Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Maria1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals wohl 1236 als Gravestorp erwähnt.2 Territorial gehörte das Dorf im 14. Jh. zum Hochstift Hildesheim und kam nach 1380 zum hildesheimischen Amt Koldingen.3 Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) fiel Grasdorf zusammen mit den übrigen Dörfern des Amtes Koldingen an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg und zählte fortan zum Amt Koldingen (zeitweise auch als „Amt Lauenburg“ bezeichnet) im Teilfsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). In französischer Zeit gehörte Grasdorf von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Pattensen, Distrikt Hannover, Departement der Aller). Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Koldingen, das 1824 im neuen Amt Hannover aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählt er zum Kr. Hannover (2001: Region Hannover). 1964 schlossen sich Grasdorf und Laatzen zur neuen Gemeinde (seit 1968 Stadt) Laatzen zusammen. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1947: „Grasdorf und Rethen sind Arbeiterwohngemeinden, in denen die bäuerliche Bevölkerung zahlenmässig gänzlich zurücktritt.“4 Um 1813 lebten rund 455 Menschen in Grasdorf, 1909 gut 1.475 und 2017 etwa 3.265.
Ältestes Zeugnis der Grasdorfer Kirchengeschichte ist der mittelalterliche Kirchturm, der vielleicht aus dem 13./14. Jh. stammt.5 Der 1373 genannte Diederek Wildevur kerchere to Gravestorpe ist wohl der erste namentlich bekannte Geistliche.6 Gleichzeitig ist dies wahrscheinlich der älteste schriftliche Beleg für die Kirche in Grasdorf.7 In der zweiten Hälfte des 15. Jh. belehnte Bf. Ernst I. von Hildesheim (amt. 1458–1471) Martin von Alten mit der Hälfte des Gutes und dem Kirchlehn in Grasdorf; die Urkunde ist undatiert.8 1463 stifteten Martin und Cord von Alten mehrere Seelenmessen an der Grasdorfer Kirche; in der Urkunde heißt es, ihre Vorfahren hätten die einst Kirche gestiftet und ausgestattet.9 Im Jahr 1467 ist Heinrich Busse mehrfach als Kirchherr zu Grasdorf belegt.10 Im Memorienbuch des Kalands von Pattensen sind – jeweils ohne Jahresangaben – überdies folgende Plebane aus Grasdorf genannt, die vermutlich ebenfalls ins 15. Jh. gehören: Johannes Bordeke und Conradus Wackeruelt.11
Im Fsm. Calenberg führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) die Reformation als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.12 Das Protokoll nennt als augenblicklichen Geistlichen P. Bartholdus Euler (amt. 1535–1550) und als Patronatsinhaber die Familie von Alten.13 Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich Erichs Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.14 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Das Pfarramt hatte P. Paul Wellingk (amt. 1576–1626) inne, gleichzeitig war er auch als Lehrer tätig („Hält die Schule selbst“).15
P. Laurentius Mirus (amt. 1626–1642) legte 1627 das älteste erhaltene Kirchenbuch der Gemeinde an.16 Nachdem während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) kath. Truppen 1633 die Ernte „verheert und zunichte gemacht“ hatten, zerstörte eine „unvermutliche Feuersbrunst“ kurz darauf Teile des Dorfes – einschließlich des Pfarrhauses – und beschädigte Kirche und Turm.17 1642 verwüsteten schwedische Truppen die Kirche. Nach der Instandsetzung des Turms 1647 zogen sich die Wiederaufbauarbeiten noch bis 1655 hin. Gleichzeitig hatte sich das Gebiet des Kirchspiels vergrößert: seit 1643 zählte die KapG Rethen dazu, 1650 kam auch Koldingen hinzu.18 In der Kapelle Rethen hielten die Grasdorfer Pastoren viermal im Jahr einen Gottesdienst.
In der ersten Hälfte des 18. Jh. ließ die Gemeinde Grasdorf eine neue Kirche errichten. P. Johann Wilhelm Lueder (amt. 1733–1744) hatte über den Zustand des mittelalterlichen Baus geschrieben, dass „wegen der sehr ausgewichenen Seitenmauern und des daher gelösten Gewölbes dergestalt der Einfall drohe, daß man fast des Lebens nicht sicher darin wäre“.19 Er ließ im September 1733 das Chorgewölbe abtragen, das dabei teilweise einstürzte; kurze Zeit später wurde die Kirche gänzlich abgebrochen, allein der Turm blieb stehen. Zum sonntäglichen Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde zunächst in der Kapelle in Rethen, kurze Zeit später ordnete das Konsistorium an, dass „eine Scheure zu Grasdorf zu einer Interims-Kirche aptieret, und darin alle 14 Tage gepredigt“ werde.20 Nach Plänen des Landbaumeisters Conrad Hinrich Leiseberg (1672–1745) begann 1734 der Neubau.21 Am 22. Juni 1736 weihte die Gemeinde ihre neue Kirche ein.
