Sprengel Stade, KK Buxtehude | Patrozinium: Petrus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Die auf dem linken Ufer der Este gelegene, ursprünglich bäuerliche Siedlung wird 959 erstmals urkundlich erwähnt, als der spätere Ks. Otto ein in Buochstadon gelegenes Königsgut dem Moritzkloster in Magdeburg übertrug.1 Um 1285 ließ der Bremer Ebf. Gislbert von Brunckhorst mit Konsens des Hzg. Otto II. von Lüneburg in villa Buxtehude eine nova civitas errichten (die heutige Altstadt), die 1328 Stader Stadtrecht erhielt. Die Mitgliedschaft im Hansebund (ab 1363) und Teilnahme am Fernhandel verschaffte der Stadt ab dem 14. Jh. eine wirtschaftliche Blüte. Bedeutung erlangte sie vor allem als Stapelplatz für den Getreidehandel der Elbmarschen mit den Niederlanden, doch setzte mit dem Dreißigjährigen Krieg ein allmählicher Niedergang ein. Im Westfälischen Frieden kam Buxtehude unter schwedische Herrschaft (ab 1712 dänisch, 1715 an Kurhannover).

Kirche Luftaufnahme

Kirche Luftaufnahme

1196 stifteten die edelfreien Brüder Heinrich und Gerlach von Buxtehude sowie Heinrichs Frau Floria in Buchstadihude das Benediktinerinnen-Kloster Altkloster und statteten es aus ihrem Allodialbesitz mit umfangreichem Grundeigentum aus.2 Die Vogtei über das Kloster und seine Güter übertrugen sie dem Bf. von Verden. 1210 nahm Papst Innozenz III. das Kloster in seinen Schutz. Es entwickelte sich zum bedeutendsten Frauenkloster im Gebiet südlich der Elbe.
In der Stiftungsurkunde wird Buxtehude als villa mit zwei Kirchen bezeichnet, der ecclesia sancti Petri und antiqua structura sancte Marie in monte. Letztere war wohl die Kirche des ottonischen Krongutbezirks. Ihre Bedeutung wurde durch die von den Edelherren von Buxtehude begünstigte Kirche der heiligen Maria und des heiligen Laurentius zurückgedrängt, die mit allen ihren Gütern dem Kloster inkorporiert und zur Klosterkirche erhoben wurde. Die Kirche Mariae in monte war schon vor 1196 aufgegeben worden. Die 1196 gleichfalls genannte Petrikirche war vielleicht eine Kirche für aus dem Westen zugewanderte Siedler. Nur wenige Jahre nach der Gründung der Stadt begann um 1296 der Abbruch der alten Petrikirche, deren Fundamente 1963 archäologisch nachgewiesen wurden, und der Neubau der heutigen Petrikirche, der das Patrozinium ihres Vorgängerbaus beigelegt wurde. Die Kirche blieb auch weiterhin der Parochie des Alten Klosters zugeordnet. Der Bau war 1304 so weit fortgeschritten, dass eine Neuregelung der seelsorgerlichen Betreuung in die Wege geleitet werden konnte. Als Hauptaltar wurde 1304 der Altar des heiligen Laurentius geweiht. Der Klosterpropst Dietrich stiftete die erste Vikarsstelle.3 Zugleich wurde auch erstmals ein Pfarrhof errichtet.

