Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Johannes der Täufer1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Ort nördlich des Wiehengebirges (seit 1972 Ortsteil der Stadt Bramsche), 1183 als villa Engetere erstmals urkundlich erwähnt.2 Landesherren waren seit dem Mittelalter die Fbf. von Osnabrück (Amt Vörden). Kirchlich gehörte Engter ursprünglich zur Parochie Bramsche. Wegen der weiten Wegstrecke und der häufigen Überschwemmungen der Hase, die den Kirchgang behinderten, setzten die Bauern der Markgenossenschaft Engter jedoch den Bau einer Filialkirche auf eigene Kosten durch.3 1229 erteilte der Osnabrücker Bf. Konrad I. von Velber die Baugenehmigung und traf Bestimmungen über die zu errichtende Pfarre und ihren Geistlichen.4 Nachrichten über die Einweihung liegen nicht vor. Das KGb wird auf die Mitte des 13. Jh. datiert. Das Sendrecht des Ksp. Bramsche blieb bei der Lösung des Ksp. von der Muttergemeinde bestehen. 1275 wurde die Kirche in Engter dem Stiftskapitel von St. Sylvestri in Bramsche inkorporiert.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1928

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1928

Als erster Priester erscheint 1238 Everhardus sacerdos in Engeter in einer Urkunde Bf. Konrads I.5 Weitere vorref. Geistliche: waren Ludolf (1318); Dethardus (1328, † 1340); Gerhard von Zande (1346, 1348); Johannes Priswalk (1362); Berthold Bur (1364); Dethmar Fabri (1369); Johann Rotharding (1397, ab 1404 Kanonikus in Bramsche); Hermann de Harde (1408, 1426); Arnold Zegebode (1442); Gerhard von Penthe (vor 1452, später Dechant in Bramsche); Johann von Lemgo (1452); Bertholdus (1457); Gerhard Nutthe (1510). Die Einführung der Reformation dürfte um 1564 anzusetzen sein. Als erster luth. P. wird Georg Monter geführt. Die konfessionelle Zugehörigkeit blieb jedoch zunächst streitig. Im ‚Normaljahr‘ 1624 war die Pfarre unter P. Georg Greuter luth. 1650 wurde sie gemäß Art. 21 der Capitulatio perpetua den Lutheranern zuerkannt.6
Die seit dem 13. Jh. auf der zum Ksp. gehörigen Wasserburg Barenaue ansässigen Herren von Bar stifteten auf ihren Besitz eine Kapelle und Kaplanei, die aber wegen des schlechten Einkommens 1662 seit längerem nicht mehr besetzt war. Ab 1690 erscheinen wieder eigene (ordinierte) Hausgeistliche, die durch die von Bar für ihre Privat-GD angestellt waren, aber auch Sonntags-GD für die Einwohner der unmittelbaren Umgebung abhielten, ohne die Parochialrechte der KG Engter zu schmälern (bis 1798).7 Die Kapelle in Barenaue ist 1651 abgebrannt und wurde 1694 mit Genehmigung des Bf. Ernst August I. wieder aufgebaut. Etwa 100 Jahre später führte u. a. der Wegfall der GD in der Barenauer Kapelle zu einem Platzmangel in der Kirche von Engter. Eine Erweiterung des Baus scheiterte aber zunächst an der Finanzierung. Nach einer Eingabe der Heuerleute (1819) wurde 1821/22 zunächst ein nördliches Querschiff angebaut. Auf Veranlassung von P. Elimar Ebbinghausen erfolgte schließlich 1913 der Anbau eines weiteren Querschiffs im Süden.
1966/67 wurde das Gemeindehaus neben dem Pfarrhaus erneuert (1991 erweitert). In der Siedlung Lappenstuhl wurde 1971 ein eigenes Gemeindezentrum eingeweiht. Als KapGb wurde eine 1951 in Voltlage errichtete Bartningsche Notkirche nach Lappenstuhl versetzt, die heute unter Denkmalschutz steht (Bartning-Notkirche Typ Diasporakapelle). Sie dient auch als Winterkirche für die Gemeinde. Seit 1972 besteht in Engter ein KiGa in kirchlicher Trägerschaft. Die Schwesternstation in Engter wurde 1978 der Diakoniestation Bramsche angegliedert.
Zur Finanzierung der Personalkosten und für den Unterhalt kirchlicher Gebäude wurde 2005 die Ksp.-Stiftung Engter errichtet. Seit 2010 besteht ein Förderkreis Kirchenmusik.

