KapG der KG Basse | Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Vitus | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Das Dorf ist schriftlich erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jh. im Registrum Ecclesie Corbeiensis abbatis Erkenberti (Register der Corveyer Kirche von Abt Erkenbert) erwähnt, das zwischen 1107 und 1128 entstand und in einer Abschrift des 15. Jh. überliefert ist. Das Registrum nennt als klösterlichen Besitz insgesamt 19 Hufen in dominicali Sutdoref (Herrenhof Suttorf).1 Ein urkundlicher Beleg stammt aus dem Jahr 1233, als Hermann Hodo dem Kloster Mariensee einen curtem in Suttorpe übertrug, also einen Hof in Suttorf.2 Das Dorf gehörte im Spätmittelalter zum Herrschaftsgebiet der Gf. von Wölpe. Wohl 1301 veräußerte Gf. Otto von Wölpe die Grafschaft an Gf. Otto von Oldenburg-Delmenhorst, der sie 1302 weiter verkaufte an den Welfen Otto II., Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg. Seit 1432 gehörte Suttorf zum welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und zählte dort zum Amt Neustadt a. Rbge. (Vogtei Basse) .3 Von 1810 bis 1813/14 war Suttorf Teil des Kantons Osterwald im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Neustadt. Mit der Annexion Hannovers fiel Suttorf 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte das Dorf zum Kr. Neustadt am Rübenberge (1939: Lkr.), der 1974 weitgehend im Lkr. Hannover aufging (2001 mit Stadt Hannover fusioniert zu Region Hannover). 1974 wurde Suttorf nach Neustadt a. Rbge. eingemeindet. Um 1812 lebten etwa 320 Menschen in Suttorf, 1895 gut 460, 1950 rund 875 und 2020 gut 990.
Die Kapelle in Suttorf ist möglicherweise eine Gründung des Klosters Corvey und stand vermutlich auf Corveyer Grund.4 Eingepfarrt war die Kapelle in das Kirchspiel Basse. Zusammen mit ihrer Muttergemeinde Basse wechselte die filia Suttorf spätestens zur luth. Lehre, als Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen die Reformation im Fsm. Calenberg einführte: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden des Fürstentums visitieren.5 Allerdings soll der Basser P. Dietrich Meyer (amt. 1539–1571) schon seit 1539 luth. Gottesdienste in seinem Kirchspiel gehalten haben. Laut den Visitationspotokollen von 1543 besaß die Kapelle „1 klein silb[ern] kilch. 1 Mißegewandt“.6 Das St.-Vitus-Patrozinum der Capellen tho Suttorf ist in den ältesten Kapellenrechnungen aus dem Jahr 1595 belegt („Sc. Viri Capellen Register“); das Register nennt mit Hinrich Bartling und Hinrich Barchmann auch die beiden seinerzeitigen Olderlude der Kapelle.7 In den Erbregistern des Amtes Neustadt von 1584 und 1620 ist vermerkt, die Kapelle „gehört dem Dorfe zu“, dort werde viermal im Jahr gepredigt und ansonsten gingen die Suttorfer nach Basse zur Kirche.8
Zur alten Kapelle ist wenig bekannt; sie wird knapp als Fachwerkbau beschrieben. Mitte des 19. Jh. war sie zu klein geworden und baufällig. Nach den Entwürfen von Julius Rasch (1830–1887), Schüler von Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), entstand 1862 der bis heute erhaltene neugotische Kapellenbau.