Kirche, Blick zum Altar, 1960

Kirche, Blick zum Altar, 1960

1244 wird mit dem Propst Olricus nomine ecclesie sue Bustehuthe der erste Geistliche in Buxtehude genannt. Kloster und Kirche blieben in enger Verbindung. Neben den Hauptaltar traten 1337 ein Altar des heiligen Stephanus (gestiftet von Propst Arnold und Priorin Gertrud des Alten Klosters)4, an dem 1420 eine Vikarie der heiligen Maria, Johannes und Jacobus errichtet wurde, und 1341/46 der von zwei Buxtehuder Bürgern gestiftete Altar der Heiligen Nikolaus und Katharina. 1346 stifteten der Ritter Johann Schulte, seine Söhne Bertold und Hinrich sowie die Knappen Bertold und Johann einen Altar zu Ehren der 10.000 Ritter und aller Heiligen, den sie mit Einkünften aus Ditschercope (= Hollern), Nincop und Wohnste dotierten. Die Verleihung der Vikarie sollte jeweils dem Ältesten der fünf Schulten und nach ihrem Tode des Klosterpropst zustehen.5 Am 2. April 1347 wurde die Stiftung durch den Verdener Bf. Daniel bestätigt.6 1384 stifteten die Brüder Heinrichs von Ochtenhausen eine Vikarie am Altar des Hl. Kreuzes, des heilige Laurentius und aller Heiligen. Wohl 1386 errichteten die Testamentsvollstrecker des Bürgers Geverhardus Karneres entsprechend seinem Testament einen Altar mit Vikarie zu Ehren der Muttergottes und der Apostel Andreas und Petrus (Bestätigung durch Bf. Otto von Verden 21. Januar 1387). Am 23. April 1391 bestätigte Bf. Otto von Verden die Errichtung eines Altars bzw. einer Vikarie zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und aller Engel und Heiligen (namentlich der Heiligen Philippus und Jacobus, Anna und Michael) durch die Priester Dietrich Klockenborg und Gerlach von Birden, den Beverstedter Pfarrer Heinrich von Wolde sowie die Bürgermeister Dietrich von Drestede, Jakob Schele und Kavel als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Vikars Johann von Drestede.7 Der Buxtehuder Bürgermeister stiftete 1393 eine Vikarie zu Ehren der heiligen Jungfrau und der Heiligen Bartholomäus, Thomas und Katharina.
In der zweiten Hälfte des 15. Jh. stiftet der Magister Halepaghen drei Kommenden, die später ebenfalls in Vikarien umgewandelt wurden. 1482 verkaufte Johann Luders in Nincop dem Priester in Buxtehude, M. Gerhard Halepaghen, und den sechs Priestern an den von diesem in der Petrikirche in Buxtehude am Altar des Stephanus, der 10.000 Ritter und der Magdalena gestifteten vier Vikarien.8 1420 folgte noch ein Altar der zwölf Apostel, 1425 eine Vikarie am Altar der Apostel Philippus und Jacobus (gestiftet durch den Laien Johannes Schencke). Erster Inhaber der Pfründe war der Kleriker Johannes Rodewolt; das Patronatsrecht hatte der Verwalter des Vorwerks des Klosterhofs.9
Neben der Petrikirche gab es in der Stadt mindestens drei Kapellen. Die 1363 erstmals erwähnten Marienkapelle (durch den Propst Dietrich und die Priorin Elisabeth mit drei Altären sowie drei Vikarsstellen von Buxtehuder Bürgern ausgestattet, Einstellung der Messfeiern mit der Reformation, 1550 abgebrochen), die mit einem Spital verbundene Heilig-Geist-Kapelle (1316 genannt, im 19. Jh. abgebrochen) und eine St.-Annen-Kapelle außerhalb der Stadtmauern (nach der Reformation verfallen).

