Sprengel Hannover, KK Ronnenberg | Patrozinium: Blasius1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Name des Ortes erstmals 1160 als Personenname belegt: In der Zeugenliste einer Urkunde Bf. Brunos von Hildesheim (amt. 1153–1161) erscheint Theodoricus de Golturne.2 Der Ort selbst ist 1181 als Gholthorne nachgewiesen.3 Im Jahr 1348 findet sich die Form Kercgoltorne, 1406 Groten-Golteren.4 Der Ort lag im sächsischen Marstemgau und zählte später zum Go Gehrden, der im 12. Jh. Teil des Herrschaftsbereichs der Gf. von Roden war.5 Eine Linie dieses Geschlechts bezeichnete sich seit der ersten Hälfte des 13. Jh. als Gf. von Wunstorf; zu ihrem Gebiet zählte auch Großgoltern. 1446 verkauften die Gf. von Wunstorf ihre Grafschaft an Bf. Magnus von Hildesheim (amt. 1424–1452), der sie noch im gleichen Jahr weiterverkaufte an den welfischen Hzg. Wilhelm I. von Braunschweig-Lüneburg († 1482). Das Dorf Großgoltern war fortan Teil des welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und gehörte dort zur Großvogtei bzw. zum Amt Calenberg. Von 1810 bis 1813/14 zählte Großgoltern zum Kanton Gehrden im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Calenberg und ab 1817 zum neuen Amt Wennigsen. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Großgoltern 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte der Ort zum Lkr. Linden, ab 1932 zum Lkr. Hannover und ab 2001 zur Region Hannover. 1968 gründete Großgoltern zusammen mit Eckerde, Göxe, Nordgoltern und Stemmen die neue Gemeinde Goltern, die 1974 in die Stadt Barsinghausen eingemeindet wurde. Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1955, während der Nachkriegsjahre sei „die bäuerliche Bevölkerung zur Minderheit geworden. Große Teile der Einwohner fahren nach Hannover in die Fabriken, andere haben Arbeit im Bergwerk Barsinghausen gefunden, dessen Schacht IV sich in der Feldmark von Großgoltern befindet.“6 Um 1813 lebten knapp 415 Menschen in Großgoltern und 2017 rund 1.135.
Im Jahre 1181 ist erstmals ein Priester (sacerdos) in Golturne urkundlich erwähnt.7 Er unterstand, ebenso wie der Priester von Nienstedt, dem Stift Wunstorf; die Pfarrkirche Großgoltern war dem Stift inkorporiert.8 Der Name des Geistlichen bleibt allerdings ungenannt – gleiches gilt für zwei Urkunden aus dem Jahr 1229.9 Eine undatierte Urkunde aus der Zeit zwischen 1257 und 1271 nennt mit Pleban Heinricus (de) Donecat und dem Priester Herbordus zwei Geistliche in Großgoltern.10 1276 ist erneut ein dominus Henricus rector ecclesiae in Golturne nachgewiesen11 und 1282 stiftete Heinrich von Landsberg, Kanoniker in Wunstorf und gleichzeitig plebanus in Golturne, einen Marienaltar in der Wunstorfer Stiftskirche.12 1293 war Euerhardus vicarius in Golturne.13 Der Westturm, ältester Teil der Kirche in Großgoltern, ist vermutlich im 14. Jh. erbaut worden. Als Geistliche aus diesem Jahrhundert sind bekannt der Vizepleban Fromold (1302)14, her Lodewich kerkhere (1376)15 und um 1376/79 Pfarrer Johann Stehen, der auch Inhaber der market kerken in Wunstorf war.16 Im Jahr 1431 ist her Borchard als kerkhere to Golteren belegt17 und 1446 war der Wunstorfer Kanoniker Arnoldus Steenkelker im Besitz der Pfarrpfründe Großgoltern.18
Im Fsm. Calenberg führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich († 1584) die Reformation ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.19 Das Protokoll der Visitation nennt P. Johann Stein als Pfarrer in Großgoltern; zudem ist vermerkt: „die Marckerck [zu Wunstorf] ist ein additamentum [Beigabe] zu der pharkirchen zu goltern.“20 Darüber hinaus war P. Stein auch für die Kapelle in Stemmen zuständig, in der er „alle vierzehen Tage oder 8 Tage predigen“ sollte.21 Das Patronat über die Kirche Großgoltern lag weiterhin beim Stift Wunstorf. Seit 1545 regierte Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn als Hzg. Erich II. das Fsm. Calenberg; 1547 wechselte er zum kath. Bekenntnis. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.22 1588 ließ er die Gemeinden visitieren und ihre Geistlichen examinieren. In Großgoltern hatte P. Theodorus Brage (amt. 1564–1592) das Pfarramt inne, ihn beurteilten die Visitatoren als mittelmäßig (Examen: mediocriter).23
