Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Trinitatis (1960) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die ersten Häuser im Gebiet der späteren Wohnsiedlung Westerfeld in Hemmingen wurden kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs errichtet.1 1936 lebten hier etwa 840 ev. Gemeindeglieder; ihre Zahl allerdings wachse täglich, wie der Wilkenburger P. Kurt Rode (amt. 1931–1955) anmerkte.2 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Siedlung weiter und in einem „Demonstrativprogramm des Bundes“ entstand seit Ende der 1950er Jahre eine Mischbebauung: „Achtstöckige Häuser wechseln mit dreistöckigen und zwischen ihnen einer großen Anzahl niedriger Häuser im Bungalowstil ab“.3 1974 wurde Hemmingen-Westerfeld in die neue Gemeinde Hemmingen im Lkr. Hannover eingegliedert. Seit 1991 führt der Ort die Bezeichnung Stadt, seit 2001 gehört sie zur Region Hannover. Zur Struktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1954: „Die soziale Schichtung stellt eine gleichmässige Mischung aus Geschäftsleuten, mittleren Beamten, Angestellten und Arbeitern dar.“4 Auf den Sup. des KK Hannover-Linden machte Westerfeld seinerzeit „den Eindruck eines Villenvorortes“. 1960 lebten knapp 4.000 Menschen in Westerfeld, 1973 rund 7.220 und 2011 rund 6.775 (Westerfeld und Alt-Hemmingen).
Kirchlich gehörte das Wohngebiet Westerfeld anfänglich zur KapG Hemmingen innerhalb der KG Wilkenburg. In den Unterlagen zur Visitation 1936 merkte P. Kurt Rode (amt. 1931–1955) an, die „kirchliche Versorgung ist schon wegen der Entfernung (6–8 km.) sehr erschwert“.5 Am kirchlichen Leben nähme die Bevölkerung Westerfelds kaum teil. 1942 fanden für die neue Siedlung vierwöchentliche Gottesdienste statt, allerdings „aus lokalen Schwierigkeiten z[ur] Z[eit] in Ricklingen“, im Waldschlösschen am Mühlenholzweg.6 Der „in Westerfeld wohnhafte Diakon Schwedhelm“ unterstützte den Wilkenburger Pfarrer und der Besuch der Gottesdienste sei „hocherfreulich“. Der Pattenser Sup. schrieb in seinem Bericht über die Visitation 1942 in der KG Wilkenburg: „Das Schwergewicht der pfarramtlichen Tätigkeit müßte heute überhaupt in Westerfeld liegen, das mancherlei verheißungsvolle Ansätze bietet; aber von Wilkenburg aus ist sie in dem erforderlichen Ausmaß nicht möglich“.7
Zum 1. Juli 1949 pfarrte das Landeskirchenamt Hannover wie Wohnsiedlung aus der KG Wilkenburg aus und errichtete die eigenständige „Ev.-luth. KG Westerfeld“.8 Die ebenfalls neubegründetet Pfarrstelle versah zunächst der Ostgeistliche P. Heinrich Hopp (amt. 1949), der bereits seit 1945/46 in Westerfeld tätig war. Aus Teilen einer ehemaligen Arbeitsdienstbaracke errichtete die Gemeinde 1949 einen ersten hölzernen Kirchsaal, den LSup. Theodor Laasch (amt. 1936–1956) am Vierten Advent 1949 einweihte.9 Später wurde ein Gemeindesaal angebaut. P. Kurt Wendtland (amt. 1950–1971) war der erste reguläre Inhaber der Pfarrstelle Westerfeld. Nach der ersten Visitation 1954 schrieb der Sup. des KK Hannover-Linden: „Heute macht alles in der jungen Vorortgemeinde einen erfreulichen Eindruck“.10 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1954 bei etwa 1.800 und 1961 bei rund 3.385.11
Als Ersatz für die Barackenkirche weihte die Gemeinde im Frühjahr 1961 ein neues Gemeindehaus ein, Ende des Jahres war auch der Glockenturm fertiggestellt. Zum Bau des in der Gesamtplanung vorgesehenen Kirchengebäudes kam es zunächst nicht. Bis zur Weihe der kath. Kirche St. Johannes Bosco im Jahr 1973 nutzte auch die kath. Gemeinde den ev. Gemeindesaal.12 Zum 1. Juli 1976 vergrößerte sich die KG Westerfeld um das Gebiet der bisherigen KapG Hemmingen der KG Wilkenburg, da „Westerfeld und Alt-Hemmingen immer mehr zusammengewachsen sind“.13 Im gleichen Jahr errichtete das LKA Hannover eine zweite Pfarrstelle in Westerfeld, erster Inhaber war P. Klaus Heußel (amt. 1976–1982).14 Zum 1. Januar 1979 kam überdies die KapG Devese dazu.15 1980 zählte die Gemeinde rund 5.810 Gemeindeglieder.16 Mit Pn. Annett Speel (amt. 1982–1990) übernahm erstmals eine Frau eine Pfarrstelle in Westerfeld. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Westerfeld Kontakte zur Kirchgemeinde Langebrück bei Dresden.17 Später kam eine Partnerschaft mit der Ev.-luth. Kirchengemeinde in Omsk hinzu.18
In der ersten Hälfte der 1980er Jahre gelang es der Gemeinde Westerfeld schließlich, das Kirchenbauprojekt zu verwirklichen: Am 6. Mai 1984 konnte sie die neue Trinitatiskirche einweihen. Sie ist baulich verbunden mit dem Gemeindehaus von 1961. Das Angebot an Gruppen und Kreisen in der Gemeinde beschrieb der Laatzener Sup. 1987 als „sehr umfassend“.19 1996 eröffnete die KG Westerfeld in Devese einen ev. Kindergarten; 2015 ging die Einrichtung in die Trägerschaft des neu gegründeten „Ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes Calenberger Land“ über.20
Zum 1. Januar 2004 änderte die „Ev.-luth- Trinitatis-KG Westerfeld“ ihren Namen in „Ev.-luth. Trinitatis-KG Hemmingen“.21 Gemeinsam mit den KG Arnum, Hiddestorf und Wilkenburg bildet die Trinitatis-KG die Region Hemmingen im KK Laatzen-Springe; die vier Gemeinden geben u. a. seit 2010 das gemeinsame Gemeindemagazin „miteinander“ heraus.

