Sprengel Lüneburg, KK Lüneburg | Patrozinium: Emmaus (seit 1961) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Adendorf, 1004 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte zur Hausvogtei Lüne des Fsm. Lüneburg und war seit 1644 Sitz eines adelig freien und landtagsfähigen Hofs. Im Übrigen war das Bauerndorf eng mit dem Kloster Lüne verbunden, dem es auch in kirchlicher Beziehung unterstellt war. 1252 verkauften die Brüder Werner und Friedrich von Meding dem Kloster den Zehnten zu Adendorf. Im gleichen Jahr übertrugen sie demselben das Patronat über die Johanneskapelle, die damit erstmals urkundlich erwähnt wird. Der Gründer der Kapelle ist unbekannt. Möglicherweise handelte es sich um eine adelige Stiftung.

Kirche, Ansicht von Westen, 19.08.1962 (Einweihung)

Kirche, Ansicht von Westen, 19.08.1962 (Einweihung)

Eine Überlieferung, nach der die Kapelle schon 1189 zur Zeit der Zerstörung Bardowicks durch Heinrich den Löwen bestanden hat, ist durch Schriftquellen nicht gesichert. Bis zur Reformation wurde sie meist von einem Kaplan betreut. Unter dem 21. Januar 1472 bestätigte Papst Sixtus IV. dem Kloster Lüne allerdings den Besitz der Pfarrkirche in Adendorf1, die demnach damals über einen eigenen Geistlichen verfügte. Inwieweit die Einführung der Reformation im Fsm. Lüneburg 1527 in Adendorf vollzogen wurde, ist unklar. Das Kloster Lüne jedenfalls nahm das neue Bekenntnis erst 1573 an. Die Adendorfer Kapelle wurde im Dreißigjährigen Krieg (1626) durch dänische Soldaten beschädigt und erst 1682 wieder hergerichtet. Seit der Reformationszeit fanden dort neben Christenlehre und Betstunden (durch den Schullehrer) sowie Trauungen und Trauerfeiern jährliche Abendmahls-GD des Lüner Sup. statt. Mitte des 19. Jh. wurde die Kapelle nur noch selten genutzt. Sie wurde aber 1846 unter der Leitung des Baukonstrukteurs Wellenkamp gründlich instand gesetzt.
Zum 1. Mai 1958 erhielt Adendorf für die damals etwa 4.000 ev. Einwohner eine eigene Pfarrstelle. Mit dem 1. Oktober 1959 wurde die KapG unter pfarramtlicher Verbindung mit der Gemeinde Lüne in eine KG umgewandelt.2 Mit dem 1. Oktober 1962 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Lüne gelöst.3 Der Neubau der Kirche am Kirchweg wurde am 19. August 1962 eingeweiht. 19. Juli 1998 erfolgte die Wiedereinweihung der renovierten Kapelle.

Umfang

Nur der Kirchort. Die zur früheren KapG gehörende politische Gemeinde Erbstorf wurde mit Gründung der KG in die KG Lüne umgegliedert.4

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Lüneburg. KK Lüneburg und KK Bleckede zum 1. Januar 2017 zum neuen KK Lüneburg zusammengelegt.5

Kirchenbau – Johanneskapelle

Schlichter, rechteckiger Backsteinsaal aus gotischer Zeit (nach einer Notiz im Lüner Kirchenbuch 1258 erbaut).6 An der südlichen Längswand ein Brauthaus aus Fachwerk (15./16. Jh.). Schlichte Holzbalkendecke. Der Innenraum wurde 1844 umgestaltet. Sanierung 1980 und 1996–98.

Fenster

Buntglasfenster nach Entwürfen von Werner Pätzold, Berlin (1998).

Grablege

Unter dem Altarraum befand sich das Erbbegräbnis des Ritterguts, das 1846 im Auftrag des Gutsbesitzers Volger erneuert wurde.

