Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Johannes (seit 1861, zuvor Lucia)1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Im Jahre 1229 übertrug Lippold, Vogt des Moritzstifts in Hildesheim, dem Hildesheimer Kreuzstift neun Morgen Land in Stemne (novem iugera sitam Stemne).2 Dieses Land verpachtete das Stift 1288 an Arnold von Sorsum. In der entsprechenden Urkunde ist von neun Morgen in Nortstempne die Rede (novem iugeribus in Nortstempne), es erscheint daher also gerechtfertigt, den Beleg von 1229 auf Nordstemmen zu beziehen und nicht auf Burgstemmen.3 Zu den Landbesitzern in Nordstemmen zählten u. a. das Hildesheimer Kloster St. Michael (1321 Land und ein Hof) und verschiedene Zweige der Familie von Bock.4 Das Dorf gehörte Anfang des 13. Jh. zum Herrschaftsbereich der Grafen von Spiegelberg bzw. Poppenburg, kam Ende des gleichen Jh. an das Hochstift Hildesheim und zählte hier zum Amt Poppenburg. Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) fielen Nordstemmen und die übrigen Dörfer des Amtes Poppenburg an das welfische Teilfsm. Calenberg. Mit der Restitution des Großen Stifts kehrte das Amt 1643 unter stifthildesheimische Herrschaft zurück. Aufgrund der Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 kam das Gebiet des Hochstifts an das Kgr. Preußen. In den Jahren des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) zählte Nordstemmen zunächst zum Kanton Elze und ab 1810 zum Kanton Burgstemmen, beide im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Danach kam das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Poppenburg, das 1824 im Amt Gronau aufging. Von 1852 bis 1859 war Nordstemmen Teil des kurzlebigen Amtes Elze. Mit der Annexion des Kgr. Hannover wurde das Dorf 1866 erneut preußisch und kam bei Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Kr. Gronau (1932 Kr. Alfeld, 1974 Lkr. Hildesheim). Seit 1974 ist Nordstemmen Zentrum der gleichnamigen Einheitsgemeinde, zu der außerdem die Ortschaften Adensen, Barnten, Burgstemmen, Groß und Klein Escherde, Hallerburg, Heyersum, Mahlerten und Rössing gehören.5 Die Industrialisierung erfasste das ursprünglich bäuerlich geprägte Dorf Mitte des 19. Jh.: 1846 wurde eine Ziegelfabrik gegründet (1956 geschlossen), 1853 nördlich des Dorfes der Bahnhof eröffnet (bald Knotenpunkt der Linien Hannover–Göttingen und Hameln–Hildesheim; später auch Bahnhof für Schloss Marienburg; Bahnhofsgebäude von Conrad Wilhelm Hase), 1865 nahm die Zuckerfabrik ihre Arbeit auf. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jh. nahm der Anteil der Berufspendler an der Bevölkerung stark zu (Hildesheim, Hannover); Neubaugebiete ließen den Ort nach Norden und Osten wachsen. Nach Einschätzung des Ortspastors ist es in Nordstemmen „durchaus gut möglich, in einer gleichsam städtischen Anonymität zu blieben“ (1997).6 Um 1812 lebten gut 450 Menschen in Nordstemmen, 1885 knapp 1.500, 1950 gut 3.200 und 2014 etwa 4.850.

