Sprengel Stade, KK Rotenburg | Patrozinium: Frieden | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist Heber in einem Tafelgutverzeichnis des Verdener Bf. Luder von Borch (amt. 1231–1251) nachgewiesen, das vermutlich zwischen 1237 und 1246 entstand: Als Teil der Villikation Schneverdingen ist ein Hof in Hedheber genannt.1 Seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. zählte Heber zum weltlichen Territorium der Bischöfe von Verden (Hochstift Verden) und gehörte seit Herausbildung der Ämterstruktur zum Amt Rotenburg. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Hochstift Verden säkularisiert und blieb zusammen mit dem ebenfalls säkularisierten Hochstift Bremen unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die beiden Territorien und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) Bremen und Verden erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit gehörte Heber von 1811 bis 1814 zum Kanton Garlstorf im Arrondissement Lüneburg des Departements der Elbmündung im Kaiserreich Frankreich. Danach gehörte der Ort, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Rotenburg, ab 1852 zum kurzlebigen Amt Schneverdingen und ab 1859 zum Amt Soltau. Mit der preußischen Annexion des Kgr. Hannover fiel Heber 1866 an das Kgr. Preußen und kam mit Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Lkr. Soltau (1977 Lkr. Soltau-Fallingbostel, 2011 umbenannt in Lkr. Heidekreis). 1974 wurde Heber nach Schneverdingen eingemeindet. Um 1812 lebten etwa 300 Menschen in Heber und den heutigen Ortsteilen Benninghöfen, Hillern, Scharrl und Surbostel 1905 gut 720, 1948 rund 1.400 und 2006 insgesamt 820.2

Kirche, Ansicht von Südosten, 1968

Kirche, Ansicht von Südosten, 1968

Kirchlich gehörten Heber und die umliegenden Orte bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur KG Schneverdingen. In den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs kamen Überlegungen auf, in Heber eine eigene Kirche zu errichten und der Heberaner Wilhelm Wiechern wollte dafür einen Bauplatz stiften; die Pläne konnten jedoch nicht verwirklicht werden.3 Nachdem 1954/55 nordöstlich des Ortes ein eigener Friedhof angelegt worden war, der auch eine Kapelle erhalten sollte, griff der Rat der politischen Gemeinde Heber die Kirchenbaupläne wieder auf. Eine Kapelle auf dem abgelegenen Friedhof sei ungeeignet für regelmäßige Gottesdienste, eine Kirche im Zentrum des Ortes vorzuziehen. Der Gemeinderat berief einen Bauausschuss und Heinrich Wiechern stellte den Bauplatz zur Verfügung, den schon sein Onkel ins Auge gefasst hatte (erst 1961 notariell an die nunmehrige KG Heber übertragen). Ohne Wissen des Landeskirchenamtes und mit der politischen Gemeinde als Bauherrin begannen die Arbeiten an der Heberaner Kirche. Im Mai 1956 feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung, am dritten Advent des gleichen Jahres konnte sie die Friedenskirche einweihen. Fortan kam alle drei Wochen einer der Schneverdinger Pastoren hierher, um mit den Heberanern einen Gottesdienst in ihrer neuen Kirche zu feiern.
Bis zur Gründung der KG Heber vergingen weitere fünf Jahre.4 Zum 1. Januar 1961 errichtete das Landeskirchenamt die „Ev.-luth. Kirchengemeinde Heber“, die das Gebiet der gleichnamigen politischen Gemeinde umfasste, das bisher Teil der KG Schneverdingen und der KG Wolterdingen (nur Hillern) gewesen war.5 Die neue Kirchengemeinde mit etwa 850 Gemeindegliedern blieb pfarramtlich mit Schneverdingen verbunden. Zwar bemühten sich die Heberaner um eine eigene Pfarr- oder Vikarstelle, waren auch bereit jährlich zur Finanzierung der Stelle beizutragen, aber durchsetzen konnten sie diese Pläne nicht.
In den Unterlagen zur ersten Visitation der neuen Gemeinde notierte P. Wilhelm Henning (amt. 1932–1964) im Winter 1962/63: „Sehr guter Kirchenbesuch. Heber war von jeher das beste Außendorf im Kirchspiel Schneverdingen.“6 Die Versorgung Hebers war nicht exklusiv mit einer der Schneverdinger Pfarrstellen verbunden; vielmehr heißt es 1974: „Die Sonn- und Festtagsgottesdienste in Heber werden abwechselnd von den drei Schneverdinger Pfarrern gehalten; für die übrige kirchliche Betreuung ist die Pfarrstelle Schnev.-Ost zuständig.“7 Mit Gründung der „Ev.-luth. Markus Kirchengemeinde Schneverdingen“ zum 1. Januar 1994 endete die pfarramtliche Verbindung Hebers mit der Peter-und-Paul-Gemeinde und ging über auf die neue Markusgemeinde.8

Umfang

Das Dorf Heber sowie Benninghöfen, Bockheber, Hof Möhr, Langwedel, Pietz, Scharrl, Surbostel, Tütsberg und Wulfsberg (vorher KG Schneverdingen) sowie Hillern (vorher KG Wolterdingen).

