Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Thomas | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals im Jahr 1324 als Honsteden erwähnt.1 Das Dorf gehörte zur Gft. Bentheim (Niedergrafschaft). Von 1752/53 bis 1804 war die Gft. Bentheim im Pfandbesitz des Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover), ab 1806 zählte die Grafschaft zum Ghzm. Berg. Von 1810 bis 1813 gehörte Hoogstede zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Neuenhaus, Arrondissement Neuenhaus, 1811 Département de l’Ems-Occidental, ab Ende April 1811 Département Lippe). Seit 1815 waren Hoogstede und die gesamte Gft. Bentheim Teil des neuen Kgr. Hannover und ab 1823 bestand die Gft. Bentheim innerhalb des Kgr. Hannover als Standesherrschaft der Fs. von Bentheim-Steinfurth; Hoogstede zählte zum Mediatamt Neuenhaus. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hoogstede 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört der Ort zum Lkr. Grafschaft Bentheim. 1890 schlossen sich Hoogstede und Bathorn zur politischen Gemeinde Hoogstede-Bathorn zusammen (1968 umbenannt in Hoogstede); 1974 wurden Arkel, Bahne, Berge, Kalle, Scheerhorn und Tinholt eingemeindet. Im Jahr 1823 lebten 150 Menschen in Hochstädte und knapp 555 in den später eingemeindeten Ortschaften, 2022 lag die Einwohnerzahl bei gut 2.895.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1980

