Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Christus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Alte Kapelle (1989 abgebrannt), Ansicht von Nordwesten, um 1954

Alte Kapelle (1989 abgebrannt), Ansicht von Nordwesten, um 1954

Brögbern (seit 1974 Stadtteil von Lingen/Ems) liegt in einer traditionell mehrheitlich kath. und ref. Umgebung. Seit etwa Mitte des 19. Jh. kam es auf einem ehemaligen Gut der Gf. von Tecklenburg in Brögbern zu einer Konzentration von luth. Familien (Erbpächtern), die der 1728 gegründeten KG Lingen (Lingen, Kreuz) zugewiesen wurden.1 Im 1892 erbauten Gebäude der ev. Schule in Brögbern fanden unregelmäßig, besonders im Winter, Andachten und Bibelstunden statt. Pläne zum Bau einer eigenen Kapelle konkretisierten sich in den 1920er Jahren. 1926 überließ der Bauer Heinrich Tyding (Mitglied des KV in Lingen) der Gemeinde ein Grundstück für die Anlage eines Friedhofs. Das Bauvorhaben verzögerte sich jedoch und das KapGb (Architekt: Regierungs-Baumeister Julius Berck, Papenburg), finanziert überwiegend durch den Gustav-Adolf-Verein, wurde 1931/32 vollendet und am 11. September 1932 von Sup. Wilhelm Christian Funke (Meppen) eingeweiht. Zur benachbarten ref. Gemeinde bestanden gute Beziehungen. Die dortigen Pfarrer übernahmen gelegentlich auch die GD in Brögbern. In der Schule wurde der Religionsunterricht nach dem Katechismus beider Konfessionen erteilt.
Bei Kriegsende lebten etwa 80 ev. Gemeindeglieder in Brögbern. Durch den Zuzug von Ostflüchtlingen und Heimatvertriebenen stieg die Zahl der ev. Einwohner sprunghaft an (im gesamten Lkr. Lingen von 3.300 im Jahr 1939 auf rund 16.000 im Jahr 1946), wobei sich der Schwerpunkt in das weiter nordöstlich gelegenen Bawinkel verschob. Daher kam Brögbern zum 1. Oktober 1950 zur neu gebildeten KapG Bawinkel. Gleichzeitig errichtetet das Landeskirchenamt in der KG Lingen zwei weitere KapG (Emsbüren und Wettrup).2 Als stadtnahes Dorf blieb Brögbern jedoch eine bevorzugte Wohngemeinde. Gefördert wurde diese Entwicklung durch P. Martin Klein (amt. 1954–1959), der den Wohnungsbau durch eine ev. Baugesellschaft unterstützte. Seiner Initiative ist auch die Bildung der Siedlung Sandbrinkerheide zwischen dem alten Ortskern von Brögbern und der Lingener Stadtrandsiedlung Damaschke zu verdanken. Als die Kapellen in Bawinkel und Brögbern nicht mehr ausreichten, beschloss die Gemeinde den Neubau eines Gemeindezentrums in der Sandbrinkerheide, die (ohne die noch zu Lingen gehörende Siedlung Damaschke) über rund 600 Gemeindeglieder verfügte.

Kirche, Außenansicht, 1980

Kirche, Außenansicht, 1980

Zum 1. Januar 1961 gliederte das Landeskirchenamt die beiden KapG Bawinkel und Biene-Holthausen aus der Kreuz-KG Lingen aus und vereinigte sie unter gleichzeitiger Errichtung einer neuen Pfarrstelle zur KG Brögbern.3 Als Teil eines neuen Gemeindezentrums wurde 1963/64 zunächst ein Pfarrhaus errichtet. Im März 1965 konstituierte sich ein Kirchenbauverein. 1969 errichtete die Gemeinde ein Jugendheim im Blockhausstil. Die für 200 Personen ausgelegte Kirche an der Sandbrinkerheidestraße entstand schließlich 1971/72 nach einem Entwurf des Architekten Berthold Engels. Der erste Bauabschnitt (mit angeschlossenem Mehrzwecksaal, Unterrichts- und Jugendraum sowie Bibliothek) wurde 1. Juli 1972 eingeweiht. Ausbaupläne haben sich immer wieder verzögert. Erst 1991/92 wurde das Ensemble um ein Gemeindehaus erweitert.

Umfang

Die Ortsteil Brögbern und Biene der Stadt Lingen sowie die politische Gemeinde Bawinkel (Samtgemeinde Lengerich). Mit dem 1. Juli 1976 wurden die luth. Einwohner der Siedlung Damaschke nordöstlich der geplanten Umgehungsstraße (heutige B 70) aus der Trinitatis-KG (Lingen, Trinitatis) bzw. Johannes-KG Lingen (Lingen, Johannes) in die KG Brögbern umgepfarrt.4

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Emsland-Bentheim.

