Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Christus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Nach der Eingemeindung in die Stadt Nordhorn im Jahr 1921 entstanden in der Gemarkung der ehemaligen Gemeinde Frensdorf seit 1927 die beiden Wohngebiete Blumensiedlung und Neuberlin.1 Die Stadtteilnahmen sind „vom Volksmund nach den vorgegebenen Straßennamen geprägt worden“.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1980

Kirche, Ansicht von Südosten, 1980

Kirchlich gehörten die ev.-luth. Familien der neuen Wohnsiedlungen zur KG Nordhorn. In der Nachkriegszeit wuchs die ev.-luth. Bevölkerung Nordhorns stark an und seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre gingen mehrere neue Kirchengemeinden aus der großen KG Nordhorn hervor. Im Gebiet der späteren Christusgemeinde hielt der Nordhorner P. Egbert Zieger (amt. 1947–1964) seit April 1960 alle zwei Wochen einen Gottesdienst im Filmtheater Schauburg in der Denekamper Straße.2 Der Osnabrücker LSup. Kurt Degener (amt. 1956–1970) legte am 28. Oktober 1962 den Grundstein für eine neues Gotteshaus in der Blumensiedlung und zwei Jahre später, an Erntedank 1964 konnte er die Christuskirche einweihen. Die „Ev.-luth. Christus-KG in Nordhorn“ hatte sich bereits zum 1. Januar 1964 gegründet; der größte Teil ihres Gemeindegebiets hatte bislang zur KG Nordhorn gehört, ein kleinerer zur KG Nordhorn-Blanke (Frensdorfer-Haar westlich des Nordhorn-Almelo-Kanals).3 Gleichzeitig mit der Gründung der Christusgemeinde erhielten diese Gemeinden neue Namen: Kreuzkirchengemeinde und Martin-Luther-Kirchengemeinde. Von der Kreuzgemeinde übernahm die Christusgemeinde die dritte Pfarrstelle. Erster Pfarrer der neuen Gemeinde war P. Dirk Koller (amt. 1964–1969), der bereits seit 1962 in Nordhorn tätig war. Neben der Kirche entstanden nacheinander Küsterhaus (1964), Pfarrhaus (1966) und Gemeindehaus (1973). Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1971 bei etwa 4.000.4 Im Jahr 1974 eröffnete die Christusgemeinde in der Frankenwaldstraße einen ev. Kindergarten.
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhält die Christusgemeinde Nordhorn seit 1972 Kontakte zur Kirchgemeinde Großrückerswalde im Erzgebirge.5 Der Singkreis der Christuskirche schloss sich 1972 mit dem Kirchenchor der Kreuzgemeinde zum „Kreuz- und Christuskirchenchor“ zusammen (1999: Lutherische Kantorei).6 Der 1953 in der KG Nordhorn gegründete Posaunenchor ist seit seiner Neugründung 1986 in allen drei luth. Gemeinden Nordhorns aktiv. Im Bereich der Ökumene waren gemeinsame Gottesdienste der Christusgemeinde zusammen mit der kath. St. Marienkirche und ein alljährliches Bibelseminar im Jahr 1984 „schon zur Tradition geworden“.7 Zum Gemeindeleben merkte der Meppener Sup. 1990 an: „In der Kirchengemeinde gibt es viele Kreise.“8 Im Jahr 1996 hatte die Gemeinde etwa 3.400 Gemeindeglieder.9 Seit 2008 geben die drei ev.-luth. Gemeinden Nordhorns einen gemeinsamen Gemeindebrief heraus („Die Brücke“)10, seit 2009 feiern sie den jährlichen Himmelfahrtsgottesdienst gemeinsam im Kloster Frenswegen.
Gut 58 Jahre nach ihrer Gründung schloss sich die Christusgemeinde wieder mit ihrer Muttergemeinde Kreuz zusammen und gemeinsam gründeten beide zum 1. Juni 2012 die neue „Ev.-luth. Christus-und-Kreuz-Kirchengemeinde“ in Nordhorn“.11

Umfang

Die Nordhorner Stadtteile Neuberlin, Blumensiedlung und Frensdorf.12

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1964 zum KK Emsland-Bentheim.