Im Jahr 1594 lässt sich eine Privatkapelle in Nordgoltern belegen, die zum dortigen Gut der Familie von Heimburg gehörte. Hier fanden gelegentlich Gottesdienste, Taufen und Trauungen statt, jedoch keine Abendmahlsgottesdienste.24
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) plünderten kaiserliche Truppen Großgoltern und steckten den Kirchturm in Brand, in den sich vor allem Frauen und Kinder geflüchtet hatten. Mit dem Hinweis „auf dem Thurm verbrand durch das Tillysche Regiment“ listet das Kirchenbuch insgesamt 39 Gemeindeglieder auf.25 Im Jahr 1652 verkleinerte sich das Gebiet des Kirchspiels Großgoltern: Hzg. Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg († 1705) bestätigte im November die Gründung einer eigenständigen Pfarre und Küsterei in Stemmen.
In die Amtszeit von P. Georg Ernst Grote (amt. 1743–1764) fiel der Neubau des Kirchenschiffs: 1749 war das Gewölbe der mittelalterlichen Kirche teilweise eingestürzt und seit dem 10. Sonntag nach Trinitatis 1749 versammelte sich die Gemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst in Nordgoltern „in der bey dem adlichen Gute befindlichen schönen und geräumigen Capelle“.26 Im April 1750 begann der Abbruch des alten und am 6. Mai der Bau des neuen Kirchenschiffs, finanziert aus der königlichen Privatkasse. Mariä Lichtmess 1752 feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst in ihrer neuen Kirche, am 12. Juni des gleichen Jahres hielt der Ronnenberger Sup. Christoph Gesenius (amt. 1736–1763) anlässlich der Kirchenvisitation die „solenne Einweyhungsrede“.27
Seit 1928 versorgte der Pastor von Großgoltern auch die vakante KG Stemmen. Während der NS-Zeit hatte P. Otto Oeters (amt. 1930–1945) das Pfarramt Großgoltern inne. P. Oeters war, wie es im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ heißt, von 1933 bis etwa Herbst 1942 Mitglied der NSDAP; kirchenpolitisch gehörte er zunächst zu den DC und wechselte 1935 zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft.28 Über den 1933 neu gewählten KV urteilte P. Oeters: „Er hat sich weder vorher, noch nachher seiner Aufgabe gewachsen gezeigt.“ Jugend-, Männer- und Frauenarbeit habe P. Oeters „allmählich aufgegeben“.
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 955 im Jahr 1939 auf etwa 1.820 im Jahr 1949 an.29 Gleichzeitig hatte sich auch die kleine kath. Gemeinde in Großgoltern vergrößert; alle zwei Wochen fand in der ev. Kirche eine kath. Messe statt (1955 insgesamt 250 Gemeindeglieder und Messfeiern alle drei Wochen).30 Zudem war auch eine bapt. Gemeinde entstanden (1955 rund 150 Gemeindeglieder, Gottesdienste in der Schule Nordgoltern, 1961 eigene Kirche in Großgoltern).31 Die Betreuung der vakanten Nachbargemeinde Stemmen übernahm 1951 die KG Leveste. Nach der Visitation der KG Großgoltern im Jahr 1955 schrieb der Ronnenberger Sup.: „Erfreulich ist die Entstehung von evang. Jugendgruppen und das Vorhandensein des Frauenkreises, Männerkreises und Chores in dieser kleinen Gemeinde.“32
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Großgoltern Kontakte zur Kirchgemeinde Tragnitz.33 1982 wählte die Gemeinde erstmals eine Frau in den Kirchenvorstand.34 In den 1970er Jahren und erneut von 1986 bis 1993 war das Pfarramt Großgoltern auch für die vakante Nachbargemeinde Landringhausen zuständig. Im Jahr 1999 übernahm das Pfarramt Großgoltern erneut die Versorgung der KG Stemmen und seit 2013 sind beide Gemeinden pfarramtlich verbunden. 2018 vergrößerte sich das Gemeindegebiet der KG Großgoltern um die ehemalige KapG Göxe.35

