Frühere Gemeinde | KapG der KG Brelingen | Sprengel Hannover, KK Burgwedel-Langenhagen | Patrozinium: | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Im Einnahmenverzeichnis des Celler Schlosses ist der Ort 1381/82 erstmals schriftlich als Negenborne erwähnt.1 Das Dorf gehörte zur Amtsvogtei Bissendorf in der Großvogtei Celle des welfischen Teilfsm. Lüneburg (1705: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).2 In französischer Zeit gehörte Negenborn von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Bissendorf, Distrikt Celle, Departement der Aller). Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zur Amtsvogtei Bissendorf, die 1852 zum neuen Amt Burgwedel kam. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Negenborn 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte der Ort zum Kr. Burgdorf, der 1974 weitgehend im Lkr. Hannover aufging (2001: Region Hannover). 1974 kam Negenborn zur neuen Gemeinde Wedemark. Um 1810 lebten gut 220 Menschen in Negenborn, 1900 rund 275, 1969 etwa 485 und 2019 knapp 820.
Kirchlich gehört Negenborn zum Kirchspiel Brelingen.3 Eine eigene Kapelle ist erstmals im Lüneburger Pfründenregister aus dem Jahr 1534 belegt: Beim Kirchspiel Brelingen ist „1 Capelle tho Negenborne“ aufgeführt. Der dort als Brelinger Pastor genannte P. Johann Tecklemburg (amt. 1534–1580) war vermutlich der erste luth. Geistliche des Kirchspiels. Als P. Heinrich Niemann (amt. 1649–1670) das Pfarramt übernahm (das vor ihm sowohl sein gleichnamiger Vater als auch sein gleichnamiger Großvater innegehabt hatten), war das Kapellengebäude in Negenborn „etwass verfallen“4. Im ersten Kirchenbuch der Gemeinde schrieb er 1668: „Ich habe mich aber Anno 1660 mit den Einwohnern bemüht, daß das Kapellengebäude wieder gebessert und in ziemlichen Stand gebracht worden, damit man den Gottesdienst darin verrichten könne“.5 Zudem erreichte er, dass die fürstliche Regierung der Kapelle Land zuweisen ließ, dessen Erträgen die zukünftige Bauunterhaltung sichern sollten. P. Niemann hielt zunächst zwei Gottesdienste pro Jahr in Negenborn, das „eine Mal im Frühling, und das andere Mal im Herbst“; schließlich habe er jedoch „auf der Einwohner Begehren hernach versprochen, jährlich dreimal in der Kapelle zu predigen“.6
Während der Amtszeit von P. Michael Müller (amt. 1670–1711) ließ die Gemeinde ihre Kapelle 1693 weitgehend neu erbauen (Bauinschrift). Neben der Kapelle wurde 1702 das Schulhaus errichtet.7 Der Lehrer war bis 1919 gleichzeitig Kapellenküster und in der zweiten Hälfte des 19. Jh. gehörte es zu seinen Aufgaben, jährlich etwa 35 Lesegottesdienste in der Kapelle zu halten (1887).8 Auch nach Trennung von Schul- und Kapellenamt hielt der Lehrer weiterhin Lesegottesdienste, nun als vertraglich angestellter Lektor (1937).9
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hielt der Brelinger Pastor jährlich 12 bis 14 Gottesdienste in Negenborn (sowie in Elze und in Meitze) „zur Versorgung der angewachsenen Seelenzahl. Ohne große Liturgie“ (1950).10 In Negenborn lag die Zahl der Gemeindeglieder seinerzeit bei rund 675. Nach der Visitation 1957 merkte der Sup. des KK Burgwedel an, im Gegensatz zum Kirchort Brelingen seien die Außenorte des Kirchspiels „von der Hermannsburger Erweckung berührt“ und hätten sich ein „relativ lebendiges kirchliches Leben erhalten“.11 1957 fand alle drei Wochen ein Gottesdienst in der Negenborner Kapelle statt, 1963 alle vier Wochen.12
Zum 1. Januar 2012 hob das LKA Hannover die KapG Negenborn auf; Rechtsnachfolgerin ist die KG Brelingen.13