Turm

Polygonaler, hölzerner Dachreiter über dem Brauthaus.

Ausstattung

Dreiteiliger Flügelaltar mit einem Mittelbild aus der ersten Hälfte des 17. Jh. (Auferstehungsgemälde nach Albrecht Dürer). Auf den Seitenflügeln innen die Heiligen Georg und Jakobus der Ältere (um 1500/20), außen je eine barocke Abendmahls- und Taufszene. – Spätgotischer, aus Eichenholz geschnitzter Taufständer mit Rankenwerk, früher farbig gefasst, jetzt holzsichtig (um 1400). – Kronleuchter von 1762. – Lesepult und Taufleuchter sind Schmiedearbeiten von Walter Müdder, Lüneburg (um 1998).

Orgel

Früher ein Harmonium, ab 1975 ein Elektronium der Firma Ahlborn. 2002 Neubau durch die Firma Rudolf von Beckerath (Hamburg), 7 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG in e’’ (Bronze, Gj. 1631, Paul Voß, Lüneburg).

Kirchenbau – Emmauskirche

Ziegelrohbau nach Entwurf des Architekten Hans Rack (Lüneburg), innen mit Kalksandstein verkleidet. Fenster aus Kathedralglas.

Turm

Seitlich des Schiffs ein Glockenturm mit kupfergedecktem Spitzdach.

Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Ausstattung

Altar, Kanzel und Taufbecken aus Marmor, Deckel des Taufbeckens und Taufschale von Dirk Aarburg (Adendorf). Außen über dem Eingang und innen an der Altarwand Flachreliefs (Sgraffito) des Künstlers Lou Manche mit Szenen aus der Geschichte von den Emmausjüngern (Lk 24, 13–35).

Orgel

1964 Neubau durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2002 durch Firma Führer renoviert.

Geläut

Vier LG, I: as’, Christusglocke; II: des’’, Gemeindeglocke; III: es’’ Betglocke; IV: ges’’, Taufglocke, (alle Bronze, Gj. 1962, Gebrüder Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Bj. 1960). – Pfarrhaus II mit Gemeindesaal (Bj. 1965). – Gemeindehaus (Bj. 1978, 1994/95 umgebaut).

Friedhof

An der Dorfstraße, Eigentum der KG. Bis etwa 1880/81 fanden Beisetzungen auf dem Kirchhof der Johanneskapelle statt (in den 1930er Jahren beräumt). Der heutige Friedhof wurde bereits 1858 angelegt und 1911 sowie 1961–79 mehrfach erweitert. FKap von 1859/69, 1954 nach Plänen von Hans Rack umgebaut; heute nur noch als Geräteraum genutzt. 1986 errichteten KG und Kommune gemeinsam eine neue FKap nach Plänen von Horst Eggers (Völksen). 1990 um einen freistehenden hölzernen Glockenträger ergänzt.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 7383–7390 (Pfarroffizialsachen).

Literatur

A: Dehio, Bremen, Niedersachsen, S. 110; Weiß, Denkmaltopographie Lkr. Lüneburg, S. 41; Gmelin, Tafelmalerei, Kat.-Nr. 215; Mithoff, Kirchen und Kapellen Lüneburg, S. 363 f.; Wrede, Glocken I, S. 4 f.
B: Uwe Meyer: Adendorf. Heimatgeschichte(n) zwischen Elba und Ebensberg, [Adendorf 2008]; Heinrich-Karl Kühne: Das kleine Adendorfer Heimatbuch, [Adendorf] 1995.


Fußnoten

  1. Lüneburger UB VI, Lüne, Nr. 604; Schwarz, Papsturkunden, Nr. 2057.
  2. KABl. 1959, S. 139 f.
  3. KABl. 1962, S. 89.
  4. KABl. 1959, S. 139 f.
  5. KABl. 2016, S. 168 f.
  6. Mithoff, Kirchen und Kapellen Lüneburg, S. 363.