Sprengel Osnabrück, KK Melle-Georgsmarienhütte | Patrozinium: – | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Pfarrsitz für Achelriede war ursprünglich Bissendorf, wo seit dem 11. Jh. eine Kapelle oder Kirche belegt ist. Ihre Gründung geht auf das gleichnamige Adelsgeschlecht zurück, das 1182 mit Giselbertus von Bissendorf erstmals urkundlich nachgewiesen ist. Der Besitz der Familie wurde später in weiblicher Linie vererbt und 1786 an die Direktoren des Freiherrlich von dem Bussche-Hünnefeldschen Stammlegats verkauft.1 Mit dem Gut war das Patronatsrecht über die (später kath.) Kirche in Bissendorf verbunden.

Kirche, Ansicht von Südwesten

Kirche, Ansicht von Südwesten

Gemäß Art. 21 der Capitulatio perpetua von 1650 wurde das Ksp. Bissendorf doppelpfarrig. Pfarrkirche, Pfarr- und Küsterhaus wurden den Katholiken überlassen. Im Gegenzug sollten die luth. Einwohner von Bissendorf die Kapelle in Stockum benutzen. Da die Herren von Wenige und Fullen als Besitzer des adeligen Hauses Stockum die Abtretung ihrer Hauskapelle verweigerten, erhielten die Lutheraner des Ksp. Bissendorf 1651 die Erlaubnis, sich in Achelriede Kirche, Pfarr- und Küsterhaus auf eigene Kosten neu zu errichten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand zusätzlich zu den Haupt-GD einmal monatlich ein Predigt-GD in der kath. Schule in Holsten-Mündrup statt. Die Ksp.-Orte wandelten sich zunehmend zu Pendlergemeinden für Arbeitnehmer in Osnabrück, Melle und Georgsmarienhütte. Die Zahl der Gemeindeglieder ist zwischen 1970 und 1976 um fast 1.000 auf etwa 3.250 angestiegen2, ging später aber wieder zurück (2015: etwa 2.550). Eine Verbesserung für die Gemeindearbeit bedeutete der Umbau des alten Pfarrhauses zum Gemeindehaus Anfang der 1980er Jahre. Für die Wahrnehmung diakonischer Aufgaben wurde eine Schwesternstation eingerichtet. Partnergemeinde: KG Ehrenfriedersdorf (Sachsen).

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Umfang

Das Dorf Bissendorf, die Bauerschaften Eistrup, Holsten, Kronsundern, Mündrup, Ratbergen, Stockum, Uphausen und Wersche. Die Landgüter Bissendorf, Stockum und Uphausen.

Aufsichtsbezirk

Bei der Schaffung der Insp.-Einteilung für das Fsm. Osnabrück 1821 kam Achelriede zur 1. Insp. (Dissen) und nach deren Aufhebung 1886 zur neu errichteten Insp. (1924 KK) Georgsmarienhütte (ab 1. Januar 2013 KK Melle-Georgsmarienhütte).

Kirchenbau

Das erste KGb (Holzkirche) entstand 1652/53 unter P. Christoph Wöbeking mit finanzieller Unterstützung des Philip Sigismund von dem Bussche-Ippenburg. Es war der erste ev. Kirchenneubau im Hochstift Osnabrück. Unter Fbf. Ernst August II. von Braunschweig und Lüneburg wurde 1720/30 ein barocker Neubau errichtet (fünfachsiger Putzbau mit hohen Rundbogenfenstern; Dach mit Krüppelwalm nach Osten) und am 16. Dezember 1725 eingeweiht. 1897 Einzug des Tonnengewölbes (Rabitztonne). Außensanierung der Kirche ab 1959/60, 1962 Innenrenovierung mit Ausmalung des Kirchenraums durch den Kirchenrestaurator und Maler Hermann Oetken (Delmenhorst).

Turm

Die Kirche blieb bedingt durch den Tod von Fbf. Ernst August (1728) unvollendet und erhielt erst 1886/87 einen neugotischen Westturm aus Bruchstein mit kupfergedeckter ins Achteck überführter Spitze. 1962 Umgestaltung der Turmhalle zur Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege.

