Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Petrus1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Das kleine Kirchdorf Horst ist urkundlich im Jahr 1384 als Horszt belegt.2 Der Ort bestand nur aus wenigen Gebäuden sowie der Kirche für die vier Holländersiedlungen Blumenthal, Burweg, Engelschoff und Breitenwisch, die etwa im 12./13. Jh. in der Ostemarsch angelegt worden waren.3 Das Kloster Himmelpforten entwickelte sich zum wesentlichen Grundbesitzer in den Dörfern des Kirchspiels.4 Horst gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, und war Anfang des 16. Jh. Teil des Amtes Vörde (Bremervörde); die Niedergerichtsbarkeit lag beim Kloster Himmelpforten.5 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Die Güter des ebenfalls säkularisierten Klosters Himmelpforten kamen zunächst an den schwedischen Reichsgrafen Gustav Adolf Löwenhaupt und bildeten seit der sogenannten Reduction (Rückführung) der schwedischen Krongüter im Jahr 1681 das Amt Himmelpforten, zu dem auch Horst gehörte. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit war Horst im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Himmelpforten) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Himmelpforten, 1811–1814). Ab 1815 zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Himmelpforten. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Horst 1866 an das Kgr. Preußen und zählt seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Kr. Stade (1932: Lkr.). Das Gemeindegebiet gehört zur 2014 gegründeten Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten. Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1967: „In der Kirchengemeinde, die früher als rein bäuerlich bezeichnet wurde, dürfte in der Berichtszeit in der sozialen Schichtung eine Veränderung vor sich gegangen sein. Manche männliche und weibliche Kräfte gehen heute außerhalb der Gemeinde ihrer Arbeit nach.“6 In den Dörfern des Kirchspiels Horst lebten 1823 gut 1.130 Menschen, 1895 rund 1.370, 1939 etwa 1.180 und 1964 insgesamt 1.320.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Die St. Petri-Kirche in Horst war möglicherweise als Petruskapelle der Osteschiffer entstanden.7 Im Zuge der Besiedelung der Ostemarsch wurde sie zur Pfarrkirche der Dörfer Blumenthal, Burweg, Breitenwisch und Engelschoff. Zunächst hatte das Gebiet kirchlich vermutlich zum Kirchspiel Oldendorf gehört. In der unmittelbaren Umgebung der Kirche standen nur wenige Gehöfte, insgesamt zählte das Kirchspiel anfangs wohl etwa 50 Höfe.8 Das bis heute erhaltene romanische Kirchengebäude geht vermutlich auf das 12. Jh. zurück. Schriftlich ist die ecclesia in Horszt (Kirche in Horst) erstmals in einer 1384 zusammengestellten Liste der Kirchen erwähnt, an denen der Bremer Dompropst das Recht hatte, Geistliche zu nominieren und einzusetzen.9 Im Jahr 1399 bestätigte der Bremer Dompropst zusammen mit Domdekan und Domkapitel dem Kloster Himmelpforten die Inkorporation der Pfarrkirche in Horst (sowie jener in Großenwörden und in Hechthausen).10 Das Kloster erhielt also die Einkünfte und die Rechte an der Kirche; dafür sollte es eine jährliche Ausgleichszahlung an den Dompropst leisten. Dieser behielt sich weiterhin das Recht vor, einen neuen Priester einzusetzen (ius investiendi), das Kloster durfte ihn nominieren (ius nominandi).11 Namen vorref. Geistlicher sind nicht bekannt. Der 1405 als bisheriger Inhaber der parochialis ecclesia in Horst Bremensis diocesis genannte Johannes Rusup, war vermutlich eher Pfarrer in Wasserhorst bei Bremen.12 Gleiches gilt für den 1429 gestorbenen Kleriker Jacobus Hildeleff, der u. a. auch Familiar des Kardinals und Bf. von Palestrina, Angelo d’Anna de Sommariva († 1428), gewesen war (fam. Angeli ep. Penestrin.).13