Während der NS-Zeit hatte P. Paul Voß (amt. 1932–1945) das Pfarramt Basse inne; von 1921 bis 1928 Mitglied des Preußischen Landtags (DNVP, ab 1924 NSFB) trat er 1931 in die NSDAP ein und stand kirchenpolitisch seit 1933 aufseiten der DC.9 Seit 1934 fanden Suttorf mehr kirchliche Veranstaltungen statt: sechsmal im Jahr hielt P. Voß eine Bibelstunde, zwölfmal im Jahr hielt der örtliche Lehrer einen Lesegottesdienst.10 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lud der Basser Pastor – wie in Metel und Scharrel – einmal im Monat zu einem Gottesdienst in die Suttorfer Kapelle ein.11
Seit Anfang des 21. Jh. unterstützt die „Gemeindestiftung im Kirchspiel Basse“ das kirchengemeindliche Leben in der KG Basse und ihren KapG Suttorf und Metel. 2019 trat das Kirchspiel Basse dem „Ev.-luth. KGV Neustadt-Nord“. bei.12
Umfang
Suttorf
Kapellenbau
Neugotischer Backsteinbau mit kreuzförmigem Grundriss und 5/8-Chor, erbaut 1862 (Architekt: Julius Rasch, Hannover). Satteldach und Querdächer, Chor mit Walmdach. Backsteinmauerwerk, westlich der kurzen Querarme je zwei schmale Spitzbogenfenster, darüber ein Vierpassfenster; an den Giebelseiten der Querarme große Spitzbogenfenster, am Chor ein spitzbogiges Ostfenster, Spitzbogennischen nach Nord- und Südosten (vermauerte Fenster); spitzbogiges Westportal, darüber Rundfenster. Im Innern offener Dachstuhl, spitzer Triumphbogen zwischen Schiff und Chor; Westempore. 1955/56 Instandsetzung (u. a. neugotische Zierelemente an den Giebeln entfernt, zwei Chorfenster vermauert). 1975 Dachsanierung und Innenrenovierung. 2009 seitliche Fenster erneuert. 2020/21 Sanierung.
Fenster
Im Altarraum figürliches Buntglasfenster mit Auferstehungsszene (um 1955, Hans Matschinski, Braunschweig).
Turm
Kleiner, vierseitiger Dachreiter über dem Westgiebel mit vierseitigem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Kreuz. An jeder Seite ein spitzbogiges Schallfenster. 1955 Dachreiter umgestaltet (Dreiecksgiebel entfernt).
Vorgängerbau
Fachwerkbau. 1609 Dacherneuerung. 1685 größere Reparatur. 1803 Instandsetzung. 1861/62 abgerissen da baufällig und zu klein. Die Kapelle stand am nördlichen Ortsrand an der Straße Richtung Basse.
Ausstattung
Schlichter, holzverkleideter Blockaltar. – Holzkanzel. – Vierseitige Holztaufe.
Orgel
Harmonium 1977 ersetzt durch eine gebrauchte Kleinorgel aus der KG Bokeloh, erbaut 1958 von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen; bei der Umsetzung nach Suttorf erhielt das Instrument ein neues Gehäuse; aufgestellt links vor dem Altarraum.
Geläut
Eine LG, as’’ (Bronze, Gj. um 1890, Firma Radler, Hildesheim). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), angeblich 1626 im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen geraubt und vergraben, 1631 wiedergefunden.13 Eine LG (Bronze), 1863 vom alten Schulhaus übernommen, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.14
Friedhof
Ursprünglich kirchlicher Friedhof bei der alten Kapelle am nördlichen Ortsrand an der Straße Richtung Basse. Heute kein kirchlicher Friedhof.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 694–695 (Pfarroffizialsachen); E 5, Nr. 1032 (Konsistorialbaumeister); S 11a Nr. 7218a (Findbuch PfA).
Literatur
A: 400 Jahre KK Neustadt, S. 38–39; Gemeindebuch KK Neustadt a. Rbge., S. 14; Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, S. 6; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 406; Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 187–188.
B: Dieter Barby & Stefan Weigang: Suttorf, 2018 [online]; Heinrich Kühnhold: Basse. Gohgrafschaft – Vogtei – Kirchspiel, Neustadt a. Rbge. 1909, bes. S. 161–170; Armin Mandel: Suttorpe, Zuddorp, Suttorf – Zwischen den Zeiten 1233–1983, [1983] [ARH BIB 080 sutt 001].
Website der Kirchengemeinde (03.05.2021)
Fußnoten
- Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 235, § 39; insgesamt zu dieser Quelle vgl. ebd., S. 138 ff. Siehe auch Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land I, Nr. 7.
- Cal. UB V, Mariensee, Nr. 28.
- Bühler u. a., Heimatchronik Neustadt, S. 74.
- Barby & Weigang, S. 3.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
- Kayser, Kirchenvisitationen, S. 392.
- Zit. bei Kühnhold, S. 166 f., Original im PfA Basse.
- Ehlich, Erbregister Neustadt, S. 24.
- LkAH, S 1 H III Nr. 115, Bl. 4.
- LkAH, L 5a Nr. 83 (Visitation 1936).
- LkAH, L 5a Nr. 83 (Visitation 1948).
- KABl. 2017, S. 13 ff.; KABl. 2019, S. 58.
- Kühnhold, S. 168.
- Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 188; Kühnhold, S. 168.