Sprengel Hannover, KK Ronnenberg | Patrozinium: Thomas (1964), ursprünglich Laurentius1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals als Hoenbostel in einem Güterverzeichnis des Klosters Corvey erwähnt, das sich auf die Jahre zwischen 1107 und 1128 datieren lässt und in einer Abschrift des 15. Jh. überliefert ist (Registrum Ecclesie Corbeiensis abbatis Erkenberti).2 Das Dorf lag im sächsischen Marstemgau und war später Teil des Go Gehrden. Im 12. Jh. zählte der Go Gehrden zum Herrschaftsgebiet der Gf. von Roden, kam im 13. Jh. an die Gf. von Schauenburg (später Schaumburg) und im 14. Jh. an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg.3 Seit der welfischen Besitzteilung von 1432 war Hohenbostel Teil des neuen Fsm. Calenberg (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und gehörte hier zum Amt Calenberg.4 In französischer Zeit zählte das Dorf von 1810 bis 1813 zum Kgr. Westphalen (Allerdepartement, Distrikt Hannover, Kanton Gehrden). Danach war Hohenbostel, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder Teil des Amtes Calenberg und kam 1817 zum neuen Amt Wennigsen. Mit der Annexion des Kgr. Hannover im Jahr 1866 fiel Hohenbostel an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Lkr. Linden, der 1932 im Lkr. Hannover aufging (2001: Region Hannover). 1974 wurde Hohenbostel nach Barsinghausen eingemeindet. Zur sozialen Zusammensetzung des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1960: „Nach wie vor ist die soziale Struktur der Bevölkerung durch den auslaufenden Bergbau am Deister und die Nähe der Landeshauptstadt bestimmt. Von Bergleuten und Pendlern wird gut verdient, viele Ehefrauen verdienen dazu.“5 Um 1813 lebten etwa 210 Menschen in Hohenbostel, 1905 fast 900, 1946 rund 1.655 und 2014 insgesamt 1.585.
Ältestes Zeugnis der Hohenbosteler Kirchengeschichte ist das Kirchengebäude selbst, das mindestens auf das 12. Jh. zurückgeht; die unteren Teile des Turms sind möglicherweise älter. Im Jahr 1229 ist erstmals ein sacerdos […] de Homborstolde erwähnt (Priester aus Hohenbostel), sein Name blieb jedoch ungenannt.6 Bereits in vorref. Zeit umfasste das Kirchspiel auch die Dörfer Wichtringhausen und Winninghausen. In einer undatierten Urkunde, ausgestellt vermutlich zwischen 1257 und 1271, ist Gerhardus, Priester (sacerdos) in Hohenbostel genannt.7 1305 kaufte das Kloster Barsinghausen dem Kloster Corvey das Amt in Hohenbostel mit dem Kirchenpatronat ab (officium in Honborstolden cum iure patronatus ecclesie ibidem); mit Johannes plebanus in Honborstolden nennt die Zeugenliste der Urkunde den damaligen Geistlichen.8 1337 und 1338 ist Thidericus plebanus in Honborstolde nachweisbar.9 In den 1460er Jahren erhielt die Hohenbosteler Kirche einen neuen Chor; eine Inschrift an einem der Strebepfeiler nennt das Jahr 1462 (oder 1463) und den Baumeister Ludolphus. Etwa gleichzeitig ist 1463 Johann Budden urkundlich als Pleban in Homborstelde belegt.10 1492 hatte Conradus Basselberghe das Pfarramt inne.11 Der 1533 genannte P. Johann Brandes hatte das Pfarramt bis zur Reformation inne.12 Im Text einer Urkunde aus dem Jahr 1516 ist das vorref. Patrozinium der Hohenbosteler Kirche überliefert: St. Laurentius.13
