Frühere Gemeinde | Sprengel Hannover, KK Ronnenberg | Patrozinium: Alexander | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Die heutige Ortschaft Bantorf am Nordrand des Deister wuchs um 1700 aus den drei älteren Dörfern Bantorf, Ebbinghausen und Luttringhausen zusammen. Bantorf wird 1226 als Bodincthorpe erstmals urkundlich erwähnt. Grundherren waren 1043 die Gf. von Schwalenberg, um 1251 die Gf. von Hallermund und um 1433 die Gf. von Klosters Pyrmont. Ihr Besitz ging in die Hände des Klosters Barsinghausen über1, das vom Stift Wunstorf auch die Grundherrschaft über den Haupthof in Bantorf erlangte. In Ebbinghausen (urkundlich seit 1216) schenkte 1299 Hzg. Otto von Braunschweig den Edelhof Barsinghausen.2 Auch für Luttringhausen übernahm das Kloster umfangreichen früher ritterschaftlichen Besitz. Die Landesherrschaft lag bei den Welfen (Fsm. Calenberg/Amt Calenberg, ab 1817 Amt Wennigsen).
Das historische Kirchdorf mit der Alexandrikirche ist Luttringhausen. Über die Bildung der Parochie liegen keine Nachrichten vor. Das KGb wird in seinen ältesten Teilen auf die zweite Hälfte des 12. Jh. datiert. Als erster Geistlicher erscheint Dominus Vromoldus plebanus in Loteringehusen als Zeuge in einer Urkunde des Gf. Johannes von Roden (13053, als rector clericis auch 13064) 1320 leiht sich das Kloster Barsinghausen von dem Priester Gottschalk zu Luttringhausen (Gotscalko plebano in Loteringehusen) fünfzehn Bremer Mark und überlässt ihm dafür einen Teil der Einkünfte aus seinem Besitz zu Nordgoltern.5 1334 gibt das Kloster Barsinghausen Bf. Ludwig von Minden den Verkauf einer Hofstelle und einer Hufe in Luttringhausen an den dortigen Pfarrer Engelhard bekannt.6 Derselbe dominus Engelhardus plebanus in Loteringehusen wird 1338 als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Barsinghausen aufgeführt.7 1355 schenkt Bodo von Hesensen den Priestern von Luttringhausen und Beckedorf eine halbe Hufe in Schmarrie.8 1401 verkaufen der Knappe Bernd Blome und seine Ehefrau Lene dem Priester Johann Budde in Luttringhausen eine Hufe mit einer Wiese und zwei Höfe in Groß-Munzel.9 Kurz darauf überträgt Gf. Julius von Wunstorf der Kirche in Luttringhausen zwei Höfe und eine Hufe ebenda.10 1463 erscheint Arnold Primas als Pleban in Luttringhausen11 1492 setzt Konrad Heyse, Propst in Barsinghausen, den Kaplan Johannes Stelde als Priester der Kirche in Luttringhausen ein.12 1516 und 1536 ist Heinrich Hesse rector parochialis.13
Bis zur Reformation bildete Luttringhausen eine eigenständige Parochie, wenn auch die Kirchherren wohl zeitweilig durch das Kloster Barsinghausen gestellt wurden. Die Einführung der Reformation erfolgte mit dem Kloster 1543. Da die Pfarrpfründe nicht ausreichte, einen Geistlichen mit Familie zu ernähren, wurde die Gemeinde stillschweigend als Filial von Barsinghausen betrachtet. Im Visitationsprotokoll von 1588 wird Luttringhausen nur noch als Kapelle bezeichnet und später abwechselnd von Barsinghausen und Hohenbostel aus versehen. In einer Eingabe an das Konsistorium beklagten die Einwohner von Luttringhausen, dass das Kloster Barsinghausen Pfarrhaus und Pfarrmeierhof nach der Reformation unrechtmäßig an sich gerissen habe. Mit P. Heinrich Steinmann (amt. 1601–1607) erhielt die KG vorübergehend wieder einen eigenen Geistlichen. Nach seinem Tod wurde sie – gegen den Willen der Parochianen – wieder mit Barsinghausen später (1634/35 und ab 1647) von Hohenbostel aus versehen und ab 1800 als mater combinata endgültig dieser KG verbunden.14 Die KG kämpfte weiterhin für eine eigene Pfarrstelle und besaß noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein eigenes Pfarrhaus (1950 an die politische Gemeinde verkauft). Das Pfarrwitwenhaus war bereits 1868 abgebrochen worden.
