Bis 2017 KapG der KG Gartow | Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: kein mittelalterliches Patrozinium bekannt1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Dorf erstmals 1326 als Mechowe belegt.2 Nördlich des Ortes konnte eine slawische Burganlage archäologisch nachgewiesen werden, die etwa im 7./8. Jh. angelegt worden war.3 Meetschow gehörte zum Herrschaftsgebiet der Familie von Gartow, das 1360/64 der Johanniterorden erwarb, 1438/41 die Familie von Bülow und 1694 die Familie von Bernstorff.4 Die Landesherrschaft über das Haus Gartow war umstritten zwischen den Mgf. von Brandenburg und den Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg, letztere setzten sich Ende des 16. Jh. schließlich durch (Teilfsm. Lüneburg, ab 1705 Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Die Gerichtsbarkeit in Meetschow lag beim Haus Gartow (Patrimonialgericht, seit 1720 geschlossenes adliges Gericht).5 In französischer Zeit gehörte Meetschow von 1810 bis 1813 zum Kgr. Westphalen (Kanton Lüchow im Distrikt Salzwedel des Departements Niederelbe, ab 1811 des Departements Elbe). Danach wurde, nun im Kgr. Hannover, das Patrimonialgericht zunächst restituiert und 1850 wiederum aufgehoben. Meetschow zählte seither zum Amt Gartow-Schnackenburg (1852: Amt Gartow). Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel das Dorf 1866 an das Kgr. Preußen. 1872 wurde das Amt Gartow in das Amt Lüchow eingegliedert und bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Meetschow zum Kr. Lüchow, der 1932 im Lkr. Dannenberg aufging (1951: Lkr. Lüchow-Dannenberg). 1972 wurde Meetschow nach Gorleben eingemeindet. Um 1813 lebten fast 230 Menschen in Meetschow, 1905 gut 190, 1946 etwa 285 und 2004 knapp 145.
Kirchlich gehörte Meetschow bis hinein ins 21. Jh. als Kapellengemeinde zur KG Gartow. Es ist nicht bekannt, seit wann das Dorf eine eigene Kapelle besaß. Eine Dorfbeschreibung aus der ersten Hälfte des 18. Jh. erwähnt ein „Capellen Register von 1654“: Dies ist der älteste schriftliche Beleg für die Existenz einer Kapelle in Meetschow.6 Im Kontributionsregister von 1674 ist vermerkt: „Der Priester erhält vom Dorf jährlich, wenn er in der Kapelle predigt, eine Mahlzeit, ersatzweise einen Taler“.7 Das Patronat über die Kapelle war und ist an den Besitz des Hauses Gartow gebunden und liegt seit 1694 bei der Familie von Bernstorff. Eine erste Kapellenrechnung ist aus dem Jahr 1720 überliefert.8 In der Einnahmenübersicht 1724/25 ist das „Klingel-Beutelgeld“ erwähnt, das „in diesem Jahr zum ersten Mal eingeführt worden“.9
Im Jahr 1746 ließ die Gemeinde die alte Kapelle abbrechen und 1747 war der bis heute erhaltene Neubau weitgehend fertiggestellt.10 1748 wurde noch die alte Glocke umgegossen. Die Gesamtkosten für die neue Kapelle beliefen sich schließlich auf 310 Taler. Laut der Dorfbeschreibung von 1725 hielt der Gartower Pfarrer pro Jahr fünf Gottesdienste in Meetschow: „Michaelitag, den letzten Weihnachtsfesttage, des Dienstags vor Ostern, den letzten Osterfesttag, und den letzten Pfingst heilligen Tag“.11 1789 werden sechs jährliche Gottesdienste aufgezählt: „Lichtmeß, Ostern, Pfingsten, Johannis, Michaelis und Weihnachten“.12 1897 beschloss der KapV Meetschow, die Zahl der Kapellengottesdienste auf zwölf pro Jahr zu erhöhen.13 In der Nachkriegszeit fanden in der Kapelle Meetschow auch Gottesdienste für die kleine kath. Gemeinde statt, die mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden war.14 Die Zahl der ev. Gemeindeglieder in Meetschow lag 1959 bei knapp 200, 1965 bei rund 160.15
Gemeinsam mit den KV Gartow und Trebel sowie dem KapV Gorleben beschloss der KapV Meetschow im Jahr 1990, die Erkundung des Salzstocks Gorleben als mögliches Atommüllendlager nicht durch den Verkauf ihrer Salzrechte an das Bundesamt für Strahlenschutz zu unterstützen. Eine mögliche Enteignung nahmen die Gemeinden dabei bewusst in Kauf.16 In den Jahren 1996, 1999 und 2002 veranstaltete die KapG einen Dorfkirchentag.17
Mit Errichtung der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Kirchspiel an Elbe und Seege“, der die Gemeinde Meetschow als Ortskirchengemeinde angehört, erhielt die bisherige KapG Meetschow zum 1. Januar 2018 den Status einer Kirchengemeinde.18 Sie trägt den Namen „Ev.-luth. KG Meetschow“.

