Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Aurich | Patrozinium: Versöhnung (1987) | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Die 1946 südlich von Wiesmoor angelegte Siedlung erhielt 1951 den Namen Hinrichsfehn, benannt nach dem Direktor des Wiesmoorer Torfkraftwerks Jan Hinrichs.1 Seit 1951 ist Hinrichsfehn ein Ortsteil von Wiesmoor. Die Siedlung wurde als Gärtnersiedlung konzipiert und beheimatete Anfang des 21. Jh. insgesamt 21 Gartenbaubetriebe. Im Jahr 1960 lebten etwa 830 Menschen in Hinrichsfehn und 2010 etwa 1.000.

Kirche, Außenansicht, vor 2001

Kirche, Außenansicht, vor 2001

Kirchlich gehörte die neue Siedlung zur KG Wiesmoor. Seit 1949 fanden monatliche Gottesdienste in der provisorischen Schule von Hinrichsfehn statt, seit 1951 im neuen Schulgebäude.2 Nachdem der Wiesmoorer P. Albert Karl Ahlers (amt. 1928–1968) 1956 darauf hingewiesen hatte, dass eine zweite Pfarrstelle nötig sei, um die große Gemeinde angemessen versorgen zu können, setzte die Landeskirche in der Folgezeit Hilfsgeistliche in Hinrichsfehn ein: zunächst Prädikant Ulrich Dobschall (amt. 1957), später Missionar Richard Langholf (amt. 1959–1961).3 Auch die 1963 eingerichtete Pfarrstelle4 übernahmen mit Pfv. Werner Otte (amt. 1966) und P. coll. Werner Jetschmann (amt. 1966–1967) zunächst zwei Hilfsgeistliche. Regulär besetzt wurde sie erstmals 1969 mit P. Harald Mundt (amt. 1967–1974, zunächst P. coll.).
Nachdem die Gemeinde bereits 1959/60 ein Pfarrhaus in Hinrichsfehn erbaut hatte, folgte am 8. Juli 1963 die Grundsteinlegung für eine eigene Kirche. Ende April 1965 weihte die Gemeinde ihr neues, modernes Kirchengebäude ein. Im gleichen Jahr gründete sich ein Posaunenchor. Trotz eigener Pfarrstelle und eigener Kirche blieb Hinrichsfehn zunächst Teil der KG Wiesmoor. Zum 1. Oktober 1987 schließlich errichtete das LKA Hannover die „Ev.-luth. Versöhnungs-KG Hinrichsfehn“. Von ihrer Muttergemeinde Wiesmoor übernahm die neue Gemeinde eine Pfarrstelle.5 Sie zählte 1989 etwa 2.205 Gemeindeglieder, die überwiegend in Hinrichsfehn, Mullberg und Rammsfehn leben, überdies in Wiesmoor-Süd und Teilen von Wiesederfehn.
Nach der ersten Visitation der KG Hinrichsfehn im Jahr 1988 stellte der Auricher Sup. fest, das Gemeindeleben habe von der Verselbständigung profitiert: Das „Engagement von Gemeindegliedern hat sich verstärkt […] Die Gemeinde […] findet in neuen Konturen zu neuem kirchlichen Profil“.6 Die Kirchenmusik bilde einen Schwerpunkt im kirchlichen Leben. Bereits 1988 bezeichnete der Sup. den Gemeinderaum in Hinrichsfehn als unzureichend; 2008 konnte schließlich der neue Gemeindehausflügel eingeweiht werden.

Umfang

Die Ortsteile Hinrichsfehn, Mullberg, Rammsfehn, Wiesmoor-Süd und Teile von Wiesederfehn der Stadt Wiesmoor.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1987 zum KK Aurich.7

Kirchenbau

Moderner Kirchenbau mit sechseckigem Grundriss, ausgerichtet nach Ostnordosten, erbaut 1963–65 (Architekt: Rainer Herrmann, Oldenburg). Satteldach. Außenwände verklinkert, Südost- und Nordostwand als Betonglaswände gestaltet. Ostwand mit Kreuz und Inschrift „Versöhnungs-Kirche“. An der Südwestecke schließt sich ein Gemeindesaal an (erbaut 1975), erweitert um einen großen Südflügel (erbaut 2006–08, Gregor Angelis, Oldenburg). Im Innern holzverschalte Deckenflächen, Westempore.

Fenster

Im Osten zwei Glasbetonwände (1964, Entwurf: Max Hermann, Oldenburg, Ausführung: Glasmalerei Dr. Heinrich Oidtmann, Linnich). In der Westwand vier Betonglasfenster (1999–2002, Entwurf: Max Hermann, Oldenburg, Ausführung Glasmalerei Peters, Paderborn), „Himmelswiese“. Zwei Buntglasfenster in der gläsernen Nordfassade des Gemeindehauses (2009–2017, Etta Unland-Frers, Oldenburg), „LichtSprünge“, drittes Fenster geplant. Turm Nordöstlich der Kirche niedriges, freistehendes Glockenhaus mit zwei offenen Seiten, erbaut 2001 (Entwurf: Horst Wetzel). Zwei Giebelwände aus Ziegelmauerwerk, Schieferdach, hölzerner Glockenstuhl. – Ursprünglich südöstlich der Kirche freistehender Glockenträger aus zwei verklinkerten Wänden und Glockenstube, erbaut 1964 (Architekt: Rainer Herrmann, Oldenburg), 2001 abgebrochen.

Ausstattung

Schlichter Altartisch (1963), Stahlgestell mit Mensa aus Holz. – Kreuz an der Altarwand (1963), Edelstahl. – Leicht erhöhte, lesepultartige Kanzel (1963), Holz und Metall. – Schlichter Taufständer (1963), Edelstahl; flaches, rundes Becken; vier Beine.

Orgel

Instrument erbaut 1965 von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 2005 repariert und erweitert, Orgelbau in Ostfriesland (Uplengen), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG, I: a’; II: b’; III: c’’; IV: d’’ (alle Bronze, Gj. 1964, Firma Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1959/60). – Gemeindehaus (Bj. 2006–08).

Friedhof

Kommunale Friedhöfe in Hinrichsfehn und Mullberg, jeweils in Trägerschaft der Stadt Wiesmoor.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 80 (EphA Aurich); L 5i Nr. 237, 612 (LSuptur. Aurich); S 09, rep Nr. 1455 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 370; Schoolmann, Kirchen, S. 190–196.
B: Rainer Münch (Hg.): Erkennst du dich? Konfirmation 1960–2017. 100 Bilder aus 50 Jahren. Erinnerungen und Berichte. 50 Jahre VersöhnungsKirche Hinrichsfehn/Mullberg Hinrichsfehn, 2018.
Internet: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Wiesmoor (.pdf), Abschnitt Hinrichsfehn.

GND

1153928299, Evangelisch-Lutherische Versöhnungskirchengemeinde Hinrichsfehn


Fußnoten

  1. Zum Folgenden: HOO, Artikel Wiesmoor, Abschnitt Hinrichsfehn. Aufgrund der Bauweise der ersten Siedlungshäuser hieß die Siedlung im Volksmund „Lehmhüttenfehn“, vgl. Schoolmann, Kirchen, S. 195.
  2. Zu den Anfängen der KG vgl. Münch, S. 6 ff.
  3. LkAH. L 5i, Nr. 262 (Visitation 1956). Bei Münch, S. 6, ist irrtümlich der Name Erich Dobschall angegeben.
  4. KABl. 1963, S. 107.
  5. KABl. 1987, S. 124.
  6. LkAH, L 5i, Nr. 237 (Visitation 1988).
  7. KABl. 1987, S. 124.