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Das luth. Bekenntnis hatte sich in der Bürgerschaft wohl schon in den 1520er Jahren mehrheitlich durchgesetzt und wurde auch vom Rat mitgetragen. Auf Empfehlung der ortsansässigen Kaplane Dietrich Möringk und Johannes von der Hoyen wurde im November 1541 ein luth. Prediger zugelassen. 1542 wurde die Reformation offiziell anerkannt. Die Herrschaft des Klosters über die Stadtkirchen wurde zurückgedrängt, ein Prozess, der durch die Wirren um den 1542 wegen seiner Heiratspläne zurückgetreten Propst Heinrich Soth noch beschleunigt wurde. Der Rat stellte Ablasshandel und Wallfahrten ein und überwies die Einkünfte aus den Vikarien der Marienkapelle an Pfarrer, Kaplane und Lehrer an der Petrikirche. Johannes von der Hoyen, aus einer alten Buxtehuder Patrizierfamilie gebürtig, war wohl 1544 der erste luth. Inhaber der Primariatpfarre von St. Petri. 1552 wurde den Protestanten im Vertrag von Passau die freie Religionsausübung zugebilligt. Noch im gleichen Jahr ließ die Stadt durch den Hamburger Sup. Johannes Aepinus eine luth. Kirchen- und Schulordnung ausarbeiten. 1565 wurde ergänzend dazu eine Agende erlassen. Als 1566 Ebf. Georg von Braunschweig und Lüneburg, der formal letzte altgläubige Inhaber des Erzstuhls starb, war der luth. Bekenntnisstand auch nach außen hin abgesichert. An der alten Lehre hielten lediglich die Nonnen von Altkloster fest, dessen Konvent weiterhin kath. Priester bestellte.
Auf der Grundlage des Restitutionsedikts versuchten kaiserliche Truppen 1629 eine Rekatholisierung herbeizuführen. In der Petrikirche fanden wieder GD nach dem alten Ritus statt. Den Lutheranern sollte dafür die seit der Reformation ungenutzte und abgängige Heilig-Geist-Kapelle zugewiesen werden, was der Rat der Stadt jedoch ablehnte. Als Kompromiss wurde in St. Petri vorübergehend ein Simultaneum eingerichtet. Mit der schwedischen Besetzung der Stadt (1632) setzte sich das luth. Bekenntnis endgültig durch. Die kath. Priester wurden vertrieben und auch im Kloster – gegen den Willen des Konvents – ein ev. Prediger eingesetzt. 1648 wurde das Alte Kloster säkularisiert und dem schwedischen Bf. zu Strangnäs, Dr. Johann Mathias Oliequist, zur Nutznießung übergeben. Die Kirche in Altkloster wurde luth., zunächst von den Buxtehuder Pfarrern mitbetreut, dann mit einer eigenen Pfarrstelle ausgestattet, die jedoch schon 1695 aufgehoben wurde. Altkloster und Neuland wurden nun nach Buxtehude eingepfarrt. Die Kirche in Altkloster wurde 1769/70 abgebrochen.
St. Petri war bis ins 19. Jh. eine Bürgerkirche, die gemeinsam vom Magistrat und den P. geleitet wurde. Konsistorium und Regierung in Stade hatten nur wenig Einfluss. Diese Form der kirchlichen Selbstverwaltung endete 1867 mit dem Erlass eines Kirchenreglements, durch das die Rechte des Magistrats in kirchlichen Fragen erstmals genauer umrissen wurden. Die kirchliche Organisation wurde der der Landeskirche angeglichen. Die Geistlichen an der Petrikirche gehörten seit dem ersten Drittel des 19. Jh. einer eher liberalen Richtung an. Die P. Hinrich Pape (amt. 1843–1872) und Karl Hermann Kunhardt (zweite Pfarrstelle, amt. 1844–1864) engagierten sich im Gustav-Adolf-Verein, dessen Zweigverein in Buxtehude 1845 aus der Taufe gehoben wurde. Der auch an diakonischen Fragen interessierte P. Höpfner (amt. 1874–1907) gründete eine Kleinkinderverwahranstalt. Gemeinsam mit dem Magistrat errichtete die KG eine „Herberge zur Heimat“ für wandernde Handwerksgesellen. Auch beim Krankenhaus (1885) und bei der Gründung einer Gemeindeschwesternstation arbeiteten KG und Stadt Hand in Hand. Mitarbeiter für diese Einrichtungen kamen teilweise aus dem Rauhen Haus in Hamburg und aus dem Henriettenstift in Hannover.

