Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Thomas (seit 1966) | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südwesten, Postkarte

Kirche, Ansicht von Südwesten, Postkarte

Die Bauerschaft Bohmte wird in einer undatierten Urkunde aus der Zeit zwischen 1068 und 1070, in der der Edelherr Gisilbert und seine Frau Cuniza dem Bf. Benno II. und der Kirche in Osnabrück ihre Liegenschaften in Essen, Wehrendorf und Bohmte übertrugen, erstmals erwähnt.1 Eine 1536 urkundlich belegte Kapelle war wohl Gründung der Pfarrei in Ostercappeln. Sie wird auch 1625 in den Protokollen über den Konfessionsstand der Parochien des Hochstifts Osnabrück unter Ostercappeln (annexam habet capellam in Boempte vicinia) geführt2, als Teil dieses Ksp. in der Capitulatio perpetua von 1650 den Katholiken zugesprochen und wohl bald danach zur selbständigen kath. Pfarrkirche erhoben. Die luth. Einwohner, die mit rund zwei Dritteln die Mehrheit stellten, wurden nach Arenshorst eingepfarrt.3
Ende des 19. Jh. setzten Bemühungen um die Bildung einer eigenen ev.-luth. KG ein. Seit 1887 gab es einen Posaunenchor, seit 1892 eine eigenständige ev. Frauenhilfe. 1908 konstituierte sich ein Kirchenbauverein. Gegen die Abspaltung und die mögliche Aufgabe der Muttergemeinde Arenshorst regte sich dort jedoch erheblicher Widerstand.4 Durch die beiden Weltkriege und die Inflationszeit 1923 wurde das Kirchenbauvorhaben ohnehin verhindert und erst Anfang der 1950er Jahre wieder aufgegriffen. Am 23. Oktober 1955 wurde das KGb von LSup. Adolf Wischmann eingeweiht. In einem Anbau wurden Räume für kirchengemeindliche Aktivitäten untergebracht. 1971/72 entstand ein neues funktionales Gemeindezentrum nach Entwurf des Architekten Eike Wispler (Maschen).

Kirche, Blick zum Altar, 1980

Kirche, Blick zum Altar, 1980

Die pfarramtliche Betreuung oblag auch nach dem Bau der Kirche zunächst weiterhin der KG Arenshorst. Zum 1. Januar 1964 wurden die in Bohmte wohnhaften Gemeindeglieder aus der KG Arenshorst ausgepfarrt und zur KG Bohmte zusammengeschlossen.5 Die neu errichtete Pfarrstelle wurde vorläufig einem Hilfsgeistlichen übertragen. Mit Hans-Dieter Schorege erhielt die Gemeinde 1965 ihren ersten eigenen P. 1966 nahm sie den Namen Thomas-KG an.6
Diakonische Aufgaben in der Gemeinde wurden früher durch die Sozialstation des Altkreises Wittlage bzw. die Gemeindeschwester der KG Arenshorst wahrgenommen, die für die KG Bohmte und Ostercappeln mit zuständig war.7 Seit 2013 besteht an der Bremer Straße ein dem Diakonischen Werk Bramsche angegliedertes Diakoniezentrum. Zur Finanzierung einer Diakonenstelle und Unterstützung der Kinder- und Jugendarbeit konstituierte sich im Februar 2012 der Verein Thomas und Freunde e. V.
Partnerschaften bestehen zur Peter-Pauls-KG in Sebnitz (Sachsen) und zur Gemeinde Elim in Südafrika.

Umfang

Die politische Gemeinde Bohmte (mit Bohmterheide).

Aufsichtsbezirk

Bei Gründung zum KK Buer (1. Oktober 1973 umbenannt in KK Melle. 1. Januar 2013 in den KK Bramsche umgegliedert.

Kirchenbau

Schlichter rechteckiger verputzter Saalbau unter Satteldach (1954/55; Architekt: Werner Johannsen, Osnabrück). Grundlegende Renovierung 1967.

Fenster

Vierteilige Betonglasfensterwand „Von der Liebe Gottes“ (Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten) von Theo und Ruth Landmann (1967).

Turm

Massiver Westturm mit achtseitigem, kupfergedecktem Spitzhelm. Als Bekrönung Kugel, Kreuz und Hahn.

Ausstattung

Einfacher, hölzerner Tischaltar. Dahinter ein Altarbild aus Buntkeramik (der Apostel Thomas zwischen dem gekreuzigten und dem auferstandenen Christus). Altarbild Taufstein und Kanzel (beide ebenfalls aus Keramik) stammen von Ruth Landmann, Osnabrück (1968). – An der Empore 14 Engobetafeln „Von der Schöpfung“ von Theo und Ruth Landmann (1967).

Kirche, Blick zum Altar, nach 1960, vor 1980

Kirche, Blick zum Altar, nach 1960, vor 1980

Orgel

1960 Neubau auf der Empore im Altarraum durch Firma Hans Wolf (Verden), 14 II/P. 1980/81 Neubau auf der Westempore durch die Orgelbauwerkstatt Gustav Steinmann (Vlotho), 16 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen. Die Wolf-Orgel von 1960 wurde in die Niederlande verkauft.

Geläut

Vier LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1957, Gebrüder Rincker, Sinn); II: f’ (Bronze, Gj. 1957, Gebrüder Rincker, Sinn); III: b’ (Bronze, Gj. 1966, Gebrüder Rincker, Sinn); IV: c’’ (Bronze, Gj. 1966, Gebrüder Rincker, Sinn). – Sonstiges: 2008 wurde auf dem Außengelände der Kirche eine ausgemusterte Glocke der Partnergemeinde Sebnitz (Sachsen) aufgestellt.

Friedhof

An der Haldemer Straße. In Eigentum und Verwaltung der Kommune.

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 196.

B: Hermann Heinrich Friedrich Bramsch: Nachrichten über Bohmte, Bohmte 1980; Wolfgang Huge: Bohmte. Spuren der Ortsgeschichte, [Norderstedt 2012]; Friedrich Davidsmeyer: 50 Jahre evangelisch-luth. St. Thomas-Kirche in Bohmte, in: Heimat-Jahrbuch für das Osnabrücker Land 2006, S. 284–290; Margarete und Hans-Dieter Schorege: Die St. Thomaskirche in Bohmte. Meisterwerk einer ökumenischen Bilderbibel im Osnabrücker Land, [Bramsche 2009].


Fußnoten

  1. Osnabrücker UB I, Nr. 157.
  2. Bramsch, S. 245.
  3. Fachtmann, Mittheilungen, S. 16.
  4. LkAH, A 5, Nr. 127.
  5. KABl. 1964, S. 9.
  6. Sperling, Bedeutung, S. 239.
  7. LkAH, L 5f, Nr. 196 (Bohmte, Visitation 1987).