Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Trinitatis | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Außenansicht, um 1955

Kirche, Außenansicht, um 1955

Nördlich der Stadt Lingen entstand in den 1950er Jahren die neue Siedlung Heukamps Tannen.1 Das Gebiet gehörte zunächst zur Kirchengemeinde Lingen. Da nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Zahl der ev.-luth. Gemeindeglieder in Lingen sehr stark angestiegen war, plante die Gemeinde für das Stadtgebiet den Bau zweier neuer Kirchen, zum einen in der Stroot (später Johannesgemeinde), zum anderen im entstehenden Wohngebiet Heukamps Tannen. Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde hier seit 1952 in einem Klassenzimmer der Matthias-Claudius-Schule; die Gemeindeglieder waren „zu 95 Prozent Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten“.2 Heukamps Tannen zählte seit 1951 zum Pfarrbezirk I der KG Lingen, für den P. Walter Kruse (amt. 1938–1959) zuständig war. 1953 übernahm Sprengelvikarin Irmgard Vogel die Gottesdienste in der Matthias-Claudius-Schule und die Gemeindearbeit im Norden Lingens. Ab 1955 war P. coll. Wolfgang Wallis in Heukamps Tannen tätig.
Anfang 1955 gründete sich ein Kirchbauverein, am 5. Juni feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung und am 18. Dezember, dem vierten Adventssonntag, die Einweihung der neuen Trinitatiskirche.3 Ebenfalls 1955 gründete sich ein kleiner Posaunenchor. 1957 folgte der Bau des Pfarrhauses und 1959 nahm der Kindergarten seine Arbeit auf.4 Zum 1. April 1960 gründete das LKA Hannover für den bisherigen Gemeindebezirk Altenlingen, Damaschke (teilweise) und Heukamps Tannen der Kreuz-KG die eigenständige „Ev.-luth. Trinitatis-KG Lingen“ und richtete für die neue Gemeinde eine eigene Pfarrstelle ein.5 Erster Inhaber war der bisherige Hilfsgeistliche P. Wolfgang Wallis (amt. 1960–1967). Die Zahl der Gemeindeglieder lag bei 3.125. Zur Sozialstruktur der neuen Gemeinde schrieb P. Wallis 1960: „20 % Rentner, 50 % Arbeiter, 20 % Angestellte, 10 % Beamte, Akademiker, leitende Berufe“.6 Neben dem Kindergarten eröffnete die Gemeinde 1962 eine Schwesternstation.7 In die Amtszeit von P. Dieter Prengel (amt. 1967–1981) fiel der Bau des Gemeindehauses, nordöstlich an den Verbindungstrakt zwischen Kirche und Glockenturm anschließend. Die Arbeiten begannen 1971 und der letzte Bauabschnitt – die Bibliothek – konnte 1973 abgeschlossen werden. Die Trinitatisbibliothek übernahm die Funktion einer Zentralbibliothek für die Gemeindebibliotheken im Süden des Kirchenkreises (Ringbücherei).8

Grundsteinlegung der Kirche, LSup. Adolf Wischmann legt die Urkunde in den Grundstein, 5. Juni 1955

Grundsteinlegung der Kirche, LSup. Adolf Wischmann legt die Urkunde in den Grundstein, 5. Juni 1955

Seit Anfang der 1970er lädt die Trinitatisgemeinde gemeinsam mit der kath. Nachbargemeinde Maria-Königin. regelmäßig zu ökumenischen Veranstaltungen ein (u. a. Vorträge, Weltgebetstag der Frauen, Jugendgottesdienste, seit 1988 ökumenische Vespern).9 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche nahm die Trinitatisgemeinde 1988 Kontakt zur Kirchgemeinde Neuhausen im Erzgebirge auf.10 Bereits seit 1985 besteht zudem eine Partnerschaft zur Kirchengemeinde Kondoa in Tansania (innerhalb der Partnerschaft des KK Emsland-Bentheim mit dem KK Kondoa).11
Aufgrund des Zuzugs von Spätaussiedlerfamilien aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion vergrößerte sich die Trinitatisgemeinde seit Ende der 1980er Jahre. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1995 bei 2.800, darunter etwa 20 Prozent Spätaussiedler.12 Seit 2017 ist die Trinitatisgemeinde pfarramtlich mit der Kreuzgemeinde verbunden; das gemeinsame Pfarramt umfasst zwei Stellen.

Umfang

Der nördliche Teil Lingens mit Heukamps Tannen und Altenlingen. Seit 1985 auch das Gebiet zwischen Lingener Mühlenbach und Haselünner Straße (vorher Johannes-KG).13 Bis 1976 auch Teile der Siedlung Damaschke (dann zur KG Brögbern).14

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1960 zum KK Emsland-Bentheim.

