Frühere Gemeinde | KapG der KG Meppen | Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Im Jahr 1907 legte die Harpener Bergbau-AG (Dortmund) im unbesiedelten Osterbruch nördlich von Lingen am Dortmund-Ems-Kanal das Gut Geeste an.1 Der Agrarbetrieb war Teil der Bemühungen, den „Arbeitern gute, billige Wohnungen und Lebensmittel zu beschaffen“. Die Viehzucht auf Gut Geeste sollte die „Versorgung mit billigem Fleisch“ sicherstellen. Die Bergbau-AG ließ u. a. einen Gutshof, eine Mühle, ein Schlachthaus, eine Wurstfabrik sowie mehrere Wohnhäuser errichten. Ende 1932 verkaufte sie das Gut an die Siedlungsgenossenschaft Emsland GmbH, die im Frühjahr 1933 insgesamt 63 Vollbauernstellen und etwa 35 Handwerker- und Landarbeiterstellen ausschrieb. Die neue Siedlung erhielt den Namen Osterbrock und wurde eigenständige Gemeinde (Kr. Meppen). 1971 wurde Osterbrock nach Geeste eingemeindet. Im Jahr 1933 lebten etwa 400 Menschen in Osterbrock, 2005 rund 1.800.

Osterbrock Kapelle

Siedlungsdoppelhaus, Ansicht von Südwesten, vor dem Umbau zur Kapelle (?)

Die Harpener Bergbau-AG ließ 1915 eine Privatkapelle auf Gut Geeste errichten, die sowohl der kath. als auch der ev. Gemeinde zur Verfügung stand (Simultaneum). Der Meppener Sup. Robert Bräuer (amt. 1904–1931) feierte am 10. März 1915 den ersten ev. Gottesdienst in der neuen Kapelle, die erste kath. Messe fand am 14. März statt.2 Für die ev. Gemeindeglieder war das Pfarramt Meppen zuständig. Nachdem die Siedlungsgenossenschaft Emsland das Gut erworben und die Siedlungsstellen vergeben hatte, stieg die Bevölkerungszahl rasch an: 1933 lebten 78 kath. und sieben ev. Familien in Osterbrock. Aus der bisherigen Simultankirche wurde die kath. Pfarrkirche St. Isidor und die ev. Gemeinde erhielt ein Siedlungsdoppelhaus, in dem sie einen Kapellenraum, eine Küsterwohnung und eine Mietwohnung einrichtete. Am 2. September 1934 feierte die Gemeinde mit dem Meppener Sup. Wilhelm Funke (amt. 1931–1952) den ersten Gottesdienst im neuen Betsaal. Seit 1954 gehörte Osterbrock zum Pfarrbezirk II der KG Meppen, deren Zentrum die im gleichen Jahr erbaute Bethlehem-Kirche in Meppen-Esterfeld war. 1958 schenkte die Gustav-Adolf-Gemeinde Meppen der Kapelle eine ihrer alten Glocken; im September 1960 läutete sie zum ersten Mal in Osterbrock.

Osterbrock Kapelle Turm

Glockenturm, Blick von Osten, 2009, Foto: © Jörg Krips

Zum 1. Oktober 1956 hatte das Landeskirchenamt Hannover innerhalb der KG Meppen die KapG Osterbrock eingerichtet, zu deren Gebiet auch der Nachbarort Bramhar zählte.3 Anders als die übrigen Meppener KapG (Haren, Rühler-Twist, Haselünne, Herzlake, Dalum-Hesepe), war Osterbrock keine KapG emsländischer Art, sondern eine KapG „hannoverscher Ordnung“ und somit den Kirchengemeinden sachlich nicht gleichgestellt.4 Im Jahr 1960 zählte die KapG etwa 125 Gemeindeglieder.5 Gottesdienste fanden in der Osterbrocker Kapelle alle zwei Wochen und an den Festtagen statt. Bis 1964 versah Sup. i. R. Funke den Pfarrdienst („beauftragt im pfarramtlichen Hülfsdienst für Osterbrock“).6 Ab 1964 war P. Werner Knorr (amt. 1964–1971), Pastor im Meppener Pfarrbezirk II, für Osterbrock zuständig; er behielt den zweiwöchigen Gottesdienstrhythmus bei.7
Zum 1. Januar 1980 hob das LKA Hannover die KapG Osterbrock auf und gliederte ihr Gemeindegebiet in die gleichzeitig gegründete „Ev.-luth. Bethlehem-KG Meppen“. ein.8 Im Jahr 1994 erhielt die Osterbrocker Kapelle den Namen: „Friedrich-von-Bodelschwingh-Kapelle“.9 Am 9. Oktober 2022 wurde sie entwidmet.