1909 lag die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Grasdorf etwa bei 3.200 (Grasdorf: 1.477, Rethen: 1.443, Koldingen: 286).22 Ende 1898 hatte das Konsistorium neben der Pfarrstelle eine ständige Pfarrkollaboratur errichtet, die als erster P. coll. Friedrich Georg Heinrich Kühnhold (amt. 1899–1901) übernahm.23 Etwa seitdem fand in aller drei Orten sonntags ein Gottesdienst statt.
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Rudolf Wolckenhaar (amt. 1932–1935) und P. Georg Schaaf (amt. 1937–1954) das Pfarramt Grasdorf inne. im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab P. Schaaf an, beide hätten kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gehört. P. Wolckenhaar sei „um der Spannungen willen zwischen Kirche und NSDAP“ an die Christuskirche in Hannover gewechselt.24 Eine Ortsgemeinde der Deutschen Christen gründete sich in Grasdorf nicht. Nach der Visitation 1939 schrieb der Pattenser Sup., die Gemeinde Grasdorf sei als Vorortgemeinde der Großstadt „von den weltanschaulichen Strömungen der Zeit stark berührt. Dem Einbruch moderner Gleichgültigkeit, völkischen Glaubens und sittlicher Laxheit hat sie nicht wehren können.“25 Im September 1943 wurde das Dorf bei einem Bombenangriff zu etwa 70 Prozent zerstört; auch die Kirche brannte aus.26 Einige Tage später zerschlugen Jugendliche Altar und Taufstein, die das Feuer überstanden hatten.27 „Im Pfarrhaus wurde das Esszimmer zur Notkirche eingerichtet.“28
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg in der Nachkriegszeit die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 3.150 im Jahr 1939 auf gut 4.950 im Jahr 1947 an. 1950 wandelte das Landeskirchenamt die bisherige Kollaboratur in eine Pfarrstelle mit Sitz in Rethen um und zum 1. Oktober gründete sich die eigenständige „Ev.-luth. KG Rethen“, zu der auch die KapG Koldingen zählt.29 Die Rethener Pfarrstelle ging auf die neue Gemeinde über. Nach dieser Verkleinerung lag die Zahl der Gemeindeglieder in Grasdorf 1953 bei rund 1.860.30
Anfang der 1950er Jahre richtete die KG Grasdorf einen ev. Kindergarten ein.31 Der Wiederaufbau des ausgebrannten Kirchengebäudes hatte 1947 begonnen und seit etwa 1952 fand der sonntägliche Gottesdienst wieder in der Kirche statt. Erst 1959 allerdings waren die Arbeiten beendet und konnte LSup. Johannes Schulze (amt. 1957–1969) das wiederhergestellte Gebäude einweihen.32 Mit der Kapelle im Alters- und Pflegeheim des Lkr. Hannover bestand seit 1954 eine zweite Predigtstelle im Gebiet der KG Grasdorf (1959: jährlich rund 30 Gottesdienste).33
Östlich der Bahnlinie Hannover–Kassel begann Ende der 1960er Jahre der Bau der Großwohnsiedlung Laatzen-Mitte; dies ließ die Zahl der Gemeindeglieder in der KG Grasdorf sprunghaft ansteigen. Im Dezember 1970 lebten bereits 5.000 Menschen in dem neuen Stadtteil. Die pfarramtlichen Aufgaben hatte mit P. Redelf von Busch ein Pastor der Landeskirche übernommen. Zum 1. Juli 1971 löste das Landeskirchenamt Hannover Laatzen-Mitte aus der KG Grasdorf heraus und errichtete die eigenständige „Ev.-luth. Thomas-KG Laatzen“.34 In den 1970er Jahren entstand zudem das Neubaugebiet Auf der Lieth; seither teilt sich die KG Grasdorf in zwei „mehr oder weniger […] in sich geographisch geschlossene Gebiete“.35 Mitte der 1980er Jahre regte der Ortspastor an, im Neubaugebiet „eine Art Gemeinderaum für besondere Gottesdienste“ einzurichten.36
Im Jahr 2005 gründete sich unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Stiftung „Ev. Dorfkirche St. Marien zu Grasdorf“.37 Sie unterstützt Erhalt und Pflege der St. Marien-Kirche.
Die Trägerschaft der ev. Kindertagesstätte Grasdorf ging 2015 über auf den neu gegründeten „Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Calenberger Land“.38 Zum 1. Januar 2009 hatte die Mariengemeinde Grasdorf zusammen mit der KG Rethen (Leine) sowie den Laatzener KG Immanuel und Thomas das verbundene Pfarramt Region Laatzen gegründet; zum 1. Dezember 2009 war auch die KG Gleidingen hinzugekommen (insgesamt sechs Pfarrstellen).39 Gemeinsam gründeten die fünf Gemeinden zum 1. Januar 2024 die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Laatzen“.40

