Sprengel Hannover, KK Hannover, Amtsbereich Nord-West | Patrozinium: Zum barmherzigen Samariter | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung Lohndes findet sich in einer Urkunde Bf. Hartberts von Hildesheim aus dem Jahr 1211, in der es um die Vogteirechte über drei Höfe in den Dörfern Lammeste, Lohnde und Döteberg geht (tres curias […] que sunt in villis Lammeste, Lonae, Dutteberg).1 Mit der adligen Familie de Lone, die sich nach dem Ort nannte, ist Lohnde mittelbar schon im 12. Jh. nachgewiesen.2 Lohnde gehörte zur Go Seelze im Herrschaftsbereich der Grafen von (Roden-)Wunstorf. Im Februar 1446 verkauften die Grafen ihre Herrschaft an Bf. Magnus von Hildesheim, dieser sah jedoch anscheinend keine Möglichkeit, seine Ansprüche durchzusetzen und verkaufte die Rechte im Dezember des gleichen Jahres weiter an Hzg. Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg, seit 1432 auch Fs. des neugegründeten welfischen Teilfsm. Calenberg (Kernlande Hannover).3 Aus der Go Seelze entwickelte sich das Amt Blumenau des Fsm. Calenberg. Im Jahr 1692 ging das Fsm. im neuen Kfsm. Braunschweig-Lüneburg auf. Zur Zeit des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) gehörte Lohnde ab 1810 zum Kanton Wunstorf im Distrikt Hannover des Departements Aller. Danach kam Lohnde, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Blumenau, nach dessen Auflösung 1859 an das Amt Linden. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen, ab 1885 gehörte Lohnde dann zum neuen Kr. Linden (1886 Lkr. Linden, 1932 Lkr. Hannover, 2001 Region Hannover). Seit 1974 ist Lohnde Teil der Großgemeinde Seelze. Der Ort war bis Mitte des 20. Jh. eher landwirtschaftlich geprägt und entwickelte sich dann zur Wohngemeinde. Lohnde hatte um 1810 knapp 260 Einwohner und 1905 gut 400. Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stiegt die Bevölkerungszahl bis 1946 auf rund 1.150, lag 1965 bei 2.000 und 2010 bei etwa 2.800.

Kirche, Ansicht von Südosten

Kirche, Ansicht von Südosten

Kirchlich gehörte Lohnde ursprünglich zum Kirchspiel Seelze (Archidiakonat Wunstorf im Bistum Minden).4 Diese Verbindung blieb auch bestehen, nachdem Hzgn. Elisabeth von Calenberg 1540 als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich die luth. Lehre eingeführt hatte. In den Protokollen der Kirchenvisitationen von 1542/43 werden beim Kirchspiel Seelze die Dörfer Harenberg, Döteberg, Almhorst, Gümmer und Lohnde genannt, 1588 darüber hinaus auch Letter.5 Als letztes Dorf im Kirchspiel bekam Lohnde um 1700 ein Schulhaus; die 1719 gegossene Schulglocke hing in einem Glockenstuhl daneben, später im Giebel des neuen Schulgebäudes.6