Pfarrstellen

I: 1949. Seit 1997 halbe Stelle.22 – II: 1976.23

Umfang

Ortsteil Westerfeld von Hemmingen. Seit 1976 auch Alt-Hemmingen (vorher KapG der KG Wilkenburg).24 Seit 1979 auch Devese (vorher KG Ronnenberg, bis 2021 KapG).25

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1949 zum KK Hannover-Linden. 1972 Wechsel zum KK Laatzen-Pattensen.26 2001 KK Laatzen-Springe.27

Kirchenbau

Saalbau mit sechseckigem Grundriss und Vorhalle nach Südosten, ausgerichtet nach Nordwesten, erbaut 1983/84 (Architekten: Bunsman + Scharf, Hamburg). Kirche an der Südwestseite baulich verbunden mit älterem Gemeindesaal. Flachgeneigtes Satteldach. Außenwände verklinkert. Nordwest- und Südostspitze des Gebäudes jeweils als sechseckiges Fensterfeld mit vertikalen Streben gestaltet, mittig geknickt; vier kleinere Rechteckfenster in der Nordostseite. Eingangsbereich nach Südosten. Im Innern zeltförmige, holzverschalte Decke mit sichtbaren Betonbindern; verklinkerte Wände; umlaufende Empore an Ost-, Süd- und Westseite, an den Brüstungen Inschriften: „Herr ich warte auf dein Heil. – Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Ehre sei Gott in der Höhe. Nehmet hin den Heiligen Geist“; Südwestseite kann zum Gemeindesaal hin geöffnet werden.

Fenster

Abstrakt gestaltetes Buntglasfenster nach Norden (Helge Breig, Hannover). Vier kleinere Buntglasfenster nach Osten (Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten).

Turm

Südöstlich der Kirche vierseitiger Turm aus offenen, gitterförmig strukturierten Betonelementen, erbaut 1961 (Architekt: Andreas Frieß, Hemmingen). Flachgeneigtes, kupfergedecktes Kreuzdach, bekrönt mit Kreuz. Nordost- und Südostseite des Turmerdgeschosses umschlossen von laubengangartiger Verbindung zwischen Kirche und Gemeindehaus, links des Turms torartiger Durchgang zu Innenhof und Vorplatz der Kirche.

