Seit 1982 Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (2009: Ev. Kirche in Mitteldeutschland) | Patrozinium: Jacobus1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Rodesiedlung am Ellerbach im südlichen Harzvorland, entstanden um 1100 und 1190 erstmals urkundlich genannt. In dem Fleglerkrieg kam es 1412 zu einem größeren Bevölkerungszuzug aus den zerstörten Dörfern Bettlershayn und Königerode. Bettlershayn bildete noch im 19. Jh. eine rechtlich eigenständige Kommune innerhalb der Ortsgemeinde Appenrode. – Seit 1994 ist Appenrode Ortsteil der Stadt Ellrich.
Die Kirche erscheint 1247 in einer Bulle Papst Innocenz IV., in der er das Kloster Ilfeld in seinen Schutz nahm und seinen Besitz, darunter villam Appenrode cum parochia, bestätigte.2 Nach der Gründungsgeschichte des Klosters Ilfeld von Johannes Caput soll Lutrudis, die Ehefrau des Gf. Elger II. von Ilfeld Dorf und Kirche in Appenrode dem Kloster übertragen haben.3 Der Kirche in Appenrode stand u. a. der Zehnte der westlichen Hälfte der villa Bettelershain zu, was ihr in einem Streit mit den Brüdern Friedrich und Hermann von Königerode durch den Gf. Dietrich von Hohnstein 1288 noch einmal bestätigt wurde.4 1300 gewährten mehrere italienische Bf. zur Hebung des Besuchs der Kirche St. Jacobi in Appenrode an bestimmten Festtagen sowie bei Zuwendungen zugunsten der Kirche und ihrer Ausstattung einen Ablass von 40 Tagen.5 Am 21. Mai 1495 weihte Georg Fabri, Titular-Bf. von Bir Seba, in der Kirche zu Appenrode einen Altar zu Ehren Jesu Christi, der Jungfrau Maria sowie der Heiligen Laurentius, Georgius, Martin und Wolfgang und gewährte zum Besuch der Kirche und ihrer Altäre an den Stiftungstagen und Patronatsfesten gleichfalls einen Ablass von 40 Tagen.6 – Über die vorref. Geistlichen liegen nur wenige Angaben vor. 1378 wurde bestimmt, dass die Pfarrstelle stets mit einem Konventualen oder Ordensbruder des Klosters Ilfeld besetzt werden muss. 1380 ist Heinrich von Taba als Pfarrer in Appenrode belegt.7
Die Reformation setzte sich in Appenrode schon früh durch. Als erster luth. Geistlicher gilt der frühere Walkenrieder Zisterzienser Johann Molhusen, der von den aufständischen Bauern 1525 aus dem Kloster vertrieben worden war und als Prediger in Appenrode blieb.8 Die förmliche Einführung des neuen Bekenntnisses in der Gft. Hohnstein erfolgte allerdings erst 1556. P. Johann Wippershayn, der von 1566 an im Amt war, war der erste stolbergische Sup. (später P. in Uftungen und Wallhausen, † 1582).
Das Ksp. Appenrode war mit dem untergegangenen Pfarrdorf Bischofferode (ab 1752 Vorwerk der von Spiegel zum Desenberg) vereinigt. Die kleine Ortschaft umfasste 1817 nur noch fünf Häuser, verfügte jedoch in früherer Zeit über eine eigene Kirche. Wegen der geringen Einkünfte ordneten Abt und Prior des Klosters Ilfeld im Einvernehmen mit Hermann von Holbach als Burgmann zu Hohnstein 1378 an, die Kirche in Appenrode (als mater) und Bischofferode, dy allernest darby lyet, samt ihrem Zubehör zu einer Pfarre zu vereinigen.9 Überreste der Kirche von Bischofferode waren 1817 noch zu sehen. Die Geistlichen wurden auch nach ihrem Untergang als „Pastor zu Appenrode und Bischofferode“ bezeichnet. Das Ksp. zählte 1817 insgesamt 304 Gemeindeglieder.
In der NS-Zeit kam es zu kirchenfeindlichen Äußerungen und Handlungen des Ortsgruppenleiters, eines früheren Kirchenvorstehers.10

Umfang

Das Dorf Appenrode mit dem Vorwerk Bischofferode.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Jechaburg (Sedes Berga superior) der Erzdiözese Mainz. – Seit 1639/1733 unterstand Appenrode einem gräflich stolbergischen Inspektor, ab 1728 auch einem hannoverschen Sup. für die Gft. Hohnstein. 1875 wurden beide Funktionen in der Insp. für die Gft. Hohnstein (Sitz in Neustadt/Harz, ab 1903 in Ilfeld) vereinigt. 1924 KK Grafschaft Hohnstein/Ilfeld. Mit der deutschen Teilung wurde der KK von der Landeskirche getrennt. Das LKA ermächtigte das Konsistorium in Ilfeld durch Verfügung vom 27. August 1945 selbständig alle zur Aufrechterhaltung der laufenden Verwaltung notwendigen Kirchenverwaltungsgeschäfte vorzunehmen. Infolge der Bildung des „Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR“ ging die Verwaltung über den Kirchenbezirk Ilfeld mit den ihm angehörenden und angegliederten in der DDR gelegenen Gemeinden nach vorhergehenden Verhandlungen mit der Kirchenleitung in Dresden mit dem 1. April 1969 gemeinsam mit dem östlichen Teil der braunschweigischen Propstei Blankenburg auf die sächsische Landeskirche über. Alle überkommenen innerkirchlichen Zuständigkeiten und Aufgaben wurden weiterhin durch das Konsistorium in Ilfeld wahrgenommen. Mit dem 1. Januar 1974 wurde der Konsistorialbezirk Ilfeld ganz an die Ev.-luth. Landeskirche Sachsens angeschlossen und mit Wirkung vom 1. Januar 1982 in die Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen eingegliedert.