Mit der wachsenden Bevölkerung nach Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkten sich die Bemühungen, eine eigenständige Kirchen- oder Kapellengemeinde Lohnde zu gründen. Im Jahr 1947 gründete eine Pastorenwitwe aus Schlesien – „Frau Pastor Schulz“7 – die ev. Gemeindehilfe und lud zu Kindergottesdiensten in die Schule ein. In einer Aktennotiz von 1956 heißt es, nur wenige Lohnder nähmen den Weg zum Gottesdienst in Seelze auf sich und die Nutzung der Schule in Lohnde werde „immer wieder durch den Bürgermeister vereitelt“.8 Der 1958 gegründete Kapellenverein sammelte in der Gemeinde Geld für das Bauvorhaben, im Juli 1961 konnte nach mehreren Planungsänderungen der Grundstein gelegt werden. Baurat a. D. Rudolf Kirsch hatte das Kirchengebäude entworfen. Zum 1. Januar 1963 gründete sich schließlich die KG Lohnde, erhielt jedoch keine eigene Pfarrstelle, sondern blieb pfarramtlich mit Seelze verbunden (mater combinata).9 Im April 1963 erhielten Kirche und Gemeinde den Namen „Zum barmherzigen Samariter“ und im September kam der LSup. zur Einweihung. Auf eine eigene Pfarrstelle musste Lohnde noch warten: Zunächst kam Pn. Gertraud von der Goltz (amt. 1971–1978) als Pfarrverwalterin mit Sitz in Lohnde in die Gemeinde.10 Die Bewilligung der Pfarrstelle folgte 1978. Im gleichen Jahr würdigte der LSup. nach der ersten Visitation der Gemeinde die „Fülle der gemeindlichen Aktivitäten.“11 Ein Jahr später endete die pfarramtliche Verbindung mit Seelze12 und wiederum drei Jahre später wurde die Pfarrstelle mit P. Heinrich Krumwiede (amt. 1982–1987) erstmals besetzt. Die Gemeinde feierte nun wöchentliche Gottesdienste (zuvor zweiwöchentlich). 1995 schlossen sich die KG Lohnde, Kirchwehren und Seelze zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um gemeinsam Wege zur Förderung und Verbesserung der kirchlichen Arbeit zu entwickeln.13 Im Jahr 1998 wurde die Lohnder Pfarrstelle in eine Stelle mit halbem Dienstumfang umgewandelt.14

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1968

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1968

Seit 1973 unterhält die KG Lohnde eine ev. Kindertagesstätte. Den Bau der seit 1966 geplanten Einrichtung hatte die politische Gemeinde finanziert.15 Im Jahr 1982 gründete sich in Lohnde ein Ortsverein des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, der zum wesentlichen Träger der Kinder- und Jugendarbeit in der KG wurde. Seit 1988 trägt er den Namen „Pfadfinderstamm Mechthild von Lona“.16 Der Grabstein Mechthilds, die Anfang des 13. Jh. gestorben ist, steht bei der Kirche in Seelze. In seiner Inschrift heißt es u. a.: Gema venustatis et gloria nobilitatis Evesa viva fuit omnibus. hinc placuit. Dives et ipsa satis opus excoluit pietatis quosque fovens inopes distribuebat opes („Ein Edelstein der Schönheit und der Ruhm des Adels war sie lebend allen genehm. Selbst genügend reich, pflegte sie das Werk der Frömmigkeit und die Armen erquickend verteilte sie Reichtümer“).17 Nach ihr ist auch die Mechthild-Glocke im Lohnder Kirchturm benannt, da sich der ursprüngliche Plan, die Kirche selbst nach ihr zu benennen, nicht durchgesetzt hatte. Auch die 2002 gegründete ökumenische Mechthild-Stiftung, die kirchliche und soziale Projekte in Lohnde förderte, wählte Mechthild von Lona als Namenspatronin.

Umfang

Die Ortschaft Lohnde in der Gemeinde Seelze.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1963 zum KK Hannover-Linden, am 1. Januar 1975 zum neugegründeten KK Garbsen.18 Mit dessen Aufhebung zum 1. Januar 2001 Stadtkirchenverband Hannover, Amtsbereich Garbsen/Seelze.19 Seit 1. Januar 2013 Amtsbereich Nord-West des Stadtkirchenverbands Hannover (2024: KK Hannover).20

Kirchenbau
Lohnde, Kirche, Innenraum

Innenraum, Blick von der Empore, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Rechteckbau mit Satteldach und Anbauten nach Süden (Sakristei) und Norden (kleiner Gemeinderaum, Teeküche), errichtet 1961–63, Architekt: Baurat a. D. Rudolf Kirsch (Hannover). Stahlbetonskelettbau mit Ziegelausfachung, kurze, hochgelegen Fensterbänder an Längsseiten, fast bodentiefe Fenster in Westfassade und in Südwand des Altarraums. Im Innern sichtbare Stahlbetonbinder, holzverschalte Deckenflächen, Westempore. Farbiges Glasfenster in Südwand des Altarraums (Glasmaler Otto Brenneisen, Hannover).

Turm

Verklinkerter Turm seitlich vor Nordwestecke, Pergola als Verbindung zum Kirchenschiff, erbaut 1961–63. Verkupfertes Satteldach, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz; hochrechteckige Schallfenster. Mauerwerk 2002 saniert.