Kirche, Blick von Südosten

Kirche, Blick von Südosten

Unter P. Georg Rost (1883–1922), einem Vertreter des kulturkritischen Neuprotestantismus, der am Ende seiner Amtszeit mit der Sozialdemokratie sympathisierte, kam es zu einer Entfremdung von der Gemeinde. Auch allgemein war nach dem Ersten Weltkrieg eine zunehmende Entkirchlichung zu beobachten. Mit P. Karl Thielböger (zweiter P. ab 1908, erster P. 1922–1936) übernahm wieder ein Vertreter einer konservativen Linie die erste Pfarrstelle. Er betrieb 1927 die Wiedergründung der Ortsgruppe des Evangelischen Bundes und übernahm ihren Vorsitz. 1931 bis 1934 war er Mitglied des Landeskirchentags. Nach 1933 war er Anhänger der DC und Parteigänger der Nationalsozialisten. Auch sein Nachfolger P. Ernst Koch (amt. 1938–1968) sympathisierte zunächst mit den DC, wechselte dann aber zur BK.
Durch den Zustrom von Flüchtlingen hat sich die Einwohnerzahl von Buxtehude nach dem Zweiten Weltkrieg von 7.000 auf 14.000 verdoppelt. Bereits 1931 war die bis dahin selbständige politische Gemeinde Altkloster mit Buxtehude vereinigt worden. Dort errichtete die KG 1955 ein Gemeindezentrum (Am Eichholz), das den Kern für die 1964 verselbständigte St.-Paulus-KG für den südlich der Bahnlinie gelegenen Teil der Stadt bildete. Für den zweiten Pfarrbezirk von St. Petri entstand 1971 ein weiteres Gemeindezentrum mit Pfarrhaus an der Carl-Hermann-Richter-Straße. Mit der Eingemeindung von weiteren neun Umlandgemeinden (1972) entwickelte sich Buxtehude zum städtischen Mittelzentrum an der Unterelbe, das auch durch die Ausweisung von Neubaugebieten stetig wuchs. Neben einer schon 1968 wieder errichteten dritten Pfarrstelle wurde 1974 für den Bereich an der Sagekuhle westlich der Altstadt 1974 noch eine vierte Pfarrstelle gebildet. 1987 schließlich wurde ein weiteres Gemeindezentrum mit Pfarrhaus (Dietrich-Bonhoeffer-Haus) im Neubaugebiet im Osten der Stadt errichtet und dort 1988 auch ein KiGa in Trägerschaft der KG eröffnet. 1991 wurde der bisherige Sitz der Suptur. (erste Pfarrstelle) von der Harburger Straße in einen Neubau am Bollweg verlegt.

Pfarrstellen

I: Vorref. – II (Archidiakonat): vor 1561, 1. Januar 1964 auf die neugebildete Paulus-KG übergegangen; neu errichtet aus III.10 1. Juni 2009 aufgehoben und neu errichtet aus III.11 – III (Diakonat): vor 1569, 1814 aufgehoben; neu errichtet am 1. Februar 195412; 1. Januar 1964 II; 1. Januar 1968 neu errichtet13, 1. November 1997 in eine Pfarrstelle mit eingeschränktem Dienst umgewandelt, 1. Juni 2009 II. – IV: 1. Januar 1974 neu errichtet14, 1. Juni 2009 III.

Umfang

Die Stadt Buxtehude, die Kolonien Hohentannen, Oster Moor und Wester Moor, die einzelnen Häuser Bleiche, Krumholzschanze, Kuhhirtenwohnung, Schiffbauerei, Schützenhof und am Steindamm, die Hofstellen am Berge, Sanderei, in der Weide und Ziegelkamp; ferner die Dörfer Altkloster und Neuland, das Vorwerk Vogelsang und der Hof Brillenburg. Mit dem 1. Januar 1964 wurde der südliche Teil der Stadt als St.-Paulus-KG verselbständigt.15

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Hollenstedt der Diözese Verden. – Buxtehude stand außerhalb des Systems der Präposituren bzw. Insp. und hatte ein eigenes geistliches Ministerium. Erst am 12. Oktober 1934 wurde der Aufsichtsbezirk Buxtehude mit dem Aufsichtsbezirk und KK Bargstedt zu einem KK Bargstedt-Buxtehude (ab 1. Oktober 1958 KK Buxtehude16) zusammengeführt. Sitz der Suptur. wurde Buxtehude.17

Patronat

In vorref. Zeit der Propst des Klosters Altkloster18, dem das Präsentationsrecht formal auch nach der Reformation belassen wurde. Faktisch erfolgte die Besetzung der Pfarrstellen jedoch durch ein Wahlkollegium.