Umfang

Eckerde, Großgoltern und Nordgoltern. Seit 2018 auch Göxe (vorher KapG der KG Stemmen).36 Bis 1652 auch Stemmen (dann eigenständige Parochie).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wunstorf der Diözese Minden.37 – 1588/89 zur Insp. Ronnenberg (1924: KK Ronnenberg).

Patronat

Die Kirche Großgoltern war dem Stift Wunstorf inkorporiert.38 Das Patronatsrecht lag noch 1543 bei der Äbtissin von Wunstorf39, später beim Landesherrn (bis 1871).

Kirchenbau

Barocke, fünfachsige Saalkirche mit dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1750–1754 (Entwurf: Georg Friedrich Dinglinger, Hannover). Satteldach, über dem Chor abgewalmt. Verputztes Bruchsteinmauerwerk (hellgelb gestrichen), Quadersockel und Eckquaderung. Je fünf segmentbogige Sprossenfenster an den Längsseiten, in der zweiten und vierten Achse jeweils kürzer, darunter Eingänge; zwei segmentbogige Sprossenfenster am Chor; an der Ostseite des Chors Eingang, darüber Inschriftentafel: „Sub auspiciis dei trinunius et auctoritate seren. regis et electoris Gerogii II eiusque senatus ecclesiastici Hannoverani aedes haec sacra post priorem quae ruinam minabatur funditus destructam ex suo ipsius aerario et amplior et elegantior exstructa est ipso in dimidio sec. XVII. Memoriae ergo posuit Georgius Ernestus Grote Pastor eccl. Goltornianae anno MDCCL“ (Unter der Vorsehung des dreieinigen Gottes und aus der Machtvollkommenheit des erlauchten Königs und Kurfürsten Georg II. und seines hannoverschen Kirchensenats wurde dieses heilige Haus, welches eine Ruine zu werden drohte, auf Kosten der königlichen Privat-kasse sowohl größer als auch glänzender aufgeführt genau Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum Gedächtnis hat diesen Stein aufgerichtet Georg Ernst Grote, Pastor zu Goltern, im Jahre 1750)40, darüber Ovalfenster. An den Längsseiten je zwei Eingänge (zweite und vierte Achse). Im Innern flach gewölbte Decke; u-förmige Emporenanlage, im Osten enden beide Seitenemporen in einer zweigeschossigen, geschlossenen Herrschaftsprieche. 1980 Renovierung. 1997/98 Sanierung, u. a. neues Dach, neuer Putz, hellgelb gestrichen.

Turm

Im Westen dreigeschossiger, romanischer Turm auf quadratischem Grundriss, erbaut etwa im 14. Jh.41 Achtseitiger Helm, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterhahn, nach Norden Auslegestuhl mit Uhrschlagglocke. Quadermauerwerk. Im Glockengeschoss an jeder Seite ein rundbogiges, gekuppeltes Schallfenster (Biforium), nach Osten teilweise vom Kirchendach überdeckt. An der Südseite mittelalterlicher Reliefstein (Hl. Blasius? Schlafender Ritter?), gusseiserne Sonnenuhr und im Erdgeschoss gekuppeltes Rundbogenfenster. An der Westseite zwei Wappensteine. Turmhalle mit Kreuzrippengewölbe. 1625 Turm ausgebrannt, 1775 Turmuhr vorhanden.42 1859 neue Turmuhr (J. F. Weule, Bockenem). 1973 Turmhelm neu gedeckt, Bekrönung restauriert.43 1998 Sanierung.

Grablege

Erbbegräbnisse der Familien von Alten, von Holle und von Heimburg unter Kirchenschiff bzw. Turm. Seit Ende des 18. Jh. nicht mehr belegt.