Kapellenbau
Osterbrock Kapelle Entwidmung 2022

Kapelle, Blick von Nordwesten, 2022, Foto: © Ulrike van der Ven

Rechteckiges Siedlungsdoppelhaus mit kleiner, querrechteckiger Apsis, ausgerichtet nach Norden, erbaut um 1910, 1934 der ev. Gemeinde zugewiesen und umgebaut. Krüppelwalmdach. Ziegelmauerwerk. Im Nordwesten des Gebäudes Kapellenraum mit vier Rechteckfenstern nach Westen; an der Apsis je ein hochrechteckiges Fenster nach Osten und Westen. Kapellenraum im Innern mit zeltförmiger Decke. 1956 Kapellenraum vergrößert.10 1974/75 Innenrenovierung. 1986 Außenrenovierung (u. a. Buntglasfenster, Sandsteingewände für Fenster, Walmdach und Kreuz über Apsis). 2003/04 Umbau des Kapellenraums (u. a. flache Decke zu zeltförmiger Decke verändert). Herbst 2022 Kapelle entwidmet.

Fenster

Vier Buntglasfenster (1986, Marga Cordes, Haren).

Turm

Östlich des Gebäudes freistehender Glockenträger (Stahlgerüst) mit flachem Zeltdach, erbaut 1960.

Osterbrock Kapelle Innenraum

Innenraum, Blick nah Norden, 2009, Foto: © Martin van der Ven

Ausstattung

Hölzerner Altartisch, 1974/75 von der kath. Gemeinde zur Verfügung gestellt.11 – Holzkreuz in Apsis. – Hölzerne, lesepultartige Kanzel. – Hölzerner Taufständer mit kanneliertem Säulenschaft (erste Hälfte 20. Jh.). – Bilderzyklus (2002, Siegfried Strahl), elf Holzschnitte zur Schöpfungsgeschichte. – Außen: Findling mit bronzener Inschriftentafel: „Friedrich v. Bodelschwingh-Kapelle“ (2000, Christian Lammers, Dohren).

Orgel

2005 Kleinorgel aus der Bethlehem-Kirche Meppen übernommen, erbaut 1956 von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 5½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen („Emslandpositiv“). 2005 restauriert.

Geläut

Eine LG, a’ (Gussstahl, Gj. 1857, Bochumer Verein), bis 1958 große Glocke im zweiteiligen Geläut der Gustav-Adolf-Kirche Meppen, am 11. September 1960 in Osterbrock eingeweiht; per Hand zu läuten.12

Friedhof

Kein gemeindeeigener Friedhof.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 12e Nr. 21 (GSuptur. Hannover); E 5 Nr. 348 (Konsistorialbaumeister); E 9 Nr. 581 (Amt für Bau- und Kunstpflege); L 5f Nr. 58, 983 (LSuptur. Osnabrück).

Literatur

A: Stieglitz, Handbuch, S. 506–507; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 95.

B: 80 Jahre Friedrich-von-Bodelschwingh-Kapelle Osterbrock. 1934–2014. Festschrift, hrsg. von der Ev.-luth. Bethlehem-Kirchengemeinde Meppen, Meppen 2014; Andreas Droste, Bernhard Kleine, Johannes Kuhrs, Klaus Masselink: Osterbrock im Wandel der Zeit. Eine Chronik herausgegeben zum 50jährigen Ortsjubiläum im Jahre 1983, [Osterbrock 1983], bes. S. 82–101; Wilhelm Funke: Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Meppen. 15.11.1931–15.6.1952, Meppen, 1961 [Typoskript], bes. S. 2–3.

GND

1063794919, Friedrich-von-Bodelschwingh-Kapelle (Geeste)

Weitere Bilder

 


Fußnoten

  1. Zum Folgenden: Droste, Kleine, Kuhrs & Masselink, S. 35 ff. (Zitate ebd.). Siehe auch 80 Jahre, S. 12 f.
  2. Droste, Kleine, Kuhrs & Masselink, S. 88; 80 Jahre, S. 12.
  3. KABl. 1956, S. 142.
  4. Funke, Meppen, S. 16: „Am 1.10.1950 wurden dann selbständige Kapellengemeinden gegründet, sachlich den Kirchengemeinden gleichgestellt, mit eigener Finanzverwaltung und Kirchenbuchführung (diese ab 1.1.1951). Es waren 5: Haren-Rütenbrock mit Pfarrsitz in Haren, Haselünne, Dalum, Twist, Herzlake. In den Gesamtgemeinden Papenburg (Kreis Aschendorf), Lingen, Bentheim-Nordhorn wurde die entsprechende Regelung gleichzeitig getroffen.“
  5. LkAH, L 5f, Nr. 58 (Visitation 1960).
  6. LkAH, L 5f, Nr. 58 (Visitation 1960).
  7. LkAH, L 5f, Nr. 58 (Visitation 1967).
  8. KABl. 1980, S. 15.
  9. 80 Jahre, S. 24 f.
  10. Zur Baugeschichte: 80 Jahre, S. 21 ff.
  11. 80 Jahre, S. 22.
  12. Funke, Meppen, S. 3.