Kapellenbau – (Friedhofs-)Kapelle

An der Duisenburger Straße. Fachwerkbau mit Klinkerausfachung unter einem im Osten abgewalmten Satteldach, erbaut 1932. Die Kapelle wurde am 12. November 1989 durch Brandstiftung zerstört und 1991/92 wieder aufgebaut.

Turm

Vierseitiger Dachreiter mit niedrigem Pyramidendach über der Westfassade.

Alte Kapelle (1989 abgebrannt), Blick zum Altar, 1952

Alte Kapelle (1989 abgebrannt), Blick zum Altar, 1952

Ausstattung

Tischaltar, Taufständer, Lesepult und Osterleuchter aus Holz, nach dem Brandschaden von 1989 neu beschafft. – Ehemalige Ausstattung: Geschnitzter Altar (um 1860), Geschenk der ref. KG Baccum.5

Geläut

Eine LG in fis’’ (Bronze, Gj. 1708, eventuell Jan Crans, Amsterdam).6; Glocke stammt wohl aus dem Münsterland, wurde wegen unversteuerter Einfuhr auf einem Schapener Bauernhof beschlagnahmt und Anfang des 18. Jh. von der Kreuz-KG in Lingen erworben; nach 1921 nach Brögbern abgegeben; Glocke 1989 bei Kapellenbrand beschädigt, repariert und nach Neubau der Kapelle 1992 wieder aufgehängt.

Kirchenbau – Christuskirche

Moderner Ziegelverblendbau auf asymmetrischem Grundriss, errichtet 1971/72. Decken mit Holzpaneelen unterschalt. An den Kirchensaal grenzt eine Mehrzweckhalle an, die bei Bedarf zur Kirche hin geöffnet werden kann.

Fenster

Ungegenständliche farbige Betonglasfenster nach Entwurf des Malers und Bildhauers Werner-Jakob Korsmeier (Münster/Westf.).

Turm

Dreiseitiger Glockenturm vor der südlichen Ecke des Kirchenbaus. Seit 1995 mit einer Kupferfassade verkleidet.

Blick auf den Altar, 1952

Blick auf den Altar, 1952

Ausstattung

Altartisch (sechseckig), Kanzel, Lesepult und Taufe aus V2A-Edelstahl. Die gesamte Ausstattung des Innenraums stammt von Werner-Jakob Korsmeier.

Orgel

1981 Neubau durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 12 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. 2006 Reinigung und Überholung durch die Orgelbauwerkstatt Heiko Lorenz (Wilhelmshaven).

Geläut

Drei LG, I: h’; II: cis’’; III: dis’’ (alle Bronze, Gj. 1972, Gebrüder Rincker, Sinn).

Weitere Kapellenbauten in Bawinkel und Biene-Holthausen.

Friedhof

Friedhof an der Duisenburger Straße, 1926 angelegt. In Trägerschaft der KG.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5 f Nr. 137 und 962 f.

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 78.
B: Evangelisch-luth. Christus-KG Brögbern. Ein Gemeindezentrum entsteht… [1971]; Evangelisch-luth. Christuskirche Brögbern. [Festschrift zur Einweihung im Juli 1972]; Evangelisch-Lutherische Christus-Kirchengemeinde Brögbern (Hg.): Evangelisch-lutherische Christuskirche Brögbern 1972–1997. Festschrift zum 25-jährigen Kirchweihjubiläum, Brögbern, 1997; Ulli Schönrock: Die Christusgemeinde Brögbern – Biene – Bawinkel, in: Brögbern. Bauerschaft – Dorf – Ortsteil, hrsg. von Rosa Bunge und Max Weinert, Lingen-Brögbern 1998, S. 288–305; Max Weinert: Die Evangelische Volksschule Brögbern-Brockhausen, in: Brögbern. Bauerschaft – Dorf – Ortsteil, hrsg. von Rosa Bunge und Max Weinert, Lingen-Brögbern 1998, S. 306–323.


Fußnoten

  1. Schönrock, S. 289.
  2. KABl. 1950, S. 94, dort fälschlich „Emsbühren“.
  3. KABl. 1961, S. 3.
  4. KABl. 1976, 120 f.
  5. Schönrock, S. 290.
  6. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 101 (Bericht über die amtliche Glockenrevision in der ev.-luth. KG Brögbern, 14.05.1963).