Vorgängerbau

Rechteckiger, wohl romanischer Saalbau in Breite des Turms, Anbauten an Süd- und Nordseite des Chors.44 Satteldächer. Strebepfeiler. Rundbogige Fenster, Eingänge nach Norden und Süden. Im Innern Kreuzgewölbe (zweijochiges Schiff, anderthalbjochiger Chor). 1749 Gewölbe über der Kanzel eingestürzt, April 1750 Beginn der Abbrucharbeiten.45

Ausstattung

Einachsiger, barocker Kanzelaltar aus Holz (1750, Hofbildhauer Johann Friedrich Blasius Ziesenis, Tischlermeister Georg Friedrich Bone aus Hannover), konkaver Grundriss, weiß-gold gefasst, Kanzelkorb mit Schaldeckel zwischen zwei pilasterbesetzten Pfeilern, oberhalb des Schalldeckels Gottesauge mit Strahlen und Wolken, vor den Pfeilern jeweils ein Podest mit Engelsfigur; in der Predella Abendmahlsbild (Anthon Thilo, Hannover); Altar 1996 restauriert.46 – Achtseitiger, neugotischer Taufstein (19. Jh.). – Fragment eines Kruzifixes (16. Jh.), Corpus ohne Arme. – Sandsteinepitaph für P. Henning Brauns († 1662) und seine Frau Margarete Lucie Rhoden († 1660), Inschrift: „Contegit haec tumba Exuvias animae coelestis Domini Henningi Brauns qui Eldagiae ao MDCIV die XXV Jun. natus Cellis Wittenbergiae Helmstadii Litteris Sophia Theologia imbutus ecclesiae huic ab ao MDCXXXVII dnica III advent. operam non vulgarem pari navavit dexteritate posthabitis alibi oblatis lautioribus conditionibus cum conjuge optatissima optima optimis prognata femina quae natali anna vicesimo dominico MDCXXXIX in matrimonium ei collocata VII exinde filios filias in lucem edidit post quatour lustra ao MDCLX Febr. XVI IV filios filiam unam praemissos placida morte subsecuta est aetatis XXXXI conjugii XXI ille vero publica demandatum Christi gregem privatim liberos amnemque familiam ternis de die vicibus ore corde manu concordantibus impigre dacendo dicendo secundam famam temerario ausu sugillantium dicta facta deprecando viduitatis tribus annis alapsis aliis inserviendo consumptus ao MDCLXII Marty die XX aettis annum LIC ministerii XXVII volvens dulce laborum solatium indeptus est longius his aevum boni omnes optarant praematurum obitum orphani lugebant horum natu minimus Martinus Brauns vivorum parentum cura defunctorum memori praemature orbatus am ut [?] perenem faceret … aetate sua hoc monumentem …“ (Dieses Grab birgt die irdische Hülle der himmlischen Seele des Herrn Henning Brauns, der in Eldagsen am 26. Juni 1604 geboren, zu Celle, Wittenberg, Helmstedt in den Wissenschaften, der Weisheit, der Theologie ausgebildet, dieser Kirche vom Jahre 1637 vom 3. Adventssonntage ab seine nicht gewöhnliche Mühe mit gleichem Geschick gewidmet hat, unter Ausschlagung besserer Bedingungen, die ihm andernorts angeboten waren. Mit der sehr begehrten Gattin Margarete Lucie Rhoden ist ihm die beste Frau aus bester Herkunft in ihrem 20. Geburtsjahre im Jahre 1639 in die Ehe gegeben worden. Sieben Söhne und Töchter hat sie nacheinander geboren. Nach 20 Jahren im Jahre 1660 am 16. Februar ist sie vier Söhnen und einer Tochter, die ihr vorangegangen waren, in einem friedlichen Tode gefolgt, im Alter von 40 und nach einer Ehe von 21 Jahren. Er aber hat öffentlich die ihm anvertraute Herde Christi, privatim die Kinder und das ganze Gesinde, indem von dem Tage ab die drei: Wort, Herz und Hand abwechselnd zu-stimmten, unermüdlich gelehrt und geführt; er hat Worte und Taten derer, die ihren guten Ruf durch leichtsinniges Wagnis gefährdeten, abgewandt, und hat sich nach Ablauf von drei Jahren Witwerschaft in der Aufopferung für andere verzehrt. Im Jahre 1662 am 20. März, 59 Jahre seines Alters und 27 seines Amtes vollendend. Den süssen Trost seiner Mühen hat er empfangen. Für diese hatten alle Guten ihm ein höheres Alter gewünscht. Den frühzeitigen Tod betrauerten die Waisen. Von diesen der jüngste Martin Brauns, der Sorge der lebenden Eltern vorzeitig beraubt, [hat,] damit er das Gedächtnis der Toten dauernd machte, … dieses Denkmal [gesetzt])“.47 – Grabstein für P. Magister Theodorus Sohtmann († 1675). – Grabstein für Hinrich Christoph Klaproth (1759–1762), mit Relief des Kindes.48 – Außen: Zwei Inschriftentafeln aus Bronze (1959), „Den Opfern des Zweiten Weltkrieges der Gemeinde Eckerde“ bzw. „Grossgoltern“, danach Namensliste, Inschrift darüber und darunter: „Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung“. – Außen: Östlich der Kirche Denkmal (1920) „Unsern Toten im Weltkriege 1914–18 aus Dankbarkeit“.