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Osten, Teilansicht, 1978

Kirche, Ansicht von Osten, Teilansicht, 1978

Sechseckiger Bau (Drachenviereck mit abgeschnittenen Spitzen), ausgerichtet nach Norden, erbaut 1962–64 (Architekt: Gerd Johannsen, Hamburg). Satteldach, Trauflinien nach Norden ansteigend. Betonskelettbau mit Ziegelausfachung. In den vier Gefachen des Schiffs unterhalb der Trauflinie große Fensterflächen nach Osten und Westen; Ostseite des Altarraums als Fensterwand mit vertikalen Streben gestaltet; West- und Nordseite ohne Fenster; in der südlichen Giebelwand zahlreiche kleine Quadratfenster. Überdachter Haupteingang an Südostseite. Im Nordwesten Sakristeianbau, im Südwesten Verbindungstrakt zum Gemeindehaus. Im Innern offener Dachstuhl mit holzvertäfelten Deckenflächen; verklinkerte Wände, Altarwand mit versetzten Ziegeln; Südempore.

Fenster

Farbige Betonglasfenster in der Südfassade (1964, Hans Ohlms, Nordhorn).

Turm

Östlich der Kirche freistehender Glockenturm aus zwei Betonscheiben (Osten und Westen), Flachdach, bekrönt mit Kreuz. Nach Norden und Süden horizontale Holzverschalung, Erdgeschoss offen. 1979 Turmsanierung.

Ausstattung

Schlichter Altar aus drei Sandsteinblöcken (1964). – An der Altarwand dreiteiliges Relief „Christus schafft den neuen Menschen“ (1965, Heinz Heiber, Nürnberg), Bronze, farbig gefasst; links Adam, in der Mitte Christus, rechts der erlöste Mensch.13 – Leicht erhöhte Kanzel mit Brüstung aus Sandsteinblöcken (1965). – Würfelförmige Sandsteintaufe mit eingezogenem, viereckigem Sockel (1965). – Antependien (1976, Entwurf: Renate Strasser, Herstellung: Handarbeitskreis der Christusgemeinde).14

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1975

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1975

Orgel

1969–74 Orgelneubau in zwei Bauabschnitten, ausgeführt von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 1969 zunächst 14 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, 1974 Rückpositiv ergänzt und erweitert auf 21 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1991, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Röm 14,9“, „Gestiftet vom Frauenhandarbeitskreis der Gemeinde“ sowie Gießerzeichen mit Jahreszahl „1991“; II: b’ (Bronze, Gj. 1965, Firma Rincker, Sinn); III: c’’ (Bronze, Gj. 1965, Firma Rincker, Sinn); eine der beiden Glocken von 1965 trägt die Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1966). – Küsterhaus (Bj. 1963/64). – Gemeindehaus (Bj. 1973). – Kindergarten Frankenwaldstraße (Bj. 1973/74).

Friedhof

Kein gemeindeeigener Friedhof.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 9 Nr. 615–620 (AfBuK); L 5f Nr. 128, 975, 1005 (LSuptur. Osnabrück); S 09 rep Nr. 1803 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 100.

B: Ev.-lutherische Christus-Kirche Nordhorn. Festschrift zum 25-jährigen Gemeinde- und Kirchweihjubiläum der Ev.-luth. Christus-Kirchengemeinde, hrsg. vom Kirchenvorstand, Nordhorn 1989; Clemens von Looz-Corswarem & Michael Schmitt (Hg.): Nordhorn. Beiträge zur 600jährigen Stadtgeschichte, Nordhorn 1979.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Looz-Corswarem & Schmitt, S. 266. Das folgende Zitat ebd., Anm. 57.
  2. Christus-Kirche, S. 24.
  3. KABl. 1964, S. 10. LkAH, L 5f, Nr. 124 (Visitation 1966).
  4. LkAH, L 5f, Nr. 128 (Visitation 1971).
  5. Christus-Kirche, S. 35. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  6. Christus-Kirche, S. 58.
  7. LkAH, L 5f, Nr. 128 (Visitation 1984).
  8. LkAH, L 5f, Nr. 128 (Visitation 1990).
  9. Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 100.
  10. Eine erste gemeinsame Ausgabe erschien bereits 1971, vgl. 50 Jahre Ev.-luth. Martin-Luther-Kirchengemeinde in Nordhorn. „Denn es wächst alle Tage eine neue Kirche auf …“, hrsg. vom Kirchenvorstand, Nordhorn 2006, S. 49 ff.
  11. KABl. 2012, S. 178 f.
  12. KABl. 1964, S. 10.
  13. Dieser Titel des Triptychons ist in den Visitationsunterlagen 1971 angegeben, vgl. LkAH, L 5f, Nr. 128 (Visitation 1971). Nach der Website der Nordhorner Kirchengemeinden lautet der Titel „Der alte und der neue Mensch“, siehe https://www.lutherisch-in-nordhorn.de/gebaude/christuskirche, 15.12.2023.
  14. Christus-Kirche, S. 60.