Umfang

Meetschow

Aufsichtsbezirk

Bis 2017 siehe Muttergemeinde Gartow. – Mit Umwandlung der KapG in eine KG zum 1. Januar 2018 zum KK Lüchow-Dannenberg.

Patronat

Das Patronat ist an den Besitz des Hauses Gartow gebunden (dingliches Patronat). Besitzer waren zunächst Familie von Gartow, ab 1321 die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg, ab 1328 anscheinend wieder Familie von Gartow19, ab 1360/64 der Johanniterorden, ab 1438 die Familien von Bülow und von Schulenburg und ab 1441 die Familie von Bülow allein. Seit 1694 besitzt die Familie von Bernstorff Haus Gartow.

Kapellenbau

Rechteckiger Saalbau mit Sakristeianbau an der Ostsüdostseite, ausgerichtet nach Ostsüdosten, erbaut 1746/47.20 Satteldach mit Krüppelwalm nach Ostsüdosten, Anbau mit Satteldach. Fachwerk mit Backsteinausfachung. An den Längsseiten je drei rundbogige Sprossenfenster; nach Westen Rechteckportal, flankiert von zwei rundbogigen Sprossenfenstern; im Ostgiebel ein rechteckiges Doppelfenster; Anbau mit Rechteckfenster nach Ostsüdosten. Im Innern flache Holzdecke, über der Orgel segmentbogig erhöht, hell gestrichen; Westempore. 1864 Renovierung (Inschrift über dem Eingang). 1881 Empore erbaut oder erweitert. 1963/64 Renovierung. 1980 Renovierung. 1994 Renovierung (Dorferneuerung).

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger Dachreiter mit vierseitigem, schiefergedecktem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kreuz. Fachwerk mit Ziegelausfachung. Nach Norden, Süden und Westen je ein rechteckiges Schallfenster.

Vorgängerbau

Wegen Baufälligkeit 1746 abgebrochen.21

Ausstattung

Schlichter, hölzerner Kanzelaltar; polygonaler Kanzelkorb zwischen zwei marmorierten, korinthischen Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen; auf dem Gebälk zwei Pokale; kastenförmiger Altar, an der Frontseite zwei vorgestellte, korinthische Säulchen. – Pokalförmige, achtseitige Sandsteintaufe, Inschrift am Beckenrand: „Wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden“. – Zwei ebenerdige Priechen im Altarraum. – Lesepult (um 1980, Tischler Angelis, Vietze).

Orgel

1881 Orgelneubau, ausgeführt von Friedrich Becker (Hannover), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1985 Instandsetzung und Reinigung, Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt.