Pfarrstellen

I: vorref. – II: 1950 (1898/99 als Pfarrkollaboratur errichtet), 1953 übergegangen auf die neue KG Rethen (Leine).41

Umfang

Ortsteil Grasdorf der Stadt Laatzen. 1643 bis 1953 auch Rethen (vorher Kirchspiel Gleidingen) und 1650 bis 1953 auch Koldingen (dann beide zur neuen KG Rethen (Leine)).42

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Sarstedt der Diözese Hildesheim.43 – 1542/43 zunächst der LSuptur. des Fsm. Calenberg unterstellt. 1588 zur kurzlebigen Insp. Lühnde, um 1593 zur neuen Insp. Pattensen, deren Sitz 1642 nach Neustadt Hannover verlegt wurde, seither Insp. Neustadt Hannover. 1794 zur neuen Insp. Pattensen; 1924 KK Pattensen, 1972 KK Laatzen-Pattensen, 2001 KK Laatzen-Springe.

Patronat

Familie von Alten, als Inhaberin des Patronats belegt seit der zweiten Hälfte des 15. Jh.44 Familienpatronat. Das Patronat besteht noch heute.

Kirchenbau

Fünfachsiger Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss und Sakristei an der Nordseite, erbaut 1734–36 (Architekt: Conrad Hinrich Leiseberg, Hannover). Satteldach, über dem Chor abgewalmt. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung und Werksteinsockel. Rundbogige Fenster, Rechteckportal nach Süden, im Sturz Inschrift: „Anno 1736. Psalm 119 v. 142. DeIne gereChtIgkeIt Ist eIne eVVIge gereChtIgkeIt, VnD DeIn gesetz Ist VVahrheIt“ (die Großbuchstaben bilden ein Chronogramm, addiert ergeben sie 1736); Sonnenuhr nach Süden, Inschrift: „Joh. Christoph Diterici custos fecit. Anno 1736“. Im Innern verputzte Korbbogendecke mit Kachelstruktur; Westempore. 1836 Renovierung. 1891 Neuausmalung Innenraum. 1936/37 Renovierung, u. a. Außenputz abgeschlagen und Bruchsteine verfugt. 22./23. September 1943 Kirche ausgebrannt (Bombenangriff), u. a. u-förmige Emporenanlage und übrige Innenausstattung zerstört. 1946–59 Wiederaufbau (Architekt: Ernst Zinsser, Hannover), u. a. apsisförmige Sakristei an der Nordseite angebaut.

