Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Heilig Kreuz | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Das 1242 durch die Bf. von Minden erbaute und zunächst gemeinsam mit den Gf. von Roden mit Burgmannen besetzte castrum Boklo (urkundlich 1317)1 kam im 14. Jh. unter die Herrschaft der Gf. von Schaumburg und nach dem Erlöschen des gräflichen Hauses 1647 an das Fsm. Calenberg. Es war seit dem 15. Jh. Sitz eines Amts (1819 aufgehoben und in das Amt Blumenau eingegliedert). – Seit 1974 Ortsteil von Wunstorf.
Bokeloh war von alters her nach Idensen eingepfarrt. Eigenes kirchliches Leben entwickelte sich erst im 20. Jh. nach der Aufnahme des Kalibergbaus durch die Alkaliwerke Sigmundshall, die zu einem massiven Anwachsen der Einwohnerzahl führte. Der Idenser P. Bölsing hielt seit 1910 Bibelstunden und Abendmahlsfeiern in Bokeloh ab. Weitergehende Pläne wurden durch den Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Wirtschaftskrise verhindert.
Nach der Wiederaufnahme der 1931 zunächst stillgelegten Kaliförderung nach dem Zweiten Weltkrieg und durch den Zustrom von Ostflüchtlingen hat sich die Einwohnerzahl von Bokeloh noch einmal nahezu verdoppelt. Konfirmandenunterricht und Bibelstunden in der alten Schule von Bokeloh sollten die kirchlichen Bedürfnisse der Neubürger befriedigen. Am 1. März 1957 wurde eine KapG Bokeloh im Verband der KG Idensen (KK Wunstorf) gebildet2 und mit dem späteren Pfarrer Georg Heckmann für die Ortschaften Cronsbostel und Bokeloh erstmals ein Pfarrvikar bestellt. GD fanden in der alten Schule, später in der Pausenhalle statt. 1959/61 erfolgte mit Unterstützung einer Kirchenbauvereins der Bau der Kirche. (Architekt: Hans Sievers, Neustadt a. Rbge., Einweihung am 16. Dezember 1961 durch LSup. Johannes Schulze). Die Bezeichnung „Zum Heiligen Kreuz“, die die Kirche auf Anregung von P. Schwartz aus Idensen erhielt, leitet sich von der alten Kapelle St. Crucis ab, die in schaumburgischer Zeit in Mesmerode vermutlich im alten Vorwerk stand. Zum 1. Januar 1961 wurde die KapG unter pfarramtlicher Verbindung mit Idensen in eine eigenständige KG umgewandelt.3 Zum 1. Januar 1964 erfolgte die Errichtung einer Pfarrvikarstelle4. Zum 1. Januar 1968 wurde die Pfarrvikarstelle in eine Pfarrstelle umgewandelt und die pfarramtliche Verbindung mit der KG Idensen gelöst.5 Seit Juni 2019 bildet die KG Bokeloh zusammen mit den Wunstorfer Gemeindenden Corvinus, St. Johannes und Stift den „Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Bokeloh und Wunstorf“.6
Aufsichtsbezirk
Bei Gründung zum KK Wunstorf (seit 1. Januar 2001 KK Neustadt-Wunstorf).
Kirchenbau
Massiver rechteckiger Saalbau aus Klinkern und Obernkirchener Sandstein; Gestaltung in der Art einer Basilika mit Seitenkapelle an der Nordostseite, erbaut 1959–61 (Architekt: Hans Sievers, Neustadt a. Rbge.). An der Stelle der früheren Westempore wurden 2011 Gemeinderäume eingebaut (Gemeindesaal im Erdgeschoss, Gemeindebüro und Gruppenräume im Obergeschoss, durch eine Glasfront vom Kirchenraum getrennt. Architekt: Klaus Haake, Wunstorf).
Fenster
Im Westgiebel ein kreuzförmiges Betonglasfenster mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Turm
Turm mit Eingangsbereich an der Südwestecke.
Ausstattung
Blockaltar aus Sandstein, dahinter ein Altarmosaik des Kunstmalers Walter Krzywicki (Berlin) nach Offb 4–5 (Der Auferstandene als Weltenerlöser mit den vier Evangelisten und der anbetenden Gemeinde). – Kanzel und Taufbecken aus Obernkirchener Sandstein. – Lesepult mit den Symbolen der vier Evangelisten. – Paramente von G. Dinkel (Krüge der Hochzeit zu Kana; Christuskrone). – Osterleuchter von David Müller (2014). – Auf den Glastüren zwischen Kirche und Gemeindesaal Grafiken zu Begegnungen Jesu im Johannesevangelium (von Anja Haake, Wunstorf). – Sandsteinrelief über dem Eingang mit der Aufrichtung der ehernen Schlange in der Wüste (nach 4 Mos 21,6–9 bzw. Joh 3,14 f.)
Orgel
1958 Neubau durch Hermann Hillebrand, 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen. 1977 Neubau durch Wilfried Müller (Arpke); 1986 Überarbeitung durch Firma Gustav Steinmann (Vlotho). 2015 Renovierung und Erweiterung durch Jörg Bente (Helsinghausen), 15 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. Die Orgel steht neben dem Altarraum.
Geläut
Vier LG, I: g’; II a’; III: c’’; IV: d’’ (alle Bronze, Gj. 1961, Gebrüder Rincker, Sinn; Glockenweihe am 5. März 1963).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1964) und Gemeindehaus (Bj. 1972) wurden verkauft.
Literatur
B: 25 Jahre ev.-luth. Kirche Zum Heiligen Kreuz in Bokeloh, 1986; Joachim Homeyer: Bokeloh, eine Burg der Bf. von Minden im 13. Jh. „castrum novum in loco, qui dicitur Carnewinckel“, in: JbGNK 82 (1984), S. 145–170; Heinrich Lathwesen: Das Amt Bokeloh mit seinen Dörfern Bokeloh, Idensen, Mesmerode, Wunstorf 1981; Jan Peter Wiborg: Ein Dorf im Strukturwandel. Bokeloh, Bielefeld 1998.
Website der Kirchengemeinde (21.08.2023)