Ehemalige Glocke (wohl 13. Jh.), Teil der Inschrift, Grafik

Ehemalige Glocke (wohl 13. Jh.), Teil der Inschrift, Grafik

Einzelheiten zur Einführung der Reformation in Horst sind nicht bekannt. Unter Berufung auf das „Kirchenbuch des Kirchspiels Horst“ bezeichnete P. Georg Langerhans (amt. 1665–1685) im Jahr 1671 P. Andreas Hartleff (amt. 1556–1583) als ersten ev. Prediger in Horst.14 Zu dieser Zeit regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1511–1558), ein Gegner der luth. Lehre die Hochstifte Bremen und Verden.15 Sein Bruder und Nachfolger Ebf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre und der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) war schließlich Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Das Kloster Himmelpforten, das bis zu seiner Auflösung 1647 das Patronat über die Kirche in Horst besaß, hatte seit 1559 einen ev. Propst. Die lückenlos bekannte Reihe der Pastoren in Horst beginnt erst mit P. Wilhelm Broier (amt. 1660–1665), der „ärgerlichen Lebens halber“ abgesetzt wurde und später Wirt eines Krugs in Horneburg war.16

Kirche, Ansicht von Südosten, vor 1965

Kirche, Ansicht von Südosten, vor 1965

Das Pfarrhaus des Kirchspiels Horst stand in Burweg. Im Jahr 1779 umfasste die Parochie knapp 250 Feuerstellen.17 In die lange Amtszeit von P. Franz Johann Steller (amt. 1784–1836) fiel 1797 die Erneuerung des Kirchturms und 1830 der Neubau des Pfarrhauses.18 Ihr heutiges Aussehen erhielt die St. Petri-Kirche mit dem Umbau 1892, kurz nachdem P. Menno Lüpsen (amt. 1891–1902) das Pfarramt übernommen hatte; ursprünglich war das Dach über dem Schiff höher und steiler gewesen.19
Während der NS-Zeit hatte P. Gerhard Pape (amt. 1927–1948) das Pfarramt in Horst inne; gleichzeitig versah er von 1929 bis 1940 auch die vakante Nachbargemeinde Großenwörden. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab P. Pape rückblickend an, er habe kirchenpolitisch der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft angehört.20 Von den vier 1933 gewählten Kirchenvorstehern, waren zwei gleichzeitig Mitglieder der NSDAP, unter ihnen der Ortsgruppenleiter und Bürgermeister von Burweg, Adolf Haack.21 Im Bericht über die Visitation im Juni 1934 schrieb der Stader Sup. Paul Friedrich Crusius (amt. 1933–1959), selbst Mitglied der DC, er habe vergeblich versucht P. Pape zu überzeugen, in seinen Predigten „das grosse Erleben unserer Tage in das Licht des Wortes Gottes zu stellen und von diesem Erleben her den Zugang zu dem Worte Gottes zu gewinnen“.22 Über das vertrauliche Gespräch mit dem KV notierte er: „Als Nationalsozialisten vermissen sie an dem Pastoren die positive Stellung und freudige Zustimmung zu dem Neuen, das im deutschen Volke, und damit auch in der deutschen evangelischen Kirche aufgebrochen ist.“23

Kirche, Ansicht von Südwesten, Grafik

Kirche, Ansicht von Südwesten, Grafik

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder aufgrund des Zuzugs Geflüchteter von knapp 1.160 im Jahr 1939 auf fast 1.700 im Jahr 1947 an. Zudem entstand eine kleine kath. Gemeinde mit gut 100 Gemeindegliedern (1953 noch etwa 35).24 Nach der Visitation 1947 beschrieb Sup. Crusius die ev.-luth. KG Horst als „diejenige Gemeinde des Kirchenkreises, in welcher das kirchliche Leben am wenigsten Verfallserscheinungen gezeigt hat“.25 Wegen der langen Wege zur Horster Kirche führte P. Hans-Georg Quentin (amt. 1948–1962) 1951 testweise Sonntagsnachmittagsgottesdienste in Blumenthal und Engelschoff ein, jeweils drei „in der schlechten Jahreszeit“. Zudem gab er die Passionsgottesdienste in der Horster Kirche auf und lud stattdessen zu fünf abendlichen Passionsgottesdienste in die fünf Schulen des Kirchspiels ein.26 Die Taufen fanden 1960 noch meistens im Haus der Tauffamilie statt, Trauungen hingegen überwiegend in der Kirche, seitdem diese 1959 renoviert worden war (vorher in den Häusern oder in einer Gastwirtschaft). Frauen-, Männer- oder Jugendarbeit gab es 1960 nicht in der Gemeinde.27

