Sprengel Stade, KK Osterholz-Scharmbeck | P: Emmaus (1994) | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort erstmals in einer Papsturkunde aus dem Jahr 1215 belegt: Papst Innozenz III. nahm das Kloster Osterholz unter seinen Schutz und bestätigte verschiedene klösterliche Besitzungen, u. a. Land in Pennyngkbutle.1 Pennigbüttel zählte im Mittelalter zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, und gehörte dort zur Börde Scharmbeck; die Gerichtshoheit lag beim Kloster Osterholz.2 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Erzstift Bremen säkularisiert und blieb zusammen mit dem ebenfalls säkularisierten Hochstift Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Hzm. Bremen-Verden). Pennigbüttel kam zusammen mit den Gütern der Klöster Osterholz und Lilienthal als schwedisches Lehen in den Besitz des Lgf. Friedrich von Hessen-Eschwege († 1655) bzw. seiner Ehefrau, der schwedischen Prinzessin Eleonora Catharine († 1692) und zählte ab 1692 zum Klosteramt Osterholz. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die vereinigten Hzm. Bremen-Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Pennigbüttel 1810 zunächst kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann bis 1813/14 zum Kanton Osterholz im Arrondissement Bremerlehe des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach zählte Pennigbüttel, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Osterholz. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 wurde Pennigbüttel Teil des Lkr. Osterholz. 1930 wurden Altenbrück, Neuendamm, Neuenfelde und Wiste nach Pennigbüttel eingemeindet und 1974 Pennigbüttel in die Stadt Osterholz-Scharmbeck. Um 1813 lebten knapp 190 Menschen in Pennigbüttel, 2011 rund 2.000.
Gegründet im Jahr 1992 zählt die KG Pennigbüttel zu den jüngsten Gemeinden im KK Osterholz-Scharmbeck. Das heutige Gemeindegebiet bildete vorher den nördlichen Teil der Willehadigemeinde Osterholz-Scharmbeck. Die Planungen für eine eigene Kirchengemeinde in Pennigbüttel reichen zurück bis in die späten 1960er Jahre. Die Willehadigemeinde zählte seinerzeit etwa 15.000 Gemeindeglieder und verschiedene Ideen zur Verkleinerung des Kirchspiels entstanden. Pennigbüttel besaß seit 1966 einen kirchlichen Friedhof und seit 1969 eine FKap, die auch für Gottesdienste genutzt wurde (etwa monatlich seit Ende der 1970er Jahre).3 Hier sollte ein Gemeindezentrum als Kern eines neuen Gemeindebezirks entstehen, der in Zukunft entweder in die Osterholzer St. Mariengemeinde umgepfarrt oder selbständig werden sollte.4 Die Pennigbütteler bevorzugten die Eigenständigkeit.5
Die Verwirklichung der Pläne ließ auf sich warten: 1983 begann der Bau des Pfarr- und Gemeindehauses gegenüber dem Friedhof. Knapp ein Jahrzehnt später folgte schließlich zum 1. Oktober 1992 die Gründung der eigenständigen Gemeinde Pennigbüttel. Die vierte Pfarrstelle der Willehadigemeinde ging über auf die neue KG.6 Nachdem P. Peter Geilert (amt. 1983–1992) wenige Wochen nach Gemeindegründung eine neue Pfarrstelle erhalten hatte, übernahm P. Georg Ziegler (amt. 1992–2006) das Pfarramt der neuen Gemeinde, die sich 1994 den Namen Emmaus-Gemeinde gab.
Im gleichen Jahr konstituierte sich der „Förderkreis der Emmaus-Kirchengemeinde Pennigbüttel“, der 1995/96 den Ausbau der Kapelle zur Kirche und den Bau des Glockenturms finanziell unterstützte. Der Förderkreis trug auch bei zu Anschaffung und Erweiterung der Orgel (1999/2000) sowie zum Ausbau des Gemeindehauses (2004). Neben dem Unterhalt der kirchlichen Gebäude zählt mittlerweile auch die Förderung eines aktiven Gemeindelebens sowie der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren zu den Zielen des Vereins.
In der Region Osterholz-Scharmbeck/Ritterhude kooperiert die Emmaus-Gemeinde mit ihren Nachbargemeinden Ritterhude, Scharmbeckstotel, St. Willehadi sowie St. Marien (u. a. regionale Kinder- und Jugendarbeit, gemeinsamer Konfirmandenunterricht „Himmelsstürmer“, seit 2008 gemeinsames Gemeindeblatt „ankreuzen“).

