Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Paulus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Dalum entstand als Siedlung in karolingischer Zeit um 800 und ist seit 1971 Ortsteil der Gemeinde Geeste. Kirchlich gehörte Dalum in vorref. Zeit wohl zu Hesepe, dessen Kirche nach 1150 erstmals nachweisbar ist und vorher der Mutterkirche in Meppen unterstand. Durch die Erfolge der Gegenreformation im 17. Jh. blieb das Emsland überwiegend kath.

Kapelle, Außenansicht, vor 1980

Johanneskapelle, Außenansicht, vor 1980

Der Bekenntnisstand verschob sich in der ersten Hälfte des 20. Jh. mit der Aufnahme der Siedlungstätigkeit durch die Hagener Spar- und Siedlungsgenossenschaft (1928) und die Hannoversche Siedlungsgesellschaft (1936). Gemäß den Bestimmungen der Siedlungsgenehmigung entstand ab 1938 in Großer Sand eine ev. Siedlungskapelle (Johanneskapelle). In den 1940er Jahren zogen außerdem vermehrt ev. Arbeiter für die Erdölindustrie zu (Gewerkschaft Elwerath, Erdölwerke Hannover). Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen mehrheitlich ev. Ostflüchtlinge hinzu, für die provisorisch in der ev. Schule in Dalum auch GD in der Liturgie der altpreußischen Union abgehalten wurden. Mit dem 1. Oktober 1950 wurden die ev.-luth. Einwohner der Ortschaften Dalum-Hesepe, Strafgefangenenlager Hesepe, Dalum, Groß- und Klein-Hesepe sowie Geeste zu einer KapG Dalum-Hesepe in der Gustav-Adolf-KG Meppen zusammengeschlossen.1 Erster Pastor für den Seelsorgebezirk war P. Werner Knorr (eingeführt am 25. Juni 1950). Der Bau der Kirche in Dalum (Architekt: Otto Bartning, Bartning-Notkirche Typ D, Gemeindezentrum) wurde durch eine Spende der amerikanischen Sektion des LWB und des Hauptvereins Hannover der Gustav-Adolf-Stiftung ermöglicht (Einweihung des Gemeindezentrums am 15. Oktober 1950). Bis 1953 fanden auch in der kath. Kirche von Geeste vierzehntäglich ev. GD statt. Sie wurden nach der Abwanderung vieler Gemeindeglieder wieder eingestellt. Am 1. April 1959 wurde die KapG Dalum-Hesepe umgewandlet in die KG Dalum mit eigener Pfarrstelle.2

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1980

Markuskirche, Ansicht von Nordosten, 1980

Neben Dalum entwickelte sich auch Groß Hesepe zu einem Zentrum ev. Gemeindelebens. Keimzelle war das 1913 gegründete Heseper Torfwerk, das zahlreiche Arbeiter anzog, die außer im Torfabbau selbst auch in Schmiede und Schlosserei tätig waren und zunächst von Meppen aus seelsorgerlich betreut wurden. Ihre Wohnbaracken dienten nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls zur Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen. Ab 1950 entstand die sogenannte Torfwerksiedlung, in der Anfang der 1950er Jahre bereits rund 350 Gemeindeglieder lebten. Bibel- und Passionsstunden fanden bis 1961 im Wasserwirtschaftsamt statt und wurden dann in die Volksschule Groß Hesepe-Torfwerk verlegt. Ende der 1960er Jahre beschloss der KV den Bau einer Kapelle, der gegen anfängliche Bedenken durch das LKA genehmigt wurde. Die nach Entwurf von Nikolaus Johannsen (Osnabrück) errichtete Markuskirche wurde am 16. April 1967 von LSup. Kurt Degener eingeweiht. Zu den Aufgaben der KG gehört weiterhin die Betreuung der ökumenischen Autobahnkapelle „Jesus, Brot des Lebens“. Der durch einen Förderverein errichtete Bau wurde 2000 eingeweiht.
2012 wurden die KG Dalum und Twist pfarramtlich verbunden.
Seit Anfang der 1950er Jahre bestanden Beziehungen der KG Dalum zur Brüdergemeine in Neugnadenfeld. Ab 1953 veranstaltete die KG eigene Missionsfeste in Groß Hesepe und Dalum mit Rednern aus Hermannsburg und von der Herrnhuter Brüdergemeine. Das Dalumer Missionsfest entwickelte sich zum Kreismissionsfest des politischen Kr. Meppen. Eine Partnerschaft besteht seit den 1970er Jahren mit der KG Zöblitz im Erzgebirge, seit 1988 mit der KG Hamai (Tansania)

Umfang

Die politische Gemeinde Geeste sowie Teile von Lingen und Teile von Wietmarschen einschließlich der Ortsteile Dalum, Geeste, Groß Hesepe, Klein Hesepe, Wachendorf und Schwartenpohl.

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Emsland-Bentheim.

Kapellenbau – Johanneskapelle

Rechteckiger Saalbau mit eingezogenem Altarraum und kleinem offenem Dachreiter, erbaut 1938. 1968 und 1983 renoviert.

Orgel

Früher ein Harmonium; nachher durch eine elektronische Orgel ersetzt.

Geläut

Die Johanneskapelle erhielt 1950 im Dachreiter eine aus Meppen übernommene Eisenglocke. Sie wurde später aus statischen Gründen stillgelegt. 1977 wurde aus einem ehemaligen Leitungsmast der RWE ein Stahlglockenträger erstellt und die erste Glocke der Pauluskirche (fis’’, Bronze, Gj. 1950, Gebrüder Rincker, Sinn) nach Dalum gebracht (2008 abgebaut und als Schmuckglocke wieder im Dachreiter der Pauluskirche). In der Johanneskapelle befindet sich jetzt eine aus Privatbesitz erworbene LG mit unbekanntem Gussjahr.