Kirchenbau
Grundriss

Grundriss

Dreischiffige gotische Backsteinbasilika mit fünfseitiger Apsis, Brauthaus, Sakristei und Küsterhaus. Kreuzrippengewölbe. Bei einer Innenrenovierung wurden 1866 die Chorschranken entfernt. Unter der Leitung von Karl Börgemann (Hannover) wurden 1898/99 Chor und Seitenschiffe mit Brauthaus und Sakristei vollständig erneuert und an den früheren Bauzustand angenähert. Die auf Orgelhöhe eingezogene Sängerempore wurde herausgebrochen und durch eine niedrigere Empore ersetzt. Weitere Renovierungen 1963/67 und 1986/90. Die Orgelempore wurde 1982/84 nach historischem Vorbild erneuert. Pläne zum Einbau einer Winterkirche wurden 2013 zu den Akten gelegt.

Fenster

Chorfenster mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie biblischen Gestalten (Firma Lauterbach & Schröder, Hannover, um 1900).

Turm

Westturm mit viereckigem Unterbau und achteckigem neugotischem Aufbau. Helm (wohl eine welsche Haube) 1674 durch Blitzschlag zerstört. Wiederaufbau als Haube mit Laterne durch Meister Hein Tambecken aus Goldbeck und ab 1686 Georg Barenborch. Erneuter Blitzeinschlag und Brand 1853. Erneuerung mit achteckigem Schaft und Spitzhelm nach Plänen des Architekten Carl Ludwig Wimmel (Hamburg). Renovierung 2008–11. An der Südseite des Turms befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von Hermann Hosäus.

Grablege

Mindestens seit der Reformationszeit wurden in der Kirche auch Bestattungen vorgenommen. Die letzte Beisetzung war wohl 1803, die meisten Grüfte wurden Anfang des 20. Jh. verfüllt.19

Ausstattung

Zweigeschossiger hochbarocker Hauptaltar (1710 von Hans Hinrich Römers, Hamburg). Im Hauptgeschoß Christi Geburt, darunter eine Abendmahlsszene. Im Obergeschoß ein vollplastisch geschnitztes Kruzifix vor einer auf Holz gemalten Landschaft. Bekrönung mit segnendem Christus mit Kreuzesfahne, beiderseits des Giebels Engel mit den Leidenswerkzeugen. Die beiden Geschosse werden durch Standbilder der vier Evangelisten flankiert. Der Altar war eine Stiftung des aus Buxtehude stammenden Hamburger Senators und Reeders Michael Wilckens. – Sog. Halepaghenaltar (Passionsaltar) vor der Westwand des Nordschiffs, bedeutendes Zeugnis der mittelalterlichen Malerei in Buxtehude. Haupttafel (Kreuztragung) und Außenseiten (links der heilige Paulus, rechts der heilige Hieronymus) wohl von Wilm Dedeke (um 1510). Auf den Innenseiten weitere Passionsszenen (um 1515). Auf der Predella die Anbetung der Weisen und Hirten, 1641 barock übermalt. – Frühbarocke Kanzel im Knorpelstil (1673/74, Stiftung des Buxtehuder Bürgers Hilmar Filter), an Aufgang und Brüstung elf Apostel; reich verzierter mehrstöckiger Schelldeckel, bekrönt durch den triumphierenden Christus. – Taufe aus Holz, gedrechselt von Jan Gidion (Hamburg) nach dem Vorbild des Krankenabendmahlskelches von 1652 (1996). Bis Ende der 1960er Jahre nutzte die KG bei Taufen nur eine silberne Taufschale auf dem Altar. Ein 1969 aus Beton gegossener Taufstein (Entwurf: Dr. Meyer-Bruck, Buxtehude) mit verchromter Messingschale und Deckel wurde bei der Kirchensanierung Ende der 1980er Jahre beschädigt. – Im Chorraum Reste des Chorgestühls (um 1400). – Am südlichen Pfeiler vor dem Chor ein Kruzifix (Hamburger Werkstatt, um 1470, vielleicht früher Teil einer Triumphkreuzgruppe). – Ölbild „Christus als Salvator“ (1635).20 – Bilder Luthers und Melanchthons über der Tür zum ehemaligen Brauthaus (jetzt Haupteingang). – Mehrere Epitaphe, u. a. für den Buxtehuder Bürgermeister Martin Moller († 1583, dargestellt Christus am Kreuz, Moller mit Frau und Kindern in spanischer Tracht); Epitaph für den Hof- und Capellmusikus Michael Uhlich († 1673) über der Sakristeitür an der Ostwand des Südschiffs.21 Familienbild des Bürgermeisters Radeleves (1567). – Grabplatte u. a. des Kaufmanns, Brauereibesitzers und Ratsherrn Gerlof Langenbeck († 1560). Wandgrabmal der Anna von Rautenberg mit Marmorrelief der Auferstehung Christi (ursprünglich in der Kirche von Altkloster und nach deren Abbruch 1770 in die St.-Petri-Kirche überführt). – Kronleuchter von 1589 und aus dem 17. Jh. – Ehemalige Ausstattung: Der frühere Marienaltar (um 1410, aus dem Umkreis des Meisters Bertram von Minden) befindet sich 1904 als Leihgabe in der Hamburger Kunsthalle. – Ein vermutlich südniederländischer Passionsaltar (um 1500, bis 1710 Hochaltar) kam 1904 in die Städtischen Kunstsammlungen im alten Rathaus; jetzt als Leihgabe im Buxtehude-Museum.22