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juni 1962

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juni 1962

Ausstattung

Stipes und Mensa aus Sandstein. Darauf ein hochbarocker Kanzelaltar aus der Werkstatt des Schnitzers Gert Hunderdosse (Quakenbrück), gestiftet durch Fbf. Ernst August II. von Braunschweig-Lüneburg (Wappen auf dem Schalldeckel). – Farbig gefasster barocker Taufständer aus Holz, aus einem ehemaligen Altarschrankenpfosten umgearbeitet (1725). – Geschnitztes Gestühl von 1657/1745 im Chorraum. – Kronleuchter von 1653 (gestiftet vom Verwalter Georg Dolkow zu Stockum) und 1730 (gestiftet vom Küster und Lehrer Johann Eberhard Graes). – Zwei Epitaphe für die P. Hermann Heinrich Sextro († 1746) und Heinrich Wilhelm Lyra († 1806). – Bildnis des P. Johann Christoph Wöbeking (amt. 1651–1688), 1770 von E. H. Hovind aus Osnabrück.

Orgel

Erster Beleg für eine Orgel in Achelriede 1734. 1898/99 Neubau durch Gebrüder Rohlfing (Osnabrück), 17 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen. 1940 Umbau durch Heinrich Rohlfing (Osnabrück). 1978 Neubau durch die Firma Fischer und Krämer (Endingen), 25 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Der alte Prospekt von Rohlfing für das Hauptwerk wurde wieder verwendet (Denkmalschutz) und um ein neues, an das alte Gehäuse angelehntes Rückpositiv ergänzt. Orgelweihe am 17. September 1978. 1988 um ein weiteres Pedalregister erweitert auf 26 II/P.3

Geläut

Drei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 2013, Firma Bachert, Karlsruhe); II: e’ (Bronze, Gj. 2013, Firma Bachert, Karlsruhe); III: g’ (Bronze, Gj. 1886, Firma F. Otto, Bremen-Hemelingen). – Eine SG fis’ (Eisen). – Früherer Bestand: Nach Kriegsablieferung zweier älterer Glocken beschaffte die KG 1927 zwei neue LG der Firma F. Otto (Bremen-Hemelingen), die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls abgegeben wurden. Zwei Eisenhartgussglocken der Firma J. F. Weule (Bockenem) in d’ und f’ (Gj. 1949) wurden 2013 mit den Bachert-Glocken ersetzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1991). – KiGa (Bj. 1974). – Gemeindehaus (ehemaliges altes Pfarrhaus, Bj. um 1750). – Zwei Behindertenwohnheime. – Dr.-Schröder-Stiftung (Bj. 1910). – Jugendscheune (ehemalige Pfarrscheune, 1997–99 umgebaut). – Küsterhaus (Bj. 1905).

Friedhof

Eigentum der KG, An der Lindenhöhe (bei der Kirche). FKap (Bj. 1960, erneuert 1997; Architekt: Werner Johannsen, Osnabrück).

Liste der Pastoren (bis 1954)

1651–1688 Johann Christoph Wöbcking. – 1688–1708 Hermann Christian Wöbeking. – 1709–1711 Christoph Heinrich Dunker. – 1711–1717 unbesetzt. – 1717–1718 Heinrich Gottfried Braune. – 1718–1731 Friedrich Heinrich Henzen. – 1731–1746 Hermann Heinrich Sextro. – 1747–1791 Johann Heye. – 1792–1806 Heinrich Wilhelm Lyra. – 1807–1821 Gottlieb Leberecht Schledehaus. – 1821–1843 Johann Arnold Christian Heinrich Varenhorst. – 1843–1868 Hermann Friedrich Geveker. – 1868–1893 August Ferdinand Georg Meyer. – 1893–1934 Rudolf Heinrich Meyer. – 1935–1954 Otto Sperber.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 2, ebd. III, S. 7

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 3 Nr. 1–7 (Kons. Osnabrück, Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 249 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 3–8 (Pfarrbestallungsakten); A 8 (CB); A 9 Nr. 2788Digitalisat (Visitationen); A 12e Nr. 86Digitalisat(GSup Hannover); D 84 (EphA Georgsmarienhütte).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1673 (Lücken: 1756 –1777)
Trauungen: ab 1673 (Lücken: 1681–1697, 1721–1724, 1726–1746, 1751–1755, 1757–1776)
Begräbnisse: ab 1673 (Lücken: 1724–1730, 1732–1741, 1743–1745, 1747, 1748, 1753, 1755, 1757–1776, 1756 unvollständig)
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1822

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 54, Nr. 1; Dühne, Osnabrück, S. 38–40; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 115 f.

B: Karl-Heinz Kühme: Ev.-luth. Kirchengemeinde Bissendorf-Achelriede. Festschrift zur Einweihung der neuen Orgel in der Kirche zu Achelriede, Osnabrück 1978.


Fußnoten

  1. Bruch, Rittersitze, S. 108–112.
  2. LkAH, L 5f, Nr. 201 (Visitation 1976).
  3. LkAH, L 5f, Nr. 203 (Visitation 1988).