Frühere Gemeinde | KapG der KG Bülitz | Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: Maria Magdalena1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Angerdorf erstmals 1360 im Lüneburger Lehnregister als Lugheve genannt.2 Im Jahr 1361 soll die Familie von dem Knesebeck das Dorf von der Familie von Alvensleben erworben haben.3 Luckau lag im Gebiet des Amtes Lüchow (vormals Gft. Lüchow, 1320 an die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg gekommen), das zum welfischen Teilfsm. Lüneburg gehörte, seit 1591 zur Herrschaft Dannenberg (die 1636 an das Fsm. Wolfenbüttel kam)4, ab 1671 erneut zum Fsm. Lüneburg und ab 1705 zum Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). Die Gerichtsbarkeit hatte die Familie von dem Knesebeck inne (Patrimonialgericht, Ober- und Niedergericht).5 In französischer Zeit war Luckau von 1810 bis 1813 Teil des Kgr. Westphalen (Kanton Clenze im Distrikt Lüneburg des Departements Niederelbe, ab 1811 im Distrikt Uelzen des Departements Aller). Danach gehörte Luckau, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Lüchow6, kam 1841 zum Amt Wustrow, das 1859 im Amt Lüchow aufging. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Luckau 1866 an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam das Dorf zum Kr. Lüchow, der 1932 im Lkr. Dannenberg aufging (1951: Lkr. Lüchow-Dannenberg). 1972 wurden Beesem, Bülitz, Köhlen, Kremlin, Nauden, Püggen, Steine und Zeetze eingemeindet; gleichzeitig trat die Gemeinde Luckau der Samtgemeinde Clenze bei, die 2006 in der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) aufging. Zur Sozialstruktur schrieb der Ortspfarrer 1963: „Das Kirchspiel Bülitz-Zeetze [zu dem Luckau als KapG gehörte] hat einen rein landwirtschaftlichen Charakter. Die Gemeindeglieder bestehen zum größten Teil aus Bauern, Landwirten, Pächtern und Landarbeitern.“7 Um 1813 lebten etwa 225 Menschen in Luckau, 1905 ebenso viele, 1946 gut 300 und 2004 knapp 165.
Die um 1350 gegossene Glocke und die wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jh. erbaute Kapelle sind die ältesten Zeugnisse der örtlichen Kirchengeschichte Luckaus.8 Angeblich soll die Familie von dem Knesebeck die Kapelle gestiftet haben, Belege dafür fehlen jedoch.9 Urkundlich ist die Kirche in Luckau 1474 belegt, zusammen mit einer ihr gehörenden Wiese, der sogenannten Marien-Magdalenen-Wisch.10 Vermutlich auch in vorref. Zeit gehörte Luckau als Kapellengemeinde zum Kirchspiel Bülitz, das unter dem Patronat des Klosters Diesdorf stand. Die Parochie Bülitz war anscheinend pfarramtlich stets mit Zeetze verbunden (mater combinata).
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. hinein fanden in der Kapelle Luckau pro Jahr zwei Abendmahlsgottesdienste statt, in den 1960er Jahren kam ein jährlicher Passionsgottesdienst hinzu.11 Bis 1975 war die Zahl der Gottesdienste pro Jahr auf sechs gestiegen (zwei mit Abendmahl); außerdem fanden in der Kapelle „1 Passionsgottesdienst, Bibelstunden, Missionsstunden, Lichtbilder- u. Filmabende, 1 Gemeindeabend“ statt.12
Bei Gründung der „Ev.-luth. GKG West im KK Lüchow-Dannenberg“ zum 1. Januar 2024 wurde die KapG Luckau aufgehoben; Rechtsnachfolgerin ist die KG Bülitz (Ortskirchengemeinde in der GKG West).13

Kapellenbau

Rechteckiger Saalbau, erbaut wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jh. (Dendrodatierung: 1376).14 Satteldach. Überwiegend Feldsteinmauerwerk, Ostgiebel Backsteinmauerwerk, verziert mit gestaffelten, spitzbogigen Blendnischen. An den Längsseiten zweigeschossige Fenstergliederung: unten je zwei Rechteckfenster, darüber kleine Spitzbogenfenster, nach Norden zwei, nach Süden drei; in der Ostwand zwei kleine Spitzbogenfenster. Nach Süden Spitzbiogennische mit Segmentbogenportal. Im Innern flache Holzbalkendecke, u-förmige Emporenanlage; Reste mittelalterlicher Malereien (ornamental und figürlich, Weihekreuze, 2003 freigelegt). 1965 Instandsetzung. Um 2012 Sanierung (mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz).

