Seit 1942 Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Patrozinium: Matthäus (seit 1997) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Bredelem wird 1147 als Brethenehim in einer Urkunde des Bf. Bernhard von Hildesheim erstmals erwähnt. Das sich nach dem Ort nennende Geschlecht von Bredenheim scheint Ende des 13. Jh. ausgestorben zu sein. Besitz im Dorf hatten u. a. das Kloster Riechenberg und das Hildesheimer Sültestift. Zudem befand sich dort ein bischöfliches Meiergut. Der zunächst hildesheimische Ort kam nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 an das Hzm. Braunschweig-Lüneburg (Amt Liebenburg) und wurde 1643 an das Hochstift zurückgegeben. – Seit 1972 Ortsteil der Stadt Langelsheim.

Kirche Bredelem, außen, um 1920

Blick zur Kirche von Südwesten, um 1920, Foto: bredelem.info

Die Kirche ist mittelalterlichen Ursprungs. Wann sie gestiftet wurde, ist nicht bekannt. Als erster Geistlicher wird 1395 Godeken kerkheren to Bredelem genannt.1 Die Reformation wurde im Zuge der Visitation von 1542 nach der Besetzung des Landes durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes eingeführt. Das Amt Liebenburg wurde wohl Anfang November des Jahres visitiert.2 Der noch kath. geweihte Priester Nicolaus Schunemann (Pastor verus) nahm das luth. Bekenntnis an und reichte das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, kehrte jedoch nach der Rückkehr Heinrichs des Jüngeren (1547) zum kath. Ritus zurück.3 Mit dem Regierungsantritt Hzg. Julius 1568 setzte sich die luth. Lehre in Bredelem endgültig durch. Die Pfarre war gering dotiert und konnte sich „ein Pfarher davon nicht ernehren.“4 Sie war daher (noch 1551) mit Langelsheim verbunden, später (vor 1568 bis 1653) mit Ostharingen, dann mit Upen. Der Prediger der gleichfalls gering dotierten Pfarre (Ost-)Haringen bat schon 1542 die Visitatoren, dass man „das Dorff Bredelem, [das] vorhin in die pfarre zu Haringen gehort hat […] wieder zulege und annectire“.5
Im Mai 1830 wurde das Dorf bei einem Brand fast vollständig zerstört. Die Kirche blieb verschont, wurde aber wegen Baufälligkeit 1844/45 abgebrochen und durch einen Neubau nach Plänen des Baumeisters Gottfried Carl Friedrich Wiepking aus Goslar ersetzt (Einweihung 19. Dezember 1847).
Im Zuge der territorialen Neugliederung nach dem Salzgitter-Gesetz wurde die KG mit dem 1. Oktober 1942 in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert.6 1953 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Upen gelöst und Bredelem wieder mit Ostharingen verbunden (bis 1976). Der letzte vor Ort ansässige P. verließ die Gemeinde 1974. Seit Mitte der 1980er Jahre besteht ein Pfarrverband mit Jerstedt. Nachdem 1988 das Pfarrhaus und die zum Gemeinderaum umgebaute ehemalige Pfarrscheune verkauft worden waren, wurde 1989/90 die alte Schule zum Gemeindehaus umgebaut.

Umfang

Das Dorf Bredelem und die Palandsmühle.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Haringen der Diözese Hildesheim. – 1569 zur Suptur. (Insp.) Salzliebenhall der GSuptur. Gandersheim (noch um 1594/99).7 Wohl nach der Restituierung des Großen Stifts an das Hochstift Hildesheim (1643), jedenfalls vor 1651 kam Bredelem zur Insp. Bockenem8 und bei der Teilung des Aufsichtsbezirks Bockenem 1806 zur neu errichteten Insp. (1924: KK) Salzgitter. 1. Oktober 1942 in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert (Propstei Goslar).

Patronat

Der Bf. von Hildesheim, nach der Reformation der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche Bredelm, innen, 2014

Blick zum Altar, 2014, Foto: W. Achilles, Darmstadt

Dreiachsige klassizistische Saalkirche mit hohen Rundbogenfenstern, erbaut 1846/47 (Architekt: Gottfried Carl Friedrich Wiepking, Braunschweig). Mauerwerk aus Sandsteinquadern. Innen Emporen an den Längsseiten und im Westen (Orgelempore). Renovierungen 1911 (Innen) und 1963/66.

Turm

Querrechteckiger Westturm mit flachem Walmdach; darauf ein achtseitiger offener Dachreiter mit Pyramidendach. Der Turm wurde 1945 in den letzten Kiregswochen durch Artilleriebeschuss beschädigt und 1953 saniert.