Kirchenbau
Kirche, Außenansicht, um 1955

Kirche, Außenansicht, um 1955

Rechteckiger Saalbau, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1955 (Architekten: Werner Zobel, Nordhorn, und Günther Buddenhagen, Bentheim). Satteldach. Ziegelmauerwerk, hervortretende Betonstützen an den Längsseiten. Rechteckfenster an den Längsseiten; an der südwestlichen Giebelseite sieben rautenförmige Fenster, darunter Windfang mit Hauptportal. Zeltförmiger Innenraum mit sichtbaren Betonbindern und holzverschalten Deckenflächen; Empore im Südwesten; Altarwand verklinkert (Steine versetzt). 1959 Altarraum umgestaltet und Sakristei im Keller unter Altarraum zu Heizungsraum umgebaut. 1981 Renovierung, u. a. Neugestaltung Altarwand, neue Fenster, Decke und Fußboden neu, Bänke durch Stühle ersetzt.15

Turm

Nordwestlich der Kirche freistehender, vierseitiger Glockenturm mit Satteldach, bekrönt mit Kreuz. Ziegelmauerwerk. In der Glockenstube je ein Schallfenster an jeder Seite. Verbindungstrakt zwischen Kirche und Turm dient gleichzeitig als Gemeindesaal. 2007 neues Kreuz. 2008/09 Sanierung Kirchturm.

Ausstattung

Schlichter Altar aus Sandsteinblöcken (1959/60). – Über dem Altar ein hängendes Mosaikmedaillon (1960, Peter Greve, Krähenwinkel), Hand, Taube sowie Lamm Gottes mit Kreuz und Kelch. – Niedrige Kanzel mit Holzbrüstung (1959/60). – Sechsseitige Steintaufe, nach unten verjüngt (1959/60). – Ehemalige Ausstattung: Blockaltar (1955), gemauert, verputzt, schwarz gestrichen.16

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1975

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1975

Orgel

Zunächst Leihpositiv der Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven). 1965 Orgelneubau, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 15 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1990 Orgel erweitert auf 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Arbeiten ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven).

Geläut

Vier LG, I: fis’, Inschriften: „Herr, wohin sollen wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens“ und „Altenlingen“, Bild: Adler, Symbol des Evangelisten Johannes; II: a’, Inschriften: „Seid gleich den Menschen, die auf den Herrn warten“ und „Trinitatiskirche Lingen A. D. MCMLVIII“, Bild: Stier, Symbol des Evangelisten Lukas; III: h’ Inschriften: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“ und „Trinitatiskirche Lingen A. D. MCMLVIII“, Bild: Löwe, Symbol des Evangelisten Markus; IV: cis’’, Inschriften: „Siehe, ich bin bei euch bis an der Welt Ende“ und „Trinitatiskirche Lingen A. D. MCMLVIII“, Bild: Mensch, Symbol des Evangelisten Matthäus (alle Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn); Anschaffung der vier Glocken maßgeblich finanziert durch Spende der politischen Gemeinde Altenlingen.17

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1957). – Gemeindehaus (Bj. 1971–73), nordöstlich an den Verbindungstrakt zwischen Kirche und Turm anschließend.

Friedhof

Kein gemeindeeigener Friedhof. – Im Gemeindegebiet liegt der Neue Friedhof (1922), der in Verwaltung der ökumenischen Friedhofskommission Lingen steht.18

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 9 Nr. 527–531 (AfBuK); L 5f Nr. 14–15, 971 (LSuptur. Osnabrück); S 09 rep Nr. 1641 (Presseausschnittsammlung).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1960
Trauungen: ab 1960
Begräbnisse: ab 1960
Kommunikanten: ab 1960
Konfirmationen: ab 1960
Früher siehe Lingen, Kreuzkirche.

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 94.

B: 40 Jahre Trinitatiskirche Lingen. 1955–1995. Festschrift zum 40. Jubiläum der Einweihung der Trinitatiskirche Lingen (= Wir. Gemeindebrief, Sonderausgabe Dezember 1995), Lingen, 1995; 250 Jahre Ev.-luth. Kirchengemeinde Lingen, hrsg. vom Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kreuzkirchengemeinde Lingen, Lingen 1978, bes. S. 34–40.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Siehe https://emslandmuseum.de/2022/06/23/eine-grunewald-siedlung-im-emsland/, 05.12.2023.
  2. Zur Geschichte der Gemeinde vgl. 250 Jahre, S. 36; 40 Jahre, S. 16 ff.
  3. Bilder vom Bau der Kirche: 40 Jahre, S. 25; Satzung des Kirchbauvereins: 40 Jahre, S. 31 ff.
  4. Zum Kindergarten: 40 Jahre, S. 48 ff.
  5. KABl. 1960, S. 64 f.
  6. LkAH, L 5f, Nr. 14 (Visitation 1960).
  7. Zur Schwesternstation: 40 Jahre, S. 54 ff.
  8. 40 Jahre, S. 63 ff.
  9. 40 Jahre, S. 70 und S. 88.
  10. 40 Jahre, S. 86. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  11. 40 Jahre, S. 83 ff.
  12. 40 Jahre, S. 89.
  13. KABl. 1985, S. 118.
  14. KABl. 1976, 120 f.
  15. 40 Jahre, S. 46.
  16. 40 Jahre, S. 45.
  17. 40 Jahre, S. 43 f.
  18. Siehe friedhofskommission-lingen.de, 05.12.2023.