Frühere Gemeinde | Sprengel Stade, KK Bremerhaven | Patrozinium: Christus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südwesten, Postkarte

Kirche, Ansicht von Südwesten, Postkarte

Die Christus-KG in Geestemünde verdankt ihre Entstehung dem rapiden Bevölkerungswachstum nach der Anlage der Häfen in Bremerhaven (1827) und Geestemünde (um 1850). Die Einwohnerzahl stieg bis Anfang der 1870er Jahre auf rund 6.000 (Geestendorf) bzw. 2.000 (Geestemünde) an. Die vorhandenen Gemeindeeinrichtungen der Marienkirche in Geestendorf reichten hierfür ebenso wenig aus wie das noch aus dem Mittelalter stammende KGb. Schon seit 1851 verfügte Geestemünde über eine eigene Schule (1892 als Altgeestemünder Volksschule durch die Kommune übernommen). 1859 gab es erste (nicht umgesetzte) Pläne zum Bau einer Kirche auf dem Geestemünder Marktplatz. Für die seelsorgerliche Betreuung wurde zunächst eine Hilfspredigerstelle, 1862 eine zweite Pfarrstelle an der Marienkirche eingerichtet. Im gleichen Jahr bestätigte das Konsistorium in Stade die Zugehörigkeit Geestemündes zur Parochie Geestendorf, weil es auf ursprünglich Geestendorfer Feldmark errichtet wurde und die schon vor der Gründung dort befindlichen Gebäude (Steuerrezeptur und Schenke) zu Geestendorf gehört hatten. Der Raummangel in der Marienkirche hatte jedoch eine zunehmende Abwanderung der Kirchgänger nach Bremerhaven zur Folge. Eine von Geestendorfer Bauern unterzeichnete Eingabe setzte sich 1863 noch einmal für den Bau einer neuen Kirche ein, doch verzögerte sich die Umsetzung des Vorhabens noch fast zehn Jahre. Erst 1872/75 wurde der Neubau der Christuskirche nach einem Entwurf von Conrad Wilhelm Hase errichtet und am 14. November 1875 eingeweiht.
Bis 1970 bildete die Kirche einen gemeinsamen Pfarrbezirk mit der Marienkirche. Die Trennung wurde am 1. April 1970 vollzogen. Die zweite, dritte und fünfte Pfarrstelle der St.-Marien-KG gingen auf die neue KG über.1 Mit über 13.000 Gemeindegliedern war die Christus-KG Ende der 1970er Jahre eine der mitgliederstärksten der Landeskirche, doch ist die Zahl seither stark rückläufig (1996: 8.952, 2003: 7.279). Zum 1. Juni 2017 löste sich die Christusgemeinde auf und schloss sich mit der Mariengemeinde zur neuen „Ev.-luth. Marien- und Christusgemeinde Bremerhaven-Geestemünde“ zusammen.2

Pfarrstellen

I: 1. April 1970, 1. Januar 2000 aufgehoben und neu errichtet aus IV. – II: 1. April 1970. – III: 1. April 1970, 1. Januar 2011 aufgehoben.3 – IV: 1. Januar 19744, seit 1. Januar 2000 I.5

Umfang

Der Ortsteil Geestemünde-Nord (nördlich Grashoffstraße und Schiffdorfer Chaussee).

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Bremerhaven.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, Postkarte

Kirche, Blick zum Altar, Postkarte

Neugotische dreischiffige Backsteinhallenkirche mit eingezogenem Ostchor und Einturmfassade im Westen, erbaut 1872–1875 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Hannover).6 Kreuzgewölbe.

Fenster

Rundfenster im Maßwerk mit christlichen Symbolen von Kunstmaler Hans Müller-Hanssen (Bremerhaven). Die schlichten Fenster des Schiffs und des Chors wurden in den 1970er Jahren bzw. 1983 erneuert.

Turm

Fünfgeschossiger quadratischer Westturm mit hohen gekuppelten Schallluken. Achtseitiger, kupfergedeckter Helm mit Kreuzblume; Seitengiebel und türmchen am Helmansatz. Wegen schlechter Bauausführung musste der Turm wieder abgebrochen und Ende der 1880er Jahre neu errichtet werden.

Ausstattung

Unterbau und Mensa aus Holzwerk; darauf ein durch eine Arkatur in sechs Felder gegliedertes neugotische Retabel (1875). In den inneren Arkaden vier Ölbilder mit alttestament. Gestalten (Aaron, Isaak, Abel und Melchisedek). Überragt wird der Altar von einem hohen Kruzifix mit den Evangelistensymbolen auf den Kreuzenden. – Hölzerne Kanzel mit Schalldeckel; in den Brüstungsfeldern die vier Evangelisten mit ihren Symbolen (1875). – Achteckige Sandsteintaufe mit Taufschale aus Kupfer (verzinnt). – Schmiedeeiserner Osterleuchter von Kunstschmied Hermann Holsten, Otterstedt (1999).

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1967

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1967

Orgel

Die erste Orgel wurde 1875 von der Firma Peternell (Seligenthal, Thüringen) geliefert. 1966/67 Abriss und Neubau durch Firma Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 40 III/P (HW, BW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen. 1997 Restaurierung und Erweiterung um drei Reg. durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven). – 1962 beschaffte die KG eine Chororgel der Firma Hermann Hillebrand, 5 I/–; 1998 eine neue Truhenorgel mit fünf Reg. und Transponiervorrichtung der Firma Klop (Garderen/Niederlande).

Geläut

Vier LG, I: ges’; II: as’; III: b’; IV: des’’ (alle Bronze, Gj. 1955, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Zwei ältere Dreiergeläute wurden in den beiden Weltkriegen abgegeben.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1862–1865 Johann Georg Ludwig Holtermann. – 1865–1871 Heinrich Peter Wilhelm Peters. – 1871–1883 Friedrich Mast. – 1884–1907 Heinrich Karl Adolf Sorger. – 1908–1914 Ludwig Holtermann. – 1914–1939 Karl Schöber.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 491–492

Literatur

B: Klaus Nolte: 100 Jahre Christuskirche, [Bremervörde 1975]; 125 Jahre Christuskirche 14. November 1875 – 14. November 2000, [Bremerhaven 2000]; Georg Behrens: Geschichte der Stadt Geestemünde, Wesermünde 1928.


Fußnoten

  1. KABl. 1970, S. 5–8.
  2. KABl. 2017, S. 108 f.
  3. KABl. 2010, S. 176.
  4. KABl. 1974, S. 38 f.
  5. KABl. 2000, S. 84.
  6. Siehe: https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/g-l/geestemuende_christus.htm, 15.08.2022.