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1935

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1935

Eine Kapelle in Nordstemmen lässt sich erstmals 1241 nachweisen: Gf. Moritz von Spiegelberg hatte die capellam in northstemne dem Propst des Hildesheimer Moritzstifts resigniert und dieser wiederum dem Bf. von Hildesheim. Bf. Konrad übertrug die Kapelle nun dem wenige Jahre zuvor gegründeten Kloster Wülfinghausen.7 Der bis heute erhaltene Kirchturm existierte seinerzeit vermutlich schon. 1324 übergab das Kloster die Kirche in Nordstemmen wieder dem Bf. und erhielt dafür jene in Eldagsen.8 Das Patrozinium der Kirche nennt Hermann, Pleban in Burgstemmen, in seinem Testament von 1350: er stiftete ein ewiges Licht in der suntte Lucien in ore kerken to Nortstempne.9 Aus der ersten Hälfte des 15. Jh. ist erstmals der Name eines Geistlichen überliefert: 1424 und 1426 hatte Henricus Visscher die Pfarrpfründe in Nortstempne inne.10 Die beiden Uhrschlagglocken der Kirche stammen noch aus vorref. Zeit: Der Hildesheimer Glockengießer Harmen Koster schuf sie 1516.
Zur Zeit der Reformation gehörte Nordstemmen zum welfischen Fsm. Calenberg, wo Elisabeth von Calenberg-Göttingen als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich den neuen Glauben einführte: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und ließ die Gemeinden des Fsm. visitieren.11 Kurz zuvor hatte P. Johannes Niger (Schwarze) das Pfarramt übernommen, der vermutlich als erster ev. Prediger der Gemeinde anzusehen ist.12 Seit 1545 regierte Elisabeths Sohn als Erich II. das Fsm. Calenberg. Er trat 1547 zum Katholizismus über, scheiterte jedoch bei dem Versuch, sein Fsm. zu rekatholisieren, an den Calenbergischen Ständen, die 1553/55 die Beibehaltung der Lehre Luthers durchsetzten. Nach dem Tod Erichs II. fiel Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.13 1588 ließ er die calenbergischen Städte und Gemeinden visitieren. Seinerzeit betreute der sechzigjährige P. Johannes Brandes (amt. wohl 1560–1593) die Gemeinde Nordstemmen; er sei hier seit 28 Jahren tätig und seinen (ungenannten) Vorgänger, vermutlich P. Creth14, habe Hzgn. Elisabeth mit der Pfarre belehnt. Seine theologischen Kenntnisse schätzten die Visitatoren als durchschnittlich ein (fere mediocriter).15
Während des Dreißigjährigen Krieges musste der ev. P. Johannes Jahnus (amt. 1626–1630) die Pfarrstelle in Nordstemmen räumen und der kath. Geistliche Rupertus Kys übernahm die Versorgung der Gemeinde.16 Aber schon wenige Jahre später erhielt Nordstemmen mit P. Justus Jahnus (amt. 1634–1642), Sohn von P. Johannes Jahnus, wieder einen luth. Prediger. Die Rückkehr unter stifthildesheimische Landesherrschaft zog 1643 keinen erneuten Konfessionswechsel nach sich, da Nordstemmen 1624 ev. gewesen war. Auf dieses Normaljahr hatten sich die Kriegsparteien im Westfälischen Frieden geeinigt.

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1900, Postkarte (Ausschnitt), Lith. Kunst-Anstalt Willy Hoehl, Hannover

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1900, Postkarte (Ausschnitt), Lith. Kunst-Anstalt Willy Hoehl, Hannover

Bereits Anfang des 19. Jh. lassen sich Überlegungen für einen Neubau der Kirche in Nordstemmen nachweisen, verwirklicht wurden sie jedoch erst während der Amtszeit von P. Friedrich Holekamp (amt. 1847–1881).17 1855 lag der Gemeinde ein Entwurf vor, das bestehende Gebäude mit einem Querschiff und einem Chor zu vergrößern. Konsistorialbaumeister Friedrich August Ludwig Hellner (1791–1862) hingegen entwarf ein Jahr später ein völlig neues Kirchenschiff. Nach einigen Verzögerungen feierte die Gemeinde am 12. Mai 1861 die Grundsteinlegung und konnte ihre neue Kirche anderthalb Jahre später am 1. Advent 1862 einweihen. Die Kirche in Nordstemmen ist der letzte von Hellner geplante und ausgeführte Bau.18 Während der Bauzeit hatte die Gemeinde die Kirche in Mahlerten genutzt.
Mit knapp 50 Personen erreichte die jüd. Bevölkerung Ende der 1860er Jahre ihren höchsten Stand in Nordstemmen (Gesamtbevölkerung: 1.140). Zur Synagogengemeinde Nordstemmen zählten 1853 auch die Orte Burgstemmen, Poppenburg und Mahlerten; die Gemeinde gehörte zu den ärmsten im Landrabbinat Hildesheim. 1920 lebten noch zehn Juden in Nordstemmen, die letzten jüd. Einwohner wurden 1941 deportiert.19
Während der NS-Zeit betreute mit P. Karl Gustav Bernhard Crome (amt. 1901–1936) zunächst ein Angehöriger der BK die Gemeinde Nordstemmen. Sein Nachfolger P. Albert Rudolf Friedrich Bölsing (amt. 1936–1961), sei, so vermerkte der Elzer Sup. im Visitationsbericht 1942, schon Anfang der 1930er Jahre als Pfarrer in Südafrika ein „überzeugter Nationalsozialist und Pg [Parteigenosse]“20 gewesen. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ bezeichnete P. Bölsing sich als „Parteianwärter, weder Mitglied der Deutschen Christen noch der Bekenntnisgemeinschaft“. Drei der vier Mitglieder des 1933 neu gewählten KV gehörten den DC an; die Wahlliste war, wie P. Bölsing angab, „offenbar von der Partei aufgestellt“ worden.21 1942 waren die DC in Nordstemmen nicht mehr aktiv.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die KG 1946 die Trägerschaft des Kindergartens (vormals NSV), der heutigen „Ev.-luth. Kindertagesstätte St. Johannis“.22 Mit dem Zuzug Geflüchteter war auch die Zahl der Katholiken gestiegen. Bis zur Einweihung der kath. Kirche St. Michael im Jahr 1971 besuchten sie die kath. Kirche in Poppenburg.23 1972 gründete sich zudem eine neuapostolische Gemeinde in Nordstemmen (eigenes Kirchengebäude 1980), die 2011 in der Gemeinde Leinetal aufging.
In der ersten Hälfte der 1970er Jahre plante die Gemeinde Nordstemmen den Bau eines Gemeindezentrums. Zum einen wuchs der Ort weiter, zum anderen lagen – abgesehen vom Kindergarten – alle Gebäude der Gemeinde neben der Kirche am äußeren südwestlichen Rand des langgestreckten Ortes.24 Die Pläne konnten jedoch nicht verwirklicht werden. In den Visitationsberichten lobten die Sup. seit den 1970er Jahren regelmäßig das vielfältige Gemeindeleben in Nordstemmen. Nach der Jahrtausendwende gründete sich die kirchliche Stiftung St. Johannis Nordstemmen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die kirchengemeindliche Arbeit langfristig finanziell zu sichern.