Nord-Portal, 1934

Nord-Portal, 1934

Zum 1. Januar 1972 vergrößerte sich das Gebiet des Kirchspiels um die bisher eigenständige KG Großenwörden.28 Gottesdienste fanden fortan abwechselnd in den beiden Kirchen statt. Knapp zwei Jahre nach der Fusion von Großenwörden und Horst schrieb der Stader Sup.: „Es geht eben kein Mensch aus Großenwörden in die Kirche zur Horst und umgekehrt ebenso wenig.“29 Von 1972 bis 1976 war Horst zudem pfarramtlich mit der Nachbargemeinde Himmelpforten verbunden.30 Von 1979 bis 1982 war die Pfarrstelle des Kirchspiels vakant. Noch bis Anfang der 1980er Jahre feierte die Gemeinde den Gottesdienst in Horst nach der Agende von 1900, in Großenwörden nach der von 1854; die Vakanzvertreter führten die Agende I (1955) ein.31
Im Jahr 1987 konnte die Gemeinde in Großenwörden ein neues Gemeindehaus einweihen. Seit 1997 trägt die Gemeinde den Namen „Ev.-luth. KG Horst in Burweg und Großenwörden“, der KV hatte die Namensänderung beantragt. Bei der Visitation im gleichen Jahr hatte der Stader Sup den Eindruck, dass mittlerweile ein Gemeindebewußtsein im Entstehen sei.32 Die Pfarrstelle wandelte das LKA Hannover zum 1. Januar 2003 in eine halbe Stelle um.33 Seit September 2008 ist die Gemeinde Horst in Burweg und Großenwörden pfarramtlich verbunden mit der KG Oldendorf; das gemeinsame Pfarramt umfasst zweieinhalb Pfarrstellen.34

Umfang

Blumenthal, Breitenwisch, Burweg, Engelschoff, Groß Neuland, Horst und Stellberg. Seit 1972 auch Großenwörden und Neuland.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts.35 – 1651 zur Kehdingschen Präpositur. 1827 zur Insp. Himmelpforten (Sitz des Sup. in Oldendorf), 1887 umbenannt in Insp. Osten (Sitz des Sup. ebenda). Die Insp. Osten wurde 1924 mit der Stadtsuperintendentur Stade zum KK Stade-Osten bzw. KK Stade vereint (1939: Stade-Altes Land, 1976 KK Stade).36

Patronat

Der Dompropst zu Bremen (belegt 1384), seit der Inkorporation der Kirche in das Kloster Himmelpforten im Jahr 1399 der Propst zu Himmelpforten (ius nominandi) und der Dompropst zu Bremen (ius investiendi).37 Nach Aufhebung des Klosters 1647 Reichsgrafen Gustav Adolf Löwenhaupt. Ab 1681 der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1934

Kirche, Grundriss, 1934

Einschiffiger Bau mit eingezogenem Chor und runder Apsis, erbaut wohl im 12. Jh. Dach mit Krüppelwalm nach Westen und Walm über der Apsis. Überwiegend Feldsteinmauerwerk, im Westen Backsteinmauerwerk. Je vier rundbogige Fenster an Nord- und Südseite des Schiffs, die westlichen jeweils nach unten verlängert; je ein Rundbogenfenster an Nord- und Südseite des Chors, drei Rundbogenfenster an der Apsis. Niedrige, rundbogige Eingänge an Nord- und Südseite, Türblatt nach Norden mit Inschrift: „Anno 1699 den 24 Iuli hat die tugent sahme Frau Anna Hintmans un ihre Kinder dese Kirch Thur ihrem s[eligen] man Tonnis Hintman zum Gedächtnis ver ehret“; Nebeneingang an Nordseite des Chors. Im Innern flache Decken in Schiff und Chor, Halbkuppel in Apsis, rundbogiger Triumphbogen zwischen Chor und Schiff, mit Inschriften „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Schiffseite) und „Herr ich habe lieb die Stätte deines Hauses (Chorseite); Sakramentsnische in der Apsis; L-förmige Empore an West- und Nordwand. 1892 Instandsetzung und Neugestaltung Innenraum, u. a. Dach erneuert (Dach des Schiffs war vor Umbau etwa einen Meter höher), neue Empore an Nordseite.38 1933 Glasfenster in Apsis. 1959 grundlegende Renovierung, u. a. Dacherneuerung, Neuausmalung Innenraum, Gestühl erneuert.

