Sprengel Hannover, KK Burgdorf | Patrozinium: Zum Heiligen Kreuz | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Die Ortschaft Arpke (seit 1974 Ortsteil der Stadt Lehrte) wird vermutlich erstmals in den Annales Stederburgenses in einem Eintrag zum Jahr 1166 als Arebeke erwähnt.1 Ihre nach Sievershausen (Lehrte) eingepfarrte Kapelle ist seit 1487 nachweisbar und diente vermutlich ab 1526 dem luth. GD. 1555 wurde das erste Kapellenregister angelegt. Arpke umfasste 1858 34 pflichtige Hausstellen, die Kapelle und das Schulhaus.2 Das KapGb wurde 1857/59 nach Abbruch des gotischen Vorgängers neu errichtet. Die Finanzierung erfolgte durch die Arpker Bauern, die sowohl Friedrich August Ludwig Hellner als auch Conrad Wilhelm Hase einen Entwurf vorlegen ließen. Die Entscheidung fiel zugunsten des neugotischen Hase-Entwurfs. Zeitgleich wurde das 1777 errichtete Schulhaus um eine Backsteinfassade mit Architekturmerkmalen der Hannoveraner Schule ergänzt. Anhänger der Hermannsburger Separation aus Arpke und den umliegenden Dörfern bauten sich 1882/83 eine kleine Kirche in Arpke (heute Apostelgemeinde Arpke der SELK). Im Zuge der Trennung von Kirche und Staat kam das Schulhaus (Ahrbeke 7) 1930 in den Besitz der KapG und wurde zunächst als Wohnung und KiGa genutzt. 1945 diente es als Flüchtlingsunterkunft, seit Anfang der 1950er Jahre als Gemeindehaus. Das Obergeschoss wurde ab 1991 zu Jugendräumen ausgebaut.

Orgel, nach 1965

Orgel, nach 1965

Seit 1951 verfügte Arpke über einen eigenen Geistlichen (Pfarrvikar mit Sitz in Arpke.) Rechtlich umfasste die KapG zu diesem Zeitpunkt nur die damals 48 Reihenstellenbesitzern und ihre Angehörigen. Um alle Einwohner einzubeziehen, wurde nach Anhörung der Betroffenen zum 1. Oktober 1954 die alte KapG aufgehoben und eine neue KapG im Verband der St.-Martins-KG Sievershausen (Lehrte) errichtet.3 Das KapGb, die daneben liegende Schule und der alte Friedhof wurden in das Eigentum der neuen KapG überführt.
In den 1960er Jahren war Arpke in einem starken Wachstum begriffen. In der Raumplanung war es als „Zentralort“ im Vorfeld der Stadt Hannover vorgesehen.4 Zum 1. Januar 1969 wurde daher die bisherige KapG unter Errichtung einer eigenen Pfarrstelle in eine KG umgewandelt.5 Zum Reformationsjubiläum beteiligte sich die KG 2017 an einem Kunstprojekt des KK Burgdorf und stellte einen der 15 überdimensionalen Luthernägel des Burgdorfer Künstlers Hilko Schomerus auf. Der Nagel trägt die Aufschrift „Ohne Luther hätten wir weniger Mut“.
Seit Januar 2022 gehört die KG Arpke zur GKG Lehrter Land.6

Umfang

Nur die Ortschaft Arpke.

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Burgdorf.

Kirchenbau

Neugotischer Neubau in Ziegelmauerwerk mit breitem Zwerchhaus und niedrigerem Dreiapsidenchor, erbaut 1857–59 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Hannover).7 Die Kapelle wurde bei einem alliierten Fliegerangriff 1945 beschädigt. Obwohl sie als eine der schönsten Kapellen Niedersachsens galt wurde, ließ die Landeskirche 1964 wegen des schadhaften Zustandes insbesondere der Holzkonstruktion einen radikalen Umbau vornehmen („Entgotisierung“ nach Vorgaben des Architekten Steinborn, der sich am Stil Friedrich August Ludwig Hellners orientierte). Das Langhaus wurde bis auf die Außenmauern abgetragen, die gotisierenden Ecktürmchen und Zwerchgiebel entfernt. Vergrößerung der Fenster und Aufsetzen eines neuen Dachs sowie Veränderung des oberen Turmgeschosses. Im Innern wurden die längsseitigen Emporen abgebrochen.

