Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Cyriacus | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Dorste an der Söse, seit 1972 Ortsteil von Osterode, ist schriftlich erstmals als Dorstide in zwei Urkunden erwähnt, die zwar auf das Jahr 1022 datiert sind, bei denen es sich jedoch um Fälschungen des 12. Jh. handelt; die Fälschungen fußen allerdings teilweise auf zeitgenössischem Material.1 Seit der welfischen Erbteilung von 1291 gehörte das Dorf zum Fsm. Grubenhagen (1575 Amt Herzberg, 1800 Amt Katlenburg; nach dessen Aufhebung 1832 zum Amt Osterode) und war Sitz eines Edelhofs (ursprünglich im Besitz der von Dorstadt, nach wechselnden Eigentümern ab 1450 von Leuthorst, 1698 von Hedemann), der 1851 allodifiziert und 1882 durch die Kommune erworben wurde. Drei Meierhöfe befanden sich im Mittelalter im Besitz des Hildesheimer Michaelisklosters und waren an die von dem Dyke verpachtet, die 1297 auch den Zehnten zu Dorste erwarben (später an das Kloster Katlenburg veräußert).

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1950

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1950

Die ursprünglich romanische Bruchstein-Saalkirche wird auf die Mitte des 13. Jh. datiert, als erster Geistlicher erscheint 1270 Widekindus plebanus in Dorstad. 1333 wird dominus Sifridus, plebanus in Dorstad als Urkundenzeuge genannt. Godescalens nobilis de Plesse, patronus ecclesiae in Dorstad, und Fredericus (de Plesse) plebanus ibidem überließen 1351 dem Kloster Katlenburg drei Hufen im Rodershäuser Felde.2
Philipp I. von Braunschweig-Grubenhagen gehörte zu den ersten Reichsfürsten, die sich zur Reformation bekannten (1526 Beitritt zum Torgauer Bund; KO für Grubenhagen 1538). Entsprechend früh findet sich in Dorste mit Christoph Schmidt (amt. 1527–1550) ein luth. Geistlicher. Eine Schule bestand seit mindestens 1570 (Erwähnung des Schulmeisters Arnold Zeitfuchs).
Das Pfarrhaus wird im Visitationsbericht von 1579 als jemmerlich böse hauß bezeichnet, darinne er ohne tegliche leibsgefahr mit den seinen nicht wonen kann.3 Vermutlich fiel es der Zerstörung des Dorfs durch dänische Truppen 1626 zum Opfer und wurde anschließend neu errichtet (weiterer Neubau 1818). Wie das Pfarrhaus war Anfang des 19. Jh. auch das Kirchenschiff abgängig und wurde zwischen 1822 und 1824 auf den Grundmauern des Vorgängerbaus neu aufgeführt (Einweihung 24. Oktober 1824).
In Dorste fanden 1934 fanden Veranstaltungen von DC und BK mit auswärtigen Rednern statt. Eine im Juli 1933 gegründete ev. Frauenhilfe wurde noch im gleichen Jahr auf behördliche Veranlassung wieder aufgelöst.4 Die Pfarrstelle war nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholt über längere Zeit vakant. Diakonische Aufgaben nahm eine Schwesternstation in Trägerschaft der KG wahr. Der Visitationsbericht von 1973 bescheinigt der Gemeinde noch einen „vorwiegend ländlichen Charakter“ bei zunehmendem Anteil an Berufspendlern.5 Der kirchliche Gebäudebestand umfasste neben dem 1850 erbauten Gemeindehaus seit 1969 ein neues Pfarrhaus
Seit dem 1. November 2009 ist die KG Dorste mit den KG Wulften und Schwiegershausen pfarramtlich verbunden und wurde dritte Pfarrstelle der verbundenen Gemeinden.6
Zur Finanzierung der Pfarrstelle und Förderung der Gemeindearbeit wurde 2001 der Förderverein „Kirche für Dorste e. V.“ gegründet.

Umfang

Das Dorf Dorste.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (Sedes Berka) der Erzdiözese Mainz. – Unterstand nach Einführung der Reformation der Suptur./GSuptur. des Fsm. Grubenhagen und kam um 1726/277 zur neu gegründeten Insp. (1924: KK) Osterode (1. Januar 2013 im KK Harzer Land aufgegangen).

Patronat

Ursprünglich die Edelherren von Plesse. Die Edelherren Gottschalk der Ältere und Gottschalk der Jüngere überließen die Patronats- und Eigentumsrechte an der Kirche 1299 dem Kloster Höckelheim.8 Seit 1315 lag das Patronat wieder bei den Herren von Plesse.9 1585/1626 die Lgf. von Hessen als Erben der Edelherren von Plesse. Später zog Hzg. Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel das Belehnungsrecht an sich. 1739 und später der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Fünfachsiger Saalbau aus Bruchstein (1822–24). Eckquaderung und Portale und Fenstergewände der spitzbogigen Fenster in den Langseiten aus Sandstein. Geputzte Holztonne. Emporenanlage an der Nord-, West- und Südseite. Renovierungen 1951, 1986 und 2003.