Umfang

Das Dorf Nordstemmen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Sarstedt der Diözese Hildesheim. – Unterstand 1542 bis 1556 dem LSup. des Fsm. Calenberg, 1564 wohl dem Sup. der Ämter Gronau, Poppenburg und Lauenstein.25 1588/89 zur neuen Insp. Gronau.26 Ab 1651/52 Spezialinsp. des GSup. Alfeld. 1829 zur neuen Insp. (1924: KK) Elze. 1974 Eingliederung des KK Coppenbrügge und 1975 Umbenennung in KK Elze-Coppenbrügge.27 Mit der Vereinigung der KK Bockenem-Hoheneggelsen und Elze-Coppenbrügge am 1. Januar 2005 zum KK Hildesheimer Land.28 Seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze.29

Patronat

Gf. von Spiegelberg, wohl als Lehen des Stifts St. Moritz in Hildesheim. 1241 resignierte Gf. Moritz von Spiegelberg das Lehen an den Propst des Moritzstifts und dieser an den Bf. von Hildesheim. Bf. Konrad von Hildesheim übertrug die Kapelle daraufhin dem Kloster Wülfinghausen.30 Im Tausch gegen das Patronat über die Kirche in Eldagsen erhielt 1324 wieder der Bf. von Hildesheim das Patronat über Nordstemmen. Ab 1802 der jeweilige Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Breiter, einschiffiger Rechteckbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Sakristeianbauten an Nord- und Südseite des Chores, erbaut 1861/62 (Entwurf Friedrich August Ludwig Hellner). Satteldach; regelmäßiges Bruchsteinmauerwerk; Strebepfeiler; hohe, schmale Spitzbogenfenster; Portal an Nordseite. Im Innern vorgetäuschter offener Dachstuhl, Kreuzrippengewölbe im Chor, u-förmige Emporenanlage mit Dreipassfries an der Brüstung. Innenrenovierung 1894 (dekorative Ausmalung Chor und Schiff, H. A. Dirksen, Hannover). Innenrenovierung Mitte 1970er Jahre (weiß gestrichen, Parkettboden, Bänke durch Stühle ersetzt). Innenrenovierung 1997–99 (im Chor Ausmalung von 1894 restauriert).

Fenster

Drei farbige Chorfenster (1893, Firma A. Freystadt, Hannover); die beiden östlichen Fenster des Kirchenschiffs mit Darstellung der vier Evangelisten (1894, Henning & Andres, Hannover, gestiftet von Ernst Rühmekorf).