Kirchenbau – Pauluskirche
Einweihung der Kirche, der Kirchenvorstand und Bauleute vor der fertiggestellten Kirche, Sommer 1950 Foto: Udo Mertens, Meppen, Ems, 1950

Einweihung der Pauluskirche, der Kirchenvorstand und Bauleute vor der fertiggestellten Kirche, Sommer 1950 Foto: Udo Mertens, Meppen, Ems, 1950

Bartning-Notkirche Typ D, Gemeindezentrum: rechteckiger Saalbau unter einem von einem Fensterband durchbrochenen Walmdach, erbaut 1950 (Architekt: Otto Bartning, Neckarsteinach). Fußboden, Decke und Pfeiler aus Holz; Außen- und Innenwände aus glatten Eternitplatten. Der in einer Nische gelegene Altarraum kann bei Nutzung des Saals als Gemeinderaum durch zwei Flügeltüren verschlossen werden.

Turm

Vor der südwestlichen Ecke ein niedriger, holzverschalter Glockenturm (Bj. 1962/63, 2004/08 restauriert).

Ausstattung

Schlichter Tischaltar; Kanzel aus nordischer Kiefer nach Entwurf von Ernst Witt (1961). – Taufständer aus Eiche, hergestellt durch einen Holzschnitzer aus dem Strafgefangenenlager Groß Hesepe (1957) – Rechts vom Altar eine Reliefikone des Erzengels Michael aus einem kretischen Kloster. – Geschnitzte Inschriftentafel: „Diese Kirche ist ein Geschenk der lutherischen Glaubensbrüder in Amerika. Erbaut 1950. Eingeweiht am 15. Okt. 1950“ (1956).

Orgel

1950 Stiftung eines Harmoniums durch die KG Meppen. 1955/56 Neubau durch die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.3

Geläut

Drei LG, I: cis’’, Inschrift: „Weinet mit den Weinenden“; II: dis’’, Inschrift: „Freuet euch mit den Fröhlichen“ (beide Bronze, Gj. 1963, Gebrüder Rincker, Sinn); III: f’’ (Gj. 2007, Gebrüder Rincker, Sinn). – Eine LG in fis’’ (Bronze, Gj. 1950, Gebrüder Rincker, Sinn) im Dachreiter.

Kirchenbau – Markuskirche

Rechteckiger Saalbau mit Walmdach, erbaut 1967.

Turm

Glockenturm, der nördlichen Langseite vorgebaut und mit dem Schiff verbunden. Der Turm ist einem Ölförderturm nachempfunden.

Ausstattung

Tischaltar, Kanzel und Taufstein aus Ibbenbürener Sandstein. Über dem Altar ein kreuzförmiges Mosaik als Symbol des himmlischen Jerusalem (von Eva Limberg, Bielefeld). – Taufkapelle: Taufstein von Eva Limberg, bronzenes Taufbecken von Gottfried Böckelmann (Hildesheim). Farbige Fenstereinfassung (Taufe Christi) nach Entwurf von Renate Strasser. Empore für Kirchenchor und Orgel.

Orgel

Elektronische Orgel (1967).

Geläut

Drei LG in cis’’, d’’ und e’’ (Bronze, Gj. 1967, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg).

Kapellenbau – Autobahnkapelle

Klinkerbau in traditionellen Bauformen (im Stil eines emsländischen Backhauses), erbaut 2000 (Architekt: Josef Wulf, Geeste).

Ausstattung

Künstlerische Ausgestaltung durch Dipl.-Designer Dominikus Witte. Das Seitenfenster erinnert an die 15 Gefangenenlager des Emslandes. Der Altarsockel aus dunkelgefärbtem Beton soll an Torf erinnern, darüber eine runde Mensa in der Form eines Mühlsteins aus Bentheimer Sandstein.

Orgel

Harmonium.

Geläut

Keine Glocken.

Friedhof

Ev. Friedhof, 1953 angelegt und 2011 erweitert. Eigentum der KG.

Quelle

Mitteilung der KG Dalum vom 23. April 2015.

Kirchenbücher

Taufen: ab 1951
Trauungen: ab 1951
Begräbnisse: ab 1951
Kommunikanten: ab 1951
Konfirmationen: ab 1951

Vorher siehe Meppen.

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 79.
B: Dalum. Zwei Kirchen auf dem Weg ins 3. Jahrtausend, hrsg. von der Christus-König-Pfarrgemeinde, Geeste-Dalum 2000; Festschrift 25 Jahre Markuskirche Torfwerk-Siedlung Groß Hesepe 1967–1992, hrsg. vom Ev.-luth. Kirchenvorstand Dalum, Dalum 1992; Festschrift 50 Jahre Johanneskapelle Dalum-Siedlung Großer Sand 1938-1988, hrsg. vom Kirchenvorstand der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Dalum, Geeste 1988; Werner Knorr: Chronik der Ev.-luth. Kapellengemeinde Dalum-Groß Hesepe, Dalum [1992]; M. Rogin & Thorsten Jacobs: 2010. Chronik 1938–2010 der Ev.-luth. Kirchengemeinde Dalum, [Dalum 2010].

GND

16180798-7, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Dalum, Geeste); 4668186-3, Evangelisch-Lutherische Paulus-Kirchengemeinde Dalum; 1213113865, Markuskirche (Groß Hesepe); 1213116368, Pauluskirche (Dalum, Geeste); 1213114888, Johanneskapelle Großer Sand (Dalum, Geeste)


Fußnoten

  1. KABl. 1950, S. 94 f.
  2. KABl. 1959, S. 55.
  3. LKA, G 9 B/Dalum.