Sprengel Hannover, Stadtkirchenverband, Amtsbereich Süd-Ost | Patrozinium: Philipp | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

In den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs entstanden im Süden von Isernhagen Niedernhägener Bauerschaft (NB) erste Wohnbauten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich die neue Wohnsiedlung Isernhagen NB-Süd bzw. Isernhagen-Süd sehr schnell. 1974 wurde Isernhagen-Süd in die Stadt Hannover eingemeindet (Stadtbezirk Bothfeld-Vahrenheide). Die soziologische Struktur der Gemeinde beschrieb der Sup. des KK Burgwedel 1985 folgendermaßen: „überwiegend gebildete, wohlhabende Familien mit hohen Ansprüchen, einem gehobenen Lebensstandard und einem starken Selbstbewußtsein“.1 Im Jahr 2024 lebten etwa 3.085 Menschen in Isernhagen-Süd.

Hannover, Isernhagen-Süd, St. Philippus, Kirche, Außenansicht

Kirche, Außenansicht

Kirchlich gehörte Isernhagen NB-Süd zunächst zum Kirchspiel Isernhagen. Aufgrund des Wachstums der Gemeinde errichtete das LKA Hannover 1954 eine zweite Pfarrstelle in der Gemeinde, die ihren Sitz in Isernhagen-Süd hatte.2 Erster Inhaber war P. Ludwig Heinemeyer (amt. 1954–1965) Zum 1. Oktober 1954 schied der neue Pfarrbezirk aus der KG Isernhagen aus und wurde als „Ev.-luth. KG Isernhagen-Süd“ eigenständig; von der Muttergemeinde übernahm die neue KG die wenige Monate zuvor begründete Pfarrstelle.3 Am Waldeseck beim Fasanenkrug richtete die Gemeinde in einer Baracke eine Behelfskirche ein.4 Um den Bau einer Kirche zu unterstützen, gründete sich ein Kirchbauverein und 1955 erwarb die Gemeinde mit Unterstützung der Landeskirche einen Bauplatz.5 Als erstes Gebäude ließ die Gemeinde Isernhagen-Süd 1957 einen Kindergarten errichten (seit 1987 besteht der „Förderverein Kindergarten Isernhagen Süd e. V.“).6
Für das Kirchengebäude erarbeiteten die Architekten Hans Bettex (1899–1963), der auf Mitglied im KV war, und Julius-Heinrich Müller-Krumwiede mehrere Entwürfe. Im November 1960 konnte schließlich der Grundstein gelegt werden. Am 11. März 1962 weihte die Gemeinde zusammen mit Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) ihre neue St.-Philippus-Kirche ein. Die Gesamtplanung sah überdies den Bau eines Gemeindehauses südwestlich der Kirche vor und einen Innenhof, der beide Gebäude „gleichsam wie ein Klosterhof“ verbinden sollte.7 Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen blieben die Pläne unausgeführt.8 Ein Gemeindehaus konnte die Gemeinde 1972 einweihen. 1974 empfahl der Sprengelbeirat der Philippusgemeinde, in den KK Hannover-Nordost zu wechseln, der KV lehnte dies jedoch ab.9 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Isernhagen-Süd Kontakte zur Kirchgemeinde Auerswalde nördlich von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz).10
Seit 1975 erscheint das Gemeindeblatt „Blick vom Turm“. In den 1970er Jahren bestand in Isernhagen eine „Ökumenische Arbeitsgruppe evgl./kath. Christen“, die sich monatlich traf.11 Im Jahr 1993 gründeten die kath. Heilig-Geist-KG Bothfeld und die ev.-luth. Gemeinden St. Nathanael, St. Nicolai und St. Philippus die „Ökumenische Begegnung in Bothfeld und Isernhagen-Süd“; u. a. laden die vier Gemeinden – abgesehen von einer Sommerpause – jeden vierten Donnerstag zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein.12

Hannover, Isernhagen-Süd, St. Philippus, Kirche, Portal

Doppeltür (Hauptportal)

