Sprengel Hannover, KK Burgdorf | Patrozinium: Markus | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs die Stadt Lehrte besonders Richtung Norden. Dieses Stadtgebiet hatte bald den Charakter einer „Schlafstadt“1, in der überwiegend Bahnbedienstete, Arbeiter, Angestellte und Rentner lebten.2
Die Lehrter Kirche jenseits der Bahnlinie war für die neuen Stadtbewohner schlecht zu erreichen. Die Gemeinde nutzte 1946 erstmals die FKap des Neuen Friedhofs für den sonntäglichen Gottesdienst und baute 1953 ein Pfarr- und Gemeindehaus im nördlichen Stadtgebiet, neuer Sitz des dritten Gemeindepfarrers.3 Ab dem Zweiten Advent 1957 feierte die Gemeinde hier regelmäßige Gottesdienste. Ein knappes halbes Jahr später, zum 1. April 1958, konstituierte sich die eigenständige Markusgemeinde: alle Lehrter, die nördlich der Bahnlinie Hannover–Braunschweig lebten, wechselten aus der nunmehrigen Matthäusgemeinde in die neue Markusgemeinde.4 Die dritte Pfarrstelle der alten Gesamtgemeinde ging an die neue Stadtteilgemeinde über, ebenso die Pfarrvikarstelle, die 1972 in eine zweite Pfarrstelle umgewandelt wurde.

Orgel, nach 1975

Orgel, nach 1975

Im Juni 1961 konnte die junge Gemeinde die Grundsteinlegung für ihre neue Kirche feiern, die der Architekt August Hornbostel aus Lehrte entworfen hatte. Landesbischof Hanns Lilje weihte die Markuskirche am 25. Mai 1963 ein. Zur Finanzierung des Baus musste die KG bis 1970 eine Ortskirchensteuer erheben, zudem trugen viele Gemeindeglieder mit Stiftungen zur Ausstattung der Kirche bei (u. a. Glocken, Altarkreuz, Antependien, Taufstein). Neben der Kirche entstand 1968/69 das zweite Pfarrhaus und 1972 ein Gemeindehaus. Zusammen mit der Matthäusgemeinde zählt die KG zu den Unterstützern der 1946 gegründeten Bahnhofsmission Lehrte. 1995 fiel eine halbe der beiden Pfarrstellen der Gemeinde weg. Zur Unterstützung der Kinder- und Jugendarbeit gründete sich 2007 der „Förderverein JuLe e. V.“ (Förderverein für die Jugendarbeit in der Markusgemeinde Lehrte). Im Jahr 2013 übernahm die Gemeinde die Trägerschaft der Markus-Kita „Am Stadtpark“, im Juni 2016 die Trägerschaft an den KK Burgdorf über. 2017 beteiligte sich die KG an einem Kunstprojekt des KK Burgdorf zum Reformationsjubiläum und stellte vor der Markuskirche einen der 15 überdimensionalen Luthernägel des Burgdorfer Künstlers Hilko Schomerus auf. Der Nagel trägt die Aufschrift „Ohne Luther wären wir sprachlos.“
Seit dem 1. Januar 2024 ist die Lehrter Markusgemeinde Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Lehrte“.5

Pfarrstellen

I: 1958 (vorher III Lehrte, Matthäus). II: 1972.

Umfang

Die Teile der Stadt Lehrte, die nördlich der Bahnlinie Hannover–Braunschweig liegen.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG zum KK Burgdorf.

Kirchenbau

Fünfeckiges Kirchenschiff, das sich zur geraden Altarwand im Ostnordosten hin verjüngt (Grundriss gleicht abgeschnittenem Drachenviereck), Taufkapelle nördlich vor Altarraum, Querarm für Orgel südlich vor Altarraum, im Norden Anbau mit Werktagskapelle und Sakristei, flaches Satteldach, erbaut 1961–1963 (Architekten Hornbostel & Brocke, Lehrte). Stahlbetonskelett mit verblendeter Mauerwerksausfachung, an Längswänden des Kirchenschiffs oben trapezförmige Fenster; hohe, farbige Betonglasfenster bilden Nord- und Südwand des Altarraums. Im Innern Holzdecke mit rautenförmig angeordneten Betonunterzügen, Westempore (Beton). 1985 Grundsanierung (u. a. Fenster ausgebaut und erneuert).

Turm

Freistehender Turm, nordwestlich vor der Kirche. 1975 Sanierung und Erdgeschoss vermauert. 1985 weitere Sanierung und Stiftung des goldenen Turmkreuzes.

Ausstattung

Schlichter Holzaltar. – Betonrelief des gekreuzigten Christus und vier kleinere Betonreliefs an der Wand hinter dem Altar. – Altarkreuz und Taufschale (Bronze, Siegfried Zimmermann aus Marienwerder). – Geschmiedeter Fürbittenleuchter in Form des brennenden Dornbuschs (2003, Hilko Schomerus, Burgdorf). – Außen: Steinrelief „Jesus stillt den Sturm“ (1968). – Außen: Skulptur eines überdimensionalen Nagels mit der Aufschrift „Ohne Luther wären wir sprachlos“, aufgestellt vor der Kirche, (Stahl, 2017, Hilko Schomerus, Burgdorf).

Orgel

1966/68 Neubau der Gebr. Hillebrand (Altwarmbüchen), 25 II/P mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG I: fis’, Sonntagsglocke (Dominika), Inschrift: „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“; II: a’, Sterbeglocke, Inschrift: „Wer beharret bis ans Ende, der wird selig“; III: h’, Trauglocke, Inschrift: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“; IV: cis’’, Taufglocke, Inschrift: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden“, (alle Bronze, Gj. 1962, Gebr. Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Bj. 1953, mit Gemeindesaal). Pfarrhaus II (Bj. 1968/69, neben der Kirche). Gemeindehaus (Bj. 1972, neben der Kirche, 1999 Umbau und Erweiterung).

Friedhof

Zusammen mit Lehrte, Matthäus.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 52 (EphA Burgdorf).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1958
Trauungen: ab 1958
Begräbnisse: ab 1958
Kommunikanten: ab 1958
Konfirmationen: ab 1958

Früher siehe Lehrte, Matthäus.

Literatur

B: Hans-Wilhelm Mölbitz: 50 Jahre Glocken der Markus-Kirche in Lehrte, in: Lehrter Land & Leute: Magazin zur Geschichte, Kultur und Heimatkunde 39 (2013), S. 33–34; 1898–1998. Einhundert Jahre Stadt Lehrte. Vom Dorf im Großen Freien zur Stadt im Landkreis, Lehrte 1998.


Fußnoten

  1. LkAH, L 5d, Lehrte-Markus, Visitation 1969.
  2. LkAH, L 5d, Lehrte-Markus, Visitation 1975.
  3. KABl. 1950, S. 13.
  4. KABl. 1958, S. 95 f.
  5. KABl. [in Vorbereitung].