KapG der KG Ronnenberg | Sprengel Hannover, KK Ronnenberg | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich sind die beiden Orte erstmals 1091 als Imina und 1304/24 als Roleghen nachweisbar.1 Ihme und Roloven gehörten zum Go Pattensen, der im 12. Jh. zum Herrschaftsbereich der Gf. von Hallermunt zählte und im 13. Jh. an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Wolfenbüttel kam.2 Seit 1432 gehörten die beiden Dörfer zum welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und dort zunächst zum Amt Calenberg, ab 1643 zum Amt Koldingen.3 Von 1810 bis 1813/14 waren sie Teil des Kantons Pattensen im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach zählten Ihme und Roloven, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Amt Koldingen, das 1824 im neuen Amt Hannover aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fielen die beiden Dörfer 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörten sie zum Lkr. Hannover und seit 2001 zur Region Hannover. 1928 wurden Roloven und der Gutsbezirk Bettensen nach Ihme eingemeindet, seit 1961 heißt der Ort Ihme-Roloven. 1974 wurde er nach Ronnenberg eingemeindet. Um 1813 lebten knapp 375 Menschen in Ihme und Roloven, 1922 etwa 450 und 2021 rund 945.
Kirchlich gehörten Ihme und Roloven bereits in vorref. Zeit zur Parochie Ronnenberg. Für keines der beiden Dörfer erwähnt das Visitationsprotokoll von 1543 eine Kapelle.4 Im Jahr 1743 schließlich beantragten Ihme und Roloven „in der Mitte zwischen beiden Dörfern eine Capell bauen zu dürfen, damit hier die alten und schwachen Leute und die Kinder Gott dienen und danken können, namentlich wenn im Winter wegen der Nässe der Weg zur Kirche [in Ronnenberg] kaum zu gehen ist“.5 Am 11. Mai 1745 weihten die beiden Dorfgemeinden zusammen mit Sup. Christoph Gesenius (amt. 1736–1763) aus Ronnenberg die kleine Bruchsteinkapelle ein. Auch die Schule unterhielten beide Dörfer gemeinsam.6
Im Jahr 1922 (auch 1934 und 1941) waren pro Jahr zwei Abendmahlsgottesdienste in der Kapelle Ihme-Roloven üblich, im Frühjahr gehalten vom Superintendenten, im Herbst vom zweiten Pfarrer der KG Ronnenberg.7 In der Nachkriegszeit fand alle zwei Wochen ein Kapellengottesdienst statt.8 Zum Krippenspiel an Heiligabend versammelt sich die Gemeinde seit 1993 in einer Scheune.9
Gemeinsam mit ihrer Muttergemeinde Ronnenberg, der Johannes-KG Empelde, der Versöhnungs-KG Weetzen und der KapG Linderte gründete die KapG Ihme-Roloven zum 1. Januar 2013 denEv.-luth. Kirchengemeindeverband Ronnenberg“.10

Patronat

Um 1590 Kloster Wennigsen.11

Kirchenbau

Rechteckbau mit Anbau an Ostseite und Windfang an Westseite, ausgerichtet nach Ostsüdosten, erbaut 1743. Satteldach mit Krüppelwalm im Osten. Bruchsteinmauerwerk, Giebelflächen mit Ziegelbehang. An den Längsseiten je zwei Rechteckfenster mit Sandsteinlaibungen. An der westlichen Giebelseite Windfang mit Eingang, rechts daneben Inschriftenstein mit Monogramm und Jahreszahl „1743“. Im Innern flache, hölzerne Kassettendecke, Empore im Westen. 1909 Instandsetzung. 1951 Anbau errichtet (Leichenhalle). 1954 Umgestaltung, u. a. Empore und Windfang erbaut. 1968/69 Instandsetzung.

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger, verschieferter Dachreiter mit Pyramidendach, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne (Jahreszahl: 1743). Nach Norden und Süden je ein kleines, rechteckiges Schallfenster.

