Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Michael | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Der an einem wichtigen Leineübergang gelegene Ort (seit 1974 Ortsteil von Nordstemmen) wird in der auf das Jahr 996 datierten Stiftungsurkunde des Bf. Bernward für die Kreuzkapelle (das spätere Michaeliskloster) in Hildesheim erstmals erwähnt.1 Überragt wird er von der Poppenburg, die mit dem Aussterben des gleichnamigen Geschlechts um 1275 an das Hochstift Hildesheim fiel und seither den Mittelpunkt eines gleichnamigen Amts bildete. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 kamen Burg, Amt und Dorf unter calenbergische Landeshoheit. 1643 wurden sie an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben. Das Amt Poppenburg ging 1824 im Amt Gronau auf.
Die Urkunde von 996 ist auch der Erstbeleg für die Kirche in Burgstemmen, die Bf. Bernward als Eigenkirche testamentarisch der Hildesheimer Kreuzkapelle vermachte. 1022 wird sie in der Schutzurkunde Ks. Heinrich II. für das Michaeliskloster als ecclesia in Stemnon erwähnt.2Als vorref. Geistliche erscheinen u. a. Bertoldus vicarius de Stempne clerici (1241)3, der Pfarrer Hermann (1350)4 sowie der plebanus in Borchstempne Albertus von Troben, der im 14. Jh. mehrfach genannt wird. Die Einführung der Reformation erfolgte 1542 unter Elisabeth von Calenberg. Inwieweit Burgstemmen bei der Visitationsreise des Anton Corvinus 1543 berücksichtigt wurde, ist unklar. Visitationsbescheide aus dem Amt Poppenburg liegen nicht vor. Endgültig setzte sich das neue Bekenntnis erst nach dem Anfall Calenbergs an das Hzm. Braunschweig-Wolfenbüttel unter Hzg. Julius durch, der 1569 die Braunschweigische KO auch für Calenberg in Kraft setzte. Als erster bekannter luth. P. wird Michael Engel (amt. 1569-1601) geführt.
Durch umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Kirche (ab 1810) geriet die Gemeinde in eine finanzielle Schieflage, die durch sinkende Einkünfte infolge der niedrigen Kornpreise noch verschärft wurde. Die Pfarrstelle blieb daher nach dem Weggang des P. Firnhaber (1826) vakant und wurde bis zum Abtrag der Schulden mit der KG Nordstemmen verbunden.5 Erst 1831 erhielt Burgstemmen wieder einen eigenen Seelsorger.
Seit 1930 waren Burgstemmen, Heyersum und Mahlerten unter dem Pfarramt Burgstemmen pfarramtlich verbunden. 1932 erfolgte die Trennung von Schul- und Küsterdienst. P. Lübs (1933–44) war Mitglied der NSDAP und stand den DC nahe. Der 1933 gebildete KV setzte sich ausschließlich aus Parteimitgliedern zusammen. Veranstaltungen von DC und BK fanden nicht statt.
1956 einigten sich Realgemeinde, Kommune und KV über das Eigentum an den Pfarrwitwengrundstücken. 1957 kam es zu einem Vergleich zwischen Kommune und KG bezüglich der Rechte an Pfarrhaus und Kirchturm, die seit alters her Eigentum der politischen Gemeinde waren und nun der Kirche übertragen wurden. Für die Gemeindearbeit wurde 1970/71 ein Gemeindehaus errichtet (Architekt: Hans Kiefer, Sarstedt). 1997 übernahm die KG die Trägerschaft für den KiGa in Burgstemmen.
Mit dem 1. Januar 2006 wurden die bisher verbundenen KG Burgstemmen, Heyersum und Mahlerten zur „Ev.-luth. Dreikirchengemeinde in Nordstemmen“ vereinigt.6
Umfang
Das Dorf Burgstemmen.