Turm

Quadratischer Westturm des Vorgängerbaus (Quadermauerwerk) mit verschiefertem Glockengeschoss aus Fachwerk und barocker Haube mit einer achtseitigen Laterne. Bekrönung: Kugel, Wetterfahne, Kreuz.

Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Ausstattung

Spätklassizistische Kanzelaltarwand. Unterbau und Mensa aus Holz. Skulpturen der Apostel Petrus und Paulus an der Wand beiderseits der Kanzel. – Neugotischer Taufstein (gestiftet 1902). – Alter Holzopferstock. – Im Turmraum Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege.

Orgel

Neubau 1843 durch P. Furtwängler & Söhne (Elze). 1961 von Rudolf Janke (Gertenbach) umgebaut und neu disponiert; 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: g’; II: b’ (beide Bronze, Gj. 1973, Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher); III: g’’ (Bronze, um 1300, früher zeitweise nur SG, 1973 wieder läutbar gemacht). – Eine SG in es’’’ (Eisen, Gj. 1917). – Früherer Bestand: Zwei LG von 1875/76 sind Kriegsverlust, ebenso die 1921 gegossenen Ersatzglocken. Für sie erhielt die KG 1951 zwei Eisenhartgussglocken in f’ und as’ der Firma J. F. Weule (Bockenem)10; Anfang der 1970er Jahre stillgelegt.

Friedhof

Kirchlicher Friedhof (Eigentum der KG) am nördlichen Ortsrand, Straße nach Osterode. FKap (Bj. 1966).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1537–1550 Christoph Schmidt (Smed, Smyt, Fabri). – 1551–15.. Mauritius Vilter. – 15.. –1562 Heinrich Rust (Rustenus). – 1567–1573 Gabriel Stopelius. – 1573–1594 Johann Landtmann. – 1594–1626 Andreas Buchius. – 1626 Johannes Möller. – 1627–1628 Burchard Kühne (Kühnen, Cunovius). – 1629–16.. Stephan Wichmann. – 1636–1637 Matthias Weber. – 1637–1664 Johann Arnold Steinmann. – 1664–1690 Heinrich Volprecht. – 1691–1717 Justus Christoph Jani. – 1717–1741 Justus Georg Jani. – 1741–1775 Andreas Friedrich Cludius. – 1775–1814 Christian August Helmkampf. – 1814–1815 Christian Friedrich Helmkampf. – 1815–1819 Dr. phil. Christian Ludwig Wundram. – 1820–1827 Joachim Johann Ludwig Hasenbalg. – 1827–1856 Dr. phil. Johann Wilhelm Christoph Tetzner. – 1856–1874 Georg Daniel Karl Heinrich Hintze. – 1875–1901 Adolf Karl Georg Küster. – 1902–1906 Friedrich Wilhelm Thies. – 1907–1914 Friedrich Konrad Wolters. – 1915–1926 Karl Wilhelm August Hennies. – 1926–1930 Christian Georg Biermann. – 1931– Eilert Johann Strenge.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 204

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 2274–2281 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 1775–1784 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 467Digitalisat, 468Digitalisat, 469Digitalisat (Visitationen); 47 (EphA Osterode).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1627
Trauungen: ab 1627 (Lücken: 1641–1644)
Begräbnisse: ab 1627
Kommunikanten: ab 1627 (Lücken: 1659–1663, 1706–1815, 1835–1852)
Konfirmationen: ab 1679 (Lücken: 1706–1827, 1875)

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 398; Gemeindebuch KK Osterode; S. 5–7; Kayser, Inspektion Osterode, S. 57–62; Max, Grubenhagen II, S. 212; Schäfer, Orgelwerke, S. 9.

B: St. Cyriaci-Kirchenführer Dorste, 2009.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 67 und 69. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54.
  2. Kayser, Inspektion Osterode, S. 57.
  3. Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, S. 118.
  4. LkAH, S 1 H III Nr. 420, Bl. 3.
  5. LkAH, L 5c, unverz., Dorste, Visitation 1973.
  6. KABl. 2009, S. 275.
  7. Müller, Kirchen und Klöster, S. 96.
  8. UB Plesse, Nr. 364 und 366.
  9. NLA HA Cal. Or. 81g Nr. 54, http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1600378.
  10. Hardege, Glockenneuerwerbungen, S. 49.