Turm

Querrechteckiger Westturm mit Anbau an der Nordseite, erbaut etwa Mitte des 15. Jh. (Dendrodatierung).15 Schiefergedeckter, überstehender Pyramidenhelm mit verzierten Knaggen, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne, an der Südseite Uhrschlagglocke unter dem Überstand; Anbau mit Pultdach. Überwiegend Feldsteinmauerwerk, Anbau Ziegelmauerwerk. Im Glockengeschoss an den Längsseiten je zwei Spitzbogennischen mit rundbogigen Schallöffnungen, an den Querseiten je eine, nach Süden teilweise verdeckt von Uhrziffernblatt. Nach Süden Spitzbogennische mit Segmentbogenportal und Freitreppe.

Ausstattung

Blockaltar (Stipes: Ziegel, Mensa: Sandsteinplatte) mit ehemaliger Predella als Retabel (um 1500), Malereireste: zwei Engel halten das Schweißtuch Christi. – Hinter und oberhalb des Altars hölzerne Kanzel mit polygonalem Kanzelkorb (1691), Inschriften am Sockel der Kanzel. – Drei Schnitzfiguren (um 1500), Mondsichelmadonna, Maria Ägyptiaca in einem Schrein mit Goldgrund, außerdem eine weibliche Heilige; Figuren gehörten ursprünglich zu einem Triptychon. – Hölzerner Opferstock. – Ehemaliges Altarretabel, neugotisch, querrechteckig, mit Bildnis Christi, Inschrift: „Mein Leib für Euch gegeben. Mein Blut für Euch vergossen“; diente bis 1965 als Altarretabel, dann an der Westwand angebracht.

Orgel

Harmonium.

Geläut

Eine LG, dis’’ (Bronze, Gj. um 1350), gotische Form, ohne Inschrift. Eine SG, h’’ (Bronze, Gj. wohl 1895, vielleicht Firma J. F. Weule, Bockenem), ohne Inschrift.

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kapelle.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1579–1583 (Pfarroffizialsachen); D 79 (EphA Lüchow); S 11a Nr. 7315 (Findbuch PfA).

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Lüchow, S. 8–12; Behn, Wendland, S. 96–97; Burkhardt-Liebig u. a., Fotografien, S. 94–97; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 867; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 82– 84; Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 25–26; Manecke, Beschreibungen II, S. 120; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 115; Osten, Propstei Schnega, S. 42–43; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 142; Schmitz, Siedlungsnamen, S. 120–121; Wübbenhorst, Datierung, S. 97–98.

B: Horst W. Rakow: 1325. Buliz – Bülitz. Bauerndorf, Schulbezirk und Kirchspiel im hannoverschen Wendland (= Beiträge zur Geschichte und zur Beschreibung des Hannoverschen Wendlandes), Schnega 2019, bes. Kapitel „Bülitz. Kirchliche Traditionen. Das Doppelkirchspiel Bülitz-Zeetze“.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Kanzel, Empore, Maria Ägyptiaca und Mondsichelmadonna, Weibliche Heilige, Predella, Opferstock, Gestühlswange; Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien II, S. 127.
  2. Hodenberg, Lüneburger Lehnregister, Nr. 583 [Digitalisat], identifiziert nach Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 82. Zum Namen und für weitere Belege vgl. Schmitz, Siedlungsnamen, S. 120. Siehe auch Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 83: „länglich-rundes Platzdorf einem ‚Angerdorf‘ ähnlich“.
  3. Manecke, Beschreibungen II, S. 120.
  4. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon I, S. 209 f.
  5. Manecke, Beschreibungen II, S. 120.
  6. Bei Ubbelohde, Repertorium, Abt. III, S. 19, erschienen 1823, ist Luckau bei der Hausvogtei des Amtes Lüchow verzeichnet, nicht mehr bei den Patrimonialgerichtsdörfern.
  7. LkAH, L 5e, unverz., Bülitz, Visitation 1963.
  8. Zur Datierung des Kapellengebäudes: Wübbenhorst, Datierung, bes. S. 97.
  9. Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 115. Osten, Propstei Schnega, S. 43, stuft diese Vermutung als „äußerst zweifelhaft“ ein.
  10. Brosius, Regesten, Nr. 375.
  11. Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 213; LkAH, L 5e, unverz., Bülitz, Visitationen 1939, 1957 und 1963.
  12. LkAH, L 5e, unverz., Bülitz, Visitation 1975.
  13. KABl. 2024 [in Vorbereitung].
  14. Wübbenhorst, Datierung, S. 97.
  15. Wübbenhorst, Datierung, S. 97 f.