Geläut

Eine LG, es’’ (Bronze, Gj. 1894, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Gegossen von J. J. Radler u[nd] Soehne in Hildesheim 1894“ und „Ehre sei Gott in der Hoehe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), nach Neubau der Kapelle 1746/47 umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1748, Johann Diedrich Ziegener, Lüneburg).22

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kapelle, genutzt bis Ende des 19. Jh.23 Kirchlicher Friedhof am nordwestlichen Ortsrand, angelegt 1891, FKap (Bj. 1969).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 5 Nr. 0731 (Konsistorialbaumeister); S 09 rep Nr. 1097 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8062 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher (vor 1800)

Taufen: 1750–1800
Trauungen: 1750–1800
Begräbnisse: 1750–1800
Im Übrigen in den Kirchenbüchern der Mutterkirche Gartow.

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Dannenberg, S. 23–24; Behn, Wendland, S. 110–111; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 936; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 104–106; Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 28; Manecke, Beschreibungen II, S. 167; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 211; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 107; Schmitz, Siedlungsnamen, S. 129–130.

B: 250 Jahre und mehr Kapelle Meetschow. Festschrift zum Dritten Meetschower Dorfkirchentag, Pfingstmontag 2002, hrsg. vom Kapellenvorstand der ev.-luth. Kapellengemeinde Meetschow, Meetschow 2002; Herzlich willkommen in der Kapelle zu Meetschow, hrsg. vom Kirchspiel an Elbe und Seege; Hellmuth Feilke: Die Bewohner von Meetschow im Wendland bis zum Anbruch des 20. Jahrhunderts. Mit einem Beitrag von Wolfgang Meibeyer: Bemerkungen zur Orts- und Fluranalyse von Meetschow, Wolfsheim 2008, bes. S. 103–116.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kapelle; Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.

GND

16090110-8, Evangelisch-Lutherische Kapellengemeinde (Meetschow); 4786191-5, Evangelische Kapelle (Meetschow).


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 271.
  2. Lüneburger UB VII, St. Michaelis, Nr. 322 [Digitalisat]. Zum Ortsnamen und für weitere Belege vgl. Schmitz, Siedlungsnamen, S. 129.
  3. Feilke, S. 12 ff.
  4. Dazu: Feilke, S. 33 ff. Im Ambttbuch zu Lüchow von 1548 ist Messkow unter jenen Dörfern verzeichnet, die Abgaben leisteten, jedoch nicht eigentlich zum Amt gehörten, Nippert, Register, S. 92 f. („Nachfolgende dorper gehoren nicht den herren und gevenn dennoch jahrlichs upthuß Luchow tho register an bede“).
  5. Puffahrt, Beiträge, S. 9; Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 72 f.
  6. Feilke, S. 104.
  7. Nach Feilke, S. 254. Möglicherweise auf dieser Quelle beruht die Angabe bei Manecke, Beschreibungen II, S. 167, in der Kapelle finde jährlich ein Gottesdienst statt.
  8. 250 Jahre, S. 7.
  9. Zit. in: 250 Jahre, S. 8.
  10. Zum Neubau: 250 Jahre, S. 11 ff.
  11. Zit. bei Feilke, S. 104.
  12. Feilke, S. 105; 250 Jahre, S. 16 und S. 32.
  13. 250 Jahre, S. 33.
  14. 250 Jahre, S. 20.
  15. LkAH, L 5e, unverz., Gartow, Visitationen 1959 und 1965.
  16. LkAH, L 5e, unverz., Trebel, Visitation 1991.
  17. 250 Jahre, S. 22 ff.
  18. KABl. 2018, S. 9 ff.
  19. Sudendorf, UB I, Nr. 441.
  20. Ausführlich: 250 Jahre, S. 7 ff. Siehe auch Feilke, S. 103; Behn, Wendland, S. 110. Im Denkmalatlas Niedersachsen ist 1731 als Baujahr angegeben, bei Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 936: „173(?)1?“, bei Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 106 und bei Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 28, jeweils 1751.
  21. 250 Jahre, S. 7.
  22. 250 Jahre, S. 11 f. (bei Behn, Wendland, S. 111, irrtümlich „J. D. Ziegler“ als Gießer angegeben.
  23. Feilke, S. 116 f.