KapG der KG Wartjenstedt. Seit 1942 Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung, die sicher dem Dorf Rhene zugeordnet werden kann, stammt aus dem Jahr 1141: Gf. Siegfried IV. von Boyneburg übertrug dem Kloster Northeim viereinhalb Hufen Land in Rhene und eine Mühle (IIII et dimidium et moldendinum).1 Das Hildesheimer Stift St. Moritz besaß 1151 zwei Hufen in Renethe und St. Andreas, ebenfalls in Hildesheim, erhielt 1211 den halben Zehnten aus Renede (dimidiam partem decime).2 Der größte Landbesitzer in Rhene war jedoch das Kloster Wöltingerode: In einem Besitzverzeichnis von 1188, das Ks. Friedrich I. bestätigte, sind Land, eine Mühle sowie Anteile an einer weiteren Mühle angeführt.3 Als Papst Honorius III. 1216 die Rechte und den Besitz Wöltingerodes bestätigte, gehörten dem Kloster in Rhene vierzehneinhalb Hufen Land und zwei Mühlen (in Renedhe quatuordecim mansos et dimidium cum duobus molendinis).4 Rhene gehörte im Mittelalter zum Amt Wohldenberg des Hochstifts Hildesheim, das nach 1275 aus dem Gebiet der Grafen von Wohldenberg hervorgegangen war.5 Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) fiel das Dorf zusammen mit dem gesamten Amt Wohldenberg an das welfische Teilfsm. Braunschweig-Wolfenbüttel. Erst 1643 kehrte Rhene unter stifthildesheimische Landesherrschaft zurück (Restitution des Großen Stifts). Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 fiel das Gebiet des Hochstifts an das Kgr. Preußen. In der Zeit des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) gehörte Rhene zum Kanton Nettlingen im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Ab 1815 war das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Amtes Wohldenberg, das 1852/59 im Amt Bockenem aufging. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen. Bei Einführung der Kreisverfassung kam Rhene 1885 zum neuen Kr. Marienburg. Aus der preußischen Provinz Hannover wurde Rhene zum 1. August 1941 in den Freistaat Braunschweig umgegliedert (Salzgittergesetz) und gehört seitdem zum Lkr. Wolfenbüttel. Im Jahr 1974 wurde Rhene nach Baddeckenstedt eingemeindet. Um 1810 lebten knapp 140 Menschen in Rhene, 1983 gut 190 und 1998 etwa 350.
Kirchlich gehörte Rhene vermutlich schon in vorref. Zeit als Tochtergemeinde (filia) zu Wartjenstedt und wechselte gemeinsam mit der Muttergemeinde 1542/68 zur luth. Lehre. In den Protokollen der reformatorischen Kirchenvisitation von 1542 ist knapp vermerkt: „Reine. Ist filia der pfar zu Wertginstet“.6 Die Kapelle des Dorfes ist laut Inschrift 1614 erneuert oder neu errichtet worden. Seit 1942 ist Rhene, genau wie seine Muttergemeinde Wartjenstedt, Teil der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig (Gebietstausch mit der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers infolge des Salzgittergesetzes).7 1969 schied die KapG Rhene aus der KG Wartjenstedt aus und bildet seitdem einen Pfarrverband mit den KG Baddeckenstedt und Oelber am weißen Wege.

Umfang

Das Dorf Rhene.

Kapellenbau

Rechteckiger Bruchsteinbau mit Eckquaderung. Satteldach, Rechteckfenster, schmales Rundbogenfenster in Ostwand, Inschrift über Fenster an Südseite: „Iost Cverdes Anno 1614“. Im Innern flache Balkendecke. Renovierung Ende 1950er Jahre.

Turm

Über Westgiebel viereckiger, verschieferter Dachreiter mit hoher, achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne.

Ausstattung

Holzkanzel, bis in die 1950er Jahr Teil des Kanzelaltars, dann abgenommen und separat aufgestellt. – Ölgemälde, Kreuzigungsszene mit berittenem, römischem Soldaten (Julius Freter, Geschenk des Künstlers).

Geläut

Zwei LG, I: (Gj. Anfang 1950er Jahre); II: cʼʼʼ, Inschrift: „anno d[omi]ni m ccccc ii iar“ (Bronze, Gj. 1502).

Friedhof

Bis 1955 kirchlicher Friedhof neben der Kapelle.

Literatur

A: Günther, Ambergau, S. 530; Siebern/Kayser, KD Kr. Marienburg, S. 187–188.

B: Wilfried Bartels: Wissenswertes aus dem mehr als tausend Jahre alten Rhene, in: Heimatbuch für den Landkreis Wolfenbüttel 33 (1987), S. 130–133.


Fußnoten

  1. Harenberg, Historia, S. 708, Günther, Ambergau, S. 530. Das mitunter mit Rhene identifizierte Hrieon, das im Verzeichnis der Schenkungen (Traditionen) an das Kloster Corvey erwähnt ist (älterer Teil, datiert auf 826–876), wird heute eher mit Rhena bei Korbach oder Rehne (wüst) bei Bodenwerder identifiziert (Mönchslisten I, § 130; Mönchslisten II, S. 154; Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 76 – Günther, Ambergau, S. 530, Bartels, S. 130). Die ältere Identifizierung mit Rhene geht auf eine willkürliche Ergänzung der Gauzugehörigkeit zurück, die Johann Friedrich Falke vorgenommen hat, als er 1752 eine Edition der Traditionen herausgab (ausführlich: Mönchslisten I, S. 62 ff.).
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 275 und ebd. Nr. 646.
  3. UB HS Hildesheim I, Nr. 468.
  4. UB HS Hildesheim I, Nr. 685; Bartels, S. 130.
  5. Petke, Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg, S. 468 ff.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 195.
  7. KABl. 1943, S. 1 ff.