Turm

Romanischer Westturm über etwa quadratischem Grundriss, erbaut vielleicht um 1200. Schiefergedeckter Turmhelm (1809) mit rechteckigem Ansatz und achteckiger, hoch ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn, Uhrgaube und Schlagglockengaube nach Osten. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, flachbogige, gekuppelte Schallöffnungen mit dicken Teilungssäulen (vielleicht wiederverwendet, möglicherweise 11. Jh.); verwitterte, steinerne Köpfe an Nord- und Südseite. Heizungsanbau an Südseite. Neue Turmuhr 1876 (Ph. Furtwängler & Söhne, Elze). Turmhalle mit Kreuzgratgewölbe, 1999 Turmkapelle eingerichtet.

Vorgängerbau

Kirchenschiff war ein rechteckiger, gotischer Bruchsteinbau in gleicher Breite wie der Kirchturm. Satteldach, Giebelkreuz im Osten, Sakristei an Nordseite, Strebepfeiler an Nord- und Südseite, 1650 Eingang auf Nordseite angelegt; Spitzbogenfenster an Südseite 1747 durch größere Rechteckfenster ersetzt. Im Innern Kreuzgratgewölbe, Emporen an West- und Nordseite (1588 und 1696), Orgelempore im Osten hinter dem Altar (1699).31 Februar 1861 abgebrochen, da baufällig und zu klein.32

Ausstattung

Geschnitztes, neugotisches Altarretabel mit Kreuzigungsszene, triumphierendem Christus sowie Figuren der vier Evangelisten (1862, Friedrich Küsthardt, Hildesheim). – Hohe, neugotische Holzkanzel mit Schalldeckel (1862). – Taufstein. – Bronzeskulptur „Grablegung“ (1989, Manuel Donato Diez), in Turmkapelle. – Grabplatte, P. Justus Jahnus (amt. 1634-1642), mit Relief des Verstorbenen. Ehemalige Ausstattung: Flügelaltar (um 1520, Werkstatt Hans von Geismar), im Schrein geschnitzte Kreuzigungsszene, flankiert von je zwei Heiligenfiguren übereinander; in den Flügeln jeweils sechs Apostelfiguren in zwei Reihen übereinander; auf den Außenseiten der Flügel je vier gemalte Heilige, zweireihig übereinander; auf Predella Gemälde Christi mit Dornenkrone, umgeben von vier Kirchenvätern mit Spruchbändern. Nach Neubau der Kirche 1862 nicht wieder aufgestellt, heute im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover.33

Orgel, nach 1975

Orgel, nach 1975

Orgel

Erste Orgel 1699, 10 Reg., Johann Georg Müller (Hildesheim).34 Nach Kirchenneubau 1862 kleine Interimsorgel, Philipp Furtwängler (Elze).35 Orgelneubau 1864, Philipp Furtwängler (Elze), 23 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 72), eingeweiht 4. Juni 1865. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen (Zinn) und Abgabe zu Rüstungszwecken. 1919 Einbau neuer Prospektpfeifen (Zink).36 Reparatur und Dispositionsänderungen 1947/48 und 1951, Emil Hammer (Hannover), ein Reg. vakant. Reparatur 1969 (Mechanik) und 1975 (Pfeifenwerk), Schmidt & Thiemann (Hannover), 21 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, zwei Reg. vakant.37 Restauriert 1999–2001, Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 23 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.38 Denkmalorgel (seit 1970).39