Fenster

In der Apsis zwei figürliche Glasbilder (1933, Entwurf: G. Darr; Ausführung: Glaswerkstätten Carl Schröder, Hannover), Kelchspendung und Luthers Thesenanschlag, anlässlich Luthers 450. Geburtstags.

Turm

Vor der Westwand hölzerner Turm mit Backsteinsockel, aus der Mittelachse nach Norden versetzt. Schiefergedeckter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterhahn und Kreuz. Turm mit horizontaler Holzverschalung, rotbraun gestrichen. Im Glockengeschoss je ein rechteckiges Schallfenster nach Norden, Süden und Westen. Eingang nach Norden. 1797 Turm erneuert bzw. neu errichtet. 1959 Restaurierung.

Orgel

Orgel

Ausstattung

Klassizistisches Altarretabel (wohl Anfang 19. Jh.) mit älterem Kruzifix (17. Jh.), Retabel als Ädikula gestaltet, korinthische Doppelpilaster tragen Gebälk und Dreiecksgiebel, im Giebelfeld Gottesauge mit Strahlenkranz, über dem Giebel Krone und Flammenpokale; zwischen den Pilastern gemalte Landschaft, davor Kruzifix mit vergoldetem Korpus, darüber Inschrift: „Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab; auf daß alle die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“; vor den Pilastern und bemalte Figuren (Laubsägearbeiten): links Moses, rechts: Christus mit Siegesfahne; in der Predella drei Grisaille-Gemälde (1853, I. Mahleg), Opferlamm mit Oblatendose, Bibel sowie Kelch und Taufgerät; vor dem Retabel gemauerter Blockaltar mit seitlichen Schranken; links und rechts des Altars seitliche Scherwände (Sakristeiprieche). – Hölzerne Kanzel (17. Jh.), an den Wandungen des polygonalen Kanzelkorbs Gemälde der vier Evangelisten, an der Brüstung Inschriften: „Matthevs ist des H[eiligen] G[ei]s[tes] vohl. Von der Mensheit Christi er schreibet wol.“, „Hie man das Kindt in Kribben fvindt, avs welcher Asz kein Rindt“ (restauriert: „Beinrindt“) und „Gleich wei der Adeler vber alle Vogel fligen kan“; Kanzelkorb erhielt 1959 einen Kastenunterbau. – Mittelalterlicher Taufstein, aus einem Granitblock gearbeitet; zeitweise in „Gärten und Heimatmuseen“.39 – Gemälde „Moses mit den Gesetzestafeln“ (wohl 17. Jh., Öl auf Holz). – Opferstock (17. Jh.), Holz mit Eisenbeschlägen. – Reste des alten Gestühls (16. Jh.), u. a. mit Inschrift: „Johan Jarck jm water kroge hefft dyt betalt vor em vnd de synenn anno d[omi]ni 1584“. – Auf dem alten Friedhof: Grabsteine des 18. Jh.40

Orgel

1892 Orgelneubau, ausgeführt von Heinrich Röver (Stade), 8 II/P, mechanisch-pneumatische Spieltraktur, pneumatische. Registertraktur, Röversche Hängeventilladen (Kastenladen), ein weiteres Register vakant.41 1917 zinnernen Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben, 1919 Einbau neuer Prospektpfeifen aus Zink. 1985/86 Restaurierung und Erweiterung der Orgel, Martin Haspelmath (Walsrode), 9 II/P, mechanisch-pneumatische Spieltraktur, pneumatische. Registertraktur, Hängeventilladen; Zinkpfeifen im Prospekt durch Zinnpfeifen ersetzt. 2019 Instandsetzung, Sauer & Heinemann Orgelbau (Höxter).

