Seit 1942 Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Beuchte (seit 1974 Ortsteil von Schladen) ist 1174 erstmals urkundlich belegt; das vor 1336 wüst gefallene Klein Beuchte erscheint bereits 1154 in der Bestätigungsurkunde des Bf. Bruno von Hildesheim für das Kloster Riechenberg.1 Zu den Hauptgrundbesitzern zählten die von Alvessem und (wohl als deren Erben) die von Rössing als Lehnsmänner der Hildesheimer Bf. 1441 verpfändeten sie einen Sattelhof an das Kloster Wöltingerode. Auch das Kloster Neuwerk hatte Besitz in Beuchte, der Zehnte war ab 1276 Eigentum des Klosters Riechenberg und ging 1365 durch Verkauf an das Hildesheimer Domstift über.
Die Kirche in Beuchte (Bokethe) war ursprünglich Filial (Kapelle) der Mutterkirche Gielde. Sie befand sich bis 1174 im Lehnsbesitz des Halberstädter und Goslarer Kanonikers Hermann und wurde in jenem Jahr – gemeinsam mit den Kirchen zu Gielde und Lengde – durch Bf. Adelog dem Kloster Heiningen übertragen.2 1280 übereignete eine Gruppe von Berechtigten an der Kirche dieselbe dem Deutschordenshaus in Goslar. 1287 schenkte Heinrich von Birkenstein dem Orden auch die Kirche von Weddingen samt Patronatsrecht, woraufhin die Ordensritter nach Weddingen übersiedelten. Die Kirche in Beuchte wurde mater combinata von Weddingen und dem dortigen Komturhof unterstellt. Von den Geistlichen wird 1331 der sacerdos Albert in Beuchte erwähnt.3
Die Landesherrschaft fiel nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1523) an die Welfen (Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel). Nach der Vertreibung Hzg. Heinrichs des Jüngeren führten 1542 die Besatzungstruppen des Schmalkaldischen Bundes die Reformation ein, die sich jedoch erst 1568 nach der Regierungsübernahme Hzg. Julius endgültig durchsetzte. Beuchte blieb auch luth., als es 1643 mit dem Großen Stift an das Fbm. Hildesheim (Amt Wiedelah) zurückgegeben wurde.
Als herausragende Persönlichkeit unter den P. in Beuchte erscheint Christian Gottlieb Broeder (amt. 1782–1819), der als Verfasser mehrerer Schulbücher der lateinischen Sprache und zweier Grammatiken (Großer und Kleiner Broeder) in der ersten Hälfte des 19. Jh. den Lateinunterricht nachhaltig beeinflusst hat. Für seine Verdienste als Gelehrter und Seelsorger erhielt er 1815 den Charakter eines Sup.4

Umfang

Das Dorf Beuchte mit den Mühlen obere und untere Schierk.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Neuenkirchen der Diözese Hildesheim. – Nach der Reformation (1542) der Suptur. Wolfenbüttel unterstellt; 1568 zur Spezial-Suptur. (Werla-)Burgdorf (für die Gerichte Schladen, Wiedelah, Vienenburg und Harzburg).5 Später zur Insp. Salzgitter. Von 1815 bis 1819 war Beuchte von der Aufsicht der Spezial-Insp. Salzgitter eximiert und unmittelbar dem GSup. unterstellt. 1826 kam es zur neu errichteten Insp. im Okertale mit Sitz in Vienenburg (1. Februar 1937 mit dem KK Goslar zum KK Goslar-Vienenburg vereinigt). 1. Oktober 1942 von der hannoverschen an die braunschweigische Landeskirche (Propstei Vienenburg, später Schöppenstedt).6

Patronat

Bis 1280 bestand ein Kompatronat des Hzg. Heinrich I. (der Wunderliche) von Braunschweig, des Gf. Meiner von Schladen, der Klöster Wöltingerode, Neuwerk, Heiningen und Ringelheim sowie der Ritter Volcmar von Goslar, Heinrich von Burgdorf und Konrad von Wehre. Nach deren Verzicht wurde das Patronatsrecht dem Deutschordenshaus in Goslar übertragen (bis 1803).7 Ausgeübt wurde es zuletzt durch den jeweiligen Kommandeur der Ballei Sachsen des Deutschen Ordens in Luklum.8 Von 1803 bis 1871 der Landesherr.