Geläut

Drei LG, I: h, Inschrift: „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Joh. 11,25“; II: dis’, Inschrift: „Jesus spricht: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden geben ich euch. Joh. 14,27“; III: fis’, Inschrift: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel. Joh. 12,13“ und „Gestiftet von Fritz und Regine Tangermann“ (alle Bronze, Gj. 2020, Albert Bachert, Neunkirchen), alle drei Glocken tragen zudem die Inschrift „St. Johannis Nordstemmen MMXX“. Zwei SG, I: e’’, Inschrift: „Anno d[omi]ni m cccc x vi dar in ghoedt Harme Koster my vocor maria“ (Im Jahr des Herrn 1516 goß mich Harmen Koster. Maria werde ich genannt), Bilder: Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, hl. Lucia, kleines Relief Anna selbdritt (Bronze, Gj. 1516, Harmen Koster, Hildesheim); II: es’’’, Inschrift: „Anno d[omi]ni m ccccc x vi Ihs. Maria“ (Bronze, Gj. 1516, Harmen Koster, Hildesheim). – Früherer Bestand: Eine mittlere LG, Inschrift: „Busse Jacobs god my im güldenen Jahre 1500. St. Lucie is my Name, ik beschrie de doden und esche de lebenden“ (Bronze, Gj. 1500, Bosse/Busso Jakob, Hildesheim). Eine kleine LG (Bronze, Gj. wohl 1530), umgegossen zu einer Lg (Bronze, Gj. 1704, Jobst Heinrich Lampen, Hildesheim). Eine große LG (Bronze, Gj. wohl 1541), umgegossen zu einer Lg (Bronze, Gj. 1772, Peter August Becker, Hannover), 1876 gesprungen und umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1882, Firma Radler, Hildesheim). Alle drei Glocken wohl im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Drei LG, I: cis’; II: e’; III: g’ (alle Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), 1942 abgenommen und zu Kriegszwecken abgegeben.40 Nach Kriegsende drei neue LG angeschafft, I: c’; II: e’; III: g’ (alle Eisen, Gj. 1948, Firma Weule, Bockenem); bereits 1945 bezahlt und erwartet;41 1967 urteilte der Glockenrevisor: „Für das jetzige Eisengeläut sollten keinerlei Gelder mehr ausgegeben werden.“42; seit 2016 Spendensammlung für neues Bronzegeläut, Eisenglocken 2020 abgenommen, eine neben der Kirche aufgestellt, die beiden anderen verschrottet.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1894–96, zweistöckiger Backsteinbau mit ausgebautem Dachgeschoss). – Küsterhaus mit Johannis-Saal (Bj. um 1800, zweistöckiger Fachwerkbau, umgebaut und saniert 1980–87). – Gemeindehaus „Haus Holekamp“ (alte Schule, Bj. um 1900). – Kindergarten (Bj. 1954, erweitert 1964, 1990).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kirche, ältester Grabstein von 1699, Margareta Ursula Starken, Tochter des P. Thomas Starke (amt. 1673–1723). FKap. (Bj. 1953, von politischer Gemeinde finanziert).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Etwa 1540–15.. Johannes Niger (Schwarze). – Um 1573–1582 (?) Creth (Creid). – 1560 (1582 ?) –1593 Johannes Brandes. – 1593–1626 Clamer Grimpe. – 1626–1630 Johannes Jahns (Janus). – 1634–1643 Justus Jahns. – 1643–1673 Basilius Hansing (Johannis). – 1673–1723 Thomas Starcke. – 1723–1738 Magister Johann Wilhelm Starcke. – 1738–1788(9) Johann Hermann Metzler. – 1789–1821 Wilhelm Gerhard Köhler. – 1822–1831 Heinrich Andreas Friedrichs. – 1831–1847 Johann Heinrich Karl Adolph. – 1847–1881 Christian Ludolf Friedrich Holekamp. – 1882–1890 Heinrich Robert Adolf Friedrich Kuhlgatz. – 1890–1900 Karl Heinrich Jakob Uhden. – 1901–1936 Karl Gustav Bernhard Crome. – 1936–1961 Albert Rudolf Friedrich Bölsing.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 207

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 8640–8649 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 207 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6136–6142 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1706Digitalisat, 1707Digitalisat, 1708Digitalisat, 1709Digitalisat (Visitationen); D 22b (EphA Elze); S 11a Nr. 7944 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1803
Trauungen: ab 1803
Begräbnisse: ab 1750 (Lücken: 1757–1802)
Kommunikanten: ab 1831 (Zahlenregister: 1824–1830)
Konfirmationen: ab 1827

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 996–997; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 174–179; Meyer, Pastoren II, S. 206–207; Müller, Kirchenbauten, S. 147–149; Schütte, Furtwängler, S. 83–86.

B: Die Furtwängler-Orgel. Restauriert und wieder eingeweiht am 26. August 2001, hrsg. vom Kirchenvorstand St. Johannis Nordstemmen, Hildesheim 2001; Heinrich Bartels: Nordstemmen. Von der Vorzeit bis zur Gegenwart, Alfeld (Leine) 1983; Heinz Ebeling: Die Kirche St. Johannis Nordstemmen. Eine kleine Baugeschichte zum 140. Jahrestag der Einweihung anno 1862, Elze 2002; Hans Kleuker: Es war einmal… in Nordstemmen. Die Vergangenheit für die Zukunft bewahren, Nordstemmen 2014.