Ehemalige Glocke (wohl 13. Jh.), Grafik, um 1910

Ehemalige Glocke (wohl 13. Jh.), Grafik, um 1910

Geläut

Eine LG, a’ (Bronze, Gj. 1910, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Friede sei mit Euch“, „Völker seid bedacht auf euer Heil“ und „Gegossen von J. J. Radler u. Söhne in Hildesheim 1910“, Bilder: Relief des auferstandenen Christus und Relief des segnenden Christus. – Früherer Bestand: Eine kleine, mittelalterlich Glocke (Bronze, Gj. wohl 13. Jh.), Inschrift: „Protege Christe domos homines cum pulsor et agros. Cantabo laudem D[omi]ni P[o]p[u]li q[ue] salutem. AGLA“ (Beschütze, Christus, wenn ich geläutet werde, die Häuser und Äcker der Menschen. Ich werde singen das Lob und Heil des Herrn des Volkes), die apotropäische Formel AGLA wird als kabbalistischer Gottesname verstanden (Atah Gibor Le-olam Adonai: Du, o Herr, bist mächtig in Ewigkeit), im Deutschen wurde AGLA mitunter aufgelöst als „Allmächtiger Gott lösche aus [die Feuersbrunst]“ und galt als Schutz gegen Feuer; Glocke war beschädigt und soll 1912 an das Museum Lüneburg verkauft worden sein, dort lässt sich allerdings lediglich ein Gipsabdruck nachweisen (Geschenk der Glockengießerei Radler, Hildesheim); die Glocke scheint nicht mehr zu existieren.42 Eine LG (Bronze, Gj. wohl 1797), Inschrift angeblich: „Wohltäter Hand hat mich der ersten zugesellt, dadurch bin ich mit ihr zu gleichem Dienst bestellt“43, Verbleib unklar, vielleicht umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj 1846, Ludwig Kovatsay, Walsrode), Inschrift: „Gegossen von L. Kovatsay in Walsrode im Jahre 1846. Als Pastor fungierte Friedr. von Spreckelsen hieselbst. F. E. J. Bergstedt, Küster. Juraten: Joh. Diedr. Schlichting in Engelsschoff. Christ. Hellwege in Breitenwisch. Christ. Haack in Burweg. Joh. Heinsohn in Blumenthal. Die Richter und Dorfvorsteher waren Claus Winter in Engelsschoff. Hinr. Schlichting in Breitenwisch. Hinr. Heinsohn in Burweg. Harm Heinsohn in Blumenthal. Gieb dasz ich lange sei O Gott zu deiner Ehr, und dich oh Horster Volk zur wahren Busze kehr“, beschädigt und 1910/11 eingeschmolzen.44 Eine LG (Bronze, Gj. 1911, Firma Radler, Hildesheim), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917), kein Ersatz.45