Mit dem 1. Januar 1964 wurde die Alexandri-KG Luttringhausen in Alexandri-KG Bantorf umbenannt.15 Zum 1. Januar 2018 schlossen sich die KG Bantorf und die KG Hohenbostel zur „Ev.-luth. Kirchengemeinde Bördedörfer Barsinghausen“ zusammen.16
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Apelern der Diözese Minden. – 1589 zur Insp. (1924: KK) Ronnenberg.
Patronat
Die Gf. von Schwalenberg; im 14. Jh. die Gf. von Pyrmont17, die das Patronatsrecht über die Kirche in Luttringhausen 1357 (29. September) dem Kloster Barsinghausen schenkten.18 Der Konvent des Klosters hat 1890 auf seine Rechte verzichtet. Seither erfolgt die Besetzung der Pfarrstelle nach dem Pfarrerwahlgesetz.
Kirchenbau
Kleiner Bruchsteinsaal mit eingezogenem Chor mit 3/8-Schluss. Mauerreste auf der Südseite stammen noch von einem Vorgängerbau aus der zweiten Hälfte des 12. Jh. Das Schiff wurde wohl schon im 13. Jh. erweitert. Zahlreiche Umbauten des 16. Jh. Satteldach. Langhaus unter flacher Holzdecke, zum gratgedeckten Chor durch einen Rundbogen geöffnet. L-förmige Empore. Renovierung 1930 und 1957/58.
Fenster
Buntglasfenster im Chor und im Schiff; figürliche Darstellungen (Christus, Apostel), christliche Symbolik und Bibelworte (1929/30).
Turm
Gedrungener Westturm aus Sandstein auf quadratischem Grundriss. Zeltdach.
Ausstattung
Altarbild von Prof. Schmidt (Erfurt). – Barocke Holzkanzel (1692). – Achteckiger gotischer Taufstein (wohl Ende 13. Jh.)
Orgel
1872 Neubau von P. Furtwängler & Söhne (Elze), 11 II/P (HW, NW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1939 Reparatur und Umdisponierung durch Firma Emil Hammer; 1960 Reparatur und Umdisponierung durch Firma Hermann Hildebrand. 1999 von Jörg Bente (Helsinghausen) restauriert.
Geläut
Zwei LG in gis’ und h’ (beide Bronze, Gj. 1975, Heidelberger Glockengießerei). – Früherer Bestand: Eine 1614 von Joachim Schrader gegossene Bronzeglocke wurde 1907 durch zwei neue Bronzeglocken ersetzt, von denen die größere im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. Als die Kirche 1924 zwei Stahlglocken des Bochumer Vereins (cis’ und e’) erhielt, wurde auch die verbliebene Bronzeglocke abgegeben. 1975 neues Geläut der Heidelberger Glockengießerei. Eine Stahlglocke steht heute auf dem Kirchhof.
Friedhof
Auf dem Kirchhof. Eigentum der KG.
Luttringhausen:
1516, 1543 Henrich Hessen. – 1601–1607 Heinrich Steinmann.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 116
Kirchenbücher
Taufen: 1730–1852
Trauungen: 1730–1852
Begräbnisse: 1730–1852
Kommunikanten: 1801 (1889–Anfang 1899 im Kirchenbüchern von Hohenbostel.
Konfirmationen: 1791–1837 (Lücken: 1801–1806)
Mutterkirche Hohenbostel. Vorher und nachher in den Kirchenbüchern der Mutterkirche.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 5 Nr. 769 (Spec. Landeskons.); A 8/Luttringhausen (Corpus bonorum).
Literatur
A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 183; Hanning, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 177; Piper, Glocken und Orgeln, S. 14 f.
B: Gerhard Reinecke (Hg.): Chronik der Kirchengemeinde Luttringhausen-Bantorf, Barsinghausen 1957.
Fußnoten
- UB Barsinghausen, Nr. 29 und 457.
- UB Barsinghausen, Nr. 85.
- UB Barsinghausen, Nr. 116.
- UB Barsinghausen, Nr. 119 und 120.
- UB Barsinghausen, Nr. 163.
- UB Barsinghausen, Nr. 241.
- UB Barsinghausen, Nr. 266.
- UB Barsinghausen, Nr. 317.
- UB Barsinghausen, Nr. 403.
- UB Barsinghausen, Nr. 404.
- UB Barsinghausen, Nr. 490.
- UB Barsinghausen, Nr. 513.
- Stedler, Patronatpfarren, S. 74 f.
- Kayser, Kirchenvisitationen, S. 415, Anm. 846.
- KABl. 1964, S. 3.
- KABl. 2017, S. 139 f.
- Stedler, Patronatpfarren, S. 73.
- UB Barsinghausen, Nr. 330.