Grablege

Die Kirche war nach 1736 Grablege für die Geistlichen sowie die Amtmänner und Vögte des Amtes Koldingen. Teile der Gruftanlage wurden 1933 für den Bau einer Heizungsanlage beseitigt.45

Fenster

Buntglasfenster nach Osten (1954, Werner Brenneisen, Hannover), „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“.

Turm

Mittelalterlicher Westturm mit vierseitigem, ziegelgedecktem Zeltdach, bekrönt mit Kugel und Kreuz, Uhrerker nach Osten. Verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Im Glockengeschoss je zwei flachbogige Schallfenster nach Norden, Osten und Süden, eines nach Westen; nach Süden und Westen links der Fenster ein Uhrziffernblatt, nach Norden rechts; mehrere kleine Rechteckfenster; nach Süden rundbogiger Eingang. Vor 1550 Spitzhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze errichtet. 1627 Turmuhr vorhanden.46 1633 Kirchturm beschädigt, 1637 ausgebessert. 1647 Instandsetzung. 1736 Südportal vergrößert. 1877 neue Turmuhr. 1883 Turmhelm erneuert (Jahreszahl in Wetterfahne). 1943 Turm ausgebrannt, Turmhelm und Glocken zerstört. 1949/50 neues Glockengeschoss errichtet. 2011 neuer Glockenstuhl (Holz). 2017 Turmsanierung.

Vorgängerbau

Die „mittelalterliche Kirche mit gewölbtem Chor und Schiff“ wurde im Herbst 1733 wegen Baufälligkeit und Einsturzgefahr abgebrochen.47 Vermutlich rechteckiger Saalbau mit Rechteckchor.

Ausstattung

Sandsteinblockaltar (1950). – Leicht erhöhte, achtseitige Holzkanzel mit Sandsteinunterbau, Wandungen des Kanzelkorbs mit rechteckigen Füllungen. – Pokalförmiger Taufstein (1954), gestiftet von der Familie von Alten. – Zwei Eichenholzreliefs „Maria“ und „Johannes“ (2011, Friedhelm Schelter, Königswalde im Erzgebirge), farbig lasiert, teilweise vergoldet; angebracht links und rechts des Altars. – Bronzeskulptur „Vergebung“ (2005, Fred Gerz, Montabaur). – Lutherbildnis an der Emporenbrüstung. – Außen: Mehrere, teilweise nur fragmentarisch erhaltene Grabplatten (17./18. Jh.).48 – Ehemalige Ausstattung: Barocker Kanzelaltar (18. Jh., Hofbildhauer Christian Ackermann, Hannover), unterhalb des Kanzelkorbs Abendmahlsbild (nach Leonardo da Vinci), Altar 1943 zerstört.49 – Achteckiger, pokalförmiger Taufstein (1890), gestiftet von Waldemar von Alten, 1943 zerstört. – Bildnisse von P. Ernst Philipp Biedermann (amt. 1689–1714) und P. Melchior Diederich Liebhaber (amt. 1715–1732), 1943 zerstört.

Orgel

1822 neue Orgel (vermutlich die erste), erbaut von Ernst Wilhelm Meyer (Hannover), gestiftet von Friedrich Bleyer, 1943 beim Brand der Kirche zerstört. 1953–58 Orgelneubau in drei Bauabschnitten, ausgeführt von Emil Hammer (Arnum), 22 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1367).50 1982 Instandsetzung, Schmidt & Mappes (Hannover). 2001 Instandsetzung, Franz Rietzsch (Hiddestorf). 2021 Reparatur wegen Schimmelbefall, E. Hammer Orgelbau (Hemmingen).