Pfarrstellen

I: Vorref. – II: 1. Januar 1974.8

Umfang

Das Dorf Engter, die Bauerschaften Evinghausen, Kalkriese und Schleptrup, die Landgüter Barnau, Blankenburg, Frankensundern, Hassebrock und Rothenburg; ferner die luth. Einwohner des Ksp. Rulle und der Bauerschaften Hollage und Wallenhorst des Ksp. Wallenhorst. Mit dem 1. Januar 1954 wurde die Ortschaft Hollage aus der KG Engter in die St.-Michaelis-KG Osnabrück (Osnabrück, Michaelis) umgepfarrt9; mit dem 1. April 1954 die Ortschaften Rulle und Wallenhorst in die Paul-Gerhardt-KG Osnabrück (Osnabrück, Paul Gerhardt).10

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Stiftspropstes zu Bramsche bzw. Quakenbrück. – Vor der Einführung der Insp.-Einteilung im Fsm. Osnabrück unterstand Engter der Aufsicht des Amts Vörden. Bei der Neuorganisation der Aufsichtsbezirke kam es 1821 zur 2., 1822 zur 3. Insp. (Sitz ab 1852 in Bramsche; 1924: KK Bramsche).

Patronat

Die Kirche wurde 1276 dem Stift Bramsche inkorporiert; das Kollationsrecht lag beim Kapitel in Bramsche bzw. nach dessen Verlegung (1489) in Quakenbrück (noch 162511). Nachher der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, 1914

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, 1914

Einschiffige Saalkirche zu zwei Jochen, überwiegend aus Bruchstein (13. Jh.). Der annähernd quadratische Chorraum mit Kreuzgratgewölbe ist wohl etwas älter als das durch einen Triumphbogen vom Chor getrennte Schiff. Vor der östlichen Chormauer ein Sakristeianbau mit darüber liegendem ehemaligen Orgelraum. 1821/22 wurde die Nordwand durchbrochen und ein rechteckiger Anbau querschiffartig angebaut. 1913/14 Anbau eines südlichen Querschiffs. Die Kirche wurde 1958 und 1987 renoviert.

Fenster

Buntglasfenster mit dem segnenden Christus.

Turm

Der Turm aus Bruchstein mit rundbogigen Fenstern aus dem 13. Jh., Turmhelm mit achtseitiger Pyramide.

Kirche, Blick zur West-Empore, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Kirche, Blick zur West-Empore, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Ausstattung

Altarunterbau (gemauerter Blockaltar) vorref. mit Reliquiengruft; Mensa mit Weihekreuzen, nachträglich um eine zweite Platte erweitert. Zweigeschossiges barockes Retabel von 1664, gestiftet durch Herbord von Bar, mit Gemälden des Abendmahls und der Ölbergszene. Seitlich des Altars Emporen mit Halbfiguren der Apostel. – Kanzel aus dem 17. Jh. – Achtseitige zylindrische Sandsteintaufe (1784). Ein früherer barocker Deckel ist nicht mehr vorhanden. – Im Triumphbogen ein Triumphkreuz aus dem späten 13. Jh. – Grabsteine für Angehörige der Familie von Bar. – An der Brüstung der Orgelprieche Apostelbilder in Öl.

Orgel

1659 wird eine Orgel als neu erwähnt. Sie befand sich auf einer Ostempore über/hinter dem Altar. 1742 Instandsetzung durch Heinrich Wilhelm Eckmann (Quakenbrück). 1842 Neubau durch den Orgelbauer Haupt (Ostercappeln). 1914 Neubau des Werks durch die Firma Rohlfing (Osnabrück) hinter dem Prospekt von 1842, 15 II/P, pneumatische Traktur, Bälgchenlade.12 1954 Instandsetzung und Veränderung der Disposition durch Firma R. Haupt & Co. (Osnabrück). Laut Angabe des Orgelbauers H. Rohlfing von 1966 enthielt die Orgel damals noch älteres Pfeifenmaterial, wohl von Haupt (Ostercappeln) und von einer noch älteren Orgel.13 1972 Neubau auf der Westempore durch die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 18 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: c’ (Stahl, Gj. 1922, Bochumer Verein); II: es’ (Stahl, Gj. 1922, Bochumer Verein); III: ges’ (Bronze, Gj. 1670, Johann Engelke und Hinrich Korff, Bielefeld). – Eine SG in f’’/fis’’ (Bronze, Gj. 1906, Korfhage, Buer). – Eine LG in fis’’ (Bronze, Gj. 1951) in der Kapelle in Lappenstuhl.