Altarwand mit Mosaik von Siegfried Steege, Entwurf

Altarwand mit Mosaik von Siegfried Steege, Entwurf, signiert, 1975

Ausstattung

Schlichter Altartisch (1963, Sandstein). – Farbiges Mosaik mit Darstellung des barmherzigen Samariters an Altarwand (1976, Bildhauer Siegfried Steege, Schwarmstedt). – Holzkanzel. – Schlichter Taufstein (Sandstein mit Bronzebecken).

Orgel

Zunächst Harmonium. 1968 Neubau der Firma Schmidt & Thiemann (Hannover-Buchholz) 6 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; 1970 Erweiterung um zwei zunächst vakant gebliebene Pedalregister auf 8 II/P; zweites Manual (RP) nicht spielbar, im zweiten Bauabschnitt sollten dafür fünf weitere Reg. eingebaut werden, Pläne nicht verwirklicht.21 2003/04 Um- und Erweiterungsbau, ausgeführt von Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 18 (davon 4 Transmissionen) II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, vorhandenes Hauptwerk in Nebenwerk umgewandelt.

Geläut

Drei LG, I: cis’’, Christus-Glocke, (Bronze, Gj. 1964, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg), gestiftet von Ehepaar Struß; II: dis’’, Gustav-Adolf-Glocke (Bronze, Gj. 1964, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); III: fis’’, Mechthild-Glocke, Inschrift u. a.: „Christopfer Doven und seine Hausfrau Anna Sovia als Guttäters und sämtliche Gemeinde zu Lohne“ (Bronze, Gj. 1719, Thomas Rideweg, Hannover), ehemalige Gemeinde- bzw. Schulglocke, vom Rat der Gemeinde gestiftet.22

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (zunächst Reihenhaus im Hebbelweg, später neben Kirche). – Jugendhaus (Bj. 1979/80). – Gemeindehaus (Bj. 1992/93), schließt sich südlich an den Sakristeianbau der Kirche an.

Friedhof

Eigentum der politischen Gemeinde, eingerichtet 1932. FKap (Bj. 1990/91, ersetzte Vorgängerbau von 1947/48).23

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

H 24 (EphA Garbsen).

Literatur

B: Lohnde. Ortsgeschichte Teil 1. Vom Ursprung in die Gegenwart, hrsg. vom Ortsrat Lohnde, Seelze 1982; Ortsgeschichte Lohnde. 750 Jahre. 1242–1992 (Zur Ortsgeschichte von Lohnde. Festschrift zum 750-jährigen Jubiläum des Ortes 1992), hrsg. vom Ortsrat Lohnde, Seelze 1992, bes. S. 197–214.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 649. Grundlage für die 750 Jahrfeier Lohndes 1992 war eine jüngere Urkunde von 1242, in der ebenfalls ein Hof in Lohnde genannt ist (curie noster in Lone), Cal. UB VI, Marienwerder, Nr. 22.
  2. Lohnde, S. 33.
  3. Sudendorf, UB VII, S. C f.; Bertram, Bistum Hildesheim, S. 395; Lathwesen, Lagerbuch Blumenau, S. 1 f.
  4. Holscher, Bisthum Minden, S. 212.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 404 ff.; Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 49.
  6. Ortsgeschichte, S. 164 ff.
  7. Ortsgeschichte, S. 197.
  8. LkAH, B 2 G 9/Lohnde Bd. 1, Bl. 1.
  9. KABl. 1963, S. 6.
  10. Ortsgeschichte, S. 198.
  11. LkAH, L 5d, unverz., Lohnde, Visitation 1978.
  12. KABl. 1979, S. 92 f.
  13. KABl. 1996, S. 119 f.
  14. KABl. 1998, S. 58.
  15. Ortsgeschichte, S. 205 ff.
  16. Ortsgeschichte, S. 213 f.
  17. Lohnde, S. 35; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 120.
  18. KABl. 1975, S. 2 f.
  19. KABl. 1999, S. 173 f.; KABl. 2000, S. 259 f.
  20. KABl. 2013, S. 29 f.
  21. Ortsgeschichte, S. 202.
  22. Ortsgeschichte, S. 164 f. und 202.
  23. Ortsgeschichte, S. 156 ff.