Im Fsm. Calenberg führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) die Reformation als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.14 Die Visitatoren wiesen P. Johann Brandes an, die Pfarre Hohenbostel aufzugeben und ins Kloster Barsinghausen umzuziehen. Sein Nachfolger wurde P. Johann Bomhauer (amt. 1543–1582), bislang Pfarrer in Leveste. P. Bomhauer predigte nicht nur in der Hohenbosteler Kirche, sondern hatte bis 1550 auch das Kloster Barsinghausen „mit gots wordt vnd administration der Sacrament zu versorgen“.15 Der bisherige P. Brandes sollte ihn sowohl im Kloster als auch in Hohenbostel unterstützen. Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Um 1550 allerdings war die Verbindung der Pfarre Hohenbostel mit dem Predigtamt im Kloster Barsinghausen beendet worden, das die Visitatoren 1543 verfügt hatten („Es soll auch jn künftigen Zeiten gmeltes Closter auß; der phar hohen Borstel […] ewiglich vnd alwege versorgt werden“).16 Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.17 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Das Pfarramt in Hohenbostel hatte mittlerweile P. Erich Bomhauer (amt. 1582–1589) inne, Sohn seines Vorgängers; die Visitatoren setzen ihn ab wegen Unwissenheit und schändlichen Lebens (Pastor remotus ob inscitiam et vitae turpitudinem).18
Mit Hans Lamstering, Hans Blume und Hans Nolte nennt das Protokoll von 1588 auch drei Kirchenälteste.19 Auf der 1620 gegossenen Glocke fanden sich die Namen zweier Kirchenvorsteher: Hinrich Heitmüller und Erich Schortau.20 Als P. Henning Müller (amt. 1638–1684) das Pfarramt Hohenbostel übernahm, war die mittelalterliche Dorfkirche baufällig. Einige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde sie 1653 repariert; sie sei „vom Thurm bis ans Chor bis auf den Grund heruntergenommen, und die Mauer, so wieder neu aufgebaut, mit tannen Balken und Dielen überleget worden.“21 Ein Inschriftenstein an der Nordseite der Kirche erinnert an den Neubau und nennt neben P. Müller auch die Kirchenjuraten Otto Schomburg und Hinrich Bruns. P. Müller war seit 1647 gleichzeitig Pfarrer von Luttringhausen (seit 1964: Bantorf22), für das seine Vorgänger bereits zwischen 1543 und 1580 sowie 1634/35 zuständig gewesen waren.23 Ab 1800 waren Hohenbostel und Luttringhausen als mater combinata verbunden.24
P. Rudolf Karl Theodor Fromme (amt. 1862–1888) trug während seiner Amtszeit ein Mundartwörterbuch des Kirchspiels Hohenbostel zusammen (das „Frommesche Wörterbuch“); zudem legte er ein Hausbuch für alle Häuser des Kirchspiels an, dass P. Rudolf Herrfahrdt (amt. 1935–1950) fortführte.25 Ihr heutiges Aussehen mit dem charakteristischen Doppelturmhelm erhielt die Hohenbosteler Kirche beim Umbau 126 bis 1928. Im Jahr 1930 gründete August Dettmer, der neue Organist und dritte Lehrer der Hohenbosteler Schule, einen Kirchenchor.26 1936 wurde ein Posaunenchor „neu gegründet und mit Jugendlichen besetzt“.27