Geläut

Vier LG, I: g’, „Margaretenglocke“ (Bronze, Gj. 1966, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal 6,2. 24.121966. Zur Erinnerung an Margarete Diers 18.11.1899–24.12.1959“, Glocke gestiftet von Kirchenvorsteher Friedrich Diers; II: b’, „Betglocke“ (Bronze, Gj. 1832 oder 1839, Johann Gottlieb Meyer, Liegnitz), Inschriften: „In Andacht rufend tön ich nieder, geleite aufwärts Christenlieder. Gegossen von E. G. Meyer in Liegnitz 1832“ und „Herr von Knorr, Patron. K. G. Stiller, Pastor. J. K. Wolf Organist. J. G. Riedel, S. G. Fische, Kirchenväter“, Leihglocke aus dem ehemaligen Kr. Liegnitz (Schlesien), seit 1952 in Grasdorf; III: cʼʼ, „Brüderglocke“ (Bronze, Gj. 1716, Johann Heinrich Schmidt, Stettin), Inschrift: „Ich klinge zu Gottes Ehren so lange es Gott gefällt, sein Lob will ich vermehren in diesem Weltgezelt“ und „Gott zu ehren und der christlichen Gemeinde zum besten unter Vorsorge H. Christoff Sigismundt und H. Hans Joichim Gebrüdere v. der Osten als Patronen und H. Johann Textoris als Pastoris, Peter Grasse, Schulths., Jochim Kruse und B[P?]altzer Roloff, Kirchenvorsteher ist diese Glocke gegossen von Johann Heinrich Schmidten in Neuwedekk Anno 1716)“, Bild: zwei schwebende Engel, Leihglocke aus Kołki (früher Rohrbeck, Kr. Arnswalde); 1952 repariert (Firma Lachenmeyer, Nördlingen)51; IV: dʼʼ (Bronze, Gj. 2010, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Meine Zeit steht in deinen Händen“, „Ich schlage die Uhr für die St. Marien Kirche Grasdorf und reihe mich ein in das Geläut als vierte Glocke. Grasdorf im Jahr des Herrn 2010“. – Früherer Bestand: 1650 mindestens zwei Glocken vorhanden. 1739 drei Glocken vorhanden (einschließlich SG), eine davon geborsten. Eine LG (Bronze, Gj. 1877, Firma Radler, Hildesheim). 1896 diese und eine weitere LG (Bronze, Gj. 19. Jh.) vorhanden. Große LG im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917), Inschrift: „Gottes Reich hier zu vermehren ruft mein Ton euch, Gott zu ehren“. Eine neue LG (Bronze, Gj. 1920, Firma Radler, Hildesheim). Eine SG (Bronze, Gj. 1586), Inschrift: „Fecit Anno 1586. Herr Herrmann Braeckmann“. Alle Glocken 1943 beim Brand der Kirche zerstört. Eine SG, dʼʼ (Eisenhartguss, Gj. 1951, J. F. Weule, Bockenem), keine Inschrift, 2011 durch Bronzeglocke ersetzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1803, 1864 aufgestockt, 1943 teilweise abgebrannt, 2000 saniert). – Gemeindezentrum (Bj. 2020/21; Vorgängerbau Bj. 1969/70).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof am nördlichen Ortsrand, angelegt 1851, Eigentum der politischen Gemeinde.52

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 4037–4046 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2841–2845 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 835Digitalisat (Visitationen); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen); L 5a, Nr. 117, 1244 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 01 H III Nr. 116 Anhang (Kirchenkampfdokumentation); S 09 rep Nr. 1194 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7397 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1665 (unvollständig: 1684, 1685, 1690–1693, 1695, 1697, 1702)
Trauungen: ab 1665 (Lücken: 1686–1688, 1691–1684, 1696–1702, 1705–1711, 1713; unvollständig: 1685, 1695, 1703, 1704, 1712)
Begräbnisse: ab 1714
Kommunikanten: ab 1739 (Lücken: 1743–1768, 1778–1848, 1852, 1875)
Konfirmationen: ab 1716 (Lücken: 1753–1769, 1771–1776)

Literatur & Links

A: 450 Jahre Reformation, S. 85–86; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 220–221; Meyer, Pastoren II, S. 345–346; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 175–176; Fraatz, Inspektion Pattensen, S. 17–21; Lüntzel, Ältere Diöcese Hildesheim, S. 223; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 19–20.