Umfang

Pennigbüttel sowie Freißenbüttel, Sandhausen und Teufelsmoor (ausgenommen einige Grundstücke in Pennigbüttel und Freißenbüttel).

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1992 zum KK Osterholz-Scharmbeck.

Kirchenbau

Langgestreckter, niedriger Rechteckbau mit zwei seitlichen Apsiden, ausgerichtet nach Nordnordwest, erbaut 1969 (Architekt: Kurt Schulze-Herringen, Osterholz-Scharmbeck), erweitert 1995/96 (Architekten Erwin Gerding und Hans-Jörg Schulze-Herringen, Osterholz-Scharmbeck). Satteldach mit kleinem, verglastem Dachreiter; an den Giebelseiten sowie zwischen Alt- und Anbau Dachbinder bis zum Boden verlängert; Apsiden an den Längsseiten mit abgeschrägten Ecken, Walmdach und je drei großen Rechteckfenstern nach Osten bzw. Westen; an den Längsseiten kleine Rechteckfenster unterhalb der Traufe (farbige Glasbausteine); Südgiebel mit großer Glasbausteinfläche und Eingangsbereich. Im Innern offener, holzverschalter Dachstuhl; Oberlicht über Altarraum; hinter dem Altarraum Anbau mit Leichenkammern und Abstellraum. 1995/96 Kapelle nach Norden verlängert, Dachreiter aufgesetzt und seitliche Apsiden errichtet.

Turm

Vor dem Südgiebel der Kirche freistehender Glockenturm aus zwei verklinkerten Betonscheiben, Glockenstube und Satteldach, bekrönt mit Kugel und Kreuz, errichtet 1995/96.

Ausstattung

Schlichter, steinerne Tischaltar (1994/95). – Hängendes Altarkreuz (Gitterkreuz), Christus dargestellt gleichzeitig als Gekreuzigter sowie Auferstandener und Segnender. – Niedrige Kanzel. – Steintaufe mit halbkugelförmigem Becken. – Holzskulptur.

Orgel

Zunächst elektronische Orgel. Seit 1997 Leihorgel der Landeskirche, erbaut 1952 von Firma Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen. Instrument 1998 erworben und 1999/2000 erweitert um Subbaß 16ʼ zu 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Arbeiten ausgeführt von Harm Dieder Kirschner (Weener-Stapelmoor).

Geläut

Zwei LG, I: cisʼʼ; II: eʼʼ (beide Bronze, Gj. 1996, Alfred Bachert, Heilbronn), beide Glocken tragen die Inschrift „Pennigbüttel 1996“ sowie das Gießerzeichen.

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeinde- und Pfarrhaus (erbaut 1983, erweitert 2004).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof am Nordrand von Pennigbüttel, erste Beerdigung 1966; nördlich anschließend kommunaler Friedhofsteil (1972).7

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 1927 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Meyer-Korte, Gemeinden, S. 114–127.

B: Inge Kless: Dorfchronik Pennigbüttel, Lilienthal 2003; Reelf Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck, 2 Bde., Osterholz-Scharmbeck 2004–2009; Johann Segelken: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch, Osterholz-Scharmbeck 41987.


Fußnoten

  1. UB Osterholz, Nr. 17. Das Kloster erhielt in der Folgezeit weiteren Besitz in Pennigbüttel, u. a. Häuser, Hausstellen bzw. Höfe (um 1126, ebd., Nr. 27, 28; 1255, ebd., Nr. 49; 1279, ebd., Nr. 58; 1335, ebd., Nr. 107; 1345, ebd., Nr. 147; 1348, ebd., Nr. 159; 1355, ebd., Nr. 172, 173; 1356, Nr. 176; 1470, ebd. Nr. 319, 321; 1471, edb., Nr. 326, 327 ), den Zehnten (1238, Nr. 32) verschiedene Güter und Land (1319, ebd., Nr. 79; 1348, ebd., Nr. 156, 158; 1471, ebd., Nr. 330). Vgl. auch Klees, S. 16 ff.
  2. Segelken, S. 155 f.
  3. Klees, S. 87 ff.; LkAH, L 5g, Nr. 266 (Visitation 1970); Meyer-Korte, Gemeinden, S. 115.
  4. LkAH, L 5g, Nr. 266 (Visitation 1976).
  5. LkAH, L 5g, Nr. 265 (Visitation 1981): Der Versuch, die Mariengemeinde Osterholz-Scharmbeck um Pennigbüttel zu vergrößern „ist an dem Widerspruch verantwortlicher Gemeindeglieder in Pennigbüttel gescheitert“.
  6. KABl. 1992, S. 170.
  7. Klees, S. 87 f.