Hohenbostel, Kirche, evangelisch-lutherisch, Innenraum, 1928

Innenraum der Kirche, nach der Renovierung 1928

Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Max Friedrich Wilhelm Möller (amt. 1906–1933), P. Edmund Richard Emil Greve (amt. 1934–1935) und P. Rudolf Herrfahrdt (amt. 1936–1950) das Pfarramt Hohenbostel inne. Letzterer war, wie er im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab, „Mitglied der NSDAP u[nd] der Bekenntnisgemeinschaft“.28 Der 1933 neu gewählte KV habe sich kirchlich bewährt. LSup. Theodor Laasch (amt. 1936–1956) beschrieb Hohenbostel-Luttringhausen 1938 als „eine der wenigen lebendig-kirchlichen Gemeinden des Sprengels Calenberg […] in der auch die führenden Männer der Partei treu zur Kirche stehen“.29
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 1.510 im Jahr 1938 auf gut 2.755 im Jahr 1946 an. Neben dem sonntäglichen Gottesdienst in Hohenbostel fand in der Nachkriegszeit auch ein monatlicher Gottesdient in Wichtringhausen statt (seit den 1690er Jahren zwei).30 Zudem hatte sich eine kleine kath. Gemeinde gebildet (1960 etwa 200 Gemeindeglieder) und bis Ende der 1950er Jahre fanden in der ev. Kirche Hohenbostel regelmäßig kath. Messen statt.31
1946 richteten die Gemeinden Hohenbostel und Luttringhausen (Bantorf) eine gemeinsame Gemeindeschwesternstation ein (später in Trägerschaft eines Zweckverbandes unter Vorsitz des Pastors).32 Nachdem die Gemeinde Hohenbostel bereits in den 1930er Jahren einen kirchlichen Erntekindergarten unterhalten hatte, eröffnete sie 1952 in der ehemaligen Pfarrscheune einen ganzjährigen ev. Kindergarten.33 1972 kam ein weiterer ev. Kindergarten in der ehemaligen Schule Wichtringhausen hinzu (später „Rasselbande“). Der KV Hohenbostel sah „in der Kindergartenarbeit einen Schwerpunkt der Gemeindearbeit überhaupt“, wie es im Bericht über die Visitation 1973 heißt.34 Als „Kindergarten Purzelbaum“ bezog die Hohenbosteler Einrichtung 1992 neue Räumlichkeiten in Winninghausen.
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Hohenbostel Kontakte zur Kirchgemeinde Leisnig; die Kirchenchöre der beiden Gemeinden zählten zu den wesentlichen Trägern der Partnerschaft.35 Im Jahr 1964 erhielt die Hohenbosteler Kirche den Namen Thomaskirche.36 Als Pfarrverwalter übernahm 1970 P. Martin Doernberg (amt. 1970–1985) die Gemeinden Hohenbostel und Bantorf mit seinerzeit gut 3.500 Gemeindegliedern; neben seinem Pfarramt war er als Komponist tätig und schrieb u. a. geistliche Chormusik sowie Instrumentalwerke.37
Seit 2004 unterstützt die Stiftung „Thomaskinder“ die beiden Kindergärten der KG Hohenbostel.38 Im Jahr 2015 zählte die Thomasgemeinde zu den Mitgründerinnen des „Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Calenberger Land“, der auch die Trägerschaft der Kindergärten in Winninghausen und Wichtringhausen übernahm.39
Zum 1. Januar 2018 schloss sich die „Ev.-luth. Thomas-KG Hohenbostel“ mit der „Ev.-luth. Alexandri-KG Bantorf“ zusammen; gemeinsam gründeten beide die neue „Ev.-luth. Kirchengemeinde Bördedörfer Barsinghausen“.40

Umfang

Hohenbostel, Wichtringhausen (mit der Eickmühle) und Winninghausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Apelern der Diözese Minden.41 – Seit 1588 Insp. Ronnenberg (1924: KK Ronnenberg).

Patronat

Im Jahr 1305 verkaufte das Kloster Corvey die Patronatsrechte über Hohenbostel an das Kloster Barsinghausen.42 Das Koster blieb Patron bis 1889.