Ausstattung

Kanzelaltarwand mit schmaler Ostempore. Zwei nachträglich durch den Maler Darnedde (Gandersheim) angefertigte Altarbilder „Christus in Gethsemane“ (Kopie nach Josef M. M. Hoffmann) und „Die Auferstehung“ (eigenes Werk) wurden 1963/66 unter grundsätzlicher Beibehaltung des Kanzelaltars wieder entfernt. Das Auferstehungsbild befindet sich jetzt in der Sakristei. – Der zwischenzeitlich im Pfarrgarten aufgestellte Taufstein erhielt 1955 einen Platz im Eingangsbereich der Kirche und nach Restaurierung (1963/66) wieder im Altarraum.

Orgel

1847/48 Neubau durch P. Furtwängler (Elze), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen und Abgabe zu Kriegszwecken. 1939 Veränderung der Disposition nach Vorgaben des Orgelrevisors Drömann. 1962 Umbau durch Firma Blöß (Oker). 1975 weitere Veränderung der Disposition durch Firma Schmidt & Thiemann (Hannover).

Glocke Bredelem

Abtransport der großen Kirchenglocke 1942, Foto: O. Meyenburg, Bredelem

Geläut

Drei LG, I: g’, Inschriften: „Ich rufe dich zu Gottes Ehre, ich rufe dich zu Freud und Leid, und wenn ich dir am Grab ertöne, bist du schon in der Ewigkeit“ sowie „Spruch der alten Glocke, 1822 gegossen, 1942 für den Krieg genommen Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Jes. 7“ (Stahl, Gj. 1956, Bochumer Verein); II: a’, Inschrift: „Kommt zum Hause des Herrn mit Danken zu seinen Vorhöfen mit Loben“ und „Auf Kosten der Gemeinde Bredelem umgegossen von J. H. Wicke in Braunschweig 1822 waehrend der Dienstzeit des Pastors G. H. König und des Ortsvorstehers Hans Heinrich Fricke“ (Bronze, Gj. 1822, Johann Heinrich Wicke, Braunschweig); III: c’’, Inschrift: „Lasset euch versöhnen mit Gott 2. Kor. 5 Jahreslosung 1956“ (Bronze, Gj. 1956 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Früherer Bestand: (Vermutllich) zwei LG (Bronze), 1822 zu zwei neuen LG umgegossen: heutige LG II sowie eine große LG g’, Inschriften: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Jes. 7“ und „Auf Kosten der Gemeinde Bredelem umgegossen von J. H. Wicke in Braunschweig 1822 waehrend der Dienstzeit des Pastors G. H. König und des Ortsvorstehers Hans Heinrich Fricke“ (Bronze, Gj. 1822, Johann Heinrich Wicke, Braunschweig); im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und 1919 zurück in Bredelem; 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben und eingeschmolzen.

Friedhof

Ursprünglich bei der Kirche, später an den südlichen Ortsrand verlegt. In Trägerschaft der KG.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542, 1551 Nicolaus Schünemann, wohl noch kath. – 1551 für Upen erwähnt: Andreas Marquardt, kath. Priester. – 1568, 1578 Christoph Marquard. – 1583, 1590 Magister Hermann Derkenius (Decking). – 1591–nach 1656 Georg Tappe. – Um 1620 Joachim Ristus. – 1656–1619 Magister Johann Busch (Buscher). – 1670–1673 Heinrich Beseke. – 1674–1709 Heinrich Melchior Winkelmann. – 1709–1731 Barthold Johann Rensch. – 1731–1771 Christian Wilhelm Schlüter. – 1771–1800 Heinrich Christian Konrad Sack. – 1800–1811 Ernst Christian Ludwig Sandhagen. – 1811–1827 Georg Heinrich König. – 1827–1845 Johann Georg Eberhard Timme. – 1846–1870 Christian Friedrich Wengler. – 1871–1879 Karl Johannes Baustädt. – 1880–1906 Johann Heinrich Christoph Kranz. – 1907–1916 Karl Wilhelm August Heinrich Schleiffer. – 1917–1937 Heinrich Karl Philipps.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 120–121

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1370–1382); A 6 Nr. 1098–1105 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 297Digitalisat, 298Digitalisat, 299Digitalisat (Visitationen).

Literatur

A: Kiecker/Borchers, KD Lkr. Goslar, S. 45 f.; Zobel, Heimatbuch Lkr. Goslar, S. 178–183.

B: Pfarramt Jerstedt-Bredelem (Hg.): Festschrift zur Einweihung des Gemeindehauses in Bredelem 28. Oktober 1990, Goslar [1990]; Julius Heitefuss: Bredelem „Einst“. Chronik des Dorfes Bredelem (MS 1944/47), Abschrift online veröffentlicht: https://www.bredelem.info/dorfchronik (25.07.2019); Bernhild Merz (Hg.): Festschrift 150 Jahre Kirche Bredelem Sankt Matthäus, [Bredelem] 1997.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim VI, Nr. 1299.
  2. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 150.
  3. Spanuth, Quellen, S. 263.
  4. Wolters, Kirchenvisitationen IV, S. 149.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 187.
  6. KABl. 1943, S. 1–4.
  7. Reller, Kirchenverfassung, S. 222.
  8. Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 123.