Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emsland-Bentheim | Patrozinium: Erlöser/Markus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Emsbüren erscheint schon in karolingischer Zeit als Sitz eines Amtshofs und der in einer Kaiserurkunde des Jahres 819 genannten Gaukirche von Saxlinga. 1181 ist es als Pfarrort nachweisbar. Das südlich davon gelegene Salzbergen war 1172 Sitz eines Edelhofs und gleichfalls Pfarrort. Beide Ksp. gehörten seit dem 13. Jh. zum Oberstift Münster und fielen 1815 an das Kgr. Hannover (Amt Lingen). In wie weit im Emsbüren im frühen 16. Jh. Reformation und Täufertum Einfluss erlangten, bleibt unklar.1 In Salzbergen setzte sich nach dem Bekenntniswechsel der mit dem Pfarrbesetzungsrecht ausgestatteten Gf. von Bentheim zeitweilig der ref. GD durch, doch förderten die münsterischen kirchlichen Oberbehörden seit Anfang des 17. Jh. nachhaltig die Rekatholisierung. Ein stärkerer Zuwachs an ev. Christen (meist ref.) war erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zu verzeichnen, begünstigt insbesondere durch den Eisenbahnbau (ab 1855), die Gründung des Ölwerks in Salzbergen (1860) und die Textilindustrie (1891), die Arbeitskräfte aus anderen Landesteilen anzogen.

Kirche, Außenansicht, um 1954, Aus dem Fotoalbum „Kirchliche Gebäude in Kirchenkreis Emsland-Bentheim“, Band 2, um 1954

Kirche Leschede, Außenansicht, um 1954, aus dem Fotoalbum „Kirchliche Gebäude in Kirchenkreis Emsland-Bentheim“, Bd. 2

1892 wurde eine einklassige, auch als Gotteshaus genutzte ev. Schule unter ref. Schulaufsicht eingerichtet, aber schon vor dem Ersten Weltkrieg wieder aufgegeben. Die seelsorgerliche Betreuung übernahm die ref. KG Plantlünne. 1907 entstand eine ref. Gemeinde in Salzbergen als Filial der KG Ohne. Die Zahl der Lutheraner blieb dagegen gering. Ihre pfarramtliche Versorgung nahm bis nach dem Zweiten Weltkrieg die 1728 gegründete KG Lingen wahr.
Flucht und Vertreibung führten nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 1.000 weitere Gemeindeglieder überwiegend aus Pommern und Schlesien nach Emsbüren. Paul Kurth, zuletzt P. und Sup. in Saalfeld/Ostpreußen, wurde 1945 zum Flüchtlingspfarrer für das südliche Emsland bestellt. 1946 wurde ihm zur Unterstützung P. Erwin Latzke (mit Wohnsitz in Emsbüren) beigegeben. Innerhalb der KG Lingen wurde mit dem 1. April 1946 ein eigener Seelsorgebezirk für Emsbüren errichtet. GD fanden in Schulen und Scheunen statt. In der ehemaligen ref. Schule in Leschede fand 1946 die erste luth. Konfirmation statt. 1947 wurde das Schulgebäude provisorisch zur Kapelle umgebaut. Mit dem 1. Oktober 1950 wurden die luth. Bewohner der Ortschaften Leschede, Helschen, Bernte, Mehringen, Emsbüren, Berge, Listrup, Bexten-Nord, Ahlde und Elbergen zur KapG Emsbüren zusammengeschlossen.2 Predigtstellen befanden sich außer in Leschede in den Schulen von Ahlde, Listrup und Elbergen.
Nach Plänen von Otto Bartning entstand 1952 die heute unter Denkmalschutz stehende Erlöserkirche in Leschede (Einweihung am 30. November 1952). Die Aufnahme der Gemeindearbeit und Abhaltung von GD in Salzbergen bezeichnete P. Klopsch angesichts der prosperierenden Ölindustrie am Ort und des Zugangs an Flüchtlingen im August 1952 als „dringendes Erfordernis“.3 Bis dahin wurden die aus der altpreußischen Union stammenden Evangelischen durch das ref. Pfarramt Ohne betreut. Ende 1953 übernahm die KapG Emsbüren die Versorgung der luth. Gemeindeglieder. Am 1. Juni 1954 wurde ihr Sprengel offiziell um die Ortschaften Spelle, Venhaus, Bexten, Holsten, Holsterfeld, Hummeldorf, Salzbergen und Steide erweitert.4 1959/60 folgte der Bau der Markuskirche in Salzbergen (Einweihung 29. Oktober 1960). Am 1. April 1960 schied die KapG Emsbüren aus dem Verband der KG Lingen aus und wurde unter dem Namen KG Leschede-Salzbergen verselbständigt.5
In Spelle, wo eine dritte Predigtstätte bestand, konnte die Gemeinde 1964 die 1909 erbaute ehemaligen kath. Volksschule an der Alten Varenroder Straße ankaufen und zum Gemeindehaus ausbauen.
Die Zahl der Gemeindeglieder wuchs in den 1960er und 1970er Jahren weiter an (1962: 535; 1969: 633; 1975: 673, 1982: 1.230). Eine merkliche Vergrößerung erfuhr sich noch einmal durch den Zuzug von Spätaussiedlern aus der ehemaligen UdSSR in den 1990er Jahren, so dass 1997 die Lutheraner der politischen Gemeinde Spelle zu einer eigenen KG zusammengefasst wurden. 2000 wurde die KG Leschede-Salzbergen in KG Emsbüren-Salzbergen in Salzbergen umbenannt. Bis heute hat sie sich einen ausgesprochenen Diaspora-Charakter bewahrt. Seit 2012 ist die KG Emsbüren-Salzbergen pfarramtlich verbunden mit den KG Schüttorf und Spelle (Pfarramt Westliches Emsland/Obergrafschaft, zwei Pfarrstellen). Zum 1. Januar 2021 kam die KG Bad Bentheim zum verbundenen Pfarramt hinzu (Pfarramt Südliches Emsland/Obergrafschaft, drei Pfarrstellen).