Kirchenbau

Einschiffiger Bau mit dreiseitigem Chorschluss, ausgerichtet nach Ostsüdosten, älteste Teile Ende 12. Jh. (Triumphbogen), Chor 1462, Schiff 1653. Satteldach, über dem Chor abgewalmt. Bruchstein- und Quadermauerwerk, Strebepfeiler an Schiff und Chor. Rechteckige Sprossenfenster an den Längsseiten, am Chor zwei Rechteckfenster und am Chorschluss drei gekuppelte Fenster mit je zwei Spitzbögen (monolithe Decksteine). Nach Süden spätromanisches Portal, Ecksäulen mit verzierten Kapitellen, darüber Wappenstein; an der Nordseite Freitreppe und spitzbogiger Emporeneingang. An der Nordseite des Chors eingemauerter Sarkophagdeckel; an einem Chorstrebepfeiler Bauinschrift „Anno d[omi]ni M CCCC LXII per marm ludolphu“ oder „M CCCC LXIII“ (Im Jahr des Herrn 1462 [oder 1463] durch Meister [?] Ludolphus); an einem Chorstrebepfeiler Stein mit eingeritztem Kelch mit Hostie; an der Nordseite eingemauertes Weihwasserbecken, Wappenstein mit Inschrift „An[n]o MVXXV“ und Inschriftenstein: „AΩ. H[err] Hinrich Müller. Otto Schomburg. Hinrich Bruns. 1653“. Im Innern flache Balkendecke im Schiff, Kreuzrippengewölbe im Chor, runder Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; Nordempore im Chor, Westempore. An den Chorwänden Weihekreuze und Reste eines Apostelzyklus (wohl zweite Hälfte 15. Jh.), später um niederdeutsche Inschriften ergänzt (Glaubensbekenntnis), Thaddäus, „Uperstahung det Fleisches“; Bartholomäus; Thomas, „Van dar he komen wird to richten de Levendigen und die Doden“. Im Chorgewölbe figürliche und ornamentale Ausmalung (wohl zweite Hälfte 16. Jh., „bäuerliche Deckenausmalung“43, 1928 freigelegt): Szenen der Passions- und Ostergeschichte mit niederdeutschen Bibelversen: Garten Gethsemane, „Mine Sele is bedrovet bs in den Dot“ und „Waket unde bedet dat gi nich in Anvechtunge fallen. Mathe am 26. Cap.“; Kreuzigung, „O Vader in dine Hänne befele ick minen Geist. Luce am 22. Cap.“; Auferstehung, „Dei Engel sprack: Gi söken Ihesum van Nazareth den Gecruizigeden He is upgestan und is nicht hir. Marci 16“; Himmelfahrt, „Gott faret up mit Juchzen und der Her mit hellen Posaunen Psalt 47“; Pfingsten, „Ick will uhtgeten van minem Geiste up allet Fleisch. Apostelgesch am 2. Cap“; Gewölbeschlussstein, „Dat is Gottes Lam dat der Werlt Sunde drecht Johannis am 1. Cap“.44 1462 (oder 1463) Chor erbaut. 1653 Schiff neu errichtet (vorher dreijochig und gewölbt). 1801 neue Westempore für Orgel, neue Südempore als Ersatz für alte Westempore.45 1877 Rechteckfenster verlängert, Südportal weiter nach Osten verlegt.46 1926–28 Renovierung, u. a. Nordportal in den Turm verlegt, Emporeneingang an Nordseite umgestaltet, Ausmalung im Chorgewölbe freigelegt und ergänzt sowie Ausmalung des Rundbogens zwischen Chor und Schiff (Martin Gotta der Ältere, Hannover), Nordempore entfernt, Chorempore erbaut, Westempore vergrößert.47 1963/64 Renovierung, u. a. Ausmalung von 1926–28 entfernt, Ausmalung der Chorwände freigelegt. 1991/92 Mauerwerkssanieung. 2006 Renovierung, u. a. Ausmalung restauriert (Reinhold Gonschior, Dahrendorf).

Fenster

Im Chor farbig getönte Bleiglasfenster und zwei farbige Inschriftenfenster (1928), Vaterunser und Seligpreisungen, ornamentale Rahmung, Stifterinschrift. Im Schiff Fenster mit ornamental gerahmten Grisaillebildern der Evangelisten und Inschriften: „Lucas. Dem Herrn eurem Gott sollt ihr Dienen“, „Johannes. So wird er dein Brot und dein Wasser segnen“, „Matthäus. Aller Augen warten auf dich, und du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit“ und „Markus. Du tust deine Hand auf und erfüllest alles, was lebet, mit Wohlgefallen“; Im Turm figürliches Buntglasfenster, Kreuzigungsgruppe, Inschrift: Gestiftet von Heinrich Stege und Familie, Hohenbostel“.

Turm

Querrechteckiger Westturm mit westlichem Anbau, im Kern Ende 12. Jh. oder älter. Ziegelgedeckter Doppelhelm mit zwei Pyramidenspitzen, jeweils bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; vier Uhrerker. Bruchstein- und Quadermauerwerk. Im Glockengeschoss je ein rechteckiges Schallfenster an den Schmalseiten, nach Südosten zwei und nach Nordwesten drei. Nach Norden Rechteckportal mit Dreiecksgiebel. Turmhalle mit zwei Kreuzgratgewölben und zwei rundbogigen Durchgängen zum Schiff. 1693 westlicher Anbau errichtet. 1755 Turmuhr vorhanden. 1835 Satteldach und oberstes Stockwerk abgetragen, Walmdach mit hohem, vierseitigem Dachreiter errichtet. 1907 neue Turmuhr (bisherige stand seit 1887 still). 1926–28 Umbau (Architekt: Alfred Sasse, Hannover), u. a. Walmdach entfernt, Turm erhöht, Doppelhelm erbaut Glockenstuhl erneuert, Nordportal angelegt. 1991/92 Mauerwerkssanierung. 2013 Turmhelm neu gedeckt.

Grablege

Anbau des Turms diente bis 1928 als Erbbegräbnis der Familie von Reichau (Gut Wichtringhausen).