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1961 zum KK Rotenburg.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, 1968

Kirche, Blick zum Altar, 1968

Schlichter Rechteckbau mit eingezogenem Rechteckchor im Osten, Anbau im Norden (Sakristei, Konfirmandensaal) und weitgehend umbautem Westturm, errichtet 1956 (Architekt: Joachim Matthaei, Hamburg), erweitert 1984 (Architekt: Gerhard Schröder, Heber).9 Satteldach; Backsteinmauerwerk; quadratische Bleiglasfenster an den Längsseiten, am Chor rundes Ostfenster; an der Südseite vor dem Turm offene Vorhalle mit Hauptportal. Im Innern holzverschalte, trapezförmige Decke; runder Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; Turmloggia mit Orgel. 1984 Anbau nach Norden erweitert (neuer Konfirmandensaal, Leichenhalle). 1992 Neuausmalung Innenraum. 2016 Renovierung.

Fenster

Rundes Ostfenster, farbig gestaltet mit zwölfzackigem Stern, gestiftet von Tischlermeister Georg Korte. Quadratische Fenster im Schiff mit Grünton, im Altarraum mit Goldton.

Turm

Gedrungener Westturm aus Backsteinmauerwerk, kupfergedecktes, vierseitiges Pyramidendach bekrönt mit Kugel und Wetterfahne. Zwei kleine Quadratfenster nach Westen, im Glockengeschoss an jeder Seite ein zentrales, hochrechteckiges Schallfenster mit Holzlamellen.

Ausstattung

Schlichter Blockaltar mit gemauertem, trapezförmigen Stipes und massiver Natursteinmensa. – Hölzernes Altarkreuz (Tischlermeister Johannes Meyer) – Niedrige, holzverkleidete Kanzel. – Schlichte Holztaufe (Tischlermeister Georg Korte), sechsseitiger Schaft und zylinderförmiges Becken. – Lutherbild.

Orgel

Zunächst Harmonium. 1963 Orgelneubau, ausgeführt von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1986 überarbeitet von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen).10

Geläut

Drei LG, I: a’ (Stahl, Gj. 1955, Bochumer Verein), Inschriften: „Ehre sei Gott in der Höhe“, „O Land Land Land höre des Herrn Wort“ und „1955“, Bild: Kreuz; II: c’’, Inschriften: „Friede auf Erden“, „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ und „1956“; III: d’’, Inschriften: „Und den Menschen ein Wohlgefallen“, „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ sowie „1956“ (beide Stahl, Gj. 1956, Bochumer Verein).

Friedhof

Kommunaler Friedhof nordöstlich von Heber (Am Kabenbusch), angelegt 1952.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 9 (Amt für Bau- und Kunstpflege); L 5g Nr. 290, 839 (LSuptur. Stade).

Literatur

B: [Ulf Glawatz]: 50 Jahre Friedenskirche Heber. 1956–2006. Festschrift zum dritten Advent 2006 aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Friedenskirche in Heber, hrsg. von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Heber, Soltau 2006; Walter Peters: Schneverdingen in fünf Jahrzehnten. Eine Dokumentation, Schneverdingen 1994, bes. S. 230–232.

GND

7862902-0, Evangelisch-Lutherische Friedenskirchengemeinde; 7860450-3, Friedenskirche Heber (Schneverdingen)


Fußnoten

  1. UB Verden I, Nr. 351, A, 5. Eine frühere Nennung als Hathebere aus dem Jahr 1123 (als Ersterwähnung angeführt in 50 Jahre, S. 10), ist eher auf Hedeper im Kr. Wolfenbüttel zu beziehen, vgl. UB Verden I, Nr. 104 mit Anm. 2.
  2. 50 Jahre, S. 10.
  3. Zum Folgenden: 50 Jahre, S. 11 ff.
  4. 50 Jahre, S. 37 ff.
  5. KABl. 1961, S. 4.
  6. LkAH, L 5g, Nr. 290 (Visitation 1962/63).
  7. LkAH, L 5g, Nr. 290 (Visitation 1974).
  8. KABl. 1993, S. 193 f.
  9. Grundriss: 50 Jahre, S. 19.
  10. Siehe https://www.orgel-information.de/Orgeln/s/sa-se/schneverdingen_Friedenskirche_s-heber.html, 02.12.2020.