Patronat

Der Abt des Klosters Ilfeld. Bei der Vereinigung der Kirche von Appenrode und Bischofferode (1378) wurde die Lehnsvergabe für die Pfarre dem Hohnsteiner Burgmannen Hermann von Holbach (vorher Patronatsherr der Kirche in Bischofferode) und seinen Erben übertragen, mit der Maßgabe, dass er einen Kanoniker oder Bruder des Klosters präsentiere.11 Seit 1417 war der Fürst zu Stolberg-Stolberg als Besitzer des Waldguts Stolberg Patronatsherr. Die Pfarrstellenbesetzung erfolgte später gemeinschaftlich durch das Oberkons. in Hannover und den Gf. von Stolberg-Stolberg als Gf. zu Hohnstein und Besitzer des Amts Hohnstein (ab 1778 im Namen des gräflichen Hauses durch das Ministerium in Hannover verwaltet).12 1801: Konsistorium zu Neustadt; 1948: Konsistorium zu Ilfeld. Das Patronat ist aufgehoben.

Kirchenbau

Schlichter, rechteckiger Saalbau aus teilweise verputztem Bruchstein, Ostgiebel in Fachwerk (1723/25), 1900 um den Anbau eines niedrigeren Chors im Osten erweitert. Der Innenraum wird durch eine Holztonne mit Resten barocker Bemalung geschlossen, die in den 1960er Jahren modern erneuert wurde.

Turm

Im Westen ein achtseitiger Dachreiter mit barocker Haube und offener Laterne.

Orgel

Auf der Westempore. Eine Orgel wurde 1800 durch den Orgelbauer Werner (Steina) erbaut und bereits 1807 durch Firma Deppe (Nordhausen) instandgesetzt.13 Das jetzige Instrument aus der Mitte des 19. Jh. stammt von einem unbekannten Orgelbauer. 1960 Umdisponierung durch Rudolf Böhm (Gotha), 13 II/P (HW, OW), mechanische Traktur. Derzeit (2014) nicht spielbar.

Geläut

Zwei LG (Gußeisen, Gj. 1960). – Eine SG (Bronze, Gj. 1859, Gebrüder Stützer, Benneckenstein). – Früherer Bestand: Die älteren LG wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.

Friedhof

Kommunaler Friedhof vor dem südlichen Ortsausgang an der Bischofferöder Straße. FKap.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1525 Georg (oder Johann) Mohlhusen(Molhus). – 1554–15.. Johann Schnelle. – Vor 1565 Andreas Wacker. – 1565 Heinrich Henning. – 1566 Johann Wippershayn. – 1570 oder schon früher bis etwa 1600 (?) Jakobus Kraft (Crato). – 1601 (?)–1630 Andreas Schröter. – 1631 Johann Jonas (?).– 1632–1646 Andreas Patenius. – 1646–1662 Johann Götze. – 1662–1689 Johann Nikolaus Richard. – 1690–1700 Dietrich Gerhard Großhayn (Großhein). – 1700–1748 Adam Ludolph Justi. – 1748–1772 Johann Gottlieb Ehrhardt. – 1772–1780 Gottlob Ludwig Ziegler. – 1780–1783 Johann Friedrich Günther Leopold. – 1783–1800 Just Ludwig Günther Leopold. – 1801–1834 Johann Andreas Müller. – 1835–1857 Ernst Christian Heinrich Kermann. – 1857–1891 Johann Friedrich Wilhelm Thelemann. – 1892–1893 Gustav Walter Voigt. – 1894–1935 Heinrich Georg Wilhelm August Berghegger.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 28–29

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 334–335 u. 5789–5795 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 277–280 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 73Digitalisat und 2822Digitalisat, 2823Digitalisat (Visitationen).

Quelle

Mitteilung Burkhard Becker (Vorsitzender des Gemeindekirchenrats) vom 29. Mai 2016.

Kirchenbücher

Taufen: ab 1749 (unvollständig: 1801)
Trauungen: ab 1749
Begräbnisse: ab 1749
Kommunikanten: ab 1771 (Lücken: 1879–1905)
Konfirmationen: ab 1801

Literatur

A: Dehio, Thüringen, S. 43; Leopold, Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik, S. 82–77.

B: August Berghegger: Bittgesuch des P. J. A. Müller in Appenrode an das Hannoversche Ministerium vom 16. Juni 1831, in: ZGNK 29/30 (1925/26), S. 250–252; Fritz Hoffmann: Appenrode/Südharz – ein Dorf, das über 470 Jahre aus zwei Kommunen bestanden hat, in: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 34 (2009), S. 99–108.


Fußnoten

  1. Im 18. Jahrhundert zeitweilig Trinitatis.
  2. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 47.
  3. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 1.
  4. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 115.
  5. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 151.
  6. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 578.
  7. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 373.
  8. Leopold, Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik, S. 28.
  9. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 369 und 371.
  10. LkAH, L 5c, unverz., Appenrode, Visitation 1944.
  11. Köhler, Ilfelder Regesten, Nr. 369 u. 371.
  12. Leopold, Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik, S. 49.
  13. Leopold, Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik, S. 74.