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Orgel

Seit mindestens 1545 nachgewiesen, Erbauer unbekannt. 1699/1701 Neubau durch Arp Schnitger, 36 III/P (HW, BW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1732 Reparatur und Änderung der Disposition im BW durch Johan Matthias Hagelstein (Lüneburg). 1760/61 Instandsetzung und Änderung der Disposition durch Dietrich Christoph Gloger (Stade). Weitere Reparaturen 1808 durch Nikolaus Rechten (Lüneburg), 1828/29 durch Johann Heinrich Hoffmann (Hamburg) und 1844 (mit Umdisponierung im Pedalwerk) durch Ernst Wilhelm Meyer (Hannover). Beim Turmbrand von 1853 wurde die Orgel zerstört. 1859 Neubau durch P. Furtwängler & Söhne (Elze), 52 III/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Reparaturen 1868 durch Johann Hinrich Röver (Stade), 1895 P. Furtwängler & Hammer (Hannover). 1982/84 umfassende Restaurierung und Rekonstruktion durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven). 2006 Restaurierung durch Rowan West (Altenahr). Die Orgel, das zweitgrößte Werk Philipp Furtwänglers, gilt als eine der bedeutendsten romantischen Orgeln in Norddeutschland und steht seit 1952 unter Denkmalschutz.23 Bei der Restaurierung von 2006 wurden auch Pfeifen aus der Schnitger-Orgel (1701) wiederentdeckt. – Seit 1974/75 befindet sich in der Kirche zusätzlich eine kleine Chororgel der Firma Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen); 7 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Prospekt von Paul Ott (Göttingen), ursprünglich Gehäuse des Rückpositivs der Orgel von SS. Cosmae et Damiani in Stade.24

Geläut

Drei LG, I: d’; II: g’; III: a’ (alle Bronze, Gj. 1973, Glockengießerei Heidelberg). – Eine SG in d’’ (Viertelstundenglocke). – Früherer Bestand: In den 1850er Jahren waren für die Kirche bei der Firma Dreyer in Linden/Hannover drei LG neu gegossen worden. Von diesen wurden im Ersten Weltkrieg die kleinste und die größte zu Rüstungszwecken abgeliefert. Ersatzglocken aus Bronze beschaffte die Gemeinde 1925 bei der Firma Störmer (Erfurt). 1943 mussten die beiden größeren LG sowie die SG abgegeben werden. Im Turm verblieb nur die kleinere Störmer-Glocke von 1925 (fis’). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst ein Dreiergeläut in d’, f’ und g’ der Firma J. F. Weule (Eisenhartguss, Gj. 1953) beschafft. Die verbliebene LG und eine weitere Glocke (wohl eine SG) wurden dabei an die Firma Weule veräußert und im Metall- und Hüttenwerk C. O. Pape in Hannover verhüttet. 1973 wurde das Eisenhartguss-Geläut durch neue Bronzeglocken ersetzt.

