Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Patrozinium: Allerheiligen | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche und neuer Glockenturm, Ansicht von Südosten, nach 1902, vor 23. April 1945

Kirche und neuer Glockenturm, Ansicht von Südosten, nach 1902, vor 23. April 1945

Elsdorf wird 1024/28 als Alliestorpe in einer Urkunde des Verdener Bf. Wigger erstmals erwähnt. Der Ort selbst ist jedoch älter und lässt sich in dem nahegelegenen Wohnplatz Burg Elsdorf bis in altsächsische Zeit zurückführen. Burg Elsdorf war im 11. Jh. Witwensitz der Gfn. Ida von Elsdorf, Tochter des Pfalz-Gf. Otto von Schwaben und über ihre Tochter Richenza „Stammmutter“ des Oldenburger Grafenhauses. Mitte des 11. Jh. entstand wohl auch die Kirche zu Elsdorf, vielleicht als Nachfolger einer älteren Taufkirche.1 1132 bestätigte Ebf. Adalbero von Bremen dem Prämonstratenserkloster St. Georgii in Stade der Besitz von einem Drittel der Kirche in Ellestorp.2 1281 übertrug Bf. Konrad von Verden die Einkünfte aus der erledigten Pfarrstelle der neu errichteten Verdener Domkantorei.3 Das Patronatsrecht übten die von Schulte aus, die sich – als Nachfolger der Gf. von Stade – seit dem 14. Jh. im Besitz der Börde Elsdorf befanden. Im Übrigen liegen über die vorref. Zeit nur wenige Angaben vor. Als Geistliche sind nur Johannes Halm (1421) und Johannes Kymmen (1424) bekannt.4 Wann die Reformation eingeführt wurde, ist unklar, möglicherweise schon 1525, vielleicht auch erst mit dem als ersten bekannten luth. Geistlichen ausgewiesenen Albertus Tromp (1565 ordiniert).5 Schon Johann Georg Aichel, der Verfasser des Lagerbuchs von 1791 bemühte sich vergeblich um Nachrichten über den Stifter der Pfarre und Nachrichten über die Einführung der Reformation. Er nennt auf Grund eines alten Verzeichnisses ebenfalls Albertus Tromp als ersten luth. Prediger in Elsdorf.6

Kirche und zerstörter Glockenturm, Teilansicht von Südwesten, vor 1949

Kirche und zerstörter Glockenturm, Teilansicht von Südwesten, vor 1949

Verdienste erwarben sich unter den P. Hermann Balthasar Rieffestahl (amt. 1681–1726, auch Propst) um die Aufzeichnung und Sicherung des kirchlichen Vermögens, Johann Gustav Crull (amt. 1763–1789) um den Neubau des Pfarrhauses, die planmäßige Kultivierung der Pfarrländereien und nicht zuletzt die Jugendunterweisung, für die er einen eigenen Katechismus verfasste. Unter Johann Georg Aichel (amt. 1790–1828) wurde die heutige Kirche errichtet. Von den späteren P. ist Hermann Katz (amt. 1934–1951) zu nennen, der sich auch mit die Erforschung der Geschichte der Kirche und KG beschäftigte.
In Elsdorf ist seit Mitte des 17. Jh. eine Küsterschule nachgewiesen. Ein Küster und Schulmeister wird 1658 mit Jochim Heineke erstmals genannt. Nebenschulen bestanden 1811 in den Außendörfern Hatzte, Wistedt, Rüspel, Frankenbostel, Volkensen und Freyersen (teilweise noch im 19. Jh. eingegangen bzw. zusammengelegt). 1910 wurde die Trennung von Kirchen- und Schulvermögen vollzogen. 1924 wurden auch Küster- und Schuldienst formal getrennt, doch blieben die Ämter des Lehrers, Organisten und Lektors noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Hand vereint.7
Seit 2008 wird die Arbeit der KG durch einen Förderverein unterstützt.

Umfang

Die Dörfer Badenhorst, Burg Elsdorf, Ehestorf, Elsdorf, Frankenborstel, Freyersen, Hatzte, Nindorf, Osenhorst, Poitzendorf, Rüspel, Volkensen und Wistedt; das Landgut Bockhorst und der Hof Burgwall. Mit dem 1. Januar 1968 wurden Teile der KG Elsdorf in die St.-Viti-KG Zeven umgepfarrt.8

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des bremischen Dompropsts. – Elsdorf kam in schwedischer Zeit zur Präpositur Zeven-Ottersberg und mit Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden am 1. Januar 1827 zur Insp. (1924: KK) Zeven. Seit 1. Januar 1940 KK Bremervörde-Zeven.