Orgel

1655 schenkte Martin von Heimburg der Kirche in Großgoltern eine Orgel, I/P, drei Register im Pedal, vielleicht 6 im Manual.49 1685 Orgel erweitert auf 17 II/P. 1748 Reparatur. Orgel nach Neubau des Kirchenschiffs 1750–52 beibehalten, stand auf Empore in der Turmhalle.50 1816 bei Blitzeinschlag beschädigt. 1820 repariert und versetzt. 1846, 1872 und 1882 Reparaturen. 1888 Orgelneubau, ausgeführt von Folkert Becker (Hannover), 16 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen. 1917 zinnerne Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben, 1931 ersetzt, Lothar Wetzel (Hannover). 1951 Reparatur und Änderung der Disposition, Emil Hammer (Hannover) 16 II/P. 1967 Orgelneubau (erster Bauabschnitt), ausgeführt von Emil Hammer (Arnum), 10 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, überdies leeres Rückpositiv (Opus 1520 A), 1990 Orgel im zweiten Bauabschnitt erweitert auf 17 II/P (HW RP), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: e’ (Stahl, Gj. 1955, Bochumer Verein), Inschriften: „O Land, Land, Land, höre des Herren Wort Jer 22,29“, „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Hebr 13,8“ und „1955“; II: fis’ (Eisen, Gj. 1950, J. F. Weule, Bockenem), Inschriften: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkünden. Psalm 118,17“, „Zweimal verloren im Krieg, läute den Frieden uns ein“ und „1950 J. F. Weule Bockenem am Harz“; III: a’ (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Gestiftet von Anno v[on] Heimburg, Herr aus Eckerde Nordgoltern im Jahr des Heils 1925“, „Im Weltkrieg zerschlagen, um Waffen zu schmieden, zu Zeiten der Not erneuert den Menschen zum Segen“, „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hülfe in den grossen Zeiten, die uns betroffen haben“ und „Gegossen von Gebr. Radler in Hildesheim“, Bild: segnender Christus und vier Menschen. Eine SG, g’’ (Bronze, Gj. 1840, Friedrich Dreyer, Linden bei Hannover), Inschrift: „Gegossen von Fr. Dreyer in Linden bei Hannover 1840“. – Früherer Bestand: Eine große LG, Ø 117 Zentimeter (Bronze, Gj. 1653, Ludolf Siegfried, Hannover), Inschriften: „Lobet den Hern mit hellen Cimbeln, lobet ihn mit wolklingenden Cimbeln. Ps. 150“, „Lvdolff Siegfriedt hat mich in Hannover gegossen anno 1653. Psalm 146. Lobe den Herrn meine Seele ich will den Herrn loben so lange ich lebe vnd meinem Gott lobsingen solange ich bin. Verlasset euch nicht auf Fürsten sie sind Mensch, sie können ja nicht helfen“ und „Die Juncker vnd ubrige semptlich Eingepfarrete des Kirchspills Goltern haben diese Glocken zu Ehre Gottes giesen vnd ververtigen lassen“, Bild: Brustbild Christi mit Weltkugel, darunter Inschrift: „Imago Iesv Christi“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine mittlere LG (Bronze, Gj. 1685), 1775 noch vorhanden.51 Eine mittlere LG, Ø 98 Zentimeter (Bronze), 1902 noch vorhanden, wohl im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine mittlere LG (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1701), 1775 noch vorhanden.52 Eine kleine LG, Ø 76 Zentimeter (Bronze, Gj. 1792, Peter August Becker, Hannover), Inschriften: „Mein Klang rufft dich zum Kirchenghang. Hör Gottes Wort mit Lobgesang“ und „Goss mich A. Becker in Hannover Anno 1792“, Bild: Kruzifix, Glocke 1902 noch vorhanden, wohl im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine SG (Bronze, Gj. 1685), 1775 noch vorhanden.