Kirche, Ansicht von Südosten, 1980

Kirchlich gehörten Hoogstede und die umliegenden Dörfer zum Kirchspiel Emlichheim. In Arkel befand sich eine Kapelle, erbaut wohl im 14./15. Jh.2 Auch in nachref. Zeit und nachdem die Gft. Bentheim 1575 zum ref. Bekenntnis gewechselt war, blieb die kirchliche Verbindung zu Emlichheim bestehen. Seit 1818 gehörte Hoogstede zur neuen ev.-ref. Gemeinde Arkel, deren Kirche seit 1821 in Hoogstede stand. 1859 folgte der Bau der kath. Kirche St. Bonifatius und 1951 bis 1953 errichtete die altref. Gemeinde ein eigenes Kirchengebäude in Hoogstede.
Nachdem die Gft. Bentheim 1753 in den Pfandbesitz Kurhannovers gekommen war, zogen einzelne ev.-luth. Beamten- und Soldatenfamilien in die Grafschaft. Für die kleine luth. Bevölkerung der Niedergrafschaft Bentheim war zunächst das Pfarramt Lingen zuständig, seit 1924 die neu errichtete KG Nordhorn.3 Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Bevölkerung in den Ortschaften der Niedergrafschaft deutlich und der größte Teil der Zugezogenen schloss sich der ev.-luth. Gemeinde an.
Im Mai 1946 übernahm der Ostgeistliche P. Günther Nitsche (amt. 1946–1976) den innerhalb der KG Nordhorn neu eingerichteten Seelsorgebezirk Niedergrafschaft-Nord, zu dem auch Hoogstede zählte.4 In der ref. Kirche von Hoogstede fand am 9. Mai ein erster luth. Gottesdienst statt; in der Folgezeit versammelte sich die ev.-luth. Gemeinde alle zwei Wochen zum Gottesdienst. Aus dem Seelsorgebezirk Niedergrafschaft Nord ging im Herbst 1949 die KapG Emlichheim hervor, die 1950 etwa 3.200 Gemeindeglieder zählte.5 Zum Gebiet der Gemeinde gehörte auch das frühere Kriegsgefangenenlager Bathorn (Emslandlager XIV), in dem nun Geflüchtete aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten untergebracht waren.6 Im Lager wurde eine Barackenkirche eingerichtet, in der seit August 1948 der Ostgeistlichen Sup. i. R. Fritz Pachnio als ev.-luth. Geistlicher tätig war (Dienstauftrag, bis 1952); er war zudem für Hoogstede, Berge, Kalle, Scheerhorn und Tinholt zuständig.7
Seit 1954 besaß die KapG mit der Friedenskirche in Emlichheim ein eigenes Gotteshaus. 1960 entstand in Hoogstede die zweite Kirche der Gemeinde, die 1959 zur Kirchengemeinde Emlichheim erhoben worden war. Am 15. Januar 1961 weihte der Osnabrücker LSup. Kurt Degener (amt. 1956–1970) die neue Thomaskirche in Hoogstede ein. Das zweistöckige Gebäude ohne Turm beherbergt im Erdgeschoss Gemeinderaum und -büro sowie im Obergeschoss den Kirchsaal. Seit Einweihung der Thomaskirche fand in Hoogstede wöchentlich ein ev.-luth. Gottesdienst statt.
Zum 1. Januar 1963 pfarrte das LKA Hannover die politischen Gemeinden Hoogstede-Bathorn sowie Adorf, Berge, Großringe, Kalle, Neuringe, Scheerhorn, Tinholt und Wilsum aus der KG Emlichheim aus und fasste sie zur eigenständigen „Ev.-luth. Thomas-KG Hoogstede“ (Adorf und Neuringe wechselten 1986 zur KG Twist).8 Eine eigene Pfarrstelle erhielt die neue Gemeinde nicht, sie blieb pfarramtlich mit Emlichheim verbunden. Die Thomasgemeinde zählte 1964 etwa 455 Gemeindeglieder; zur Sozialstruktur schrieb P. Nitsche: „Rentner, Arbeiter, Selbständige, Bauern“.9 Im Jahr 1964 gründete sich auf Initiative der ev.-luth. Gemeindehelferin Elfriede Frank ein gemeinsamer Frauenkreis der drei ev. Gemeinden Hoogstedes.10 Im Gemeindegebiet liegt der Ort Neugnadenfeld, eine ab 1950 erbaute Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine.11 In den Unterlagen zur Visitation 1970 gab P. Nitsche an, die Teilnahme am jährlichen Missionsfest der Brüdergemeine sie in der Hoogsteder Thomasgemeinde „seit eh und je Tradition“.12 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpften die Friedensgemeinde Emlichheim und die Thomasgemeinde Hoogstede Kontakte zur Kirchgemeinde Drebach im Erzgebirge.13
Mit 385 Gemeindegliedern war die Thomasgemeinde 1996 die kleinste KG im KK Emsland-Bentheim.14 Seit dem 1. Januar 2020 sind die KG Hoogstede und Emlichheim pfarramtlich verbunden mit den KG Neuenhaus und Veldhausen (Pfarramt Niedergrafschaft mit einer ganzen, einer Dreiviertel- und einer halben Pfarrstelle).

Umfang

Hoogstede sowie Alexisdorf, Arkel, Bahne, Bathorn, Berge, Kalle, Neugnadenfeld, Ratzel, Ringe, Scheerhorn, Tinholt und Wilsum. Bis 1986 auch Adorf und Neuringe (dann umgepfarrt in die KG Twist).15

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1963 zum KK Emsland-Bentheim.

Kirchenbau

Zweigeschossiger, zweiteiliger Bau aus Schiff mit trapezförmigem Grundriss sowie breiterem Chorraum, ebenfalls mit trapezförmigem Grundriss (die jeweils längeren Parallelseiten bilden die Linie zwischen Chor und Schiff), erbaut 1960/61 (Architekt: Eugen Stamm, Georgsmarienhütte); Gemeinderaum im Erdgeschoss, Kirchsaal im Obergeschoss. Satteldächer, über dem Schiff leicht nach Osten ansteigende, über dem Chor leicht nach Osten abfallend. Rotes Ziegelmauerwerk. Im Westgiebel zwei große, dreieckige Fensterflächen; nach Osten bodentiefes Fenster über beide Stockwerke hinweg; im Erdgeschoss Fensterfläche nach Süden (Gemeinderaum). Im Kirchenraum holzverschalte zeltförmige Decke, Ostwand verklinkert (sandsteinfarben), im Westen Orgelpodest.