Ausstattung

Hölzerner Blockaltar mit neugotischem Holzretabel (1893/94, Tischlermeister Bähre, Linden bei Hannover), in der Mitte hohes Kruzifix, darunter Blendnische mit Wimperg sowie Stab- und Maßwerk, links und rechts Arkaden mit Gemälden der vier Evangelisten, in der Predella Patene und Kelch; Altar gestiftet von Vollmeier Friedrich Menge, Altar 1909 teilweise vergoldet.12 – Leicht erhöhte, hölzerne Kanzel (1885), an den Wandungen Blendnischen mit Dreipassbögen, Inschrift an der Brüstung: „Zur Erinnerung an Marie Pott, Roloven, geb. am 30. Mai 1861, gest. am 14. Juni 1885“. – Sechsseitige Holztaufe (1955, Tischlermeister Albert Lüpke). – Zwei Holztafeln mit Namen von Gemeindegliedern, die im Ersten Weltkrieg getötet wurden. – Außen an der Ostwand der Kapelle: Gedenktafel „Den Beschützern der Heimat aus Dankbarkeit Ortsteil Roloven“, „1939–1945“ sowie 32 Namen.

Orgel

Zunächst Harmonium der Firma Thielebörger und Böhl. 1983 Orgelpositiv erworben, erbaut um 1960 von Emil Hammer (Arnum), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.13

Geläut

Eine LG, as’’ (Bronze, Gj. 1853, Friedrich Dreyer, Linden bei Hannover), Inschrift: „Gemeinde Ihme 1853. Gegossen von Friedrich Dreyer“; Glocke 2009 repariert.

Friedhof

Kommunaler Friedhof in Roloven, angelegt 1910; kommunaler Friedhof in Ihme, angelegt 1914.14

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

Siehe Muttergemeinde Ronnenberg.

Literatur

A: Gemeindebuch KK Ronnenberg, S. 13; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 245–246; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 230–232 und S. 383–384; Piper, Glocken und Orgeln, S. 66.

B: Peter Hertel, Hans-Hermann Fricke, Wilhelm Kulke & Uwe Repinski: Ronnenberg. Sieben Traditionen – eine Stadt, Ronnenberg 2010, bes. S. 319–330; Dieter Twele: „1.000 Jahre Kirche in Ronnenberg“. Kirchengeschichte aus dem Blickwinkel einer Stadt und ihrer Ortsteile (= Schriften zur Stadtentwicklung 3), Ronnenberg 2010, bes. S. 70; Stefan Zielasko: Die Geschichte der Kapelle von Ihme-Roloven, Ihme-Roloven 1993.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kapelle; Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.


Fußnoten

  1. Ihme: UB Hamburg I, Nr. 118 (S. 112). Zum Ortsnamen und für weitere Belege vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 230 f. Roloven: Sudendorf, UB I, Nr. 184; Kemkes/Wolf, Lehnregister, S. 49 (A 161). Vgl. auch Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 383 f. Das 1217 erwähnte Roghelage ist auf die Wüstung Rugenloge am Grinderwald zu beziehen, ebd.
  2. Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 245; Spieß, Calenberg, S. 74.
  3. Zur Teilung von 1432 vgl. Pischke, Landesteilungen, S. 137 ff.; das 1432 entstandene Fürstentum hatte zunächst keinen Namen und hieß erst später Calenberg. Zum Amt Koldingen vgl. Spieß, Calenberg, S. 142 ff.
  4. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 417. Im Nachrichtungsbuch von allen Pfarren im Fürstenthumb Braunschweig… (um 1600, LAW, V 231, S. 85), sind Roleffen und Imen unter den filiae (Tochtergemeinden) der Parochie Ronnenberg genannt, was möglicherweise als Indiz für die Existenz von Kapellen angesehen werden kann.
  5. Zit. bei Twele, S. 70, Zielasko, S. 8, und in Gemeindebuch KK Ronnenberg, S. 13. Siehe auch NLA HA Hann. 74 Hannover Nr. 1175.
  6. Hertel, Fricke, Kulke & Repinski, S. 321.
  7. LkAH, L 5a, Nr. 328 (Visitationen 1922, 1934 und 1941).
  8. LkAH, L 5a, Nr. 329 (Visitation 1950).
  9. Hertel, Fricke, Kulke & Repinski, S. 320 f.
  10. KABl. 2013, S. 162. Siehe auch: Satzung KiGemV Ronnenberg, 17.01.2024.
  11. Nachrichtungsbuch von allen Pfarren im Fürstenthumb Braunschweig…, LAW, V 231, S. 85.
  12. Zielasko, S. 10, und S. 12.
  13. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 166.
  14. Twele, 70.