Kirchenbau

Dreiachsige, klassizistische Bruchsteinsaalkirche mit der Ostwand vorgelagerter Sakristei; 1836/37 an der Stelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus neu errichtet. Entwurf von Friedrich August Ludwig Hellner. Flache Holzbalkendecke. Hufeisenförmige Empore auf kannelierten Holzsäulen. Renovierung 1998.

Turm

Vierseitiger Dachreiter mit ins Achteck überführter, kupfergedeckter Spitze.

Ausstattung

Kanzelaltar mit Pilastergliederung. – Spätgotische Pietà (um 1500).

Orgel

1839 Neubau durch Johann Andreas Engelhardt (Herzberg), 11 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1902 Umbau/Änderung der Tonhöhe durch Orgelbauwerkstatt Voigt (Halberstadt). 1917 Ausbau der Prospektpfeifen aus Zinn (später durch Zinkpfeifen ersetzt). 1985 Instandsetzung durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven). 2015 Renovierung und Wiedereinbau des Zinnprospekts durch die Orgelbauwerkstatt Christoph Grefe (Ilsede).

Geläut

Zwei LG, I: a’ (Eisenhartguss, Gj. 1946, J. F. Weule, Bockenem); II: d’’ (Bronze, Gj. 1676, Heiso Meyer, Wolfenbüttel). – Früherer Bestand: Eine ältere LG von Heiso Meyer (Gj. 1678) wurde 1908 durch die Firma J. J. Radler (Hildesheim) umgegossen und wohl im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.

Friedhof

Bei der Kirche, Eigentum der KG.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542–15.. A.Hartmann Bentzler (Pentzler). – 1551 Friedrich Scheller. – 1568 Bertholdus Brandes. – 1569 Johann Schrader. – 1568 Christoph Offing in Weddingen. – 1606–16.. Laurentius Freidank. – 1616–1628 (1634) Magister Petrus Cannemann. – 1628 Henning Carstens. – 1635–1654 Georg Müller. – 1654–1663 Bartolt Brandes. – 1663–1706 Johannes Warnecke. – 1706–1707 Johann Henrich Alfes. – 1707–1748 Daniel Karl Heckel. – 1748–1774 Johann Heinrich Hintze. – 1775–1782 Johann Karl Schrickel. – 1782–1819 Christian Gottlieb Bröder. – 1819–1835 Johann Heinrich August Wendebourg. – 1836–1866 Karl Johann Heinrich Rauterberg. – 1866–1867 Friedrich Wilhelm Ferdinand Burgdorff. – 1867–1886 Joseph Wilhelm Firnhaber. – 1887–1919 Paul Eduard Emanuel Flemming. – 1919–1922 Gustav Friedrich Matthey. – 1922–1932 Heinrich Friedrich Philipp Ranft. – 1933–1937 Johann Heinrich Tongers. – 1938– Fritz Viktor Albers.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 89, ebd. III, S. 11

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1002–1006 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 765–774 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 207Digitalisat, 208Digitalisat, 209Digitalisat, 210Digitalisat (Visitationen).

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 220; Kiecker/Borchers, KD Lkr. Goslar, S. 42–44; Zobel, Heimatbuch Lkr. Goslar, S. 185–190.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 283.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 366.
  3. UB HS Hildesheim IV, Nr. 1189.
  4. LkAH, A 6, Nr. 765 u. 773a.
  5. Reller, Kirchenverfassung, S. 157 und 214; Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 123.
  6. KABl. 1943, S. 1–4.
  7. UB Goslar II, Nr. 272.
  8. LkAH, A 6, Nr. 773b.