Patronat

Gemeinschaftspatronat der Güter Burgsittensen, Kuhmühlen und Esteburg. Alle drei befanden sich seit dem 14. Jh. im Besitz der Familie von Schulte. Mit dem Ankauf der Güter Burgsittensen und Kuhmühlen durch den Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds (1880) ging das Patronatsrecht auf die Klosterkammer über und wurde durch das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten auf das Konsistorium übertragen. Für das verbliebene Gut Esteburg verzichtete die Familie von Schulte auf ihre Rechte.9

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, vor 1936

Kirche, Blick zum Altar, vor 1936

Das Aussehen des mittelalterlichen Kirchenbaus ist unbekannt. Ein im 15. Jh. errichteter Neubau wurde wohl 1582 nach Westen erweitert (Umgestaltung des bisherigen Kirchenraums zum Altarraum) und 1594 um einen niedrigen Glockenturm ergänzt. Ab 1791 abgebrochen. 1797–99 erfolgte der Neubau der heutigen flachgedeckten Feldsteinsaalkirche, die nach Kriegsbeschädigung 1946/47 wiederhergestellt und 1964 um einen eingezogenen, rechteckigen Chorraum und eine Sakristei mit Feldsteinverblendung erweitert wurde. 1936/38 Renovierung und Umgestaltung im Innern. 1999/2000 Außen- und Innenrenovierung.

Fenster

Zehn Buntglasfenster mit Szenen aus dem NT von Glaskünstler Karl Jakubietz (Osnabrück): Jüngstes Gericht, Auferstehung, Kreuzigung und Taufe an der Südseite; Pfingsten, Himmelfahrt, Bergpredigt und der sinkende Petrus auf der Nordseite. In der Apsis das heilige Abendmahl und das Gleichnis vom verlorenen Sohn (1964–71).

Kirche und neuester Turm, Ansicht von Westen, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1956

Kirche und neuester Turm, Ansicht von Westen, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1956

Turm

Westturm auf quadratischem Grundriss. Der ursprüngliche Turm von 1594 wurde 1790 durch einen Blitzschlag beschädigt und 1791 abgebrochen. Neubauten 1799/1800 und (wegen Baufälligkeit) 1902/03. Aus militärischen Gründen wurde der Turm am 23. April 1945 von britischen Truppen gesprengt und 1949 teilweise wieder aufgebaut. Neuer Kirchturm mit achtseitiger Laterne und Spitzhelm von 1955, 1987 renoviert und mit einer Kupferkleidung versehen.

Grablege

Die alte Kirche (vor 1791) war Erbbegräbnis der Patronatsfamilie Schulte.

Ausstattung

Altar und Kanzel stammen von 1964 und ersetzen eine ältere Kanzelaltarwand. Auf den Seitenflächen der Kanzel Darstellung der vier Evangelisten, Johannes des Täufers, der Propheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel sowie Mose. – Kelchförmiger Taufstein aus Beton (1964) mit einer Inschrift nach Mk 16,16.

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1954

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1954

Orgel

1834 sollte zunächst eine gebrauchte Orgel aus der St.-Nicolai-Kirche in Stade übernommen werden. Das Vorhaben kam aber nicht zur Ausführung. 1856 Neubau durch P. Furtwängler (Elze), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. 1945 Zerstörung der Orgel bei der Sprengung des Turms. 1953/54 Neubau durch Paul Ott (Hannover), 20 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen. 2003 Instandsetzung durch Harm Dieder Kirschner (Weener).