Zum 1. Januar 2000 verließ die St.-Philippus-KG den KK Burgwedel und schloss sich dem Stadtkirchenverband Hannover, Amtsbereich Hannover-Nordost an; gleichzeitig begann die pfarramtliche Verbindung der drei Gemeinden St. Philippus, St. Nathanael und St. Nicolai.13 Das verbundene Pfarramt umfasste insgesamt dreieinhalb Pfarrstellen. 2001 veranstalteten die drei Gemeinden einen regionalen Kirchentag (Bothfelder Kirchentag, 31. August bis 2. September), seit 2004 geben sie einen gemeinsamen Gemeindebrief heraus („Gemeinde Leben“).14
Im Jahr 2009 gründete sich der überkonfessionelle „Verein zur Förderung des kirchlich-kulturellen Lebens in Isernhagen-Süd e. V.“; der Verein unterstützt das ökumenische Leben in Isernhagen-Süd, den Erhalt der St.-Philippus-Kirche, Konzertveranstaltungen und Vorträgen sowie die kirchliche Jugend- und Seniorenarbeit in der Gemeinde.15 2024 übernahm der Stadtkirchenverband die Trägerschaft des Kindergartens St. Philippus.

Umfang

Der Hannoveraner Stadtteil Isernhagen-Süd.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1954 zum KK Burgwedel-Langenhagen. Zum 1. Januar 2000 Wechsel in den Stadtkirchenverband Hannover, Amtsbereich Nordost.16 Zum 1. Januar 2013 Wechsel in den Stadtkirchenverband Hannover, Amtsbereich Süd-Ost.17

Kirchenbau
Hannover, Isernhagen-Süd, St. Philippus, Kirche, Innenraum

Kirche, Blick zum Altar

Schlichter Rechteckbau, ausgerichtet nach Nordwesten, erbaut 1960–62 (Entwurf: Hans Bettex, Hannover; Architekt: Roderich Schröder, Hannover). An der Nordostseite schließen sich jüngere Gemeinderäume an. Satteldach, Photovoltaikanlage auf der südwestlichen Dachfläche. Ziegelmauerwerk, Fassaden geweißt. An den Längsseiten hochliegende, sechseckige Fenster; an der Südwest- und Nordostseite des Altarraums mehrere wabenförmig angeordnete Sechseckfenster; südöstliche Giebelseite mit zweigeschossiger Fenstergliederung: oben drei größere Sechseckfenster, unten vier kleinere. Nach Nordosten, unter der Pergola zwischen Kirche und Turm, Hauptportal mit reliefverzierter Doppeltür (1962, Bildhauer Peter Greve, Bissendorf), Inschrift: „St. Philippus“.18 Im Innern gefaltete, holzvertäfelte Decke über dem Schiff, über dem Altar flache Segmentbogentonne; Südostempore. 2022 Photovoltaikanklage installiert.

Fenster

Im Vorraum vier Buntglasfenster (Heinz Bohatschek) zu Versen aus dem Johannesevangelium: Ich bin der Weg (Joh 14,6), Ich bin die Tür (Joh 10,7), Ich bin das Licht (Joh 8,12) und Ich bin der rechte Weinstock (Joh 15,5). Im Schiff leicht getönte Fenster.

Turm

Vor der Ostecke freistehender Glockenturm mit quadratischem Grundriss und kupfergedeckten Satteldach, bekrönt mit Kreuz. Im Glockengeschoss großes, hochrechteckiges Schallfenster nach Nordwesten, an den übrigen Seiten kleine, wabenartig angeordnete Sechsecköffnungen. 1985 Außensanierung Kirchturm. 2011 Turmsanierung.

Hannover, Isernhagen-Süd, St. Philippus, Kirche, Taufstein

Taufstein

Ausstattung

Schlichter Altar aus Sandsteinblöcken (1962). – Über dem Altar schwebendes Triumphkreuz mit Lamm Gottes (1962, Resl Schröder-Lechner und Heinrich Schröder, Gohfeld bei Löhne). – Kanzel mit Sandsteinunterbau und Holzbrüstung (1962). – Reliefverzierter, konisch zulaufender Taufstein (1962, Ingeborg Steinohrt, Isernhagen), Muschelkalk, Hochrelief. – Standkreuz mit Kreuzigungsszene (1971, Ingeborg Steinohrt), 1993 erworben. – Polnischer Kreuzweg (1967, HAP Grieshaber), 14 farbige Holzschnitte, erworben im Herbst 2000. – Figürliches Glasfenster (vor 1900, Gustav van Treeck, München), Jesus, Maria und Martha; Fenster ist an der Südwestwand der Vorhalle angebracht und stammt aus einer FKap in Oberbayern.19