Aufsichtsbezirk
Ursprünglich wohl zur Archidiakonatskirche Elze, nachher dem Archidiakonat Sarstedt zugelegt (beide Diözese Hildesheim).7 – Nach der Reformation zur Insp. Alfeld. 1830 zur neu errichteten Insp. (1924: KK) Elze (1. Januar 1975 umbenannt in KK Elze-Coppenbrügge, 1. Januar 2005 im KK Hildesheimer Land aufgegangen, seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze).
Patronat
Ursprünglich der Bf. von Hildesheim; 1022 dem Michaeliskloster in Hildesheim verliehen. Das Michaeliskloster belehnte 1302 den Ordenberg Bock mit dem Recht der Ernennung und Präsentation, die wohl nach Erlöschen der Familie an das Kloster zurückfielen. Nach Auflösung des Michaelisklosters 1802 der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Einschiffige romanische Bruchsteinkirche zu zwei Jochen (Kreuzgewölbe) mit eingezogenem Rechteckchor und vorgesetzter halbrunder Apsis (um 1200). Das am Rand des alten Dorfkerns gelegene KGb wurde im 17. und 18. Jh. saniert und, u. a. durch Vergrößerung der Fenster, verändert. U-förmige Empore in geschwungener Führung (zweite Hälfte 18. Jh.). Bei einer Renovierung wurden 1981/83 in der Apsiskalotte spätromanische Wandmalereien (Christus als Weltenherrscher) aus der ersten Hälfte des 13. Jh. freigelegt und restauriert.
Fenster
Buntglasfenster mit Christus-Darstellung (1894 gestiftet).
Turm
Westturm, der achtseitige verschieferte Turmhelm barock (1599/1600; 1862 nach Blitzschlag erneuert).
Ausstattung
Mittelalterlicher Blockaltar mit Stipes aus Sandsteinquadern und einer Mensa mit Reliquiengrube. Hinter dem Altar ein hölzernes Retabel mit gedrehten korinthischen Säulen und Sprenggiebel, in der Predella eine Abendmahlsdarstellung, als Hauptbild die Kreuzigung (1742). Der Altar war 1766 zum Kanzelaltar umgebaut worden und wurde 1983 wieder auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. – Zwölfeckige gotische Sandsteintaufe (Anfang 16. Jh., 1981/83 mit neuem Schaft restauriert). – Vier Pastorenepitaphe: Jacob Schwan († 1648), Tobias Keilius († 1681), beide in Sandstein, sowie als Ölbilder für Christian Heinrich Werkmeister († 1687) und Johannes Christoph Prossel († 1667).
Orgel
Erste Orgelarbeiten sind 1621 und 1698 belegt. Der heutige barocke Prospekt aus dem ersten Viertel des 18. Jh. stammt eventuell von Conrad Müller.8 1766 sind Arbeiten des Orgelbauers Hagen nachgewiesen (Versetzung in den Turmraum und Erweiterung um ein Reg.).9 Nach Aufzeichnungen von P. Furtwängler aus dem Jahr 1846 verfügte das Instrument damals über neun klingende Stimmen. 1879 Grundrenovierung durch den Orgelbauer Faber (Salzhemmendorf). 1894 Neubau hinter dem historischen Prospekt durch Faber & Söhne (Salzhemmendorf), 10 II/P, pneumatische Traktur, Fabersche Transmissionslade (Zwillingsmanual). 1937 Einbau eines elektrischen Gebläses. 1973 Neubau des Werks hinter dem historischen Prospekt und unter Wiederverwendung zweier alter Reg. durch Firma Emil Hammer (Arnum), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleiflade mit Bass-/Diskantteilung. Die Disposition orientiert sich an den Aufzeichnungen von Furtwängler aus dem Jahr 1846. 2010 Instandsetzung und Erweiterung auf 10 Stimmen durch Jörg Bente (Helsinghausen).