Kapellenbau – Gutskapelle Nordgoltern

Belegt 1594 (Gutsbesitzer Martin von Heimburg). 1713/14 neu errichtet und vergrößert.53

Geläut

Eine kleine LG (Bronze), eingeritzte Inschrift: „Diese Klocke von den Turcken bei Gran erbeutet verehret der Generalmajor von Holle der Heimburgschen Capelle zu Goltern 1691“, Glocke kam später nach Oslo.54

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Küsterwohnung (Bj. 1850, Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Hannover, 1968 umgebaut). – Amtsträgerwohnhaus (Bj. um 1870, ehemalige Scheune, 1965 ausgebaut). – Gemeindesaal (Bj. 1870).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, genutzt bis 1896. Neuer kirchlicher Friedhof im Südosten Großgolterns, angelegt 1896, FKap. (Bj. 1908, Karl Heinrich Mohrmann; in der Kapelle steht seit 2011 eine steinerne Engelsskulptur, 1886 gefertigt in Chemnitz).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1542 Johann Stein. – Um 1544 Nathan Feigenbusch (Fiegenbuch). – 1564–1592 Theodor Brage. – 1593–1638 Magister Johann Arnoldi. – 1638–1663 Hennig Brauns. – 1663–1675 Magister Theodorus Sohtmann. – 1675–1718 Levin Christoph Ķitzow (Kitzou). – 1718–1743 Ernst Christoph Kitzow. – 1743–1764 Georg Ernst Grote. – 1764–1787 Just Heinrich Baumgarte. – 1787–1788 Johann Just Kindervater. – 1788–1795 Johann Heinrich Christoph Schmidt. – 1795–1847 Friedrich Ernst Conrad Wuth. – 1847–1857 Georg Heinrich Konrad Friedrich Fuchs. – 1857–1868 Karl Heinrich Wilhelm Ernst. – 1868–1894 Louis Christian Theodor Naumann. – 1895–1901 Karl Christian Theodor Fahlbusch. – 1902–1919 Ernst August Niemack. – 1920–1930 Heinrich August Kurt Wennrich. – 1930–1945 Otto Franz Johann Oeters.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 362

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3828–3855 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 956 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2958–2968 (Pfarrbestellungsakten); A 8 155Digitalisat (CB); A 9 Nr. 816Digitalisat, 817Digitalisat, 818Digitalisat, 819Digitalisat (Visitationen); L 5a Nr. 124, 1541 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); N 051 (Nachlass Otto Oeters); N 129 (Nachlass Hans Wenschkewitz); S 09 rep Nr. 1181 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7082 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1662
Trauungen: ab 1638 (Lücken: 1661)
Begräbnisse: ab 1662
Kommunikanten: ab 1663 (Lücken: 1700–1747, 1750–1753, 1763, 1779, 1781, 1784, 1788–1826), Erstkommunikanten: 1676–1698 (Lücken: 1678, 1683, 1685, 1689, 1691, 1692, 1694–1697)
Konfirmationen: ab 1756 (Lücken: 1802–1845). Konfirmandenverzeichnisse: 1752–1755, 1802–1845.

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Ronnenberg, S. 26–28; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 522; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 186–187; Holscher, Bisthum Minden, S. 207–208; Meyer, Pastoren II, S. 362; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 172–174; Piper, Glocken und Orgeln, S. 39–42; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 74–78.
B: Wolfgang Ewig: Die Grabmale an der Außenwand der St. Blasius-Kirche in Großgoltern, Barsinghausen 1993; Hans Funke: Die Pastoren und ihre Familien in Großgoltern (1542 bis 1942), Barsinghausen 1993; Heinz-Chr. Meier: Die ev.-luth. St. Blasius-Kirche in Großgoltern. Eine Chronik der ev.-luth. Kirchengemeinde Großgoltern – Nordgoltern – Eckerde. 1181–1981, o. O. 1980; Otto Oeters: Die Toten von Goltern. Geistliches Spiel in 3 Bildern zum 750jährigen Gedenktage der Golterer Kirche, dem 12. Juli 1931, nebst einem Anh. der geschichtlichen Angaben über Goltern, Barsinghausen [um 1949]; Elias Friedrich Schmersahl: Von der neuerbauten Kirche zu Grosengoltern im Hannoverischen, in: Acta historico-ecclesiastica. Oder gesammlete Nachrichten von den neuesten Kirchen-Geschichten 16 (1752), S. 947–952 [online].
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Kirche und Kirchhof, Leichenhalle; Familienkunde Niedersachsen: Pastorenliste (.pdf)