Kirche, zerstörter Turm und Behelfsglockenstuhl, Ansicht von Westen, vor 1949

Behelfsglockenstuhl, Ansicht von Westen, vor 1949

Geläut

Fünf LG, I: dis’ (Bronze, Gj. 1966, F. Otto, Bremen-Hemelingen); II: fis’ (Bronze, Gj. 1906, Johann Georg Pfeifer, Kaiserslautern, 1953 von der KG Schmachtendorf gekauft); III: gis’ (Bronze, Gj. 1949, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); IV: ais’ (Bronze, Gj. 1953, Gebrüder Rincker, Sinn); V: h’ (Bronze, Gj. 1966, F. Otto, Bremen-Hemelingen). – Früherer Bestand: Eine LG wird in den Kirchenrechnungen von 1658 erwähnt, eine (wohl weitere) neue LG 1747. Umguss 1767 durch den Glockengießer Johann Philipp Bartels (Bremen). 1790 waren nach dem Kirchturmbrand beide Glocken unbrauchbar. Die kleine wurde 1799 durch Christoph Heinrich Meyer (Bremen) umgegossen, die große 1801 und erneut 1850 (Ludwig Kovatsay, Walsrode). Die große Glocke wurde 1917 zu Kriegszwecken beschlagnahmt und 1926 durch einen Neuguss der Gebrüder Radler (Hildesheim) ersetzt. Die neue Glocke wurde 1942 ebenfalls abgeliefert. Die verbliebene kleine Glocke wurde nach der Sprengung des Kirchturms in einem Behelfsglockenstuhl aufgehängt, war aber seit 1949 wegen Rissbildung nicht mehr verwendbar.

Weitere kirchliche Gebäude

Das Pfarrhaus wurde 1732 instandgesetzt. Neubau 1772 an anderer Stelle. Der früher strohgedeckte Fachwerkbau wurde 1888 mit Ziegeln eingedeckt. Durch Kriegseinwirkung im April 1945 schwer beschädigt, wurde es wieder hergestellt und stand noch 1950. 1963/64 wurden Pfarr- und Gemeindehaus neu erbaut.

Friedhof

Eigentum der KG. Der Begräbnisplatz befand sich ursprünglich auf dem Kirchhof (einzelne Grabdenkmäler erhalten, u. a. für P. Johann Georg Aichel, † 1828). 1931 wurde an der Molkereistraße ein neuer kirchlicher Friedhofs angelegt. FKap 1971 unter Beteiligung der politischen Gemeinde. – Kommunale Friedhöfe befinden sich in Wistedt und Freyersen (Waldfriedhof).

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche und alter Glockenturm, Ansicht von Südosten, vor 1902

Kirche und alter Glockenturm, Ansicht von Südosten, vor 1902

1565 Albertus Tromp. – 1572 Johann Schulte. – 1572–1576 Berend Lackemann. – 1576–1626 Hermann Schmid. – 16.. –16.. Hinrich Michovius. – 1642–1645 Christopher Schulte (Schulti). – 1645–1657 Johann Viendt. – 1657–1685 Friedrich Heckmann. – 1681–1726 Hermann Balthasar Rieffenstahl. – 1727–1747 Ernst Johann Keyl. – 1748–1763 Magister Gerhard Hinrich Schmidt. – 1763–1789 Johann Gustav Crull. – 1790–1828 Johann Georg Aichel. – 1829–1837 Caspar Friedrich Aichel. – 1837–1878 Franz Theodor Zimpel. – 1879–1883 Heinrich Johannes Harms. – 1883–1892 Otto Friedrich Franz von Lengerken. – 1893–1933 Joachim Friedrich Wilhelm Warnecke. – 1934– Hermann Katz.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 252–253

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 455–465 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 44 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2193–2197 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 120Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2578Digitalisat, 2579Digitalisat, 2628Digitalisat, 2629Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 161 (Orgelsachverständiger); D 94 (EphA Bremervörde-Zeven).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1658
Trauungen: ab 1658 (Lücken: 1753–1755)
Begräbnisse: ab 1658
Kommunikanten: ab 1697 (Lücken: 1714–1728)
Konfirmationen: ab 1838

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 439.

B: Hermann Katz: Die Kirche zu Elsdorf, Zeven [1938]; Hermann Katz: Die Kirchengemeinde Elsdorf, [Zeven 1951]; Günter Meyer: Allerheiligen-Kirche des Kirchspiels Elsdorf, [Zeven 2005].


Fußnoten

  1. Brüning/Schmidt, Historische Stätten, S. 132.
  2. UB St. Georg Stade, Nr. 1.
  3. Hodenberg, Verden II, S. 151.
  4. UB Zeven, Nr. 129 und 137, letzteres fälschlich Elstorf zugeschrieben.
  5. Meyer, Pastoren I, S. 252.
  6. LkAH, A 8/Elsdorf (Corpus bonorum 1791).
  7. Katz, Kirchengemeinde Elsdorf, S. 55.
  8. KABl. 1968, S. 6.
  9. Katz, Kirchengemeinde Elsdorf, S. 44.