Umfang

Bei Errichtung der KG (1960) die Ortschaften Leschede, Helschen, Bernte, Mehringen, Emsbüren, Berge, Listrup, Bexten-Nord, Ahlde und Elbergen; Spelle, Venhaus, Bexten, Holsten, Holsterfeld, Hummeldorf, Salzbergen und Steide. Mit dem 1. Oktober 1985 wurden die luth. Einwohner der Ortschaft Gleesen, mit dem 1. Mai 1995 die luth. Einwohner von Varenrode aus der Kreuz-KG Lingen nach Leschede-Salzbergen umgegliedert.6 Die Gemeindeglieder in der politischen Gemeinde Spelle (Spelle, Venhaus, Varenrode) wurden mit der Errichtung der dortigen KG zum 1. Januar 1997 ausgegliedert.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der eigenständigen KG 1960 zum KK Emsland-Bentheim.

Kirchenbau – Erlöserkirche Emsbüren-Leschede

Kirche Leschede, Außenansicht, um 1980

Bartning-Notkirche Typ Diasporakapelle: Saalbau aus Fertigbauteilen, teilweise verklinkert. Sakristeianbau.

Turm

Dachreiter. 1999 Bau eines Glockenträgers.

Ausstattung

Hölzerner Tischaltar in einer schließbaren Altarnische; darüber ein Kruzifix aus Lindenholz des Akademie-Bildhauers Gustav Adolph Schmidt (Lingen, früher Breslau).

Orgel

Ursprünglich ein Saugwind-Harmonium (restauriert und noch vorhanden). 1982 Neubau einer Orgel durch Joachim Kreienbrink (Osnabrück), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG im Turm, I: f’’; II: as’’ (beide Bronze, Gj. 2009, Gebrüder Rincker, Sinn). – Eine LG (Betglocke im Dachreiter ) in g’’ (Bronze, Gj. 1952, Firma Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher).

Kirchenbau – Markuskirche Salzbergen

Kirche Salzbergen, Ansicht von Südwesten, um 1980

Massiver Saalbau aus rotem Klinkermauerwerk. Kirchenraum mit rückseitiger Empore; darunter ein abtrennbarer Gemeinderaum.

Turm

An der Traufseite der Südfront ein Glockenturm unter niedrigen Satteldach.

Ausstattung

Blockaltar mit Backsteinverblendung und Mensa aus Eiche. – Aus Backstein aufgemauerte Taufe mit einem Holzaufsatz. – Kruzifix und zwei Altarleuchter von Gerhard Schreiter (Bremen).

Orgel

1964 Neubau durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: a’; II: c’’; III: d’’ (Bronze, Gj. 1960, Gebrüder Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus in Salzbergen (Bj. 1962). – Gemeindehausanbau an der Markuskirche (Bj. 1984). – Jugend- und Gemeindehaus der Erlöserkirche (Bj. 2001/02).

Friedhof

In Trägerschaft der KG. In Leschede hinter der Erlöserkirche. 1953 eröffnet, 2006 erweitert. FKap (Bj. 1965).

Quelle

Mitteilung von P. Marcus Droste vom 18. Mai 2015.

Literatur

B: Licht und Leben. 50 Jahre Evangelisch-luth. Erlöserkirche Leschede, Salzbergen 2002; Helga Müller: Die Entstehung und Entwicklung der ev.-luth. Kirchengemeinde Leschede-Salzbergen, in: Christine Hermanns (Hg.): Saxlinga – Kirchspiel – Gemeinde. 1175 Jahre Emsbüren, Emsbüren 1994, S. 275–282; Ludwig Remling: Konfession und Krieg – aus der Geschichte Emsbürens im 16. und 17. Jahrhundert, in: Christine Hermanns (Hg.): Saxlinga – Kirchspiel – Gemeinde. 1175 Jahre Emsbüren, Emsbüren 1994.


Fußnoten

  1. Remling, S. 97.
  2. KABl. 1950, S. 94.
  3. LkAH, L 5f, Nr. 966 (P. Klopsch, KapG Emsbüren, an Sup. in Meppen, 29.08.1952).
  4. KABl. 1954, S. 66.
  5. KABl. 1960, S. 66.
  6. KABl. 1985, S. 118; KABl. 1995, S. 63.