GND

2096761-5, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Grossgoltern


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 180, ebd. II, S. 92.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 317. Siehe auch Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Hannover, S. 172 ff.
  3. Cal. UB IX, Wunstorf, Nr. 35 (bzw. Nr. 4).
  4. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Hannover, S. 172 ff.
  5. Vgl. zum Folgenden Spieß, Calenberg, S. 10 ff. und S. 57 ff.
  6. LkAH, L 5a, Nr. 124 (Visitation 1955).
  7. Cal. UB IX, Wunstorf Nr. 4 bzw. Nr. 35 (der Text der Urkunde aus dem Jahr 1181 ist in einer Urkunde aus dem Jahr 1287 überliefert).
  8. Dolle, Klosterbuch III, S. 1581.
  9. UB Barsinghausen, Nr. 18 und 19.
  10. UB Barsinghausen, Nr. 38.
  11. Cal. UB IX, Wunstorf, Nr. 21.
  12. Cal. UB IX, Wunstorf, Nr. 32; Holscher, Bisthum Minden, S. 208.
  13. UB Loccum I, Nr. 531.
  14. UB Barsinghausen, Nr. 98.
  15. Holscher, Bisthum Minden, S. 208.
  16. Cal. UB IX, Wunstorf, Nr. 170 (S. 124).
  17. UB Barsinghausen, Nr. 455.
  18. RG Online, RG V 00553, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/553, 05.02.2024.
  19. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, S. 47 ff.
  20. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 411.
  21. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 412.
  22. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  23. Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 42.
  24. Meier, S. 106 f.
  25. Zit. bei Meier, S. 57; 33 Menschen starben im Turm („Todt gebrandt“), sechs weitere erlagen anscheinend später ihren Verletzungen („Auf den Todt beschädigt“). P. Oeters schrieb 1931 zur 750-Jahrfeier der Kirche Großgoltern ein „geistliches Spiel“ über dieses Ereignis („Die Toten von Goltern“), vgl. Oeters, S. 3 ff.
  26. Schmersahl, S. 949.
  27. Schmersahl, S. 950.
  28. LkAH, S 1 H III, Nr. 117, Bl. 9. Dort auch die folgenden Zitate.
  29. LkAH, S 1 H III, Nr. 117, Bl. 9; LkAH, L 5a, Nr. 124 (Visitation 1949).
  30. LkAH, L 5a, Nr. 124 (Visitationen 1949 und 1955).
  31. LkAH, L 5a, Nr. 124 (Visitationen 1949 und 1955). LkAH, L 5d, unverz., Großgoltern, Visitation 1962.
  32. LkAH, L 5a, Nr. 124 (Visitation 1955).
  33. LkAH, L 5d, unverz., Großgoltern, Visitation 1988. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  34. LkAH, L 5d, unverz., Großgoltern, Visitation 1982.
  35. KABl. 2017, S. 178.
  36. KABl. 2017, S. 178.
  37. Holscher, Bisthum Minden, S. 206
  38. Dolle, Klosterbuch III, S. 1581.
  39. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 411. Bei Meyer, Pastoren I, S. 362, ist wohl irrtümlich das Kloster Barsinghausen als Inhaber des Patronats genannt.
  40. Übersetzung: Meier, S. 98.
  41. Im Gemeindebuch KK Ronnenberg, S. 26, ist 13. Jh. angegeben.
  42. LkAH, A 8 Nr. 155 [Digitalisat, Aufnahme 8].
  43. Meier, S. 77.
  44. Grund- und Aufriss: Meier, S. 95.
  45. Schmersahl, S. 948 ff.
  46. Müller, Ziesenis, S. 138 f.; Bleibaum, Bildschnitzerfamilien, S. 302 ff.
  47. Text und Übersetzung: Meier, S. 87 ff. Vgl. auch Ewig, S. 2 ff.
  48. Ewig, S. 8 ff.
  49. Zur Orgelgeschichte: Piper, Glocken und Orgeln, S. 56 ff.
  50. Meier, S. 106.
  51. LkAH, A 8 Nr. 155 [Digitalisat, Aufnahme 8].
  52. LkAH, A 8 Nr. 155 [Digitalisat, Aufnahme 8].
  53. Meier, S. 106.
  54. Piper, Glocken und Orgeln, S. 55, Bild ebd., S. 107.