GND

7614946-8, Sankt Johannis (Nordstemmen)


Fußnoten

  1. Ebeling, S. 6; Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 128.
  2. UB HS Hildesheim II, Nr. 270 und 271.
  3. UB HS Hildesheim III, Nr. 815; Bartels, S. 19.
  4. UB HS Hildesheim IV, Nr. 638, S. 350; Barner, Heimat, S. 274 f.; Bartels, S. 24 f.
  5. Hildesheimer Chronik 1974, zusammengestellt von Helmut von Jan, in: Alt-Hildesheim. Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 46 (1975), S. 74.
  6. LkAH, L 5h, unverz., Nordstemmen, Visitation 1997.
  7. Cal. UB VIII, Wülfinghausen, Nr. 10; Ahlhaus, Patronat, S. 51. Laut einer Beschreibung der luth. Dörfer des Hochstifts Hildesheim, die 1730 ein Sohn des Nordstemmener P. Thomas Starke (amt. 1673–1723) veröffentlichte, ist die Kirche „von den Tempel-Herren ehemals fundiret“, Evangelischer Kirchenstaat, S. 76.
  8. UB HS Hildesheim IV, Nr. 772.
  9. UB HS Hildesheim V, Nr. 358.
  10. RG Online, RG IV 04448, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/4448, 14.09.2018, Visscher war 1424 Akolyt und 1426 Diakon.
  11. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  12. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 348, Anm. 702. Evangelischer Kirchenstaat, S. 76.
  13. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  14. Im Jahr 1573 übernahm „Heinrich Creth, Pfarrerssohn aus Nordstemmen“ die zweite Pfarrstelle in Gronau, Kayser, Kirchenvisitationen, S. 336, Anm. 668. Sein Vater müsste, wenn er noch von Hzgn Elisabeth belehnt worden ist, spätestens 1545 die Nordstemmener Pfarre von Johann Niger übernommen haben.
  15. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 226 f. Die bei Bartels, S. 67, und Meyer, Pastoren II, S. 207, zusammengestellten Pastorenreihen basieren auf der Liste von Starcke (Evangelischer Kirchenstaat, S. 76) und passen zeitlich nicht gänzlich zu diesen Angaben.
  16. Barner, Heimat, S. 422; Bartels, S. 34. Kys war gleichzeitig auch Pfarrer in Burgstemmen.
  17. Ebeling, S. 2.
  18. Müller, Kirchenbauten, S. 147. Einen Überblick zur Baugeschichte gibt Ebeling.
  19. Obenaus, Handbuch II, S. 1147 ff.
  20. LkAH, L 5h, unverz., Nordstemmen, Visitation 1942.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 314, Bl. 36. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  22. LkAH, B 2 G 9/Nordstemmen Bd. I, Bl. 27.
  23. Bartels, S. 69.
  24. LkAH, L 5h, unverz., Nordstemmen, Visitation 1973.
  25. Butt, Herrschaft, S. 50 und 65.
  26. Schlegel, Reformationsgeschichte II, S. 646.
  27. KABl. 1974, S. 115; KABl. 1975, S. 4.
  28. KABl. 2005, S. 5 ff.
  29. KABl. 2011, S. 70 ff.
  30. Cal. UB VIII, Wülfinghausen, Nr. 10.
  31. Ebeling, S. 1 f.
  32. Ebeling, S. 6.
  33. Bartels, S. 65; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 176 f. sowie Taf. 38 und 39 b.
  34. Schütte, Furtwängler, S. 85.
  35. Furtwängler-Orgel, S. 9.
  36. Furtwängler-Orgel, S. 11.
  37. LkAH, B 2 G 9 B/Nordstemmen Bd. I, Bl. 126 f.
  38. Pape/Schloetmann, S. 88.
  39. LkAH, B 2 G 9 B/Nordstemmen Bd. I, Bl. 66 f.
  40. Bartels, S. 65; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 178.
  41. LkAH, B 2 G 9/Nordstemmen Bd. I, Bl. 8: „Ob wir die Glocken jemals bekommen werden, ist bei der Unzuverlässigkeit fast aller am Wirtschaftsleben Beteiligten noch fraglich.“ (KV, 05.01.1948).
  42. LkAH, L 5h, unverz., Nordstemmen, Visitation 1967.