Kapellenbau

Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss, erwähnt 1534, weitgehender Neubau 1693. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Fachwerk mit weiß gestrichener Ziegelausfachung; Westgiebel mit vorgesetzter Ziegelwand, ebenfalls weiß gestrichen. An den Längsseiten je fünf rechteckige Sprossenfenster; keine Chorfenster. Nach Westen Rechteckportal mit Sandsteineinfassung, im Giebel Uhrziffernblatt. Bauinschrift an der Südseite: „Deo nobis et an[n]o 1693“ (Gott für uns und im Jahr 1693). Im Innern flache Decke. 1649 Kapelle baufällig und ruinös. Um 1660 Instandsetzung. 1693 Kapelle weitgehend neu errichtet. 1861 neue Schwellbalken, vielleicht gleichzeitig massive Westwand errichtet.14 1881 Turmuhr angeschafft (F. Weule, Bockenem). 1930er Jahre Dachstuhl erneuert. 1960 Instandsetzung Innenraum. Vor 1975 Außenrenovierung. 1976 Innenrenovierung. 1998/99 Sanierung und statische Sicherung.

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger Dachreiter mit kupfergedecktem, vierseitigem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterhahn. Rechteckige Schallfenster mit horizontalen Lamellen.

Ausstattung

Hölzerner Altar. – Hölzerne Kanzel. – Hölzerner Taufständer.

Orgel

1887 Harmonium erworben, aufgestellt im Altarraum.

Geläut

Eine LG, asʼʼ (Bronze, Gj. 1858, Friedrich Dreyer, Linden bei Hannover), Inschriften: „F. H. Möller Vorsteher“ und „No. 123 gegossen von F. Dreyer in Linden 1858“. Auf dem Dachfirst eine SG (wohl Gj. 1881, F. Weule, Bockenem).

Weitere kirchliche Gebäude

Alte Schule (Bj. um 1850), 1968 erworben, wohl vor 1975 abgerissen.

Friedhof

Kommunaler Friedhof südsüdwestlich des Dorfes, angelegt zwischen 1957 und 1963, FKap (Bj. 1963).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1420 (Pfarroffizialsachen); A 8 Nr. 70Digitalisat (CB); D 33 (EphA Burgwedel); S 11a Nr. 7178 (Findbuch PfA).

Literatur & Links

A: Brandt, Wedemark, S. 100–102; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 515–518; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 337; Wolff, KD Kr. Burgdorf und Fallingbostel, S. 75.

B: Götz Kreikemeier: Negenborner Geschichtsbuch. 1381–1910, [1992], bes. S. 34–47.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kapelle; Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.


Fußnoten

  1. Sudendorf, UB V, Nr. 226 (S. 264). Für weitere Belege und zum Namen vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 337. Vgl. auch ebd.: „P[ersonen]N[amen]-Nennungen, wie etwa 1297 Johannes de Negenburnen (UB Hannover Nr. 66 S. 64), sind wegen der Häufigkeit des O[rts]N[amen] kaum mit Sicherheit auf diesen Ort zu beziehen.“ Die gilt wohl gleichermaßen für den 1271 genannten Ritter Werner von Negenborn (NLA BU Orig. Dep. 2 Nr. 63), siehe auch Kreikemeier, S. 1 ff.; Brandt, Wedemark, S. 101.
  2. Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 29.
  3. Zur Kirchengeschichte Negenborns: Kreikemeier, S. 34 ff.
  4. Zit. bei Kreikemeier, S. 38.
  5. Zit. bei Kreikemeier, S. 37 f.
  6. Zit. bei Kreikemeier, S. 45 f.
  7. Zur Schulgeschichte: Kreikemeier, S. 128 ff.
  8. Kreikemeier, S. 46 und 136 ff.
  9. LkAH, L 5d, unverz., Brelingen, Visitation 1937.
  10. LkAH, L 5d, unverz., Brelingen, Visitation 1950.
  11. LkAH, L 5d, unverz., Brelingen, Visitation 1957.
  12. LkAH, L 5d, unverz., Brelingen, Visitationen 1957 und 1963.
  13. KABl. 2012, S. 8 f.
  14. Kreikemeier, S. 43.