Sprengel Lüneburg, KK Wolfsburg-Wittingen | Patrozinium: Michael (seit 1955) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das alte wendische Rundlingsdorf wird 1309 als Ere erstmals erwähnt. Es kam im Mittelalter unter die Herrschaft der Welfen (zuerst braunschweigisch, 1309 lüneburgisch) und vor 1473 als Exklave zur Markgrafschaft Brandenburg. Durch einen Gebietstausch (Rezess von Wallstawe) wurde es 1692 wieder lüneburgisch. – 1929 wurden die Ortschaften Ehra und Lessien zu einer Gemeinde zusammengefasst, die seit 1970/74 Teil der Samtgemeinde Brome ist.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1931

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1931

Kirchlich war Ehra bis ins 20. Jh. der Parochie Brome-Altendorf zugeordnet, in der im März 1901 für Ehra eine zweite Pfarrstelle errichtet wurde. Der erste Pfarrstelleninhaber, P. Martin Grote, kam am 2. Juni 1909 bei einem Waldbrand ums Leben (Gedenkstein vor Ort). Mit dem 1. Januar 1910 wurde die Pfarre verselbständigt.1 Erster Seelsorger der selbständigen Gemeinde war August Wrede (amt. 1910–1915). Dessen Nachfolger Friedrich Schierwater (amt. 1916–1946) war noch zur NS-Zeit im Amt, konnte als BK-Mitglied bei den KV-Wahlen seine Wunschkandidaten durchsetzen und sorgte somit für eine Arbeit im Sinne der BK.
Durch den Flüchtlingsstrom kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem starken Anwachsen der Gemeinde und einer Veränderung der bis dahin noch ausgesprochen dörflichen Struktur. Die KG verzeichnete 1951 rund 1.600 Gemeindeglieder, darunter 700 Flüchtlinge, die in Baracken auf dem früheren Bombenabwurfplatz (Truppenübungsplatz) Ehra-Lessien untergebracht waren.2 Nachteilig wirkte sich noch 1954 das Fehlen von Räumen für die Jugend- und Gemeindearbeit aus. Für Konfirmandenunterricht und Gemeindeveranstaltungen wurden die Schule, die Gastwirtschaft oder Räume des Pfarrhauses genutzt, ehe 1962 das Stallgebäude des Pfarrhauses zu einem Gemeinde- und Jugendraum umgebaut wurde. Ein neues Gemeindehaus wurde 1995 errichtet.
Mit dem 1. Oktober 2003 wurden die Liebfrauen-KG Brome und die St.-Michaelis-KG Ehra pfarramtlich verbunden. Die Pfarrstelle in Brome wurde erste Pfarrstelle, die Pfarrstelle in Ehra zweite Pfarrstelle.3

Umfang

Die Ortschaften und Wohnplätze Ehra, Boitzenhagen, Lessien, Ehraholz und Zollhaus.

Aufsichtsbezirk

Bei Gründung zum KK Wittingen. Seit 1. Januar 2013 KK Wolfsburg-Wittingen.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Kirche, ein Saalbau aus rotem Ziegelmauerwerk im Stil der norddeutschen Backsteingotik, wurde 1902/03 in einem gemeinsamen Baukörper mit dem Pfarrhaus am Dorfring errichtet. Der Entwurf stammt von Konsistorialbaumeister Karl Mohrmann (Hannover). Einweihung 5. Juli 1903.

Turm

Westturm aus Backstein auf querrechteckigem Grundriss. Ins Achteck überführte Turmspitze mit Kupfereindeckung (ursprünglich Schiefer). Bekrönung: Kreuz und Hahn.

Ausstattung

Stipes aus Ziegelmauerwerk mit Natursteinmensa, darauf ein neugotischer Altaraufsatz des Bildhauers Brendel (Hannover) mit alttestamentarischen Figuren (Abel und Melchisedek, Aaron und Isaak) sowie einem Kruzifix. – Skulptur des Erzengels Michael als Drachentöter von einem Stuttgarter Künstler.

Orgel, vor 1980

Orgel, vor 1980

Orgel

1903 Neubau durch Firma Furtwängler & Hammer (Hannover), 6 I/P, pneumatische Traktur, Kegelladen. 1980 Neubau durch Firma Schmidt & Mappes (Langenhagen) hinter dem Prospekt von 1903, 6½ (und ein vakantes Reg.) I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1999 durch Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen) auf 8 I/P erweitert.

Geläut

Drei LG, I: es’’ (Bronze, Gj. 1965, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: as’’ (Bronze, Gj. 1579, Claus Hagen, bis 1963 Glocke der Schule); III: b’’ (Bronze, Gj. 1965, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Früherer Bestand: Zwei LG (Stahl, Bochumer Verein).

Friedhof

1852 im jetzigen Ortszentrum (Wittinger Straße) neu angelegt. In Trägerschaft der Samtgemeinde Brome.

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche, Blick zu Altar, 1931

Kirche, Blick zu Altar, 1931

1901–1909 Martin Ludwig William Benjamin Grote. – 1910–1915 August Wilhelm Alexander Hugo Wrede. – 1916– Friedrich Wilhelm August Schierwater.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 231

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 924 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2022 (Pfarrbestallungsakten); B 2/G 9/Ehra.

Kirchenbücher

Taufen: ab 1902
Trauungen: ab 1902
Begräbnisse: ab 1902
Kommunikanten: ab 1902
Konfirmationen: ab 1902

Früher siehe Brome, für den Ort Britzhagen siehe Knesebeck.

Literatur

A: Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 67.

B: Johann Dietrich Bödecker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder, [Braunschweig 1985].


Fußnoten

  1. KABl. 1910, S. 40.
  2. LkAH, B 2 G 9/Ehra (Stellungnahme des KKA Wittingen zum Antrag der KG Ehra auf Bewilligung einer Baubeihilfe 1951, 16.04.1951).
  3. KABl. 2003, S. 140.