B: Zum 250jährigem Kirchweihjubiläum. St. Marien-Kirche Grasdorf, hrsg. von der Ev.-Luth. St. Marien-Kirche Grasdorf, Grasdorf, 1986; Helmut Flohr: Bauernhöfe, Fliegerbomben, Kirche und ein Dorfbrunnen. Ein Spaziergang durch Grasdorf, Laatzen 2008; Helmut Flohr: Gravestorpe – Grasdorf. Strukturen, Lehnsverhältnisse und Bewohner eines Dorfes. Mit vielen Skizzen und Fotos, Laatzen-Grasdorf [um 1985]; Helmut Flohr: St. Marien zu Grasdorf. Eine evangelische Dorfkirche im Hannoverschen. Interessante Untersuchungen zur 700-jährigenb Bau- und Kirchengeschichte mit vielen Abbildungen, Laatzen-Grasdorf 2003; Georg Schaaf: Wunderbare Begebenheiten beim Wiederaufbau einer zerstörten Kirche, [Grasdorf] 1951.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Pfarrkirche; Kirchhof; Kirchenanlage.

GND

2087935-0, Evangelisch-Lutherische Sankt-Marien-Kirchengemeinde (Grasdorf, Laatzen); 4833530-7, Sankt Marien (Grasdorf, Laatzen)