Ausstattung

Schlichter Blockaltar (2006), mit Sandsteinen verkleidet. – Niedrige, bewegliche Holzkanzel mit polygonalem Kanzelkorb (um 2000 aus einer alten Kanzel aus landeskirchlichen Beständen gearbeitet).48 – Achtseitige Steintaufe. – Opferstock, hölzerne Kiste auf gewundener Steinsäule (Ende 12. Jh.), die Säule trug ursprünglich vielleicht das in der nördlichen Außenwand vermauerte Weihwasserbecken.49 – Umlaufende Chorbank (1584). – Sogenannter Buddestein, Grabstein für Dether Budde († 1438), Kreuzigungsrelief und kniende Figur des Verstorbenen; auf der Rückseite eingeritztes Kreuz und Schere.50 – Wappenstein der Familie von Reichau. – Frühere Ausstattung: Kanzelaltar (1787 oder 1789), gestiftet von J. F. Koke und J. C. Fierke, 1964 abgerissen.51 – Gemälde (1872, Hermann Gehrich), am Kanzelaltar angebracht.52

Orgel

1801 Orgelneubau, Wilhelm Heinrich Bethmann (Hannover), 10 I/P, mechanische Traktur; Instrument aufgestellt auf neuer Westempore; Orgel gestiftet von Johann Dietrich Hunte und seiner Ehefrau Anna Maria Eickhof. Zustand 1847: 11 I/P. 1895 Orgelneubau, ausgeführt von Friedrich Becker (Hannover), 12 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen; kein Pfeifenprospekt. 1940 Reparatur, klangliche Umgestaltung und wohl Einbau einer pneumatischen Traktur, Emil Hammer (Hannover).53 1967 und 1987 Orgelneubau in zwei Bauabschnitten, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 15 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen, außerdem zwei Register vakant (Bauabschnitt I: HW und P mit zehn Registern, Bauabschnitt II: RP mit fünf Registern). 2004 Instandsetzung und Erweiterung, Georg Wünning (Großolbersdorf), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: eʼ (Bronze, Gj. 1980, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Glaube, Hoffnung, Liebe“; II: fisʼ (Bronze, Gj. 1967, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Erhalte uns bei deinem Wort“; III: aʼ (Bronze, Gj. 1663, Ludolf Siegfried, Hannover), Inschriften: „Dancket dem Gott vom Himmel, denn seine Güte weret Ewiglich. Psalm CXXXVI“ und „Anno Christi 1663 Domino Henrico Müllero Hohenbostelianae et Lottringhusanae ecclesiae Pastore ist diese Glocke zu Gottes Ehren uf der sembtlichen Gemeine Kosten umbgegossen durch M[eister] Ludolf Siegfriedt in Hannover“, Glocke 1922 stillgelegt, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und um 1947 zurück in Hohenbostel, seit 1967 wieder in Betrieb (seit Anschaffung der jetzigen LG II), 2010 saniert, Firma Lachenmeyer (Nördlingen). Eine SG, aʼʼ (Bronze, Gj. 1980, Firma Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine große Glocke (Bronze, Gj. 1620), Inschrift: „A[nno] 1620 J-H-S Laudate deum in sanctuario ejus. Hinrich Heitmüller. Erich Schortau“ (Lobet Gott in seinem Heiligtum), Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). Eine kleinere LG (Bronze), 1663 umgegossen zu jetziger LG III. Zwei LG, I: cʼ, Inschriften: „Glaube, Liebe Hoffnung“, „Die Lebenden rufe ich zur Andacht herzu, den Toten Läute ich Frieden und Ruh“ und „Geg[ossen] v[om] Bochumer Verein i[n] Bochum“; II: esʼ, Inschriften u. a.: „Unter dem Druck der drängenden Not, war Stahl für Bronze der Stunde Gebot“ und „Geg[ossen] v[om] Bochumer Verein i[n] Bochum“, (beide Gussstahl, Gj. 1922, Bochumer Verein), 1967 abgenommen (zu schwer für den Turm) und vor der Kirche aufgestellt. Eine SG, aʼʼ (Eisen, Firma Weule), 1980 abgenommen.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Konfirmandensaal (Bj. 1817, einstöckiger Ziegelbau mit Krüppelwalmdach). – Thomasscheune (Bj. 1859, beherbergte 1952–92 den Kindergarten). – Küsterhaus (Bj. 1871).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof in Hohenbostel, nördlich des historischen Ortskerns, angelegt 1860, in Trägerschaft der KG, FKap (Bj. 1964).54