Hannover, Isernhagen-Süd, St. Philippus, Kirche, Orgel

Orgel, nach 1966

Orgel

1954 Orgelpositiv angeschafft; nach Orgelneubau verkauft an die politische Gemeinde Isernhagen (für FKap).20 1966 und 1974/75 Orgelneubau, ausgeführt von Hermann Hillebrand, Altwarmbüchen, 19 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen (1966 erster Bauabschnitt: 8 I/P, 1974/75 zweiter und dritter Bauabschnitt: 19 II/P).

Geläut

Vier LG (alle Bronze, Gj. 1961, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg), I: gʼ, Friedensglocke, Inschrift: „Ich will euch guten Frieden geben an diesem Ort. Jer 14,13“; II: bʼ, Ewigkeitsglocke, Inschrift: „Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. Ps 90,12“; III: cʼʼ, Trauglocke, Inschrift: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig. Apg 16,31“; IV: esʼʼ, Taufglocke, Inschrift: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Matth 5,8“; drei Glocken tragen überdies „an ihrem unteren Rande Widmung und Namen des Stifters“.21

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindehaus an der Nordostseite der Kirche (Bj. 2007, Architekten: Eckard und Johannes Rechenbach, Hannover). – Kindergarten (Bj. 1957, erweitert 1972). – Pfarrhaus (Bj. 1963, abgerissen 2008). – Altes Gemeindehaus an der Nordostseite der Kirche (Bj. 1972, Fertigbauteile, Flachdach; abgerissen 2008). – Altes Pfarrhaus (Prüßentrift 64), 1961 verkauft an den Stadtkirchenverband Hannover.

Friedhof

Stadtteilfriedhof Isernhagen NB Süd am Ostrand von Isernhagen-Süd, in Verwaltung der Stadt Hannover.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

H 21 (EphA Hannover-Nordost); S 09 rep Nr. 1468 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

B: 10 Jahre Evang.-Luth. St. Philippusgemeinde Isernhagen NB Süd, hrsg. vom Kirchenvorstand der St. Philippusgemeinde, Limburg 1964; 25 Jahre Ev. Luth. St. Philippus-Kirchengemeinde, Hannover-Isernhagen, Burgwedel, Burgwedel 1979; 50 Jahre St. Philippus-Kirchengemeinde Hannover-Isernhagen. 1954–2004, hrsg. von der ev.-luth. St. Philippus-Kirchengemeinde, Hannover, Hannover 2004; Oikoumene. 20 Jahre Ökumenische Begegnung Hannover-Bothfeld – Isernhagen-Süd, Hannover 2013; Reinhold Hufnagl: Isernhagen-Süd – gestern und heute. Von der Ansiedlung mittelalterlicher Waldschmieden in der Wietzeniederung zum grünen Stadtteil Hannovers, Hannover ²2012.

GND

2092133-0, Evangelisch-Lutherische Sankt-Philippus-Kirchengemeinde (Isernhagen)

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. LkAH, L 5d, unverz., Isernhagen-Süd, Visitation 1985.
  2. KABl. 1954, S. 38.
  3. KABl. 1954, S. 113.
  4. 10 Jahre, S. 4.
  5. Zum Kirchbauverein: 10 Jahre, S. 6.
  6. 50 Jahre, S. 39 ff.
  7. 10 Jahre, S. 7.
  8. 25 Jahre, S. 7.
  9. 50 Jahre, S. 20.
  10. LkAH, L 5d, unverz., Isernhagen-Süd, Visitation 1991. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  11. 25 Jahre, S. 22 f.; 50 Jahre, S. 54 f.
  12. Vgl. Oikumene, S. 4 ff.
  13. KABl. 1999, S. 236. Vgl. zudem 50 Jahre, S. 27 ff.
  14. 50 Jahre, S. 29 f.
  15. Siehe: foerderverein-isernhagen-sued.de, 03.05.2024.
  16. KABl. 1999, S. 236.
  17. KABl. 2013, S. 29 f.
  18. 10 Jahre, S. 13.
  19. 50 Jahre, S. 34.
  20. 50 Jahre, S. 17.
  21. 10 Jahre, S. 10.