Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: Markus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die Markusgemeinde im Südwesten Hildesheims liegt in einem Stadtteil, „in dem eine Bevölkerung mit verhältnismäßig hohem sozialen Niveau“ lebte, wie es im Visitationsbericht 1977 heißt.1 In den 1990er Jahren setzte ein Wandel der Sozialstruktur ein und der Anteil der weniger wohlhabenden Bevölkerung wuchs. Auch das ehemalige Stiftsdorf Ochtersum zählte bis 1975 zum Kirchspiel.

Als ersten Bestandteil eines neuen Gemeindezentrums eröffnete die Michaelisgemeinde 1960 in ihrem damaligen Südbezirk einen Kindergarten. 1962 begann daneben der Bau des Gemeindehauses, dessen Einweihung die Gemeinde am 22. März 1964 feierte. Die Pläne hatte der Hildesheimer Architekt August Steinborn entworfen; der Altarraum ließ sich mit einem Vorhang abtrennen, um den Kirchensaal auch für andere Veranstaltungen nutzen zu können. Zum 1. Juli 1964 gründete sich die neue Markusgemeinde und übernahm die 1950 errichtete dritte Pfarrstelle der Michaelisgemeinde.2 Seit 1971 unterstützte ein Pfarrer der Landeskirche die Arbeit des Ortspfarrers.3 Seine Arbeit war auf den wachsenden Stadtteil Ochtersum konzentriert, wo sich 1975 mit der Lukasgemeinde eine weitere neue Kirchengemeinde gründete.4 Den geplanten Bau einer größeren Kirche, für den die Markusgemeinde 1969 das Grundstück einer ehemaligen Ziegelei erworben hatte, konnte nicht verwirklicht werden. Den provisorischen Glockenträger neben dem Gemeindehaus ließ die Gemeinde 1976/77 zu einem Glockenturm umbauen und finanzierte diesen Bau über Spenden. Bei der zweiten Visitation der Kirchengemeinde lobte der Visitator die „spürbare und prägende Wirkung“5, die die Markusgemeinde in ihrem Stadtteil hätte. 1989 stand noch einmal der Neubau einer Kirche zur Debatte, letztlich fiel die Entscheidung jedoch für den Umbau des Gemeindehauses. Zur Finanzierung verkaufte die Kirchengemeinde 1993 das ursprünglich für den Kirchenbau vorgesehene Grundstück. Der Umbau schuf auch Raum für eine größere Orgel. 1997 weihte die Gemeinde den neugestalteten Kirchensaal und das neue Instrument ein. Seit der Umgestaltung des Altarraumes stehen Pastorin oder Pastor mit Blick zur Gemeinde hinter dem Altartisch.
Seit Oktober 1999 ist die Markusgemeinde mit ihrer Tochtergemeinde Lukas pfarramtlich verbunden; die beiden Gemeinden erhielten zusammen anderthalb Pfarrstellen.6 Im gleichen Jahr gründete sich auch der Förderverein der Markus-Kindertagesstätte. 2009 folgte die Markusstiftung Hildesheim, die ihr Ziel in dem Motto „Begegnen und helfen vor Ort“ zusammenfasst. Ein Kernstück der Stiftungsarbeit ist es, die Stelle der „Markusschwester“ mitzufinanzieren, die ältere Menschen seelsorglich und beratend unterstützt. Die Landeskirche förderte das Markusschwester-Projekt anfangs mit Mitteln aus dem Innovationsfonds.

Umfang

Teile Hildesheims (Gebiet zwischen Steinbergstraße, Innerste und südlicher Stadtgrenze) sowie Ortsteil Ochtersum (bis 1975, dann Hildesheim, Lukas).

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung zum KK Hildesheim, seit 1. Januar 1999 KK Hildesheim-Sarstedt.7

Kirchenbau

Gemeindehaus, schlichter Rechteckbau mit Satteldach, Eingangsbereich an Nordwestecke mit Schleppdach, erbaut 1962–64, Architekt August Steinborn (Hildesheim). Teilweise verklinkert, teilweise verputzt. Im Innern Kirchensaal mit offener Deckenkonstruktion und freiliegenden Zugbändern im Erdgeschoss, Jugend- und Gemeinderäume im Untergeschoss, südlicher Gebäudeteil zweigeschossig mit Wohnungen. 1995/96 Umbau des Kirchsaals (Architekt: Dieter Lippitz, neue Dach- und Deckenkonstruktion, da zuvor zu niedrig und daher zu wenig Luft bei gutbesuchten Veranstaltungen; behindertengerechter Eingangsbereich; Altarraum umgestaltet).

Turm

Niedriger Turm mit steilem Satteldach und Turmkreuz, erbaut 1976/77 neben Nordostecke des Gemeindehauses; dabei den provisorischen Glockenträger (holzverkleidetes Stahlgerüst) von 1964 ummauert, nicht zuletzt, um Lautstärke des Geläuts zu verringern (Architekt: Fritz Boysen).

Ausstattung

Kreuz an Altarwand (1996, Eisen, ehemaliges bronzenes Altarkruzifix integriert).

Orgel

1964 erbaut von Schmidt & Thiemann (Hannover), 6½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1997 Abbau der Orgel; im gleichen Jahr Neubau durch Alfred Führer Orgelbau (Wilhelmshaven), 22 (davon 8 Transmissionen) II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 993).

Geläut

Drei LG, I: des’’ (Bronze, Gj. 1976, Glockengießerei Heidelberg); II: es’’, Bekenntnisglocke, Inschrift: „Kommet her, höret zu, alle, die ihr den Herrn fürchtet. Ich will euch erzählen, was er an meiner Seele getan hat“, Stiftung eines Gemeindeglieds; III: ges’’, Dankesglocke, Inschrift: „Er hat alles wohl gemacht“ (beide Bronze, Gj. 1964, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1964). – Kindergarten (Bj. 1960, erweitert 1984).

Literatur

A: Pape, Organographia Historica Hildesiensis, S. 356–360.

B: Ingrid Pflaumann: Die Markuskirche in Hildesheim, in: Hildesheimer Kalender 2008, S. 93–98.


Fußnoten

  1. LkAH, L 5h, unverz., Hildesheim, Markus, Visitation 1977.
  2. KABl. 1964, S. 113 f.; KABl. 1950, S. 51 f.
  3. KABl. 1971, S. 99.
  4. KABl. 1975, S. 142 f.
  5. LkAH, L 5h, unverz., Hildesheim, Markus, Visitation 1977.
  6. KABl. 1999, S. 201.
  7. KABl. 1998, S. 211 f.