Jahre Seevetal, S. 352–353; Manecke, Beschreibungen I, S. 273.

B: Wilhelm Beneke: Zwischen Seeve und Hallonen. Ortsgeschichte von Maschen am Übergang von der Geest zur Marsch, Maschen 1998, bes. S. 224–230 und S. 391–393.

Internet: Kirchenführungen (360° | 3D): Friedenskirche Maschen.

GND

2109659-4, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Maschen)

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. UB Verden I, Nr. 351, J,2. Beneke, S. 7 und S. 32 f., nennt die Lehnrolle der Gf. von Schwerin von 1296/97 als ältesten Beleg.
  2. MUB III, Nr. 2421, § 35 [Digitalisat].
  3. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1967.
  4. Beneke, S. 10.
  5. Beneke, S. 225.
  6. Zit. bei Beneke, S. 214.
  7. KABl. 1948, S. 37; KABl. 1950, S. 36.
  8. LKA, G 9 B/Maschen Bd. I, Bl. 10 (Schreiben von Alfred Hoppe an Ernst Witt, 19.12.1957).
  9. KABl. 1953, S. 27.
  10. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1955.
  11. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitationen 1955, 1980 und 1985.
  12. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitationen 1955 und 1961.
  13. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1961.
  14. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1973. KABl. 1973, S. 110.
  15. Beneke, S. 391 ff.
  16. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1980. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  17. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1980.
  18. LkAH, L 5e, unverz., Maschen, Visitation 1985.
  19. Siehe stiftung-friedenskirche-maschen.de, 24.10.2024.
  20. KABl. 2011, S. 94 ff; KABl. 2018, S. 85. 50 Jahre Seevetal, S. 353.
  21. KABl. 1953, S. 27.
  22. KABl. 1973, S. 110.
  23. KABl. 1950, S. 36.
  24. Beneke, S. 214 ff.