Liste der Pastoren (bis 1940)

1543–1582 Johann Bomhauer (Baumhauer). – 1582–1589 Erich Bomhauer (Baumhauer). – 1590–1635 Johann Couze (Cuntz). – 1636–1637 Johann Hagius (Hagen). – 1638–1684 Henning Müller. – 1684–1717 Johann Dietrich Hoffmann (Hofmann). – 1717–1730 Christoph Bernhard Tegtmeier. – 1730–1743 Georg Ernst Grote. – 1743–1771 Gottfried Pfotenhauer. – 1771–1780 Gottfried Bernhard Pfotenhauer. – 1800–1806 Christian Konrad Jakob Dassel. – 1806–1822 Georg Wilhelm Witte. – 1822–1842 Georg Anton Wilhelm Biede. – 1843–1861 Karl Christian Hermann Gehrich. – 1862–1888 Rudolf Karl Theodor Fromme. – 1889–1899 Philipp Johannes Dietrich Bodo Raven. – 1899–1905 Georg Friedrich Ludwig August Bergholter. – 1906–1933 Max Friedrich Wilhelm Möller. – 1934–1935 Edmund Richard Emil Greve. – 1935–1950 Rudolf Arthur Herrfahrdt.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 523–524

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5574–5583 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3769–3776 (Pfarrbestallungsakten); A 9, Nr. 1087–1090 (Visitationen); L 5a Nr. 190, 1276–1277, 1607 (LSuptur Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1449 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7481 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1685
Trauungen: ab 1685 (Lücken: 1722–1729)
Begräbnisse: ab 1685 (Lücken: 1722–1729)
Kommunikanten: ab 1801
Konfirmationen: ab 1791 (Lücken: 1801–1806)

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Ronnenberg, S. 29–31; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 740–741; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 23; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 190–191; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 211–212; Piper, Glocken und Orgeln, S. 59–62; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 82–85.

B: Paul Alpers (Hg.): Das Frommesche Wörterbuch. Wortschatz der Mundart des Kirchspiels Hohenbostel im Deistervorland (1875) (= Forschungen zur Landes- und Volkskunde 2; = Schriften des Niedersächsischen Heimatbundes N. F. 2), Oldenburg i. O 1941 (ursprünglich: Rudolf Karl Theodor Fromme: Idiotikon der fünf Bördedörfer – für seine lieben Nachfolger zusammengestellt [MS]); 1107–2007. 900 Jahre Festschrift Hohenbostel, hrsg. von den Hohenbosteler Vereinen und Organisationen, Leveste 2007, bes. S. 88–105; Gesine Doernberg & Gerhard Fastje: Die Wand und Deckenmalereien im Chorraum der Thomaskirche zu Hohenbostel am Deister, Mainz 1981; Rudolf Herrfahrdt: Aus der Geschichte des Kirchspiels Hohenbostel am Deister, Barsinghausen 1955; Gerhard Reinecke: Die Thomaskirche zu Hohenbostel am Deister. Ein kurzer Führer, 1968; Erich Rosemeier-Mönnich: Hohenbostel und Winninghausen im Wandel der Zeiten, 3 Bde., Winninghausen 2003–2005, bes. Bd. I, S. 53–64 und Bd. III, S. 110–128; Günther Seidel: Der Kirchenchor Hohenbostel-Bantorf. Chronik, Hohenbostel am Deister 2001; Heinrich Welge (Bearb.): Das Frommesche Hausbuch des Kirchspiels Hohenbostel- Luttringhausen mit den Bördedörfern Hohenbostel, Winninghausen, Wichtringhausen, Bantorf (Luttringhausen) (= Deutsche Ortssippenbücher, Reihe B, 50), Hannover 1988.

Internet: Bildindex für Kunst und Architektur: Kirche; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Pfarrhaus, Kirchenanlage.