Friedhof

An der Ferdinandstraße. Eigentum der KG. FKap (Bj. 1983).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle (Verteilung der Pastoren auf die drei Pfarrstellen ist zum Teil unsicher. – 1829 erste Pfarrstelle aufgehoben, die zweiten und dritten Pfarrer rückten damals auf): 1544 Johann von der Hoyer. – 1551–1558 Franz Daring. – 1558–1603 Johann Rolapp. – 1603–1617 Theodor Dassow. – 1617–1626 Hinrich Burchardi. – 1626–1642 Johannes Scholvin. – 1642–1645 Magister Hinrich Meier. – 1652–1667 Johann Wasmund. – 1668–1701 Otto Matthaei d. Ält. – 1702–1703 Nikolaus Hesse. – 1703–1750 Otto Matthaei d. Jüng. – 1751–1798 Christian Gottlieb Gazert. – 1798–1814 Johann Simeon Faas. – 1814–1829 Johann Friedrich Julius Sievers. – 1829–1843 Christoph Josias Decker. – 1843–1872 Ludwig Matthias Hinrich Pape. – 1874–1907 Georg Adolf Theophil Höpfner. – 1907–1922 Georg Ross. – 1922–1936 Johann Heinrich August Karl Thielbörger. – 1938–1968 Friedrich Ludwig Gotthilf Ernst Koch.

Zweite Pfarrstelle (Archidiakonat): 1561–1563 Johann von Arrien (Rike). – 1569 (?)–1581 Joachim Harmes. – 1582–1603 Theodor Dassow. – 1604–1624 Hinrich Inselmann. – 1624–1626 Johannes Scholvin. – 1649–1652 Johann Wasmund. – 1652–1659 Magister Peter Schroeder. – 1660–1668 Otto Matthaei d. Ält. – 1668–1691 Magister Johannes Pilgrim. – 1691–1701 Nikolaus Hesse. – 1702–1730 Christian Ernst Corfinius. – 1730–1738 Peter Wichmann. – 1738–1746 Johann Hinrich Broihahn. – 1746–1751 Christian Gottlieb Gazert. – 1751–1760 Friedrich Leopold Rehburg. – 1760–1800 Lucas Hinrich Roeding. – 1800–1814 Johann Friedrich Julius Sievers. – 1814–1829 Christoph Josias Becker. – 1829–1843 Ludwig Matthias Hinrich Pape. – 1844–1864 Dr. Karl Hermann Kunhardt. – 1865–1881 Wilhelm Erich Rakenius. – 1883–1907 Georg Rost. – 1908–1922 Johann Heinrich August Karl Thielbörger. – 1938–1948 Walther Heinrich Julius Tecklenburg.

Dritte Pfarrstelle (Diakonat): 1569–1579 Henning Meier. – 1579–1595 Werner Degener. – 1595–1617 Hinrich Burchardi. – 1617–1618 Hinrich Dassow. – 1619–1624 Johann Scholvin. – 1624–1627 Hermann Grave. – 1627–1639 Magister Hinrich Majohl. – 1640–1642 Magister Hinrich Meier. – 1645–1655 Magister Johann Richard. – 1656–1660 Otto Matthaei d. Alt. – 1661–1691 Nikolaus Hesse. – 1692–1702 Christian Ernst Corfinius. – 1702–1703 Otto Matthaei d. Jüng. – 1703–1715 Balthasar Albrecht. – 1715–1723 Hieronymus Kramer. – 1723–1730 Peter Wichmann. – 1731–1738 Johann Hinrich Broihahn. – 1738–1741 Karl Johann Heise. – 1742–1746 Christian Gottlieb Gazert. – 1747–1751 Friedrich Leopold Rehburg. – 1751–1760 (?) Lucas Hinrich Röding. – 1760–1762 Johann Hinrich Mutzenbecher. – 1762–1771 Lorenz Joachim Müller. – 1772–1773 Rudolf Gerhard Behrmann. – 1774–1798 Johann Simeon Faas. – 1801–1814 Christoph Josias Becker.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 157–159