Vorgängerbau

Am Ellernbusch Kirchenbaracke mit Glockenträger. Holzbau aus Militärbarackenteilen, errichtet 1949. Später mit Heraklithplatten verkleidet und verputzt, zudem gemauerter Eingangsbereich errichtet. 1954 Glockenträger erbaut.

Ausstattung

Hölzerner Altartisch. – Als Retabel Bronzerelief mit Darstellung einer Kreuzigungsgruppe (1985/86, Siegfried Zimmermann, Hannover). – Niedrige Holzkanzel. – Taufe. – Ehemalige Ausstattung: In der Barackenkirche Altar, Kanzel und Taufe aus hellem Eichenholz (1953).

Orgel

In der Kirchenbaracke zunächst Harmonium genutzt. Seit 1957 Leihpositiv der Firma E. Kemper & Sohn (Lübeck). 1964 Neubau einer Kleinorgel, E. Kemper & Sohn (Lübeck), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Orgelneubau 1989–91, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 15 (davon 2 Transmissionen) II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG, I: eʼ (Stahl, Gj. 1961, Bochumer Verein), Inschrift: „Du heilige Dreifaltigkeit wir loben dich in Ewigkeit“, gestiftet von der politischen Gemeinde Hemmingen; II: gʼ (Stahl, Gj. 1954, Bochumer Verein), Inschrift: „Erkennet, dass der Herr Gott ist. Psalm 100, V. 3“; III: aʼ (Stahl, Gj. 1954, Bochumer Verein), Inschrift: „In Christo wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Kol 2, V. 9“; IV: cʼʼ (Stahl, Gj. 1954, Bochumer Verein), Inschrift: „Niemand kann Jesum einen Herrn heißen ohne durch den Heiligen Geist, 1. Kor 12 V. 3“; LG I bis III gestiftet von Fritz Raddatz (Hemmingen). – Früherer Bestand: Im Dachreiter der Kirchenbaracke hing bis 1954 eine Patenglocke aus einer Kirche im ehemaligen Kr. Rosenberg in Westpreußen (Bronze, Gj. 1781); nach Guss des eigenen Geläuts an eine andere Gemeinde abgegeben.28

Kapelle in Alt-Hemmingen. – Kapelle in Devese.

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindehaus und Gemeindesaal (Bj. 1960–61, Architekt: Andreas Frieß, Hemmingen), baulich verbunden mit der jüngeren Kirche. – Pfarrhaus I (Bj. 1965). – Pfarrhaus II (Bj. 1929; erworben zwischen 1987 und 1993). – Amtsträgerwohnhaus (Bj. 1965).

Friedhof

Kommunaler Friedhof im Süden von Hemmingen, FKap (Bj. 1960).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 2223 (Presseausschnittsammlung).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1949
Trauungen: ab 1949
Begräbnisse: ab 1949
Kommunikanten: ab 1950
Konfirmationen: ab 1950
Früher siehe Wilkenburg.

Literatur

A: 450 Jahre Reformation, S. 113–114.

GND

5330998-4, Evangelisch-Lutherische Trinitatis-Kirchengemeinde (Hemmingen-Westerfeld)


Fußnoten

  1. 450 Jahre Reformation, S. 113.
  2. LkAH, L 5a, Nr. 1445 (Visitation 1936).
  3. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1961.
  4. Dies und das folgende Zitat: LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1954.
  5. LkAH, L 5a, Nr. 1445 (Visitation 1936).
  6. LkAH, L 5a, Nr. 1445 (Visitation 1942).
  7. LkAH, L 5a, Nr. 1445 (Visitation 1942).
  8. KABl. 1949, S. 53.
  9. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1954.
  10. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1954.
  11. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitationen 1954 und 1961.
  12. 450 Jahre Reformation, S. 113.
  13. KABl. 1976, S. 117 f; Zitat: LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1980.
  14. KABl. 1976, S. 55.
  15. KABl. 1979, S. 6.
  16. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1980.
  17. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1987. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  18. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1993.
  19. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1987.
  20. KABl. 2015, S. 89 ff.
  21. LKA, G 8, Hemmingen Bd. I, Bl. 113.
  22. KABl. 1949, S. 53; KABl. 1997, S. 10.
  23. KABl. 1976, S. 55.
  24. KABl. 1976, S. 117 f.
  25. KABl. 1979, S. 6; KABl. 2021, S. 102.
  26. KABl. 1972, S. 2.
  27. KABl. 2001, S. 141.
  28. LkAH, L 5d, unverz., Westerfeld, Visitation 1954.