Weitere Kirche in Großenwörden (seit 1972 Teil des Kirchspiels).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus in Horst (Bj. 1964, Vorgängerbau in Burweg, Bj. 1830). – Gemeindehaus in Großenwörden (Bj. 1987). – Küsterhaus in Horst (Bj. 1928, 1988 verkauft).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, geschlossen 1885. Neuer kirchlicher Friedhof rund 150 Meter östlich der Kirche, eröffnet 1885. – Kommunaler Friedhof in Blumenthal (Stellberg), angelegt 1921, Friedhof war ursprünglich „Eigentum der evangelisch-lutherischen Gemeindemitglieder der politischen Gemeinde Blumenthal46, FKap (Bj. 1969) mit Glockenträger (Bj. 1982, Vorgängerturm: Bj. 1972), zwei LG, I: Inschrift: „Die Blume verwelkt – aber das Wort unseres Gottes bleibet ewiglich“, II: „30. Juni 1972“, Bild: Wappen Blumenthal. – Seit der Eingliederung der bisherigen KG Großenwörden 1972 liegt ebendort ein weiterer kommunaler Friedhof im Gemeindegebiet.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1556–1583 Andreas Hartleff.47 – 15..–1581 Adam Brandt (P. adj. von P. Hartleff?). – Um 1638 Johann Heifeld. – 16..–1665 Wilhelm Broier. – 1665–1685 Georg Langerhans. – 1685–1701 Jakob Chenitius. – 1702–1716 Martin zum Felde. – 1717–1734 Caspar Detlef Rottmer. – 1735–1750 Johann Benjamin Hoenert. – 1751–1760 Gerhard Willmanns. – 1761–1784 Anton Heinrich Schaars. – 1784–1836 Franz Johann Steller. – 1837–1853 Johann Friedrich von Spreckelsen. – 1854–1856 Dietrich Georg Wilhelm von Horn. – 1857–1890 Albert Dietrich Brüning. – 1891–1902 Menno Lüpsen. – 1903–1927 Friedrich Ernst Emil Hartmann. – 1927–1948 Gerhard Ludwig Eduard Pape.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 542 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 748–759 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3933–3937 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2554Digitalisat, 2555Digitalisat, 2660Digitalisat (Visitationen); L 5g Nr. 200, 801, 807 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1477 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7776 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1685 (Lücken: 1686–1701)
Trauungen: ab 1685 (Lücken: 1688–1701)
Begräbnisse: ab 1685 (Lücken: 1687–1701)
Konfirmationen: ab 1794
Kommunikanten: ab 1869 (Zahlenregister: 1812–1868)

Literatur & Links

A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 107–108; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 135–144; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 761; Hoffmann, Glauben, S. 26–27; Meyer, Pastoren I, S. 542; Pape, Haspelmath, S. 181–182; Pratje, Bremen und Verden XI (1779), S. 282–289 (= Nachricht von dem Amte Himmelpforten und dessen Kirchspielen).