Friedhof

Eigentum der KG. An der Pastor-Wasmuth-Straße im Süden des Ortsteils. FKap (Bj. 1971).

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche, Ansicht von Südwesten, nach 1914

Kirche, Ansicht von Südwesten, nach 1914

1564 Georg Monier. – 1600 Johannes Meyer. – 1609–1629 Georg Grüter. – 1629–1650 Theodor Beckmann. – 1650–1689 Johannes Cruse. – 1689–1724 Johannes David Cruse. – 1724–1729 Johann Wilhelm Jütting. – 1730–1787 Johann Arnold Meyer. – 1787–1833 Heinrich Wilhelm Gabriel Metzener. – 1833–1860 Gerhard Hermann Wilhelm Möllmann. – 1860–1874 Christian Anton Wilhelm Rinke. – 1874–1882 Ferdinand Heinrich Martin Guericke. – 1882–1897 Heinrich Wilhelm Schwietering. – 1897–1919 Ludwig Elimar Wilhelm Ebbighausen. – 1920–1928 Karl Alexander Ernst Renner. – 1928–1937 Rudolf Wilhelm Gotthilf Schlie. – 1937 Heinz Rudolf Helmut Wasmuth.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 269

Landeskirchliches Archiv Hannover

A 3 Nr. 144–152 (Kons. Osnabrück, Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 99 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2279–2285 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2797Digitalisat (Visitationen); A 12e Nr. 60Digitalisat(GSuptur. Hannover); D 106 (EphA Bramsche).

Kirchenbücher
Kirchengemeinde

Taufen: ab 1724
Trauungen: ab 1724
Begräbnisse: ab 1724
Kommunikanten: ab 1876 (Zahlenregister: 1874–1875)
Konfirmationen: ab 1725 (Lücken: 1772–1781, 1795–1821; Zahlenregister: 1772–1781)

Kapelle des Gutes Barenau

Taufen: 1697–1798
Trauungen: 1697–1798
Begräbnisse: 1744–1798

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 106 f., Nr. 97; Dühne, Osnabrück, S. 48 f.; Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 116–119; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 53 f.; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück I, S. 149
B: Reiner Bretzigheimer: Das Kirchspiel Engter. Streiflichter aus der jüngeren Geschichte, in: Am heimatlichen Herd 3/1985; Wilbrand Fisse-Niewedde: Die Kirche in Engter 1229–1929, Engter (Kreis Bersenbrück) 1929; Wilbrand Fisse-Niewedde: Zur Gründungsurkunde der Kirche Engter, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 44 (1921), S. 221–224.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Nach Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 116 ff., jedoch Johannes Evangelist.
  2. Osnabrücker UB I, Nr. 370.
  3. Osnabrücker UB II, Nr. 241.
  4. Fisse-Niewedde, Gründungsurkunde, S. 222.
  5. Osnabrücker UB II, Nr. 367.
  6. Fink, Drucke, S. 33. Zu den Verhandlungen über die Capitulatio vgl. Seegrün, Verteilung, S. 59 ff.
  7. Meyer, Pastoren, I, S. 58.
  8. KABl. 1974, S. 39 f.
  9. KABl. 1954, S. 2.
  10. KABl. 1954, S. 30.
  11. Bär, Visitationsprotokoll, S. 281.
  12. LkAH, B 2 G 9 B/Engter (Meldebogen für die Orgel der ev. Kirche in Engter, undatiert).
  13. LkAH, B 2 G 9 B/Engter (Heinrich Rohlfing an P. Wasmuth, 01.11.1966).