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 106. Der mittelalterliche Beleg für das Patrozinium ist wahrscheinlich irrtümlich auf Grasdorf (Laatzen) bezogen und gehört eigentlich zu Grasdorf (Holle), vgl. ebd.
  2. UB HS Hildesheim II, Nr. 452. Für weitere Belege und zum Ortsnamen vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 175 f.; siehe auch Flohr, Gravestorpe, S. 28 ff. Die Abgrenzung zu Grasdorf (Holle) ist mitunter schwierig.
  3. Spieß, Calenberg, S. 142 ff. Die welfischen Herzöge hatten die Burg Koldingen 1372/80 an die Bf. von Hildesheim abtreten müssen.
  4. LkAH, L 5a, Nr. 117 (Visitation 1947).
  5. Flohr, St. Marien, S. 12.
  6. UB HS Hildesheim VI, Nr. 89. Die etwa bei Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 19, angeführten Geistlichen gehören teilweise zu Grasdorf (Holle).
  7. Das angeblich 1351 erwähnte Kirchlehn in Grasdorf (vgl. etwa Flohr, St. Marien, S. 12) geht auf eine missverständliche Formulierung bei Alten, UB Alten, S. 56, zurück: „Verkauf von 2 Höfen mit 6 Hufen zu Rethen bei Grasdorf, nebst dem Kirchlehen und dem Holze, das die Colinge heisst“. In den zugrundeliegenden Urkunden ist Grasdorf nicht erwähnt: „twene buhove to Rethen unde ses hove, de dartho horen, unde de koten unde kotworde unde dat kercklen darselves und dat holt, dat de Kolinge hed“ (UB HS Hildesheim V, Nr. 413 und Nr. 458; siehe auch Lüntzel, Ältere Diöcese Hildesheim, S. 223). Zudem sind die beiden Urkunden vermutlich eher auf Rethen (Vordorf) zu beziehen: Das in den Urkunden erwähnte „holt, dat de Kolinge hed“ ist vermutlich mit dem nördlich von Rethen (Vordorf) gelegenen Waldgebiet zu identifizieren, dessen Flurname heute Kohlig lautet (vgl. auch UB Braunschweig IV, Nr. 88); auch die genannten Personen – Drost Ludger und Johann von Gerstenbüttel – werden in anderen Urkunden mit Bezug zu Rethen (Vordorf) erwähnt (etwa UB Braunschweig IV, Nr. 11). Lüntzel, Ältere Diöcese Hildesheim, S. 223 (Abschnitt Rethen).
  8. Alten, UB Alten, S. 157.
  9. Alten, UB Alten, S. 160.
  10. Alten, UB Alten, S. 164 (dort „Bulle“); UB Wülfinghausen II, Nr. 570.
  11. Kröger, Memorienbuch, S. 103 ff. Das Memorienbuch wurde während des 15. Jh. geführt, enthält jedoch auch ältere Einträge.
  12. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  13. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 429.
  14. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  15. Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 31.
  16. Flohr, St. Marien, S. 19.
  17. Zum Folgenden: Flohr, St. Marien, S. 20 ff.
  18. LkAH D 13 Nr. 1114; Kirchweihjubiläum, S. 41: 1666.
  19. Zit. bei Flohr, St. Marien, S. 30.
  20. Zit. bei Flohr, St. Marien, S. 33.
  21. Zum Kirchenbau: Flohr, St. Marien, S. 51 ff.
  22. Fraatz, Inspektion Pattensen, S. 17.
  23. KABl. 1899, S. 3.
  24. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 6. Ebd.: „Dass im Jahre 1935 Herr Pastor Wolkenhaar [sic] sich um die Pfarrstelle in Hannover bewarb, sah die Partei als ihren Sieg an“.
  25. LkAH, L 5a, Nr. 117 (Visitation 1939).
  26. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 8v; Flohr, St. Marien, S. 78 ff.
  27. Flohr, St. Marien, S. 79. Schaaf, S. 6: „Zerstörungswut verführter Jugend“.
  28. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 8v.
  29. KABl. 1950, S. 37; KABl. 1953, S. 135.
  30. LkAH, L 5a, Nr. 117 (Visitation 1953).
  31. LkAH, L 5a, Nr. 117 (Visitation 1953); Kirchweihjubiläum, S. 51.
  32. Zum Wiederaufbau: Schaaf, S. 8 ff.
  33. LkAH, L 5d, unverz., Grasdorf, Visitation 1959.
  34. KABl. 1971, S. 226 f.
  35. Kirchweihjubiläum, S. 45. Siehe auch LkAH, L 5d, unverz., Grasdorf, Visitation 1979.
  36. LkAH, L 5d, unverz., Grasdorf, Visitation 1986.
  37. Treuhandstiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, siehe: https://www.denkmalschutz.de/ueber-uns/treuhandstiftungen/detail/stiftung-ev-dorfkirche-st-marien-zu-grasdorf/91.html, 24.04.2024.
  38. KABl. 2015, S. 89 ff.
  39. KABl. 2009, S. 12 und S. 274.
  40. KABl. [in Vorbereitung].
  41. Flohr, St. Marien, S. 41. KABl. 1899, S. 3; KABl. 1950, S. 37; KABl. 1953, S. 135.
  42. LkAH D 13 Nr. 1114; KABl. 1953, S. 135.
  43. Kleinau, Neuer Text, S. 88.
  44. Alten, UB Alten, S. 157 und S. 164; siehe auch ebd., S. 275 (1587), und Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 31: „die sämtlichen v. Alten“. Siehe auch Kirchweihjubiläum, S. 34 f.
  45. Flohr, St. Marien, S. 71 ff.
  46. Vgl. Flohr, St. Marien, S. 28.
  47. Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 19; Flohr, St. Marien, S. 30 ff.
  48. Flohr, St. Marien, S. 42 ff.
  49. Abbildung: Flohr, St. Marien, S. 57.
  50. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 156.
  51. Flohr, St. Marien, S. 103.
  52. Flohr, St. Marien, S. 42.