B: Dietrich Alsdorf: Das Kleinod der Oste. die Schifferkirche in Horst und ihre unsterblichen Grabmale, in: Die Oste. Von der Quelle bis zur Mündung, hrsg. von Elke Loewe und Wolf-Dietmar Stock, Fischerhude 2006, S. 192–193; Renate Fick (Bearb.): Kirchspiel Horst. Register der Taufen, Trauungen und Beerdigungen 1696 bis 1852 aus den Orten Blumenthal, Breitenwisch, Burg, Burweg, Engelschoff, Horst [um 2004]; Hinrich Granz: Das Kirchspiel Horst, eine Holländersiedlung, in: Stader Jahrbuch 1965 (= Stader Archiv N. F. 55), S. 75–92; Friedrich Holst: Drei Dörfer und ihre Geschichte. Die Geschichte der Gemeinde Burweg, Burweg 1985, bes. S. 336–345; Clemens F. Förster-von Issendorff: Der Eid der Kirchenjuraten zu Horst, in: Mitteilungen des Stader Geschichts- und Heimatvereins 50 (1975), S. 10–11; Menno Lüpsen: Die Holländer in Horst, in: Stader Jahrbuch 1951 (= Stader Archiv N. F. 41), S. 133–135; Sylvina Zander: „Gott zu Ehren“ und dem „Kirchhof zum Zirat“. Der historische Friedhof zu Horst und seine Grabsteine, in: Zwischen Elbe und Weser. Heimat und Kultur 29 (2010), Nr. 1, S. 17–18; Sylvina Zander: Der historische Friedhof zu Horst und seine Grabsteine, in: Friedhofskultur. Zeitschrift für das gesamte Friedhofswesen 100 (2010), Nr. 12, S. 19–21.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Kirchhof; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 42.
  2. Hodenberg, Stader Copiar, S. 17. Frühere Erwähnungen lassen sich nicht eindeutig Horst in Burweg zuordnen.
  3. Granz, S. 75 ff.
  4. Granz, S. 85.
  5. Lehe, Herzogtum Bremen, S. 21; Schulz-Hauschildt, Himmelpforten, S. 32.
  6. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1967).
  7. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 135; Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 107.
  8. Granz, S. 88.
  9. Hodenberg, Stader Copiar, S. 17.
  10. NLA ST Rep. 3 Lilienthal Nr. 317. Zur Abgeltung der bisherigen Ansprüche sollte das Kloster Himmelpforten jährlich sechs Lübecker Mark an Dompropst, Domdekan und Domkapitel zahlen. Zur Geschichte des Klosters Himmelpforten vgl. Dolle, Klosterbuch II, S. 808 ff. Siehe auch Niedersächsische Klosterkarte.
  11. Vgl. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22; Pratje, Bremen und Verden XI, S. 285 und S. 291.
  12. RG Online, RG II 07810, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/7810, 20.01.2023.
  13. Um Hildeleffs Pfarrpfründe in Horst bzw. Wasserhorst bemühten sich nach seinem Tod nachweislich drei Kleriker, vgl. RG Online, RG IV 04850, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/4850, 20.01.2023; RG Online, RG IV 10703, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/10703, 20.01.2023; RG Online, RG IV 11798, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/11798, 20.01.2023.
  14. Holst, S. 338. Vgl. auch Issendorff, Himmelpforten, S. 27, und NLA ST Rep. 5a Nr. 7789.
  15. Zu Ebf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
  16. Pratje, Bremen und Verden XI, S. 286.
  17. Pratje, Bremen und Verden XI, S. 285.
  18. Holst, S. 339.
  19. Holst, S. 342.
  20. LkAH, S 1 H III Nr. 818, Bl. 15v. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  21. Während der Visitation 1940 dankte ihm der Stader Sup. Paul Friedrich Crusius (amt. 1933–1959) dafür, dass er „dem an ihn herangetretenen Drängen, seine kirchlichen Ämter niederzulegen, nicht nachgegeben hat“, LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1940).
  22. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1934).
  23. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1934).
  24. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitationen 1940, 1947 und 1953).
  25. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1947).
  26. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1953).
  27. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1960).
  28. KABl. 1972, S. 5; KABl. 1976, S. 155.
  29. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1973).
  30. KABl. 1972, S. 5; KABl. 1976, S. 155.
  31. LkAH, L 5g, Nr. 200 (Visitation 1982).
  32. LkAH, L 5g, unverz., Horst, Visitation 1997.
  33. KABl. 2003, S. 50.
  34. KABl. 2008, S. 179.
  35. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22.
  36. KABl. 1939, S. 22; KABl. 1976, S. 9.
  37. NLA ST Rep. 3 Lilienthal Nr. 317; Hodenberg, Stader Copiar, S. 17 und S. 22; Dolle, Klosterbuch II, S. 811; Pratje, Bremen und Verden XI, S. 285 und S. 291.
  38. Holst, S. 342.
  39. Alsdorff, S. 193.
  40. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 142 ff.
  41. Zur Orgelgeschichte siehe https://www.nomine.net/horst-st-petri, 24.01.2023; Pape, Haspelmath, S. 181 f.
  42. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 141. Für eine weitere AGLA-Glocke siehe DI 64, Querfurt, Nr. 3 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0000301. Siehe zudem Verzeichnis der Neuzugänge in: Lüneburger Museumsblätter 8 (1912) und 9 (1914).
  43. Holst, S. 344.
  44. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 141 f.
  45. LKA, G 9 B/Horst (Burweg) Bd. I, Bl. 9.
  46. Holst, S. 343.
  47. Holst, S. 338. Die Angabe stammt aus dem Jahr 1671 („Unter Berufung auf das ‚Kirchenbuch des Kirchspiels Horst‘“). Vgl. auch Issendorff, Himmelpforten, S. 27, und NLA ST Rep. 5a Nr. 7789. Bei Meyer, Pastoren I, S. 542, ist als erster Prediger „15..–1581 Adam Brandt“ angegeben. Ebenso bei Pratje, Bremen und Verden XI, S. 286; dort heißt es zudem: „Er war hier bis 1581, da er nach Lamstedt versetzt wurde“. Der Lamstedter P. Adam Berens scheint sein dortiges Amt allerdings bereits 1567 angetreten zu haben und lässt sich noch 1599 dort nachweisen, LkAH, D 10, Nr. 510 und Nr. 512.