Fenster

Im Chor drei Buntglasfenster von Helge Michael Breig (1964).

Turm

Westturm mit achteckiger Laterne und Spitzhelm.

Ausstattung

Altar, Kanzel und Gestühl wurden beim Umbau 1962 durch Neuanfertigungen ersetzt; die drei neugotischen Altarbilder (Kreuzigungsszene im Hauptbild, links Moses, rechts Johannes der Täufer) wurden zunächst auf der Orgelempore untergebracht und 1995 rechts des Chorraums aufgehängt (1997 restauriert). – Skulptur eines überdimensionalen Nagels mit der Aufschrift „Ohne Luther hätten wir weniger Mut“, aufgestellt neben der Kirche (Stahl, 2017, Hilko Schomerus, Burgdorf).

Orgel

Die erste Orgel 1881/82 von Orgelbauer Heinrich Vieth (Celle), 7 I/aP, mechanische Traktur, Schleiflade. Im Zuge der Umgestaltung der Kapelle stiftete die Gemeinde 1964/65 eine neue Orgel der Firma Schmidt & Thiemann, (Hannover) 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Disposition von Wilhelm Drömann (Holle). 1997 Anschaffung einer elektronischen Orgel der Firma Benedikt (Walsrode), 21 II/P. Die Orgel von 1965 ist restaurierungsbedürftig, wird aber gelegentlich noch genutzt (2014).

Geläut

Drei LG, I: f’’, Sterbeglocke, Inschrift: „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit“; II: g’’, Betglocke, Inschrift: „Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilands“, (beide Bronze, Gj. 1959, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); III: a’’, Marienglocke, Inschrift: „Maria hete ick, dirick van luneborck got mick int jar na god 1521“, Bild: Maria mit Kind im Strahlenkranz, (Bronze, Gj. 1521, Dirk Rose, Lüneburg). – Früherer Bestand: Eine große LG, Inschrift: „Deo laudi, Christianis saluti“ (Gott zum Lobe, den Christen zum Heile) (Bronze, Gj. 1859, J. H. Bartels, Hildesheim) wurde im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben und eingeschmolzen. 1947 als Ersatz eine ehemalige SG der Muttergemeinde Sievershausen (Lehrte) (Bronze, Gj. 1871, Firma Radler, Hildesheim), 1959 verkauft.

Friedhof

Erster Friedhof seit 1858/59 im Ortszentrum (im Eigentum der KG). Wegen Vollbelegung wurde er geschlossen und 1951 durch die politische Gemeinde vor dem Dorf ein neuer Friedhof angelegt; zweimal erweitert, zuletzt 2002. FKap (Bj. 1958, Architekt: Dette, Uetze).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 10408–10413 (Pfarroffizialsachen).

Literatur

A: Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 300; Mithoff, Kirchen und Kapellen Lüneburg, S. 365; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 25; Wolff, KD Kr. Burgdorf und Fallingbostel, S. 10 f.

B: Wilhelm Baumeister: Unser Arpke. Beiträge zur Geschichte der Kirche und des Dorfes, herausgeben anlässlich der Hundertjahrfeier unseres Gotteshauses (1858–1958), [Arpke 1958]; Peter Löhr (Hg.): Beiträge zur Baugeschichte der Kirche Zum Heiligen Kreuz (Kleiner Kirchenführer Nr. 2), Lehrte 2009; Gisela Schulz: Die Glocken der Arpker Kirche zum Heiligen Kreuz, in: Lehrter Land & Leute Magazin zur Geschichte, Kultur und Heimatkunde 44 (2015), S. 29–30; Johannes Sommer: Die Hase-Kapelle von 1858 in Arpke, in: Jahrbuch für den Kreis Burgdorf 9 (1963), S. 56–59.


Fußnoten

  1. MGH SS 16, S. 210 [Digitalisat]; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 25. Die Unterscheidung vom nahegelegenen Ahrbeck ist bei den mittelalterlichen Belegen nicht völlig sicher.
  2. Manecke, Beschreibungen II, S. 275.
  3. KABl. 1954, S. 114.
  4. LkAH, B 2 K 1/Burgdorf I, Bl. 16.
  5. KABl. 1969, S. 4 f.
  6. KABl. 2021, S. 157.
  7. Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/a-f/arpke_kirche.htm, 15.08.2022.