Geläut
Drei LG: I: g’ (Christusglocke, Bronze, Gj. 1955, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: a’ (Michaelisglocke, Bronze, Gj. 1955, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg).; III: c’’ (Marienglocke, Bronze, Gj. 1498, Bosse/Busso Jakob, Hildesheim). – Früherer Bestand: Seit dem 17. Jh. ist in Burgstemmen ein dreistimmiges Geläut belegt. Eine große LG von 1486 wurde 1688 durch Jobst Heinrich Lampen (Hildesheim) umgegossen und 1917 zu Rüstungszwecken abgeliefert. Eine mittlere LG ist 1742 gesprungen und wurde erst 1766 (Christoph August Becker, Hildesheim) ersetzt. 1932 gab die Gemeinde bei der Firma J. J. Radler (Hildesheim) Ersatz für die abgelieferte große LG in Auftrag und ließ zugleich die mittlere umgießen. Beide Glocken von 1932 wurden 1942 abgegeben.
Friedhof
Bei der Kirche. Eigentum der KG. FKap (Bj. 1951).
Liste der Pastoren (bis 1940)
1569–1601 Michael Engel. – 1603–1621 (1623?) Michael Sodemann (Soethmann, Sothmann). – 1623–1626 (?) Bartholomeus Bergmann (Bargmann). – 1626 (ord. – 1627)–1648 Jakob Schwan (Cygneus), 1630–1633 vertrieben. – 1649–1681 Tobias Keil. – 1681–1697 Christian Heinrich Werkmeister. – 1698–1732 Johann Christoph Prössel. – 1732–1749 Johann Christoph Niemann. – 1750–1758 Thedel Schönberg Beste. – 1758–1769 Johann Heinrich Abel. – 1770–1785 Johann Wilhelm Hummel. – 1785–1809 Johann Heinrich Joachim Brunke. – 1810–1821 Karl Heinrich Julius Johann Schröder. – 1822–1826 Georg Friedrich Ludwig Firnhaber. – 1826–1831 vakant. – 1831–1842 Georg Wilhelm Warnecke. – 1842–1858 August Hieronymus Fischer. – 1858–1872 Gustav Adolf Werner Blumenau. – 1872–1877 Georg Adolf Friedrich Theodor Langelotz. – 1877–1885 Heinrich Robert Adolf Friedrich Kuhlgatz. – 1885–1891 Friedrich Wilhelm Karl Ludwig August Höpfner. – 1892–1929 Karl Heinrich Wenhake. – 1930–1949 Otto Johannes Eduard Lübs.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 152–153
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 1663–1667 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 1337–1347 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 367, 368, 369, 370, 371 (Visitationen); D 22b (EphA Elze).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1649 (unvollständig: 1786–1822)
Trauungen: ab 1682 (unvollständig: 1794–1821)
Begräbnisse: ab 1682 (Lücken: 1785; unvollständig: 1786–1822)
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1827
Literatur & Links
A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 325; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 211; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 36–41.
B: Rudolf Friemelt: Aus der Geschichte der Gemeinde Burgstemmen, [Burgstemmen 1973]; Karl Kirsch: Burgstemmen. Ein Dorf im Leinetal, [Nordstemmen o. J.].
Internet: Familienkunde Niedersachsen: Pastorenliste (.pdf); Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche
Fußnoten
- UB HS Hildesheim I, Nr. 38.
- UB HS Hildesheim I, Nr. 68. Vgl. insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54.
- UB HS Hildesheim II, Nr. 634.
- UB HS Hildesheim V, Nr. 358; Cal. UB XI, Wülfinghausen I, Nr. 184.
- LkAH, D 22b, Spec. Burgstemmen A 103.
- KABl. 2006, S. 19–21.
- Huck, Archidiakonat Elze, S. 9.
- LKA, G 9 B/Dreikirchen-Gemeinde Nordstemmen (Abnahmebericht von Hans Christoph Becker-Foss, 08.06.2012).
- Kirsch, S. 32.