Fußnoten

  1. 1107–2007, S. 105.
  2. Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 235, § 36; insgesamt zu dieser Quelle vgl. ebd., S. 138 ff. Zum Namen und für weitere Belege vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 211 ff.
  3. Spieß, Calenberg, S. 57 ff.
  4. Zur Teilung von 1432 vgl. Pischke, Landesteilungen, S. 37 ff. Der Name Fsm. Calenberg ist nicht zeitgenössisch, das Gebiet wurde als „Land zwischen Deister und Leine“ bezeichnet.
  5. LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1960.
  6. UB Barsinghausen, Nr. 18; Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 16.
  7. UB Barsinghausen, Nr. 38.
  8. UB Barsinghausen, Nr. 113; Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 97.
  9. UB Barsinghausen, Nr. 259, 260, 266; Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 189.
  10. UB Barsinghausen, Nr. 490.
  11. UB Barsinghausen, Nr. 513.
  12. Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 30 (1864), S. 402, Nr. 599 [Digitalisat]. UB Barsinghausen, Nr. 100, datiert diesen Beleg auf 1303. Weitere vorref. Geistliche sind in 1107–2007, S. 104 aufgelistet (jeweils ohne Beleg): 1308 Arnold Persek, 1438 Dethert Budde, 1438–1463 Henrich Brandes, 1525 von Ebbinghausen.
  13. 1107–2007, S. 105.
  14. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  15. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 371 f. (Zitat: ebd., S. 372) und S. 414 f.
  16. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 372.
  17. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  18. Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 41. An anderer Stelle des Protokolls heißt es: „Herr Erich Baumhauer zu Hohenbostel ist versoffen und berüchtigt des Ehebruchs, Werktags nicht viel bei der Hand“, ebd., S. 40. Siehe. auch Herrfahrdt, S. 20.
  19. LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1984.
  20. Rosemeier-Mönnich, Bd. I, S. 56.
  21. Zit. in Wolff, KD Lkr. Linden und Hannover, S. 82.
  22. KABl. 1964, S. 3.
  23. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 415, Anm. 846; Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 40.
  24. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 415, Anm. 846.
  25. Herrfahrdt, S. 23; Alpers; Welge.
  26. Seidel, S. 5.
  27. LkAH; S 1 H III, Nr. 117, Bl. 14.
  28. LkAH; S 1 H III, Nr. 117, Bl. 14; die Antworten beziehen sich auf Hohenbostel und Luttringhausen (Bantorf). Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  29. LkAH, L 5a, Nr. 190 (Visitation 1938).
  30. LkAH, L 5a, Nr. 190 (Visitationen 1938, 1946 und 1952); LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1965.
  31. LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1960.
  32. LkAH, L 5a, Nr. 190 (Visitation 1946); LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1965.
  33. Rosemeier-Mönnich, Bd. III, S. 123 ff.; LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1960.
  34. LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1973.
  35. Seidel, S. 22 f. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  36. 1107–2007: „Der Apostel Thomas bot sich als Namensgeber deshalb an, weil sein Bild im Chorraum hinter dem Altar am besten erhalten war.“
  37. 1107–2007, S. 102. Siehe auch: Jüdisches Auswanderungslehrgut (Gross-Breesen, Silesia) Collection, Rundbrief Winter 1985/86, S. 9 f. [Digitalisat]. Gemeindegliederzahl nach LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1973 (Hohenbostel: 2.352, Bantorf: 1.176).
  38. 1107–2007, S. 103.
  39. KABl. 2015, S. 89 ff.
  40. KABl. 2017, S. 139 f.
  41. Holscher, Bisthum Minden, S. 131.
  42. UB Barsinghausen, Nr. 113; Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 97.
  43. Doernberg & Fastje, [S. 4]. Vgl. auch Rosemeier-Mönnich, Bd. III, S. 115 ff.
  44. Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 23.
  45. Piper, Glocken und Orgeln, S. 60.
  46. 1107–2007, S. 93.
  47. Foto: 1107–2007, S. 99.
  48. 1107–2007, S. 98.
  49. Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 85.
  50. Fotos: 1107–2007, S. 94.
  51. Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 84; Reinecke, S. 4. Foto: 1107–2007, S. 97.
  52. Rosemeier-Mönnich, Bd. I, S. 59.
  53. LkAH, L 5d, unverz., Hohenbostel, Visitation 1960.
  54. Rosemeier-Mönnich, Bd. III, S. 126 ff.; ebd., Bd. II, S. 35 f. Nach ebd., Bd. I, S. 61, wurde der Friedhof erst nach der Verkoppelung 1867 in Benutzung genommen.