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 329–330 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 140–144 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 1389–1392 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2617Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 149 (Orgelsachverständiger); D 49 (EphA Buxtehude).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1654
Trauungen: ab 1654
Begräbnisse: ab 1708, 1708–1802 für Altkloster (Lücken: 1811–1813; unvollständig: 1733–1810)
Kommunikanten: ab 1874
Konfirmationen: ab 1842

Militärgemeinde

Taufen: Okt. 1943–Mai 1945
Trauungen: Okt. 1943–Mai 1945
Begräbnisse: Okt. 1943–Mai 1945
Kommunikanten: Okt. 1943–Mai 1945
Konfirmationen: Okt. 1943–Mai 1945

Literatur

A: Denkmalatlas Niedersachsen; Fock, Schnitger, S. 10–112; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 110–112; Schild, Denkmal-Orgeln I, S. 132–205; Steiger, Gedächtnisorte I, S. 101–103.

B: Anton Doskocil: Die St. Petrikirche zu Buxtehude, Buxtehude 1970; Robert Gahde: Der schaumburgische und dänische Hofmusiker Michael Ulich (1601–1673) und sein Epitaph in der St. Petri-Kirche in Buxtehude, in: Stader Jahrbuch 99 (2009), S. 61–86; Peter Golon: Festschrift zur Wiedereinweihung der Philipp-Furtwängler-Orgel in der Ev.-Luth. St.-Petri-Kirche zu Buxtehude, Buxtehude 1985; Elisabeth Krohn: Buxtehude im Spiegel seiner Kirchengeschichte, in: Heimatliches Buxtehude, Buxtehude 1953, S. 20–41; Ludwig Mathias Henrich Pape: Kirchenchronik der Stadt Buxtehude, Stade 1842; Margarete Schindler: Buxtehude. Studien zur mittelalterlichen Geschichte einer Gründungsstadt, Wiesbaden 1959; Margarete Schindler: Blick in Buxtehudes Vergangenheit. Geschichte der Stadt, Buxtehude 1978; Bernd Utermöhlen (Red.): 1196 – 1296 – 1996. 800 Jahre Altes Kloster und 700 Jahre St.-Petri-Kirche in Buxtehude, Buxtehude 1996; Bernd Utermöhlen: Ev.-luth. St. Petrikirche Buxtehude, München, Zürich 1992.


Fußnoten

  1. MGH DD O I 205 [Digitalisat].
  2. UB Verden I, Nr. 190 (Bestätigung durch Bf. Rudolf I. von Verden 1197).
  3. UB Verden II, Nr. 30.
  4. UB Verden II, Nr. 587.
  5. Bachmann, Urkunden, Nr. 1; Kausche, Regesten, Nr. 181 und 188.
  6. UB Verden II, Nr. 643.
  7. UB Verden III, Nr. 163.
  8. Kausche, Regesten, Nr. 891.
  9. Kausche, Regesten, Nr. 566.
  10. KABl. 1964, S. 8 f.
  11. KABl. 2009, S. 70.
  12. KABl. 1954, S. 19.
  13. KABl. 1968, S. 13.
  14. KABl. 1974, S. 39.
  15. KABl. 1964, S. 8 f.
  16. KABl. 1958, S. 195.
  17. KABl. 1934, S. 158 f.
  18. UB Verden II, Nr. 30.
  19. Utermöhlen, 1196 – 1296 – 1996, S. 135–138.
  20. Steiger, Gedächtnisorte I, S. 101 ff.
  21. Gahde, S. 61–86.
  22. Utermöhlen, 1196 – 1296 – 1996, S. 162 f.
  23. KABl. 1952, S. 160; LkAH, B 1 A, Nr. 4587 (Verzeichnis der Denkmalsorgeln der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Stand 01.10.1958).
  24. LKA, G 9 B/Buxtehude, St. Petri Bd. IV (Bericht des Orgelrevisors Martin Böcker, 09.05.2001).