Fenster

Rechts im Altarraum bodentiefes Buntglasfenster (1960, Entwurf: Hans Ohlms, Nordhorn; Ausführung: August Wagner, Berlin), das Fenster besteht aus farbigen Flächen und farbigen Flächen mit Strichzeichnungen, u. a. Stier, Fisch, Zange, Schuhe, Mutter mit Kind, Ölpumpe, Vogel, Getreide und Kelch.16

Ausstattung

Schlichter Altar aus Sichtbeton (1960). – Emailkreuz an der Altarwand (um 1961, Gerhard Glüder, Hamburg). – Leicht erhöhte Kanzel mit niedriger, gemauerter Brüstung. – Kupfernes Taufbecken auf vierseitigem Betonsockel (1961, Hans Ohlms, Nordhorn), Taufbecken ist einer Wiege nachempfunden. – Mosaik (1960, Hans Ohlms, Nordhorn), Christus als Schmerzensmann.

Orgel

Zunächst Harmonium. Zwischen 1970 und 1975 elektronische Orgel erworben, 18 II/P. Um 1989/90 durch neues Instrument ersetzt.

Geläut

Kein Geläut. Zum Sonntagsgottesdienst läuten die Glocken der benachbarten altref. Kirche.17

Friedhof

Kein gemeindeeigener Friedhof.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 9, Nr. 392 (AfBuK); L 5f Nr. 135–136, 999 (LSuptur. Osnabrück).

Literatur & Links

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 81.

B: Hoogstede. Chronik eines Dorfes und seiner Ortsteile. Arkel, Bathorn, Berge, Hoogstede. In der Gildschaft Scheerhorn, hrsg. vom Heimatverein Hoogstede e. V., Hoogstede 2009, bes. S. 428–437.

Internet: Grafschafter Kirchen: Kirche (mit 360° Innenaufnahme).


Fußnoten

  1. Hoogstede, S. 26 (Text und Übersetzung).
  2. Zum Folgenden: Hoogstede, S. 404 ff.
  3. KABl. 1924, S. 74 f.
  4. Hoogstede, S. 428 ff.
  5. KABl. 1949, S. 89; LkAH, L 5f, Nr. 135 (Visitation 1950).
  6. Hoogstede, 192 ff. und S. 215 f.
  7. LkAH, L 5f, Nr. 135 (Visitation 1950).
  8. KABl. 1963, S. 9 f.; KABl. 1986, S. 95.
  9. LkAH, L 5f, Nr. 135 (Visitation 1964).
  10. Hoogstede, S. 427; LkAH, L 5f, Nr. 135 (Visitation 1970).
  11. Vgl.: Albert Rötterink: Die Siedlungsgeschichte der Herrnhuter Brüdergemeinde Neugnadenfeld, in: Bentheimer Jahrbuch 1990, S. 241–279.
  12. LkAH, L 5f, Nr. 135 (Visitation 1970).
  13. Hoogstede, S. 437; LkAH, L 5f, Nr. 136 (Visitation 1990). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  14. LkAH, L 5f, Nr. 999 (Visitation 1996).
  15. KABl. 1986, S. 95.
  16. Hoogstede, S. 433 ff. Hans Ohlms legte dem Fenster ein Begleitschreiben bei, in dem er die Gestaltung des Fensters als Bittgebet erläuterte: „Lieber Gott, gib uns unser täglich unser Brot und lass uns unsere alten Eltern speisen dürfen. Gib auch unseren Tieren, die uns dienen, ein reichliches Futter. Hilf uns Handwerkszeug erfinden, dass wir recht helfen können. Kleide uns, dass wir nicht frieren müssen…“ (das vollständige Gebet ebd., S. 435).
  17. Hoogstede, S. 432.